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Bundesamt für Naturschutz

Weitere Ziele der nachhaltigen Stadtentwicklung

Zusammen mit der biologische Vielfalt können bei der Entwicklung der grünen Infrastruktur vielfältige soziale, ökologische und wirtschaftliche Ziele der nachhaltigen Stadtentwicklung verfolgt werden.

Der Schutz der biologischen Vielfalt ist ein Querschnittsziel, das vielfältige Synergien mit weiteren Zielen der nachhaltigen Stadtentwicklung ermöglicht. Es sollte sogar unbedingt angestrebt werden, verschiedene Ziele gleichzeitig zu verfolgen, da Flächen für Stadtnatur knapp sind und die vielfältigen urbanen Herausforderungen miteinander verwoben sind. Gerade die Klimakrise und der weltweite Verlust der biologischen Vielfalt werden sich gegenseitig verstärken und ökonomische und soziale Folgen haben. Hier werden folgende Ziele der nachhaltigen Stadtentwicklung und mögliche Leistungen der grünen Infrastruktur vorgestellt.

Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit fördern

Ziel, Hintergrund und Handlungsansätze des Ziels Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit fördern.

Umweltbelastungen reduzieren, Erholungs- und Bewegungsräume schaffen und die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen in der Stadt fördern.

Hitzestress, Lärm und Luftverschmutzung führen in Städten zu erheblichen Gesundheitsbeeinträchtigungen. In der Regel sind Stadtviertel mit ärmeren Bevölkerungsgruppen stärker betroffen, während sie zugleich über weniger Stadtnatur für Erholungszwecke verfügen. Stadtgrün mindert diese Belastungen. Parkanlagen, Wälder und Gewässer verringern vor allem nachts die Wärmebelastung in angrenzenden Stadtquartieren. Bäume sorgen durch Schatten für kühle Orte an heißen Sommertagen. Vegetation absorbiert Lärm. Allein dadurch, dass die Lärmquelle abgeschirmt und nicht zu sehen ist, wirkt sie für die Menschen weitaus weniger störend. Darüber hinaus binden Bäume und andere Vegetationselemente Feinstaub. Ziel muss sein, Belastungen für besonders betroffene und besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen zu reduzieren und damit die Umweltgerechtigkeit zu erhöhen. Daher sind Maßnahmen prioritär in Stadtteilen umzusetzen, die überdurchschnittlich von Umweltbelastungen betroffen sind und in denen vor allem Menschen leben, die über niedrige Einkommen verfügen bzw. auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind. In Bezug auf Gesundheit und Lebensqualität, erhöht eine strategisch geplante und vernetzte grüne Infrastruktur den Anteil zugänglicher grüner Freiräume für Erholung, Freizeit, Spiel und Sport, indem sie für alle Altersgruppen vielfältig nutzbare Orte der Begegnung und Bewegung bereitstellt. Grüne Infrastruktur schafft Anreize zu körperlicher Aktivität – mit positiven Effekten auf das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem. Viele Untersuchungen belegen, dass Naturerleben und erreichbare Grünräume die Lebensqualität fördern. So stärkt das Vorhandensein von urbanem Grün das Wohlbefinden von Bewohnerinnen und Bewohnern, indem es hilft, Stress abzubauen und die Zufriedenheit und Identifikation mit der Wohnumgebung zu erhöhen. Ziel muss sein, in allen Stadtteilen Zugang zu nutzbaren und attraktiven Grün- und Freiräumen zu schaffen.

