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Bundesamt für Naturschutz

Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiete sind nach § 23 BNatSchG rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist. Sie gehören – neben Nationalparken – zu den sehr streng geschützten Flächen in Deutschland. Die Schutzgebietskategorie gibt es bereits seit 1920.

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Naturschutzgebiete gehören – neben Nationalparken – zu den sehr streng geschützten Flächen in Deutschland. Die Fläche der Naturschutzgebiete in Deutschland hat sich seit Beginn der 1990er Jahre verdoppelt. Die meisten Naturschutzgebiete sind jedoch relativ klein, wodurch sie anfälliger gegen äußere Einflüsse wie Nährstoffeintrag oder Entwässerung sind.

Historisches

Die Schutzgebietskategorie „Naturschutzgebiet“ (NSG) wurde erstmals im Preußischen Feld- und Forstpolizeigesetz (PrFFGG) aus dem Jahre 1920 rechtlich verankert (andere Staaten Deutschlands zogen später nach). Danach kann das Neandertal als das erste deutsche NSG betrachtet werden (festgesetzt am 9. August 1921), gefolgt von der Lüneburger Heide (festgesetzt am 29. Dezember 1921) und dem Siebengebirge (festgesetzt am 7. Juni 1922). Im Jahre 1923 waren 12 Gebiete als NSG gesichert. Erst mit dem Reichsnaturschutzgesetz aus dem Jahr 1935 kam die Kategorie „Naturschutzgebiet“ gesamtstaatlich zum Tragen. Im Jahre 1936 waren bereits 98 Gebiete als Naturschutzgebiet rechtlich gesichert. 

Dennoch gab es schon vor 1920 Flächenschutzbemühungen, die zu ähnlichen Resultaten wie Naturschutzgebieten führten. Die ersten Schutzgebiete, die mehr oder weniger analog zum Naturschutzgebiet durch Verfügungen oder Polizeiverordnungen kombiniert mit Flächensicherungen verschiedenster Art überwiegend als flächenhafte Naturdenkmale geschützt wurden, wären bei einer solchen Betrachtung u. a. die Gebiete:

  • Bamberger Hain (1804)
  • Drachenfels im Siebengebirge (1836)
  • Hochstein/Totenstein in der Oberlausitz (1844)
  • Neuenburger Urwald in Ostfriesland (1850)
  • Teufelsmauer im Harzvorland (1852)
  • Hasbruch bei Oldenburg (1889)
  • Plagefenn in der Schorfheide (1907)
  • Sababurg im Reinhardswald (1907)
  • Arterner Solgraben im Kyffhäuserkreis (1908)
  • Insel Trischen und Hallig Norderoog im schleswig-holsteinischen Wattenmeer (1909)
  • Insel Langenwerder in der Wismarbucht (1910)
  • Pflanzenschonbezirk Berchtesgadener Alpen (1910)
  • Wilder See im Nordschwarzwald (1911)

Naturschutzgebiete in Deutschland

Mit Stand 12/2022 verfügt Deutschland über 9.006 Naturschutzgebiete. Die Naturschutzgebietsfläche in Deutschland beträgt 2.713.979,8 ha (inklusive der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ), der 12 Seemeilen Zone in Nord- und Ostsee und des Bodensees) bzw. 1.466.143 ha (terrestrische Fläche). Dies entspricht 6,5 % der Gesamtfläche bzw. 4,1 % der Landfläche.

Überdurchschnittliche Flächenanteile von Naturschutzgebieten weisen die AWZ (31,5 %), das Saarland (8,9 %), Schleswig-Holstein (8,4 %), Nordrhein-Westfalen (8,6 %), Brandenburg (8,3 %) und Bremen (8,8) auf. Unterdurchschnittlich (unter 2,5 %) sind die NSG-Anteile in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Auch innerhalb der einzelnen Bundesländer bestehen z.T. große Unterschiede.

Flächengröße der Naturschutzgebiete

Die durchschnittliche Größe eines Naturschutzgebietes liegt bei rund 300 ha. Ca. 58 % aller Naturschutzgebiete sind kleiner als 50 ha, sie sind damit oft nicht ausreichend gegen negative Außenfaktoren wie Entwässerung und Eutrophierung abgepuffert. Nur ca. 15 % umfassen eine Fläche von über 200 ha. Großflächige Naturschutzgebiete weisen besonders die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen sowie die Ausschließliche Wirtschaftszone in der deutschen Nord- und Ostsee auf. In den Ländern Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg liegen die durchschnittlichen NSG-Größen hingegen deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt. Insgesamt weisen 261 Gebiete eine Fläche von über 1.000 ha auf.

In welchem Maße ein Naturschutzgebiet seine Schutzfunktion erfüllen kann, hängt nicht zuletzt von seiner Flächengröße ab. Kleine Naturschutzgebiete werden aufgrund ihrer Insellage und wegen der im Verhältnis zu ihrer Fläche langen Grenze stärker von ihrer Umgebung beeinflusst als große Naturschutzgebiete und zeichnen sich daher oft durch einen schlechteren Erhaltungszustand aus. Im Hügel- und Bergland ist die Ausweisung von Naturschutzgebieten differenzierter und kleinflächiger, während im norddeutschen Tiefland offensichtlich großflächiger ausgewiesen wird.

