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Bundesamt für Naturschutz

UNESCO Biosphärenreservate

UNESCO Biosphärenreservate sind Modellregionen, die nachhaltige Entwicklung und Naturschutz verknüpfen. Das UNESCO Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ sorgt für ihre Weiterentwicklung, evaluiert und vernetzt sie weltweit.

UNESCO Biosphärenreservate

Das UNESCO-MAB-Programm „Man and biosphere“ („Der Mensch und die Biosphäre“) ist ein interdisziplinäres Programm, das bereits 1970 eingerichtet wurde. Es ist das erste globale Programm, das sich mit Mensch-Umweltbeziehungen beschäftigte. Das zentrale Instrument sind Biosphärenreservate. Diese dienen als Modellregionen zur Erprobung nachhaltiger Wirtschaftsweisen, um den Ansprüchen von Mensch und Umwelt gerecht zu werden. Es geht um gesellschaftliche und ökonomische Fragestellungen, um die Sicherung der biologischen Vielfalt und Ökosystemfunktionen und um den Erhalt der charakteristischen Kulturlandschaft. 

Das deutsche MAB-Nationalkomitee

Im BfN ist die Geschäftsstelle des deutschen MAB-Nationalkomitees angesiedelt. Das BfN arbeitet gemeinsam mit dem Nationalkomitee und anderen nationalen und internationalen Akteuren an der Umsetzung und Fortentwicklung des UNESCO MAB-Programms in Deutschland, sowie an Projekten im internationalen Weltnetz der Biosphärenreservate.

Aufgehende Sonne über dem Schaalsee
Aufgehende Sonne über dem Schaalsee

Umsetzung des MAB-Programms in Deutschland

Qualitätssicherung in deutschen Biosphärenreservaten – Weiterentwicklung von Kriterien, Empfehlungen und Umsetzungsstrategien

Nachhaltige Entwicklung modellhaft umsetzen – so lautet die zentrale Aufgabe von Biosphärenreservaten in der Entwicklungszone. Im Rahmen eines F&E-Vorhabens wurde ein Indikatorenset entwickelt das als Basis genutzt werden kann, um nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltige Entwicklung in Biosphärenreservaten zu beschreiben und zu bewerten. Dieses unterlegt entwickelte Bewertungsfragen und Parameter mit messbaren Kenngrößen. Die Resultate wurden als Praxisleitfaden veröffentlicht.

Erfahrungsaustausch im Rahmen des UNESCO MAB-Programms

Projekte zu Förderung des Erfahrungsaustauschs

In verschiedenen Projekten und Tagungen werden Biosphärenreservate und Beteiligte vor Ort zusammengebracht um den Auf- und Ausbau von Biosphärenreservaten zu unterstützen, die internationale Zusammenarbeit zu stärken und den Austausch untereinander zu fördern um von Erfahrungen und Expertise zu profitieren.  

Das deutsche MAB-Jugendforum bringt engagierte junge Menschen, die in Biosphärenreservaten leben und arbeiten, zusammen. Auf der viertägigen Veranstaltung steht neben Vernetzung und Austausch zu relevanten Themen der Biosphärenreservate die Entwicklung eigener Projektideen auf dem Programm. Im Rahmen von Workshops und Exkursionen vertiefen die Teilnehmenden gemeinsam ihre Fachkenntnisse und lernen nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweisen, die einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der biologischen Vielfalt leisten, kennen. Das 3. MAB-Jugendforum fand vom 22.-25. September 2023 im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen statt.

Die mehrteilige Tagungsreihe fördert den Austausch europäischer Biosphärenreservate zu aktuellen, relevanten Themen. Zwischen 2019 und 2022 trafen sich Leiter*innen und Praktiker*innen aus Biosphärenreservaten sowie Wissenschaftler*innen, um sich in drei Workshops zu Insektenschutz in Biosphärenreservaten, Partizipation und Klimaneutralität in Biosphärenreservaten auszutauschen. Der nächste Workshop wird sich Anfang 2024 mit dem Thema „Forschung in Biosphärenreservaten“ beschäftigen.

Auf der internationalen Konferenz im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin waren im Mai 2022 mehr als 100 Nachwuchsforschende, Forschungsverantwortliche und Wissens- und Erfahrungsträger*innen aus 46 Ländern zusammengekommen. Sie tauschten sich zu aktueller Forschung aus und entwickelten Ideen, wie sich Wissenschaft und Forschung im Kontext des UNESCO MAB-Programms besser in den Fokus rücken lassen. So empfiehlt die von den Teilnehmenden gemeinsam erarbeitete „Eberswalde Declaration“ unter anderem, die Bekanntheit von Biosphärenreservaten als attraktive Forschungsfelder und Untersuchungsgebiete zu stärken, die Datenverfügbarkeit zu verbessern und verstärkt Forschungsergebnisse auszutauschen.

Ziel des Projekts war die Unterstützung deutscher Biosphärenreservate bei Auf- und Ausbau internationaler Beziehungen. Dazu wurden unter anderem eine Bedarfsanalyse durchgeführt, ein Workshop veranstaltet und ein umfangreicher Leitfaden sowie mehrsprachiges Kommunikationsmaterial erstellt.

Grüne Wiese mit Schafgarbe und spielenden Kindern
Oberes Vessertal

Projekte im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit

Unterstützung deutscher Biosphärenreservate in der internationalen Zusammenarbeit

Langfristige internationale Partnerschaften wie zum Beispiel zwischen dem deutschen Biosphärenreservat Schaalsee und dem westafrikanischen Biosphärenreservat Lake-Bosomtwe machen das Weltnetz der Biosphärenreservate zu einem Ort des globalen Austauschs zwischen Expertinnen und Experten, die zugleich tief in ihren Regionen verwurzelt sind. Das BfN unterstützt die Zusammenarbeit deutscher Biosphärenreservate mit anderen Biosphärenreservaten aus dem Weltnetz. 

Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit deutscher Biosphärenreservate mit Biosphärenreservaten aus dem Weltnetz, entwickelte sich eine Kooperation Brandenburger Biosphärenreservate mit dem Biosphärenreservat Indawgyi-See in Myanmar. Der Indawgyi-See ist der einzige Süßwassersee Myanmars und ist von internationaler Bedeutung für den Schutz der Biodiversität und der Lebensgrundlage mehrerer zehntausend Menschen. Das  Projekt beschäftigte sich mit der Unterstützung des Biosphärenreservats Ingdawgy-See in den Bereichen Capacity Building, See-Monitoring, Durchgängigkeit von Fließgewässern und Umgang mit den Folgen des illegalen Goldbergbaus.

Das UNESCO-Biosphärenreservat Lake Bosomtwe wurde im Juni 2016 von der UNESCO anerkannt. Das Gebiet ist durch den Bosomtwe-See geprägt, Ghanas größtem natürlichen See, der sowohl für die Naherholung, aber auch aus spirituellen Gründen von Bedeutung ist. Das Biosphärenreservat Schaalsee wurde im Jahr 2000 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Es ist maßgeblich durch den Schaalsee geprägt. Es gibt viele Gemeinsamkeiten und Parallelen zwischen dem Biosphärenreservat Lake Bosomtwe und dem Biosphärenreservat Schaalsee. Daher besteht seit einigen Jahren das Bestreben der beiden Seiten, eine langfristige, von gemeinsamen Interessen getragene Kooperation, einzugehen.

Durch die Erweiterung der UNESCO-Biosphärenreservate Central Balkan und Thüringer Wald wurden neue Themen und neue Akteure für eine nachhaltige Entwicklung relevant.

In einem gemeinsamen Workshop mit dem Schwerpunkt „Partizipation in Biosphärenreservaten“ tauschten sich die Vertreter*innen beider Gebiete aus und vertieften ihre Zusammenarbeit. Dabei bedurfte es einerseits einer Reflektion der bereits abgelaufenen Partizipationsprozesse in den erweiterten Gebietskulissen. Des Weiteren war Wissen über Qualitätsstandards für gelungene Partizipation erforderlich, um diese unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten zu verankern. Die Partnerschaft wurde mit einer Absichtserklärung besiegelt. 

Auf der Abbildung sieht man eine Bahnbrücke in Tokarevka, Rominter Heide.
Bahnbrücke in Tokarevka, Rominter Heide

Aktivitäten des BfN im Weltnetz der Biosphärenreservate

Projekte im Weltnetz

Das BfN begleitet nicht nur die internationale Zusammenarbeit deutscher Biosphärenreservate, sondern unterstützt auch andere Staaten bei der Umsetzung des UNESCO MAB-Programms. Im Fokus stehen neben der Identifizierung geeigneter Gebiete die Vorbereitung von Nominierungen für eine Anerkennung als UNESO-Biosphärenreservat sowie Unterstützung beim Management und der Kapazitätenaufbau vor Ort.

Im Rahmen der Kaliningrader Umwelttage, die seit 2002 jährlich stattfinden, wurde vor einigen Jahren die Unterstützung Deutschlands bei einer nachhaltigen Regionalentwicklung im Kaliningrader Gebiet erörtert. Seit 2007 liegen erste Machbarkeitsstudien und Zonierungsvorschläge für die Entwicklung eines Großschutzgebietes Rominter Heide vor.

In einem im August 2022 abgeschlossenen Projekt arbeiteten deutsche und russische Fachleute und Akteure zusammen, um insbesondere den Naturpark "Wystinets", bei der Nominierung des russischen Teils der Rominter Heide als UNESCO-Biosphärenreservat zu unterstützen. Konkret wurden u. a. gemeinsam Antragsdokumente zur offiziellen Einreichung durch die Russische Föderation bei der UNESCO erarbeitet sowie ein Managementplan zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des zukünftigen Biosphärenreservates erstellt. Da es bislang noch kein Biosphärenreservat im Kaliningrader Gebiet gibt, wäre die Nominierung  auch ein wesentlicher Schritt zur stärkeren Einbeziehung Kaliningrads in das internationale Wissenschaftsprogramm „Der Mensch und die Biosphäre“ der UNESCO.

Mit der Unterstützung für die Erarbeitung eines Managementhandbuches für Biosphärenreservaten in Afrika leistete das BfN einen Beitrag dazu, Praktikern die Umsetzung des UNESCO-MAB Programms zu erleichtern. Das umfangreiche Handbuch wurde von einem Team afrikanischer Experten verfasst und von der Deutschen UNESCO-Kommission zusammengestellt. Es enthält viele hilfreiche Anregungen und Empfehlungen zu konkreten Managementfragen wie: nachhaltiger Ressourcennutzung, Risiko- und Konfliktmanagement, Planung, Partizipation etc.

Als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung können Biosphärenreservate einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele leisten. Durch den Schutz der Natur in der Kernzone der Biosphärenreservate können natürliche Ressourcen auch für zukünftige Generationen erhalten werden. Naturverträgliche Einkommen-generierende Maßnahmen in der Entwicklungszone der Biosphärenreservate und Bildungsangebote insbesondere für junge Menschen schaffen Perspektiven. Das BfN unterstützt die Einrichtung und das Management von Biosphärenreservaten im südlichen Afrika in enger Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern und der Deutschen UNESCO-Kommission.

Berglandschaft mit Fluss in Südafrika
Drakensberge, Südafrika
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