Zur Verbesserung von Gesundheit, Lebensqualität und Umweltgerechtigkeit sind gesamtstädtische Freiraumkonzepte oder Landschaftspläne wichtige Instrumente. Sie können den Grad der Freiraumversorgung und entsprechende Handlungsprioritäten aufzeigen, um insbesondere in unterversorgten und benachteiligten Quartieren den Anteil an Grünflächen für Freizeit und Erholung zu erhöhen und damit zu einer gleichmäßigeren Grünverteilung im Stadtgebiet beitragen. In Bezug auf die Gesundheit sollten aktivitäts- und erholungsfördernde Freiräume mit sportlichem Nutzungsangebot und Flächen zur freien Aneignung entwickelt werden. Neben Freiraumkonzepten sind spezifischere Sport- und Spielflächenkonzepte Instrumente, die durch Spiel und Sport in Grünflächen oder die Aufwertung von Spiel- und Sporträumen auch Naturerleben fördern können. Insbesondere Spielraumkonzepte können naturnahe, aktive und integrative Spielerlebnisse für Kinder fördern. Generationengerechte und sozial-integrative Ansätze sind bei der Gestaltung von Parks und Spielräumen wichtig, um die Nutzbarkeit für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zu fördern. In verdichteten innerstädtischen Gebieten müssen Flächen zur Freiraumnutzung z.B. im Rahmen der Stadterneuerung durch Konversion gewonnen werden.

Klimaanpassung und Resilienz stärken

Ziel, Hintergrund und Handlungsansätze des Ziels Klimaanpassung und Resilienz stärken.

Städte an den Klimawandel anpassen und Belastungen für hier lebende Menschen verringern.

Bereits jetzt führt der Klimawandel zu erhöhten Belastungen, die zukünftig in Städten erheblich zunehmen werden. So wird die Anzahl der Hitzetage und Tropennächte steigen, was erhöhte Gesundheitsrisiken und Beeinträchtigungen des Wohlbefindens zur Folge hat. Mit Hilfe von grüner Infrastruktur werden die ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels gemindert und die Anpassung an den Klimawandel gefördert. Beispiele hierfür sind die Reduzierung der Überwärmung durch kühlende und schattenspendende Grünelemente und eine erhöhte Resilienz gegenüber Extremereignissen wie Starkregen und Hitzewellen durch Wasserrückhaltung und -speicherung. Hierzu ist auch die Anpassungsfähigkeit der Vegetation an sich verändernde Umweltbedingungen aufgrund klimatischer Veränderungen zu beachten. Nicht jede heimische Art weist die gleiche Resilienz auf. Vor diesem Hintergrund ist auch abzuwägen, die grüne Infrastruktur durch resiliente Arten aus anderen geografischen Breiten anzureichern. Verglichen mit monofunktionalen technischen Maßnahmen zur Klimaanpassung kann eine multifunktionale grüne Infrastruktur vergleichsweise kostengünstig helfen, Schäden durch Wetterextreme zu vermeiden und zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen. So ergänzt beispielsweise grüne Infrastruktur in Kombination mit grauer Infrastruktur vorhandene Kanalisationssysteme und beugt so Überschwemmungen vor. Gebäudebegrünungen und Bäume im Umfeld von Gebäuden wirken sich positiv auf die Temperaturregulierung im und um das Gebäude aus, was die Lebensqualität erhöht und den Bedarf zur Klimatisierung von Räumen senkt.