Die größten Naturschutzgebiete Deutschlands sind nachfolgend aufgeführt:

Naturschutzgebiete Deutschlands > 5.000 ha (Stand: 12/2021)

NaturschutzgebietLandGröße [ha]prägende Biotoptypen (Bemerkungen)
Sylter Außenriff-Östliche Deutsche BuchtAWZ560.300Nordsee-Ökosysteme
Pommersche BuchtAWZ209.200Ostsee-Ökosysteme
DoggerbankAWZ169.200Nordsee-Ökosysteme
Nordfriesisches WattenmeerSH136.570Wattenmeer-Biotoptypen (NSG ist gleichzeitig Teil des Nationalparks)
Borkum RiffgrundAWZ62.500Nordsee-Ökosysteme
AmmergebirgeBY28.877Montane Mischwälder bis (sub)alpine Biotoptypen
FehmarnbeltAWZ28.000Ostsee-Ökosysteme
Lüneburger HeideNI23.315Buchen- und Eichenmischwälder, Heiden, Kiefernforste
Allgäuer HochalpenBY20.797(sub)alpine Biotoptypen
Wattenmeer nördlich HindenburgdammSH20.188Wattenmeer-Biotoptypen (NSG ist gleichzeitig Teil des Nationalparks)
Karwendel und KarwendelvorgebirgeBY19.348(sub)alpine Biotoptypen
Oberlausitzer Heide- und TeichlandschaftSN13.000Kiefernforste, Teiche (NSG ist gleichzeitig Teil des BR Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft)
AußenemsNI12.024Watt- und Wasserflächen
Nationalpark Unteres OdertalBB10.445Auengrünland, Gewässer (gleichzeitig Nationalpark)
Ohre-DrömlingST10.365Grünland, Feuchtwälder, Fließgewässer, Gräben
Borkum RiffNI10.125Nordsee-Ökosysteme
KadetrinneAWZ10.000Ostsee-Ökosysteme
Östliche Chiemgauer AlpenBY9.863(sub)alpine Biotoptypen
Heidehof - GolmbergBB9.834Heiden, Primärwälder
StechlinBB8.658Buchenwälder, Kiefernforste, Stillgewässer, Moore
Mittelelbe zwischen Mulde und SaaleST8.507Naturnahe Auenlandschaft
Niedersächsischer Mündungstrichter der ElbeNI8.400Watt- und Wasserflächen
Elbe und InselnNI7.667Watten und Marschen
Peenemünder Haken, Struck und Ruden-Gebietsteil AMV7.548Ökosysteme der Ostsee, Salzwiesen, Dünen
Kleine SchorfheideBB7.375Heiden, Primärwälder, Kiefernforste
Forst Zinna - Jüterbog -KeilbergBB7.193Heiden, Primärwälder, Kiefernforste, Dünen
Wildnisgebiet Königsbrücker HeideSN7.000Primarwälder, Kiefernforste, Heiden
Peenetal von Salem bis JarmenMV6.716Durchströmungsmoore
Lieberoser EndmoräneBB6.714Heiden, Primärwälder, Kiefernforste, Moore
Aland-Elbe-NiederungST6.009Grünland und Auenökosysteme der Elbe
Grumsiner Forst/RedernswaldeBB5.850Buchen(misch)wälder (NSG ist gleichzeitig Teil des BR Schorheide-Chorin)
Innerer OberspreewaldBB5.643Erlenbruchwälder, Fließe (NSG ist gleichzeitig Teil des BR Spreewald)
Nuthe-Nieplitz-NiederungBB5.567Grünland, Stillgewässer
Havelländisches LuchBB5.530Niederungslandschaft der Havel
Helgoländer FelssockelSH5.138Flachwasserzone und Riffe der Nordsee
Naturschutzgebiet WarndtSL5.061Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder, Auenwälder, Mähwiesen, Borstgrasrasen
Kienhorst/Köllnseen/EichheideBB5.005Kiefernwälder, mesotrophe Seen und Moore (NSG ist gleichzeitig Teil des BR Schorheide-Chorin)

Viele Naturschutzgebiete werden durch Nutzungen weiterhin beeinträchtigt. Hierbei handelt es sich insbesondere um verschiedene Formen der Freizeitnutzung, Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Verkehr. Deshalb können die per Verordnung in den Naturschutzgebieten festgelegten Naturschutzziele bestimmte Nutzungsformen einschränken oder Gebote und Verbote zur Folge haben.

Entwicklung der NSG seit 1968

Nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Naturschutzgebiete in Deutschland seit 1968 mittels der Anzahl der Gebiete sowie des Flächenanteils in Bezug zur Gesamtfläche Deutschlands.
Erkennbar ist, dass es infolge der zunehmenden Biodiversitätskrise insbesondere im Zeitraum von 1980 bis 2010 zu einer deutlichen Zunahme der Ausweisung von Naturschutzgebieten kam.

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