Vogelmonitoring
Bestandssituation 2025
In der Publikation "Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025" sind die aktuellen Bestandsgrößen und Trends zu allen Brutvögeln Deutschlands und den regelmäßig bei uns rastenden Wasservögeln zusammengestellt. Dieser Datenfundus enthält sowohl die Angaben, die Deutschland an die Europäische Union im Vogelschutzbericht 2025 übermittelt hat, als auch Informationen, die für internationale Konventionen wie das Afrikanisch-Eurasische Wasservogelabkommen (AEWA) und die Aktualisierung der bundesweiten Roten Listen der Vögel benötigt werden.
"Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025“ listet rund 5.400 Einzelangaben zur Bestandssituation der Brutvögel und rastender, mausernder und überwinternder Wasservögel auf. Die Daten wurden vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) gemeinsam mit den Vogelschutzwarten der Länder, den ornithologischen Landesfachverbänden und dem BfN zusammengestellt. Gezählt und erfasst wurden die Vögel überwiegend von Ehrenamtlichen: Rund 7.000 Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachter beteiligen sich derzeit an den bundesweiten Monitoringprogrammen, etwa 50.000 Personen sind in der online-Plattform ornitho.de angemeldet und geben dort Vogelbeobachtungen ein.
Weiterführende Informationen
Artenvielfalt: Ein Kommen und Gehen
Die deutsche Artenliste enthält aktuell (Stand bis 2022) 304 Brutvogelarten, darunter 244 etablierte einheimische Brutvogelarten, 25 unregelmäßig brütende Arten, 18 ausgestorbene Arten und 17 etablierte Neozoen. Mit Stand 2022 wurden 4 Arten neu als „ausgestorben“ eingestuft: Rotkopfwürger, Ohrentaucher, Goldregenpfeifer und Raubseeschwalbe. Ganz aktuell haben Seggenrohrsänger (Aussterbejahr 2023) und Zwergmöwe (2025) die Liste der ausgestorbenen Brutvögel auf inzwischen 20 Arten anwachsen lassen. Trotz umfassender Maßnahmen konnten die Brutbestände von Goldregenpfeifer und Seggenrohrsänger, für die als Arten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie besondere Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind, nicht erhalten werden. Gleichzeitig haben sich Zwergohreule und Seidensänger hierzulande als Brutvögel etabliert. Weitere acht Arten haben im Zeitraum 2017 bis 2025 erstmals in Deutschland gebrütet.
Gewinner und Verlierer
Amsel, Buchfink und Kohlmeise führen weiterhin die Liste der häufigsten Brutvogelarten Deutschlands an. Feldsperling und Wintergoldhähnchen sind aus den Top 20 gefallen.
Unter den Arten mit den stärksten Bestandszuwächsen im Zeitraum 1998 bis 2022 fallen Bienenfresser, Zaunammer, Mittelmeermöwe, Wiedehopf, Purpurreiher und Zwergdommel auf, die ihr Brutareal nach Norden ausdehnen und augenscheinlich von der Klimaerwärmung profitieren.
Sorgenkinder des Vogelschutzes sind nach wie vor die Arten der Agrarlandschaft, insbesondere des Feuchtgrünlandes. Im Zeitraum 1998-2022 befanden sich mit Rebhuhn, Kiebitz, Wachtelkönig und Braunkehlchen sowie Alpenstrandläufer, Bekassine und Uferschnepfe gleich 7 Arten des landwirtschaftlich genutzten Offenlandes unter den 20 größten Verlierern.
Die zunehmende klimabedingte Dynamik im Wald wirkt sich auch auf unsere Waldvögel aus. Ansteigender Totholzanteil sorgte im Zeitraum 2010 bis 2022 für Bestandszunahmen bei Bunt-, Schwarz- und Mittelspecht, abnehmender Nadelwaldanteil für Bestandsrückgänge bei Tannenhäher, Tannenmeise und Wintergoldhähnchen.
Flaggschiffe des Vogelschutzes wie Uhu, Großtrappe, Kranich und Seeadler beweisen, dass die Brutbestände durch artspezifische Schutzmaßnahmen, kombiniert mit der Ausweisung von Schutzgebieten, nachhaltig angehoben werden können. Dies kann als Vorbild für nationale Artenhilfsprogramme dienen.