Klimaanpassung kann und sollte auf der Ebene der strategischen Planung für die Stadt oder Stadtregion bearbeitet werden, um die Vulnerabilität gegenüber den Folgen des Klimawandels wie Starkregen, Dürre oder Hitze zu erfassen und geeignete Maßnahmen zu ermitteln. Hierfür eignen sich Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepte, aber auch Freiraumkonzepte, Biodiversitätsstrategien oder Stadtentwicklungskonzepte. In allen Instrumenten sollte eine klimaorientierte Grünflächenentwicklung verfolgt werden, um ein tragfähiges städtisches Netz grüner Rückzugsräume bei Hitze zu entwickeln und auch die grüne Infrastruktur auf die Auswirkungen von Hitze- und Dürrephasen oder Stürme anzupassen. Um Bedrohungen für die Kultur- und Naturlandschaft zu erfassen, bieten Landschaftspläne oder Landschaftsprogramme in den Stadtstaaten sowie informelle regionale Freiraumkonzepte eine Möglichkeit großmaßstäblicher Klimaanpassung. In der innerstädtischen Klimaanpassung gegenüber Hitze kommt Bäumen eine hohe Bedeutung zu. Daher sind strategische Planungsinstrumente zur Sicherung, Entwicklung und Unterhaltung des Stadtbaumbestands ratsam wie z.B. Stadt- oder Straßenbaumkonzepte. Ein fundiertes Monitoring und innovative ingenieurstechnische Ansätze zur Baumpflege und -bewässerung können dabei sinnvolle ergänzende Maßnahmen sein. In Bestandsquartieren ist die Erarbeitung von Klimaanpassungsstrategien ein wichtiger Schritt, um hinsichtlich Hitzevorsorge, Sensibilisierung der Anwohnenden sowie Pflanzenvitalität eine langfristige Entwicklung anzustoßen. Dabei sollten Anwohnende durch Partizipationsverfahren einbezogen werden und bei der langfristigen Umsetzung der Ziele mitwirken. Bei der Neuplanung von Quartieren ist auf eine multifunktionale Freiraumgestaltung zu achten, bei der eine wassersensible Planung, Klimaschutz, Artenschutz und Erholung möglichst in der Programmierung von Flächen zusammengedacht werden. Zum Hochwasserschutz und zur Prävention von Überflutungsereignissen anlässlich zunehmend unvorhersehbarer Wetterereignisse sind gesamtstädtische oder regionale Konzepte zur Entwicklung der blauen Infrastruktur unerlässlich. Bei der Renaturierung von Bach- und Flussläufen und der Anlage neuer Retentionsräume können zusammen mit der Erholungsnutzung und Biodiversität produktive Synergien geschaffen werden.

Sozialen Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe fördern

Ziel, Hintergrund und Handlungsansätze des Ziels sozialen Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe fördern.

Grün- und Freiräume für verschiedene Nutzergruppen entwickeln, Begegnung und Kommunikation ermöglichen und Zugänglichkeit in allen Stadtquartieren schaffen.

Die Bevölkerung wird zunehmend älter und vielfältiger. Zudem gelten etwa 16 % der deutschen Bevölkerung – darunter vor allem Kinder – als armutsgefährdet. In sich rasch verändernden Stadtgesellschaften kann der soziale Zusammenhalt gefährdet sein. Außerdem haben nicht alle Stadtbewohnerinnen und -bewohner gleichermaßen Zugang zu gesundheitsfördernden Wirkungen des Stadtgrüns. Das beeinträchtigt die Umweltgerechtigkeit, insbesondere in durch Lärm, Luftschadstoffe und soziale Problemlagen belasteten Gebieten. Grüne Infrastruktur hilft auch, soziale Aufgaben in den sich wandelnden Städten zu bewältigen. Sie leistet wichtige Beiträge zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, da sie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht, Räume zur Begegnung für Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe bereitstellt und Zugänge zur Natur schafft. Die Stadt sollte gestaltete und gut gepflegte Plätze, Promenaden und Parks bieten, aber auch Raum für wilde Natur mit hoher Eigendynamik und Rückzugsmöglichkeiten – als Kontrast zur durchorganisierten und oftmals hektischen Stadt. Traditionelle Kleingärten, aber auch neue Nachbarschaftsgärten oder interkulturelle Gärten stärken das Gemeinschaftsgefühl und die Identifikation mit dem Quartier, sowie gesellschaftliche Teilhabe und Integration. Wichtig ist, dass grüne Infrastruktur gerecht in der Stadt verteilt und auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gut erreichbar und zugänglich ist, sowie vielfältige Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt als auch verschiedene Interessensgruppen bietet. 

