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Bundesamt für Naturschutz

Ökotourismus

Sanft, umweltverträglich oder doch lieber Ökotourismus? Und was ist eigentlich nachhaltig? Hinter diesen Begriffen stehen unterschiedliche Konzeptionen für die Gestaltung des Tourismus.
Ökolodge in Costa Rica
Ökolodge in Costa Rica

Ökotourismus

Im Verlauf der tourismuskritischen Diskussion sind eine Vielzahl von Begriffen, Konzeptideen und Leitbilder entworfen worden. Vor dem Hintergrund des Spannungsfeldes zwischen Umwelt und Naturschutz sowie touristischen Entwicklungszielen bietet die Entwicklung nachhaltiger Tourismusformen im Sinne der UN Welttourismusorganisation (UNWTO) eine Lösung: 

    Nachhaltige Tourismusentwicklung

    "Nachhaltige Tourismusentwicklung befriedigt die heutigen Bedürfnisse der Touristen und Gastregionen, während sie die Zukunftschancen wahrt und erhöht. Sie soll zu einem Management aller Ressourcen führen, das wirtschaftliche, soziale und ästhetische Erfordernisse erfüllen kann und gleichzeitig kulturelle Integrität, grundlegende ökologische Prozesse, die biologische Vielfalt und die Lebensgrundlagen erhält.“ (UNWTO)

    Nachhaltigkeitsprinzip

    Der Begriff der Nachhaltigkeit ist anlässlich der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro (Rio-Konferenz) 1992 als "Nachhaltigkeitsprinzip" von der weltweiten Staatengemeinschaft vereinbart worden. Für den Tourismus bedeutet dies, dass folgende Ziele im Mittelpunkt stehen:

    • Der Schutz und die Entwicklung des natürlichen und kulturellen Erbes (Ökologie)
    • Die Gewährleistung hoher Gästezufriedenheit
    • Die Verbesserung der Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung (soziales) sowie
    • Die wirtschaftliche Stärkung der Region (Ökonomie).

    Weitere Definitionen

    Es existieren weitere Definitionen, welche z.T. ebenfalls eine ökologische Ausrichtung haben, aber in der Regel weniger umfassend sind:

    Die Konzeptidee vom sanften Tourismus fasst Umweltverträglichkeit, Sozialverträglichkeit, eine optimale Wertschöpfung und eine "neue Reisekultur" zusammen.

    Der Begriff wurde zum Schlagwort für einen geforderten und seither in Ansätzen auch vollzogenen Wertewandel im Tourismus. Aus der Kritik am Massentourismus (harten Tourismus) und seinen ökologischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Schattenseiten in den Zielgebieten entstand in der gesellschaftlichen, tourismuspolitischen Diskussion Ende der 70er Jahre die Forderung nach "sanftem Tourismus": Qualitatives statt quantitatives Wachstum der Branche, Lebensqualität statt Konsumqualität bei den Erholungssuchenden/Reisenden.

    Ökologischer Tourismus ist die Weiterentwicklung der Konzeptidee des umweltverträglichen bzw. umweltfreundlichen Tourismus.

    Da im deutschen Sprachgebrauch Umweltverträglichkeit tendenziell unter anthropozentrischer Sichtweise auf die Umwelt des Menschen eingegrenzt wird, obwohl umfassender eigentlich ein intakter Naturhaushalt und eine auch für wildlebende Pflanzen und Tiere angemessene Umwelt erforderlich ist, ist die Sichtweise im Ökotourismus auf ökosystemare Zusammenhänge ausgedehnt worden. Ziel, insbesondere von wissenschaftlicher und NGO-Seite, ist ein "Ökologisch verantwortlicher Tourismus".

    Im englischen Sprachgebrauch hielt "Ecotourism" Ende der 80er Jahre Einzug. "Ecotourism is responsible travel to natural areas that conserves the environment and sustains the well being of local people" (The Ecotourism Society 1991). Im spanischen Sprachgebrauch kann mit ecoturismo dagegen ein bloßer Ausflug ins Grüne gemeint sein.

    "Ökotourismus ist nachhaltiger Tourismus in sensiblen Gebieten; er trägt zur Finanzierung des Schutzes der Natur bei" (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, GTZ, 2001). Ökotourismus wird in der Entwicklungszusammenarbeit als Instrument zur Förderung der Regionalentwicklung und Unterstützung beim Schutzgebietsmanagement gesehen. Zahlreiche Schutzgebiete wären ohne die Aussicht auf eine touristische Wertschöpfung nie gegründet worden oder wären ohne die Einnahmen aus dem Tourismus nicht überlebensfähig.

    Naturtourismus

    Um Missverständnissen sowie Missbrauch entgegenzuwirken wurde in der Tourismustheorie der Begriff "Naturtourismus" eingeführt. "Naturtourismus" bietet Natur -zumindest als Kulisse- für eine Vielzahl touristischer, insbesondere auch sportlicher Aktivitäten, z. B. Tauchen, Klettern, Luftsport, Survival, Expeditions- und Abenteuertourismus. Ein Schutz- oder Erhaltungsziel ist nicht zwangsläufig impliziert, weshalb die Kritik an dieser Tourismusform als einer bloßen Vermarktung von Natur sicherlich nicht unbegründet ist.

    Unter den verschiedenen Marktsegmenten innerhalb dieser breiten Palette des Naturtourismus wäre "Ökotourismus" die praktische Umsetzung des ökologischen Leitbildes.

    Umweltverträglicher Tourismus ist per Definition verträglich mit der Umwelt als gesamter räumlicher Umgebung. Er zeichnet sich durch möglichst geringe Eingriffe in den Naturhaushalt aus, durch möglichst geringen Landschaftsverbrauch, möglichst geringe Veränderung des Landschaftsbildes und möglichst weitgehende Erhaltung einer naturnahen Kulturlandschaft.

    Da die Tourismusbranche nicht nur Verursacherin, sondern auch Leidtragende von Umweltbelastungen ist, denn die Beeinträchtigung von Umwelt bzw. Natur und Landschaft kann sich umgehend ökonomisch auswirken, ist der Schutz der Umwelt in der Fachpolitik zum Doppelziel erhoben worden: Schutz für touristische Nutzungen und Schutz vor touristischen Belastungen, indem Tourismus verträglich gestaltet wird.

    Mit dem Leitbild "umweltfreundlicher" Tourismus soll der umweltverträgliche, die Umwelt nicht belastende Tourismus weiter optimiert werden, indem positive Effekte für den Erhalt von Umweltqualität erzielt werden.

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