Wirtschaftliche Effekte
Biologische Vielfalt und Schutzmaßnahmen haben vielfältige wirtschaftliche Effekte
Viele wirtschaftliche Sektoren sind in erheblichem Maße von biologischer Vielfalt und gesunden Ökosystemen abhängig.Zurzeit werden auf ca. 25 % der landwirtschaftlichen Flächen Deutschlands Agrarumweltmaßnahmen durchgeführt. Gerade in strukturschwachen ländlichen Regionen, die von Abwanderung bedroht sind, können die damit verbundenen Ausgleichszahlungen zur Stabilisierung von Betrieben und Arbeitsplätzen beitragen. Darüber hinaus sind Großschutzgebiete wie Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparke Besuchermagnete. Diese touristischen Effekte lassen sich in zusätzlichen Einkommen und Arbeitsplätzen messen. Job et al. 2005 und 2009 untersuchten die Arbeitsplatzeffekte mehrerer deutscher Großschutzgebiete. Gemäß einer Hochrechnung besuchen ca. 50,9 Millionen Menschen jedes Jahr die deutschen Nationalparke, wodurch sie einen Bruttoumsatz von rund 2,1 Milliarden € erzeugen. Berechnet in Beschäftigungsäquivalenten bedeutet dies ca. 69.000 Arbeitsplätze. Gut 20,6 % dieser Effekte wird durch Gäste ausgelöst, die das Gebiet vor allem aufgrund seiner Eigenschaft als Nationalpark aufsuchten.
Weitere Untersuchungen zu wirtschaftlichen Effekten des Naturschutzes
Untersuchungen von Kullmann 2007 und Petermann 2003 zeigen, dass die Verbindung zwischen Naturschutz, Tourismus und Vermarktung naturgerecht erzeugter landwirtschaftlicher Produkte neue Impulse für die ländliche Entwicklung geben kann. Die Tagungsreihe Biodiversität und Regionalität und das Fachgespräch Bedeutung der Regionalvermarktung für Kulturlandschaftserhalt und Naturschutz zeigen gute Beispiele, wie sich Lebensmittelerzeugung, Regionalvermarktung und Naturschutz gewinnbringend verknüpfen lassen. BfN-Verbändeförderungsprojekte, wie beispielsweise zur Qualifizierung der Akteure für regionale Entwicklung, tragen zu einer gezielten Integration von Naturschutz in regionale Entwicklungsprozesse bei. Die Studie „Ökologisch wirtschaften: Zukunftsperspektiven ländlicher Räume“ von PricewaterhouseCoopers untersucht die Entwicklungschancen ländlicher Räume in ökologisch relevanten Sektoren und attestiert Märkten für naturgerecht erstellte, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen gute Entwicklungschancen.
Große Handelsketten erweitern ihr Sortiment um naturgerecht erzeugte Produkte (Vortrag Jenny, DNT 2010). Neben den bereits bekannten Labeln für nachhaltige Forst- und Fischereiprodukte (insbes. FSC und MSC) und zusätzlich zum Label für Ökologischen Landbau werden im Handel weitere Kennzeichnungen entwickelt, bei denen die Erhaltung biologischer Vielfalt mit eigenen Kriterien integriert ist. Unternehmen erkennen die Erhaltung der biologischen Vielfalt zunehmend als Bereich an, in dem neue Chancen genutzt werden können und Risiken gemindert werden müssen. Mehr Informationen bieten z. B. die Websiten der deutschen 'Biodiversity in Good Company' Initiative und der europäischen 'Business & Biodiversity Kampagne' sowie die Internationale Konferenz "Wirtschaft und Biodiversität" (2008). Darüber hinaus ist die biologische Vielfalt eine wichtige Ressource für die Entwicklung pharmazeutischer Produkte (Natur ist in ca. 50 % unserer Arzneimittel als Heilpflanze oder in Form von natürlichen Inhaltsstoffen enthalten) und ein Vorbild für eine Vielzahl technischer Innovationen (Bionik). In "Natur ist Mehr-Wert" und ausführlicher in "Produktivkraft Natur" finden sich eine Vielzahl von Beispielen, die die Bedeutung der Erhaltung der biologischen Vielfalt für Gesundheit und Wohlfahrt, wirtschaftliche Entwicklung und nicht zuletzt als Beitrag zur menschlichen Ernährungssicherung unterstreichen. Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Naturschutz und wirtschaftlichen sowie regionalökonomischen Effekten unterstützen die politische Entscheidungsfindung und helfen, die Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen zu erhöhen. Das BfN fördert in diesem Bereich Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und unterstützt die fachliche und politische Diskussion durch Workshops und Tagungen.