Die gemeinschaftlich-partizipative Entwicklung von Stadtteilparks und anderen Freiräumen im Quartier bietet Potenzial für die gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation, lokale Identifikation sowie den Zusammenhalt der Nachbarschaft. Teilhabe kann im Planungs- und Umsetzungsprozess oder bei der Unterhaltung der grünen Infrastruktur zum Tragen kommen. Durch Kooperation bzw. Koproduktion mit verschiedenen Akteuren vor Ort wie Vereinen, Anwohnenden oder Gärtner*innen kann ein Raum gegenseitiger Unterstützung geschaffen und die lokale Gemeinschaft gestärkt werden. Wichtig sind hierbei oft vermittelnde Organisationen wie Vereine und Initiativen, die Einzelpersonen zusammenbringen und beispielsweise die nötigen Fachkenntnisse vermitteln. Auch sozial-fördernde Gemeinschaftsgärten wie interkulturelle oder barrierefreie Gärten sind ein Mittel einer integrativen Gesellschaft und des gegenseitigen Austauschs. Auf der Ebene der strategischen Planung können Kleingartenentwicklungskonzepte teilöffentliche Flächen zugänglich machen und kollektiv genutzte Freiräume ermöglichen.

Grüne Baukultur stärken

Ziel, Hintergrund und Handlungsansätze des Ziels grüne Baukultur stärken.

Mit Hilfe einer grünen Baukultur qualitätsvolle urbane Grün- und Freiräume als Werk der Landschaftsarchitektur erhalten, planen und entwickeln, um Identität zu stiften, das kulturelle Erbe zu bewahren und neue Gestaltungsformen zu etablieren. Gebäude sind auch als Lebensräume für siedlungsbewohnende Arten zu entwickeln. Bei der Sanierung oder Modernisierung von Gebäuden gilt es den Verlust von Habitaten zu verhindern.

Urbanes Grün prägt das Bild unserer Städte mindestens ebenso wie die gebaute Stadt und das oft über Jahrhunderte hinweg. Parks, Stadtwälder, Straßenbäume und Kleingärten besitzen eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und erfüllen zahlreiche soziale, kulturelle und ökologische Funktionen. Dennoch sind die benötigten Mittel für die Pflege und Unterhaltung von Stadtgrün in vielen Kommunen nicht ausreichend bemessen. Die Folge sind eine Verringerung der Qualität sowie eine verringerte Bereitschaft zur Neuanlage von urbanem Grün aufgrund der Folgekosten. „Grüne Baukultur“ steht für qualitativ hochwertig gestaltete urbane Grün- und Freiflächen. Dazu gehört auch der Gestaltungsprozess mit Fachleuten sowie Bürgerinnen und Bürgern. Urbane Plätze, Gartendenkmäler, schöne Parks, ruhige Naturräume, kindgerechte Spielräume, naturnahe Schulhöfe und Bewegungsräume, grüne Fassaden und Dächer sowie Lebensräume für Tiere an Gebäuden und im Wohnumfeld bilden Elemente einer grünen Baukultur. Grüne Infrastruktur bietet die Möglichkeit, Stadtnatur auch als Werk der Landschaftsarchitektur und als festen Bestandteil des Städtebaus und der Architektur zu stärken. Sie sichert kulturell bedeutsame Räume, entwickelt und gestaltet qualitätsvolle Grün- und Freiflächen und trägt dazu bei, das kulturelle Erbe zu bewahren und zu pflegen, insbesondere in Form von stadtbildprägenden, identitätsstiftenden oder historisch bedeutsamen Grün- und Freiflächen. Grüne Baukultur bedarf neben der qualitätsvollen Gestaltung auch einer dauerhaften und guten Pflege und Unterhaltung, denn nur so kann der Wert des urbanen Grüns nachhaltig gesichert werden. 

