Klimaangepasstes Stadtbaumkonzept in Pfaffenhofen an der Ilm
Worum geht es?
Bäume pflanzen gegen die Folgen des Klimawandels
Pfaffenhofen an der Ilm engagiert sich für Nachhaltigkeit, hat im Stadtrat die 17 Nachhaltigkeitsziele der vereinten Nationen anerkannt und 2019 ein Konzept zur Anpassung an den Klimawandel verabschiedet. In diesem Zusammenhang beschloss der Stadtrat die Pflanzung neuer Stadtbäume. Die für das Stadtgrün zuständigen Stadtwerke entwickelten zusammen mit der Stadtverwaltung ein Pflanz- und Pflegekonzept. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim (LWG) hat die Kommune bei der Entwicklung des klimaangepassten Stadtbaumkonzepts fachlich unterstützt.
Durch den für Süddeutschland prognostizierten starken Temperaturanstieg will Pfaffenhofen langfristig den Baumbestand erhöhen und von den Ökosystemleistungen der Bäume profitieren. Dazu gehören unter anderem die Kühlung durch Verdunstung und Beschattung, die Speicherung von CO2 und Wasser, die Filterung von Feinstaub und die Lärmminderung. Daher wurden ab 2019 im Rahmen des Programms „Bäume in die Stadt" 500 Jungbäume im Innenstadtgebiet gepflanzt. Der Baumbestand wurde so beispielsweise im Freibad, auf einem Friedhof, auf einem Parkplatz, auf Spielplätzen und in Straßenräumen erhöht.
Klimaanpassung und biologische Vielfalt integrieren
Für die Neupflanzungen wurden ans Stadtklima angepasste und für zukünftige Klimaveränderungen angepasste „Zukunftsbaumarten“ entsprechend Straßenbaumtests der LWG und den Empfehlungen der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz ausgewählt. Die Auswahl von Baumarten aus verschiedenen Gattungen und Familien soll das Ausfallrisiko durch neu auftretende Schädlinge oder Krankheiten möglichst geringhalten. Durch die Anreicherung von Freiflächen mit Bäumen entstehen zudem strukturreichere Lebensräume.
Im Freibad wurden beispielsweise 60 Bäume aus 20 verschiedenen Baumarten gepflanzt, um Rasenflächen zukünftig stärker zu beschatten. Dabei wird für das Jahr 2070 eine beschattete Fläche von mehr als 40 % angestrebt. Für eine gute nächtliche Abkühlung wurden die Bäume in Inseln gepflanzt und Luftschneisen freigehalten.
Um den Baumbestand langfristig zu erhalten, wird vorausschauend gepflanzt. Ist ein Baum krank oder anderweitig beschädigt, soll in unmittelbarer Nähe umgehend ein Jungbaum eingesetzt werden. Dieser kann dann bei Fällung des Bestandbaums seine Funktionen übernehmen.
Wie wurde es gemacht?
Neues Fachwissen einbinden und Kompetenzen weiterentwickeln
Der Stadtrat hat das Programm „Bäume in die Stadt" beschlossen und unterstützt die Bemühungen zur Erhöhung des Baumbestands. Zudem werden die Bürger*innen über Informationsmaterialien und lokale Medien über die Pflanzungen informiert. Bei der Entwicklung des Programms wurden Expert*innen der LWG einbezogen, um ein Pflanz- und Pflegekonzept nach dem aktuellen Wissensstand zu entwickeln. So wird der Baumbestand resilient gegenüber den Folgen des Klimawandels gemacht.
In neue Stadtbäume angemessen investieren
Finanziert werden die Baumpflanzungen aus dem städtischen Haushalt. Zwischen 2019 und 2022 wurden 400.000 Euro zur Verfügung gestellt. Bei der Pflanzvorbereitung und Pflege steht eine hohe Qualität im Vordergrund. Zwar fallen die Investitionskosten dadurch höher aus, jedoch wird so vermieden, dass die Neupflanzungen eine hohe Ausfallrate beziehungsweise eine geringe Lebensdauer haben. Es wurden daher großzügige Pflanzgruben mit hochwertigem Substrat angelegt. Im Freibad wurde beispielweise der Boden in einer Tiefe von bis zu zwei Meter gelockert, um eventuelle Sperrschichten zu durchbrechen und den Bäumen Zugang zum Bodenwasser in tieferen Schichten zu ermöglichen. Ausreichend Platz für das Wurzelwachstum soll ein langes Leben befördern. Durch frühzeitige Formschnitte bei Straßenbäumen sollen spätere große Wunden vermieden werden, die potenzielle Angriffsflächen für Pilze und Parasiten sind. Damit eine langfristige Erhaltung des Baumbestands gewährleistet ist, setzt Pfaffenhofen auch auf die Weiterbildung von Baumpfleger*innen.