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Bundesamt für Naturschutz

„Allgäuer Moorallianz“: Klimaschutz, Regionalentwicklung und Sicherung von Mooren Hand in Hand

Presse
Bundesprogramm Biologische Vielfalt
29.08.2019
Seeg
„Die Allgäuer Moorallianz und unser Förderprogramm „chance.natur“ haben etwas gemein-sam: Sie beide feiern in diesem Jahr einen runden Geburtstag: Die Allgäuer Moorallianz ihren zehnten, „chance.natur“ seinen 40.“, sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), als sie heute das Projektgebiet im Sulzschneider Wald in der Gemeinde Seeg im Landkreis Ostallgäu besuchte.
Spirken-Hochmoor im Allgäu
Spirken-Hochmoor im Allgäu

Das ambitionierte Ziel der Allgäuer Moorallianz ist es, naturnahe Moore und Wälder eines der am besten mit Mooren ausgestatteten Gebiete Deutschlands dauerhaft zu sichern, den Wasserhaushalt geschädigter Hochmoore zu sanieren und artenreiches Grünland im Umfeld der Hochmoore zu erhalten. "Durch diese Maßnahmen erhält das Naturschutzgroßprojekt in beeindruckender Weise eine bundesweit herausragende Landschaft. Es trägt dazu bei, traditionelle Nutzungsarten wie die Streuwiesennutzung zu erhalten und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag für die biologische Vielfalt und den Klimaschutz", sagte Prof. Beate Jessel.

Zum einen zählen in Deutschland Moore zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. So sind beispielsweise lebende Hochmoore "akut vom Aussterben bedroht". Auch viele moortypische Arten sind heute stark gefährdet. Im Projektgebiet findet sich jedoch noch eine Vielzahl dieser in vielen Regionen bereits ausgestorbenen Arten wie der Hochmoorlaufkäfer, die Hochmoormosaikjungfer und das Zierliche Wollgras.

Zum anderen sind Treibhausgase aus entwässerten Mooren für gut vier Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die deutliche Anhebung des Wasserstands und Schaffung eines möglichst naturnahen Wasserhaushalts in den Mooren ist daher eine wichtige Voraussetzung, um ein zukünftiges Moorwachstum zu erreichen und dadurch die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen zu verringern.

"Das Besondere der Allgäuer Moorallianz ist dabei die enge Kooperation zwischen Nutzern und Naturschutz", sagte Landrätin Maria Rita Zinnecker. "Hier im Sulzschneider Wald konnten wir in Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten als Eigentümerin bereits einige Sanierungsarbeiten zur Wiederherstellung eines funktionierenden Moorwasserhaushalts umsetzen."

Die enge Verknüpfung von Naturschutzzielen mit der Regionalentwicklung wird auch an anderen Stellen sichtbar. Weil die "Allgäuer Moorallianz" zum Beispiel die Landwirtschaft vor Ort mit Hilfe des "50-Höfe-Programms" dabei unterstützt hat, ihre technische Ausstattung für die aufwändige Mahd der Streuwiesen und die Verwertung des Mahdguts zu optimieren, können Streuwiesen wieder bewirtschaftet werden. Darüber hinaus wurden die Wahrnehmung der Moore und deren Erlebbarkeit für Einheimische und Auswärtige unterstützt, zum Beispiel durch die Informationsausstellung zum Naturschutzgroßprojekt im sogenannten Moorbahnhof in Seeg.

"Eine Kooperation zwischen Naturschutz und Landnutzern, wie sie in der Allgäuer Moorallianz gelebt wird, ist vorbildlich und eine Grundvoraussetzung für den Erfolg von Naturschutzgroßprojekten dieser Art, aber wie wir wissen, alles andere als eine Selbstverständlichkeit", sagte die BfN-Präsidentin. Mit Blick auf das 40-jährige Bestehen des Bundesförderprogramms "chance.natur" und die sehr gute Zusammenarbeit vor Ort und mit dem Freistaat Bayern warb Prof. Beate Jessel für weitere Naturschutzgroßprojekte, auch in Bayern. "Denn gute Ideen - wie in der Allgäuer Moorallianz - unterstützt das BfN gerne!"

BfN-Präsidentin Beate Jessel und Landrätin Maria Rita Zinnecker im Sulzschneider Wald
BfN-Präsidentin Beate Jessel und Landrätin Maria Rita Zinnecker im Sulzschneider Wald

Hintergrund

Förderprogramm "chance.natur - Bundesförderung Naturschutz"


Mit dem Programm "chance.natur" verfolgt die Bundesregierung das Ziel, die herausragenden repräsentativen Landschaften Deutschlands zu erhalten und zu sichern. Bislang wurden 80 Naturschutzgroßprojekte mit einer Gesamtfläche von mehr als 3.700 Quadratkilometern gefördert. Dafür hat der Bund seit 1979 rund 500 Millionen Euro bereitgestellt. Derzeit stehen jährlich 14 Millionen Euro für die Erhaltung und die Optimierung bundesweit bedeutender Natur- und Kulturlandschaften zur Verfügung. Der Freistaat Bayern ist aktuell an zwei weiteren Naturschutzgroßprojekten beteiligt. Dabei handelt es sich um das "Grüne Band Rodachtal-Lange Berge-Steinachtal" und das "Schwäbische Donautal".

Naturschutzgroßprojekt "Allgäuer Moorallianz"


Das Projekt wird vom Zweckverband Naturschutzgroßprojekt Allgäuer Moorallianz (Landkreise Ostallgäu und Oberallgäu) getragen. Es läuft noch bis zum Jahr 2022. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 9,7 Millionen Euro, wobei der Bund 75 Prozent übernimmt, das Land 15 Prozent und der Träger zehn Prozent.
Vorrangiges Ziel der "Allgäuer Moorallianz" ist die dauerhafte Erhaltung der hydrologisch intakten Moore und die Renaturierung degradierter Moorflächen in der Region des voralpinen Hügel- und Moorlandes der Landkreise Ostallgäu und Oberallgäu. Daneben sollen nährstoffarme Feucht- und Nasswiesen im Moorumfeld erhalten und entwickelt sowie Nährstoffeinträge in die Moore vermindert werden.
Die in weiten Teilen noch unzerschnittenen Moor- und Streuwiesenlandschaften des Fördergebietes, das insgesamt etwa 13.800 Hektar umfasst, zählen zu den reichhaltigsten und am besten mit Mooren ausgestatteten Gebieten Deutschlands. Hier befindet sich ein bundesweiter Verbreitungsschwerpunkt von Glazialrelikt-Arten wie die vom Aussterben bedrohten bzw. stark gefährdeten Arten Strauchbirke, Zwergbirke, Fadenwurzelsegge, Schlankes Wollgras und Heidelbeerweide. Zudem zeichnet sich das Gebiet durch eine bundesweit bemerkenswerte Vielfalt an stark gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Tagfalter- und Libellenarten aus. Auch die Kreuzotter hat hier einen bundesweiten Verbreitungsschwerpunkt.
 

Kontakt im BfN

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