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Bundesamt für Naturschutz

Wissenswertes

Welche wichtigen politischen Vereinbarungen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung wurden bisher getroffen? Was genau bedeutet Klimawandel und wie wirkt er sich schon heute auf den Naturschutz aus?

Abkommen und Strategien

Die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) wurde 1992 im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (United Nations Conference on Environment and Development, UNCED) in Rio de Janeiro ins Leben gerufen und ist ein internationales, multilaterales Klimaschutzabkommen. Im Rahmen dieses Abkommens haben sich 196 Vertragsstaaten sowie die Europäische Union dem Ziel verschrieben, sowohl eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems zu verhindern als auch eine Milderung der Klimafolgen zu erreichen. Dies soll in einem Zeitnahmen geschehen, der es den natürlichen Ökosystemen erlaubt, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Deutschland setzt seine Verpflichtungen aus dem Abkommen unter anderem durch die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) um. Zu ihrer konkreten Umsetzung wurde der Aktionsplan Anpassung (APA) entwickelt. Beide politischen Dokumente werden kontinuierlich aktualisiert und an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und politischen Rahmenbedingungen angepasst.

Wetter und Klima

Vielfach werden die Begriffe Wetter und Klima miteinander verwechselt. Dies führt gerade in Zeiten des Klimawandels zu unnötigen Verwirrungen.

Wetter

Als Wetter wird der physikalische Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem kürzeren Zeitraum an einem bestimmten Ort oder in einem Gebiet bezeichnet, so wie er durch die meteorologischen Elemente und ihr Zusammenwirken gekennzeichnet ist. Das Wettergeschehen spielt sich in der unteren Atmosphäre ab, die als Troposphäre bezeichnet wird. Das Wetter wird mit Hilfe quantifizierbarer Parameter charakterisiert. Diese Parameter sind fundamentale Größen des Wetters (Wetterelemente) wie z. B. Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Drucktendenz, Windrichtung und Windgeschwindigkeit, Bewölkung, Niederschlag und Sichtweite (Quelle: Deutscher Wetterdienst).

Klima

Das Klima ist definiert als die Zusammenfassung der Wettererscheinungen, die den mittleren Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem mehr oder weniger großen Gebiet charakterisieren. Es wird repräsentiert durch die statistischen Gesamteigenschaften (Mittelwerte, Extremwerte, Häufigkeiten, Andauerwerte u. a.) der Wetterelemente über einen längeren  Zeitraum. Im Allgemeinen wird hierbei ein Zeitraum von 30 Jahren zugrunde gelegt, die sog. Normalperiode, es sind aber durchaus auch kürzere Zeitabschnitte gebräuchlich (Quelle: Deutscher Wetterdienst).

Klimawandel

Unter Klimawandel versteht man längerfristige Veränderungen der Mittelwerte und anderer statistischer Kenngrößen (Streuung, Extreme, Form der Häufigkeitsverteilungen) einzelner Parameter (Temperatur, Niederschlag, Wind, Feuchte, Bewölkung usw.), die über Jahrzehnte oder Jahrhunderte anhalten. Von einem einzelnen Sturm, einigen warmen Wintertagen oder Starkregenereignissen kann man noch nicht auf einen Wandel des Klimas schließen. In diesem Fall handelt es sich um „Wetterkapriolen“. Erst langjährige, statistisch signifikante Veränderungen in den Durchschnittswerten sowie eine Häufung von Extremwetterereignissen können Hinweise auf den Klimawandel geben.

Die Klimadaten für die vergangenen Jahrzehnte lassen demzufolge auf einen Anstieg der globalen Oberflächentemperatur von bisher ca. 1 °C (im Vergleich zum Zeitraum 1850-1900) schließen (Sechster IPCC-Sachstandsbericht 2021). Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass die derzeit beobachteten Klimaveränderungen zum größten Teil durch menschliche Aktivitäten verursacht werden, insbesondere durch die Nutzung fossiler Brennstoffe und durch die Auswirkungen der Landnutzung auf die Vegetationsdecke und die Böden. Der „Klimawandel“ wird hin und wieder auf die globale Erderwärmung reduziert. Die durch den Klimawandel hervorgerufenen Veränderungen sind jedoch wesentlich facettenreicher. Neben dem bekannten Anstieg der Durchschnittstemperatur kommt es ebenfalls zu einem Anstieg des Meeresspiegels, Veränderungen der Niederschlagsverteilung und zu einem gehäuften Auftreten von Extremereignissen, was bereits heute vielfältige Auswirkungen auf Arten und Lebensräume hat.

Konsequenzen für den Naturschutz

Was bedeutet dies für den Naturschutz?

Das Klima ist ein entscheidender Faktor für die geographische Verbreitung der Tier- und Pflanzenarten auf der Erde. Veränderungen in den Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen sowie in der Häufigkeit von Extremereignissen haben einen direkten Einfluss auf Jahresrhythmus, Verhalten, Fortpflanzung, Konkurrenzfähigkeit und Nahrungsbeziehungen von Arten. Hierdurch kann es zu starken Verschiebungen in deren Verbreitungsgebieten sowie in der Artenzusammensetzung und Struktur ganzer Ökosysteme kommen.

