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Bundesamt für Naturschutz

Fluss.Frei.Raum – Klimaresiliente Bäche und Flüsse für Bayern

Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz
Als Modellvorhaben im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz soll das Projekt "FlussFreiRaum" mit der Umsetzung von Maßnahmen zur Flussrenaturierung das Handlungsfeld 2 - Naturnaher Wasserhaushalt mit lebendigen Flüssen, Seen und Auen - unterstützen.
Bundesland
Bayern
Laufzeit
15.03.2024 - 14.03.2030
Finanzvolumen
4.130.000 €
Luftbild einer Baustelle am Fluss
Rückbau eines nicht mehr genutzten Wehres

Klimaresiliente Bäche und Flüsse für Bayern

Hintergrund

Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) will die Bundesregierung entscheidend dazu beitragen, den allgemeinen Zustand der Ökosysteme in Deutschland deutlich zu verbessern und so ihre Resilienz und ihre Klimaschutzleistung zu stärken. Die Renaturierung von Flüssen und Auen schafft Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen. Gleichzeitig wird das Wasser wieder stärker in der Landschaft gehalten, was Überschwemmungen, Dürren oder Waldbränden vorbeugt.

Der ökologische Zustand der Fließgewässer ist deutschlandweit defizitär, obwohl die EU-Wasserrahmenrichtlinie einen guten Zustand bis 2027 fordert. In Bayern sind derzeit nur 18 Prozent der natürlichen Fließgewässer im geforderten „guten ökologischen Zustand“. Der Verbau der Gewässer, die Sedimenteinträge aus der Landwirtschaft sowie die hohe Dichte an Querbauwerken verändern die Lebensräume in und entlang der Fließgewässer. Staubereiche erwärmen sich schneller als Fließstrecken, der Sauerstoffgehalt sinkt, die Selbstreinigungskraft der Gewässer wird geschwächt. Der fortschreitende Klimawandel verschärft die Probleme weiter und aufgrund vieler Wanderbarrieren können kälteliebende Fischarten nicht in höhere Lagen ausweichen. Die Bestände flusstypischer Fischarten sind vielerorts bereits stark eingebrochen. Laut Fischzustandsbericht 2018 wird der Wanderfischbestand in 77 Prozent der untersuchten Strecken als „mäßig bis schlecht“ bewertet. Die fließgewässertypische Lebensraumvielfalt in Fluss und Aue, die von der Gewässer- und Grundwasserdynamik abhängt, ist stark zurückgegangen, wie der hohe Anteil von entsprechenden FFH-Arten/-Lebensräumen in ungünstigem Erhaltungszustand zeigt.

Projekt

Im Verbundprojekt „Fluss.Frei.Raum – Klimaresiliente Bäche und Flüsse für Bayern“ schaffen die Verbundpartner WWF Deutschland (koordinierender Partner), BUND Naturschutz in Bayern, Landesfischereiverband, Bayerischer Kanu-Verband und Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld vernetzte, klimaresiliente Fließgewässerlebensräume und stärken die Populationen typischer Gewässerlebewesen. Das gesellschaftliche und politische Bewusstsein über die Bedeutung durchgängiger, ökologisch intakter Fließgewässer soll über umfangreiche Kommunikations- und Vernetzungsmaßnahmen vermittelt werden. Dabei findet auch eine Kooperation mit mehreren Naturparken, dem Biosphärenreservat Rhön und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege statt. Ausgewählte Querbauwerke werden rückgebaut, weitere Rückbauten initiiert sowie bayernweit Knowhow an Gewässerverantwortliche, Freiwillige und Multiplikatoren vermittelt. Damit trägt das Projekt nicht nur zum natürlichen Klimaschutz bei, sondern auch zu den Zielen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt, die Biodiversität in Deutschland zu schützen und zu fördern.

Maßnahmen

  • Umsetzung von Pilotprojekten
    Mit Hilfe des Projekts werden vernetzte, klimaresiliente Fließgewässerlebensräume von hoher Qualität geschaffen. Dazu werden zunächst erste Rück- und Umbauprojekte an Streu, Bahra & Stöckigtbach (alle in Franken) durchgeführt.