Hohe Bedeutung Deutschlands für rastende und überwinternde Wasservögel
Die Rastmaxima der Wasservogelarten summieren sich auf mindestens 10 Millionen Individuen, die tatsächlich durch Deutschland ziehenden Gesamtbestände liegen um ein Vielfaches darüber, weil durch den sogenannten „Turnover“ längst nicht alle Individuen einer Rastvogelpopulation zeitgleich anwesend sind.
Die Rast- und Mauserbestände von mehr als der Hälfte der bei uns auftretenden Wasservogelarten nehmen zu. Gleichzeitig zeigt eine Reihe von Arten – zumeist unter den Watvögeln – rückläufige Zahlen, z. B. Säbelschnäbler und Austernfischer. Die Bedeutung Deutschlands als Überwinterungsgebiet hat infolge der durch die milderen Winter ausgelösten Verschiebungen der Rastgebiete zugenommen: 70 % der Wasservogelarten zeigen über die letzten 12 Jahre im Winter Zunahmen. Aber auch Abnahmen hierzulande können mit klimatischen Veränderungen in Verbindung gebracht werden. Von 19 Wasservogelarten hält sich mehr als ein Drittel des Bestands der jeweiligen biogeographischen Population zeitweise in Deutschland auf, darunter Trauerente, Kranich, Knutt, Zwergschwan und Kolbenente. Das unterstreicht die Verantwortung Deutschlands für den Schutz der rastenden Wasservogelarten.
Erfassungen auf hoher See sind eine wichtige Komponente im bundesweiten Vogelmonitoring. In den küstenfernen Gewässern Deutschlands rasten regelmäßig über 30 Seevogelarten, teilweise in sehr großen Anzahlen, wie etwa die Trauerente, die mit rund 1,3 Mio. Individuen die häufigste rastende Wasservogelart ist. Die küstenfernen Bereiche unterliegen einer zunehmenden wirtschaftlichen Nutzung. Ein langfristig abgesichertes Seevogelmonitoring ist auch deshalb wichtig.
Vogelschutz auf Basis fundierter Daten
Gezählt und erfasst werden die Vögel überwiegend von rund 7.000 Freiwilligen, die sich an den Programmen des bundesweiten Vogelmonitorings beteiligen. Darüber hinaus liegen den Auswertungen über 10 Mio. Gelegenheitsbeobachtungen zugrunde, die mehr als 50.000 begeisterte Vogelbeobachterinnen und -beobachter über die Online-Plattform ornitho.de zur Verfügung gestellt haben. Bund und Länder unterstützen die Bestandserhebungen im Rahmen der Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring finanziell sowie durch die Bereitstellung von Daten aus Datenbeständen der Fachbehörden. Wichtige Beiträge liefern darüber hinaus die Bundesländer zu den Bestandsgrößen in Vogelschutzgebieten, das trilaterale Wattenmeermonitoring für die Nordseeküste sowie das Seevogelmonitoring. Aufgrund gestiegener Anforderungen seitens der EU bei der Datenqualität ist es notwendig, die Datenbasis weiter zu verbessern und die Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring weiter zu entwickeln.
Neustart beim Alpenvogelmonitoring
Das Alpenvogelmonitoring wurde beim Symposium Alpenvögel in Berchtesgaden am 10. Mai 2025 neu gestartet. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz, das bayerische Landesamt für Umwelt, das BfN und der Dachverband Deutscher Avifaunisten rufen gemeinsam dazu auf, sich ehrenamtlich an den Programmen des Vogelmonitorings in den Alpen zu beteiligen. Nach einer erfolgreichen Testphase im Jahr 2024 sucht das Monitoring Hochgebirgsvögel nun erfahrene Bearbeiter*innen für die Geländearbeit, pro Jahr ist lediglich ein Kartiergang erforderlich. Das Monitoring häufiger Brutvögel bietet interessante Beteiligungsmöglichkeiten vor allem in der Bergwaldstufe. Und auch die Module zu Spechten und Kleineulen aus dem Monitoring seltener Brutvögel bieten gute Gelegenheiten, mehr über die Alpenvögel zu erfahren und zu den bundesweiten Programmen beizutragen. Ansprechstellen finden Sie in den weiterführenden Informationen.
Weiterführende Informationen
Erfassung von Brutvögeln
Jedes Jahr brüten in Deutschland zwischen 75 und 100 Millionen Vogelpaare. Die Publikation Vögel in Deutschland - Erfassung von Brutvögeln (siehe unter Weiterführende Dokumente) gibt einen Überblick über das bundesweite Brutvogelmonitoring, mit dem die Bestandsentwicklung der Brutvögel ermittelt wird.