Den Prognosen zufolge werden sich für viele der in Deutschland vorkommenden Wildpflanzen und -tiere die klimatisch geeigneten Lebensräume nach Norden und Osten, in höhere Lagen der Gebirge oder entlang von Feuchtegradienten verschieben.

Da unterschiedliche Arten nicht in derselben Weise und Geschwindigkeit auf klimatische Veränderungen reagieren, können sich Artengemeinschaften verändern oder komplett verschwinden und Ökosysteme teilweise stark verändern. Außerdem kann es zu einer Entkoppelung bzw. Desynchronisation ökosystemarer Beziehungen kommen.

Einige dieser Veränderungen sind bereits heute direkt vor unserer Haustür zu beobachten. Die Apfelblüte findet beispielsweise deutlich früher als noch in den sechziger Jahren statt. Der Kuckuck wandert in kühlere Höhenlagen ab, da seine Wirtsvögel im Tiefland bei seiner Rückreise aus dem südlichen Überwinterungsquartier bereits die Eier ausgebrütet haben.

Arten können durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht sein, wenn ihr potenzielles Verbreitungsgebiet schrumpft oder ganz verloren geht, beziehungsweise wenn die Art neue Lebensräume wegen einer geringen Ausbreitungsfähigkeit, natürlicher oder anthropogener Barrieren oder veränderter Konkurrenz- und Nahrungsbeziehungen nicht besiedeln kann.

Während es einigen heimischen Arten zu warm wird, fühlen sich zahlreiche exotische wärmeliebende Arten bei uns bereits „wie zuhause“: Kurios erscheint hierbei zunächst, dass in der nahen Schweiz inzwischen verwilderte Hanfpalmen wachsen. Weniger kurios, sondern besorgniserregend ist es jedoch, wenn solche gebietsfremden Organismen sich so sehr ausbreiten, dass sie sowohl die heimische Natur bedrohen als auch für unsere Gesundheit problematisch sein können.

Gebietsfremde Gartenpflanzen verwildern zunehmend (z. B. Kirschlorbeer und Sommerflieder) und könnten zukünftig auch einheimische Arten verdrängen. Auch die stark allergieauslösende Beifuß-Ambrosie breitet sich derzeit bei uns stark aus. Krankheitserreger, die bislang aufgrund der mediterranen Verbreitung ihrer Überträger (z. B. Sandmücken, einige Zeckenarten, einige Pilze) bislang bei uns nicht vorkamen, werden nun zum Problem.

Indirekte Auswirkungen auf die biologische Vielfalt ergeben sich durch die Reaktionen des Menschen auf den Klimawandel. Einerseits reagiert man mit Klimaschutzmaßnahmen (z. B. Ausbau erneuerbarer Energien und  Gebäudedämmung), und andererseits mit Klimaanpassungsmaßnahmen (z. B. Bau höherer Deiche und Dämme, verstärkte Bewässerung und/oder Nutzung alternativer Anbaupflanzen und -methoden in der Landwirtschaft sowie einer veränderten Baumartenzusammensetzung in der Forstwirtschaft). Die damit einhergehenden Veränderungen in der Landschaft können tiefgreifend sein und teilweise große Flächen betreffen. Je nachdem, wie die Maßnahmen gestaltet werden, können sie positive und/oder negative Folgen für die Biodiversität haben.


Beispiel: Carbon Dioxide Removal
Die Reduktion der jährlichen Treibhausgas-Emissionen kommt in Deutschland aktuell nur schleppend voran. Auch das Erreichen der Pariser Klimaziele wird nach Einschätzung des Weltklimarats (IPCC) mit Hilfe der bisher getroffenen Klimaschutzmaßnahmen immer unwahrscheinlicher. Zukünftig an Relevanz gewinnen wird deshalb das Themenfeld Carbon Dioxide Removal (CDR). Dieses umfasst nach IPCC (2018) alle: „anthropogene[n] Aktivitäten, die CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und langfristig geologisch, in terrestrischen oder marinen Ökosystemen oder in Produkten einspeichern“. Aktuell wird auf politischer Ebene die Anwendung einer Vielzahl von land- und ozeanbasierten CDR-Methoden von Aufforstung und Ozeandüngung bis hin zur direkten Abscheidung von CO2 aus der Umgebungsluft mit anschließender Speicherung (Direct Air Capture and Storage - DACCS) diskutiert. Auch der Fokus der für 2023 geplanten Carbon-Management-Strategie wird auf den Anwendungsmöglichkeiten von CDR in Deutschland im Hinblick auf unvermeidbare Restemissionen liegen. Je nachdem welche Methoden und unter welchen Rahmenbedingungen diese zukünftig in Deutschland umgesetzt werden, können sich positive und/oder negative Folgen für die Biodiversität ergeben. Aus Sicht des Naturschutzes besteht hier noch vertiefter Forschungsbedarf, um eine fundierte Positionierung zu verschiedenen CDR-Methoden und ihren Auswirkungen auf die Biodiversität zu erlauben.

 

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