  • Vorbereitung weiterer Rückbauten
    Im Projektverlauf werden weitere Rück- und Umbauprojekte identifiziert und deren Umsetzung vorbereitet. Dabei liegt der Fokus auf Gewässern 3. Ordnung, es sollen aber auch ein bis zwei Leuchtturmprojekte an größeren Gewässern vorbereitet werden. Um möglichst viel Wirkung zu erzeugen, werden die Rückbauprojekte nach bestimmten Kriterien ausgewählt, wie Realisierungschancen, zu erwartender ökologischer Mehrwert oder modellhafte Lösungsansätze für die Schaffung klimaresilienter Fließgewässer. Zur Unterstützung wird ein Netzwerk von lokalen „Kümmerern“ aufgebaut. Die Freiwilligen werden fachlich zu Gewässerschutz, Kommunikation und Moderation geschult, um vor Ort Dialogprozesse führen zu können. Wo sinnvoll, werden Landschaftsveränderungen nach Rückbauten visualisiert, um die Akzeptanz vor Ort zu fördern. In begradigten Flussläufen können sohlstabilisierende Wehre nur dann entfernt werden, wenn gleichzeitig der Flusslauf verlängert wird. Daher wird im Projekt die Wirkung der Deichrückverlegung der Ammer im Bereich der Schnalz überprüft, die im Winter 2025/26 beginnen soll. Sobald sich die Ammer nach der Deichrückverlegung wieder in die Aue ausbreiten kann, wird der Rückbau des aktuell existierenden Stützwehres möglich.
  • Breite Öffentlichkeitsarbeit
    Mit einer Vielfalt an Kommunikationsformaten soll die breite Öffentlichkeit bayernweit angesprochen werden. Dazu gehören u.a. eine Projektwebseite, die Presse- und Social-Media-Arbeit, die Etablierung der virtuellen Zeitschrift Fluss.Frei.Raum, Podcast-Serien, Video-Clips sowie Broschüren. Mit Schulungen für Naturpark-Ranger:innen und Bootfahrer:innen sowie geplanten Dialogen mit Kleinwasserkraftbetreiber:innen wird eine große Bandbreite unterschiedlicher Interessensgruppen angesprochen. Auch die Jugendreporter:innen des Landesfischereiverbands Bayern sollen für die Projektanliegen gewonnen werden.
  • Politikdialog
    Um ein stärkeres Engagement der Politik für vernetzte klimaresiliente Fließgewässerlebensräume durch den Rückbau von Querbauwerken zu erreichen, wird der Dialog mit der Politik auf Landes- und Bundesebene geführt. Denn politische Rahmenbedingungen, wie etwa eine Steuerwirkung durch Subventionen und Förderungen oder eine mehr oder weniger konsequente Einforderung der Umsetzung von geltendem Naturschutzrecht, entscheiden maßgeblich mit über den Zustand unserer Gewässer und Auen.
  • Wissensaufbau und -transfer
    Um Kommunen und Gewässerverantwortliche für die negativen Einflüsse klimatischer Veränderungen auf Fließgewässerökosysteme zu sensibilisieren und für Rückbaumaßnahmen zu qualifizieren, wird zunächst Wissen zusammengetragen und mit der Fachwelt diskutiert. Die Erkenntnisse werden für Gewässerverantwortliche (insbesondere diejenigen für Gewässer 3. Ordnung) aufbereitet und vermittelt (z.B. im Rahmen von Gewässernachbarschaftstreffen oder bei Exkursionen). Mit dem Fluss.Frei.Raum-Kit, das als „lebendes Dokument“ während des Projektverlaufs mit immer neuen Informationen ergänzt wird, steht am Ende ein Leitfaden zur Umsetzung von Rückbauten zur Verfügung.

Projektträgerschaft

WWF Deutschland
Sigrun Lange
Büro Wildflüsse Alpen
Münchener Str. 35a, 82362 Weilheim in Oberbayern
0881 12233313
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Landesfachgeschäftsstelle München
Pettenkoferstr. 10a, 80336 München
Landesfischereiverband Bayern e.V.
Mittenheimer Str. 4, 85764 Oberschleißheim
Bayerischer Kanu-Verband
Ressort Umwelt und Gewässer
Postfach 50 01 20, 80971 München
Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld e.V.
Spörleinstr. 11, 97616 Bad Neustadt a. d. Saale

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)

Kontakt

Programmbüro Bundesprogramm Biologische Vielfalt
0228 3821-1809
0228 3821-1440
Heinrich-Konen-Str. 1, 53227 Bonn
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