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Bundesamt für Naturschutz

Auentypologie

Die Auentypologie ordnet die natürliche Vielfalt von Flussauen gemäß ihrer naturrräumlichen Lage und beschreibt den idealtypischen Zustand unbeeinträchtigter Auenlandschaften in Form von Leitbildern.
Blich auf eine Altgewässer der Elbe mit Schwimmblattvegetation
Altgewässer der Elbe im Bereich Alte Landwehr

Auentypologie - die natürliche Vielfalt von Flussauen

Je nach naturräumlicher Lage besitzen Auen einen ganz unterschiedlichen Charakter: von Wildflusslandschaften im Alpenvorland bis zu den großen Talmooren und Niederungen im Nordostdeutschen Tiefland. Die regionale Ausprägung spiegelt sich im Formenschatz der Aue, in der Überflutungscharakteristik, in den Grundwasserständen und ihrer Amplitude sowie im Vorkommen vielfältiger auetypischer Lebensgemeinschaften wider. Auen mit ähnlichen Eigenschaften im Hinblick auf die Charakteristik ihres Einzugsgebietes und wesentlicher hydromorphologischer Merkmale werden als Auentyp zusammengefasst. Auentypen dienen der Beschreibung der natürlichen Formenvielfalt und der Abgrenzung idealisierter Auentypen. Mit der Auentypologie wurde eine einheitliche Grundlage für eine ökologische Bewertung von Auen und eine Orientierung für Naturschutz und Wasserwirtschaft bei der naturnahen Entwicklung von Flüssen und Auen geschaffen.

Fluss- und Stromauentypen

Für Deutschland wurden sieben Fluss- und vier Stromauentypen ausgewiesen und als Leitbilder (Referenzzustand) beschrieben. Eine detaillierte Beschreibung der sieben Fluss- und vier Stromauentypen Deutschlands findet sich in der BfN-Publikation "Fluss- und Stromauen in Deutschland. Typologie und Leitbilder"

Die räumliche Verteilung der Flussauentypen wird maßgeblich von der Lage der Gewässergroßlandschaften bestimmt.

Im äußersten Nordosten Deutschlands treten vergleichsweise kleinräumig die sehr gefällearmen organisch geprägten Flussauen des Flach- und Hügellandes mit Winterhochwassern auf. Der Rückstaueinfluss der Ostsee und die mit Werten <0,1 ‰ sehr geringen Talbodengefälle waren Voraussetzung für die großflächigen Niedermoorbildungen. Die standörtlichen Bedingungen sind in erster Linie durch lang anhaltende Überflutungen sowie hohe, gering schwankende Grundwasserstände bestimmt. Die Abbildung vermittelt beispielhaft ein Bild vom potenziell natürlichen Formenschatz der sehr gefällearmen organisch geprägten Flussaue des Flach- und Hügellandes und zeigt die Abflussdynamik und die Überflutungsverhältnisse in ihrer jahreszeitlichen Verteilung.

Das nach Süden und Westen angrenzende Flach- und Hügelland wird vorherrschend von gefällearmen sandgeprägten Flussauen bestimmt, die vor allem im nordwestdeutschen Tiefland weit verbreitet sind. Formenschatz und standörtliche Bedingungen werden deutlich durch fluviale Prozesse, namentlich die laterale Verlagerung der Mäander und deren Durchbrüche, bestimmt. Deutlich untergeordnet treten im Übergangsbereich zu den Mittelgebirgen gefällereiche kiesgeprägte Flussauen und in Urstromtälern des nordostdeutschen Tieflandes gefällearme organisch dominierte Flussauen auf.

 

In den Mittelgebirgslandschaften lassen sich die Flussauen des Grundgebirges und die Flussauen des Deckgebirges unterscheiden. Die hohen Gefällewerte im Grundgebirge führen häufig zu nebengerinnereichen Gewässern und stark gegliederten unteren Talböden, die durch laterale Verlagerungen und schnell abfließende Hochwasser charakterisiert sind. Die selten überfluteten hohen Auenstufen weisen vergleichsweise stabile standörtliche Verhältnisse auf. Im Deckgebirge variiert die Ausprägung der Auen in Abhängigkeit der Ausgangssubstrate und Gefällewerte beträchtlich.

In den Alpen, Voralpen und im Alpenvorland sind gefällereiche schottergeprägte Flussauen verbreitet, die den alpinen Wildflusscharakter bis in die Donau vermitteln. Sie stellen die morphologisch dynamischsten Auen Deutschlands dar. Bestimmende standörtliche Verhältnisse sie die häufigen Umlagerungen der Schotterfluren und die sommerlichen Überflutungen während der Vegetationsperiode.

Bei den Stromauentypen entfällt die Benennung der Gewässergroßlandschaft, da diese auf Grund der Einzugsgebietsgrößen in ihrer Bedeutung stark in den Hintergrund tritt, und der Charakter des Einzugsgebiets in ausreichender Weise durch das Abflussregime beschreibbar ist. Mit zunehmender Einzugsgebietsgröße verringert sich die relative Schwankungsbreite der Abflüsse, so dass alle Ströme ein - im Vergleich zu den Flüssen - ausgeglichenes Abflussregime besitzen. Unterschiede treten jedoch im jahreszeitlichen Auftreten von Niedrig- und Hochwasserphasen auf.

So bestimmen vor allem alpine Teileinzugsgebiete das Abflussregime von Rhein und Donau, die durch Sommerhochwasser bzw. durch Sommer- und Winterhochwasser charakterisiert sind. Die gefällearmen Stromauen mit nivalem und nivopluvialem Abflussregime neigen zur Ausbildung von Einbettgerinnen mit ausgedehnten Mäandergürtelsystemen.

In der gefällereichen Ausprägung der Stromaue mit Sommerhochwassern, wie z.B. am südlichen Oberrhein, herrschen natürlicherweise verflochtene Gerinnebettformen mit Inseln und großen Schotterfluren vor.

Die Ströme mit Einzugsgebieten ohne alpine Anteile, Elbe und Oder, sind durch reine Winterhochwasserphasen gekennzeichnet. Die gefällearmen Stromauen mit Winterhochwassern zeichnen sich bei sandig-kiesigen Ausgangssubstraten vorherrschend durch Einbettgerinne mit Mäandergürteln aus. Mit abnehmendem Gefälle treten teilmineralisch-organische Substrate und anastomosierende Mehrbettgerinne in den Vordergrund.

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