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Bundesamt für Naturschutz

Schutz von Feuchtgebieten im Kontext der Ramsar-Konvention

Feuchtgebiete gehören zu den vielseitigsten und zugleich gefährdetsten Ökosystemen der Erde. Seen und Flüsse, Moore und Sümpfe, Korallenriffe und Mangrovenwälder sind nicht nur als Lebensräume für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten schützenswert, sie stellen auch für den Menschen lebenswichtige Ökosystemleistungen bereit. In gesundem Zustand versorgen sie uns mit Trinkwasser und Nahrung, verbessern die Wasserqualität, schützen uns vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und leisten als langfristige Kohlenstoffsenken einen höheren Beitrag zum Klimaschutz als irgendeine andere Art von Ökosystemen.
Reiher an einem schilfbewachsenen Ufer in der französischen Camargue
Feuchtgebiete bieten zahlreichen Vogelarten ein wichtiges Nahrungs-, Rast- und Brutgebiet

Zustand und Gefährdung der Feuchtgebiete

Seit 1970 sind 35% aller Feuchtgebiete der Welt verschwunden. Zu diesem gravierenden Ergebnis kommt der „Global Wetland Outlook“, der globale Bericht über den Zustand der Feuchtgebiete. Die jährliche Verlustrate natürlicher Feuchtgebiete ist aktuell dreimal so hoch wie die Verlustrate natürlicher Wälder. Ebenfalls seit 1970 sind 81% der Bestände der an Frischwasser-Feuchtgebiete gebundenen Tier- und Pflanzenarten zurückgegangen. Treiber für den Verlust von Feuchtgebieten und ihrer biologischen Vielfalt sind unter anderem Trockenlegung und Landumwandlung, Entnahme von Wasser und anderen natürlichen Ressourcen, Infrastrukturentwicklung und Belastung durch Nähr- und Schadstoffe, die Ausbreitung invasiver Arten und die Folgen des Klimawandels.

Vierfleck-Libelle am Gewässerrand
Vierfleck-Libelle

Die Ramsar-Konvention

Das Übereinkommen über Feuchtgebiete wurde am 2. Februar 1971 als internationales Abkommen in der iranischen Stadt Ramsar verabschiedet. Seit 1977 wird jedes Jahr an diesem Tag der Weltfeuchtgebietstag gefeiert. Inhaltliche Schwerpunkte der Ramsar-Konvention sind der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Feuchtgebieten („wise use“). Aber auch die Kommunikation und Weiterbildung zur Bedeutung von Feuchtgebieten und die internationale Zusammenarbeit sind wichtige Aspekte. Die Ausweisung von „Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung“, auch Ramsargebiete genannt, ist ein Instrument der Konvention, um besonders bedeutende Feuchtgebiete eines Mitgliedsstaates der Konvention anzuerkennen. 

Umsetzung der Ramsar Konvention in Deutschland

Deutschland ist seit 1976 Mitgliedsstaat der Ramsar Konvention und hat mit der in 2021 erfolgten Ausweisung der „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ 35 Ramsargebiete gelistet.
Das BfN unterstützt die Umsetzung der Ramsar-Konvention seit vielen Jahren auf nationaler und internationaler Ebene. Unter anderem ist das BfN sowohl die nationale Kontaktstelle für den Wissenschaftlich und Technischen Ausschuss der Konvention (Scientific and Technical Review Panel, STRP) als auch für das Programm für Kommunikation, Kapazitätsentwicklung, Bildung, Partizipation und Öffentlichkeitsarbeit (Communication, Capacity development, Education, Participation and Awareness CEPA).

Queller-Watt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Das Wattenmeer ist ein grenzübergreifendes Ramsar-Schutzgebiet

Moore in Europa und weltweit erhalten, wiedervernässen und nachhaltig nutzen

Moore nehmen nur ca. 3% der globalen Landfläche ein, speichern aber fast doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Entwässerte Moore dagegen setzten große Mengen von Treibhausgasen frei. Die besondere Bedeutung der Moore für den natürlichen Klimaschutz wurde seitens der Ramsar-Konvention u.a. 2018 mit einer Resolution bekräftigt. Das BfN unterstützt die internationalen Aktivitäten der Ramsar-Konvention im Kontext Moorschutz insbesondere durch die Ausrichtung von Austausch- und Vernetzungsveranstaltungen. Dazu gehören z.B zwei internationale Workshops in 2019 zur Förderung von Synergien für Moore sowie zum Thema Moorschutzstrategien in Europa.

Palsa-Moor in Finnland
Lebende Moore stellen vielseitige Ökosystemleistungen bereit

Flussauen und Küstenfeuchtgebiete für Biodiversität und Klima

Neben Mooren können auch Flussauen und Küstenfeuchtgebiete wertvolle Beiträge zum natürlichen Klimaschutz sowie zur Klimafolgenanpassung leisten und bieten zudem einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten wichtige Lebensräume. Daher wurden „Riverine and coastal wetlands“ zum Schwerpunktthema der Europäischen Fachkonferenz zu Biodiversität und Klimawandel 2023 ausgewählt. Es handelt sich um die fünfte Konferenz in einer Reihe, die das BfN seit 2011 in Kooperation mit dem Netzwerk der europäischen Naturschutzagenturen (ENCA) veranstaltet, um den Austausch und die Vernetzung europäischer Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis zu fördern.

Conference banner of the 5th European Conference on Biodiversity and Climate Change: Riverine and Coastal Wetlands, taking place on September 26-28 in Bonn, Germany
Conference banner

Fernerkundung für Feuchtgebietsmanagement in Afrika

In enger Kooperation mit afrikanischen Akteurinnen und Akteuren der Ramsar Konvention hat das BfN die Anwendung von Fernerkundung für das Feuchtgebietsmanagement unterstützt. Kostenfrei abrufbare Satellitendaten können von Managern vor Ort unter anderem dafür genutzt werden, Feuchtgebiete zu klassifizieren, Landnutzungsänderungen zu kartieren, Gefährdungen und Trends zu bewerten sowie erforderliche Maßnahmen besser zu planen und zu kommunizieren. Gemeinsam mit afrikanischen Expertinnen und Experten wurden hierfür im Rahmen eines BfN-geförderten Vorhabens jeweils ein Konsultations- und Capacity Development Workshop durchgeführt und ein englischsprachiges Handbuch entwickelt.

Satellitenbild einer dynamischen Küstenlandschaft.
Sentinel-2 Satellitenbild der Nordwestküste Madagaskars und des Mahavavy-Kinkony Schutzgebiets
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