Ein strategisches Instrument, das die grüne Baukultur fördert und auf den Bebauungs- Nutzungs- und Klimaanpassungsdruck reagiert, sind Gebäudebegrünungsstrategien bzw. Gründach- und oder Fassadenbegrünungsstrategien. Sie können nachhaltige Gebäudekonzepte mit Dach- und Fassadenbegrünung und anderen innovativen baulichen Klimaanpassungsmaßnahmen unterstützen und bei entsprechender Ausgestaltung auch zur Biologischen Vielfalt und Lebensqualität vor Ort beitragen. Beispiele sind die Förderung von Biodiversitätsdächern oder nutzbaren Dachgärten. Bei der Sanierung und Neuentwicklung von Gebäuden sollten ökologische, soziale und ästhetische Aspekte zusammengebracht werden, um so eine neue grüne Baukultur zu entwickeln. Hierzu gehört eine geringe Versiegelung, sowie eine klimaangepasste und biodiversitätsfördernde Gestaltung von Außenräumen mit artenangepassten Baukonzepten wie dem Animal-Aided-Design. Dies wirkt sich auch positiv auf Aspekte des Naturerlebnis, der Umweltbildung und der Erholung aus. Umnutzungsstrategien von Verkehrsflächen sind im Kontext einer nachhaltigen Verkehrsplanung wichtig, um neue Flächen für grüne Infrastruktur zu gewinnen. Zur Erhaltung und Weiterentwicklung des gartenkulturellen Erbes bieten Grünraumentwicklungskonzepte Steuerungsmöglichkeiten, um auf veränderte Grünraumnutzungen und -bedürfnisse zu reagieren. Ein Beispiel sind Friedhofsentwicklungskonzepte, die auf den Wandel in der Bestattungskultur sowie zunehmenden Freiflächenbedarf reagieren und ökologische, denkmalpflegerische und erholungsorientierte Aspekte integrieren können.

Nachhaltigkeit und Mobilitätswende voranbringen

Ziel, Hintergrund und Handlungsansätze des Ziels Nachhaltigkeit und Mobilitätswende voranbringen.

Negative Wirkungen städtischen Wachstums und städtischer Nutzungen auf Klima und Umwelt vermeiden, Ressourcenverbrauch reduzieren, Kreisläufe von Stoffströmen schließen und umweltfreundliche Lebens- und Mobilitätsformen stärken.

Städte haben einen hohen Bedarf an Ressourcen wie (Trink-) Wasser, Energie und Nahrungsmitteln und erzeugen damit einen Großteil der Emissionen und Abfälle. Dem verantwortungsvollen, nachhaltigen Umgang mit Ressourcen kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Eine nachhaltige Stadt braucht ressourceneffiziente Siedlungs- und Bebauungsstrukturen sowie geschlossene Stoffkreisläufe und reduzierte Ressourceninputs. Die grüne Infrastruktur leistet vielfältige Beiträge zu allen drei Säulen der Nachhaltigkeit – ökologisch, sozial und ökonomisch. Besonders im Verkehrssektor mit hohen CO2- und Feinstaubemissionen und hoher Flächeninanspruchnahme durch den ruhenden Verkehr gibt es Handlungsbedarf. Damit einher geht auch die Chance, Stadträume mit Hilfe nachhaltigerer Mobilitätssysteme umzugestalten und beispielsweise auf bisherigen Parkplätzen kleine nutzbare Freiräume zu gestalten. Eine vernetze grüne Infrastruktur fördert eine nachhaltige, autofreie Mobilität und erhöht über einen besseren Zugang zu Erholungsflächen die soziale Nachhaltigkeit. Urbane Stoffströme im Bereich Wasser, organischer Abfall und regional produzierte Lebensmittel können durch integrierte Planung miteinander verknüpft und Stoffkreisläufe geschlossen werden. Dies mindert den Ressourcenverbrauch. Dadurch geschaffene produktive Landschaften tragen zur Versorgung der Stadtbevölkerung bei. 

Auf der strategischen Ebene sind nachhaltige Mobilitätskonzepte Instrumente, um Verkehrsflächen neu zu verteilen, Flächenversiegelung zu reduzieren und Flächen für die grüne Infrastruktur zu gewinnen. Gesamtstädtische Freiraumsysteme mit grünen Korridoren können eine nachhaltige Mobilität basierend auf dem Rad- und Fußverkehr fördern und zugleich Raum für Natur in der Stadt schaffen. Die Umnutzung von brachgefallenen linearen Strukturen wie Bahnlinien oder anderen Verkehrskorridoren oder die Entwicklung neuer Grünstrukturen entlang von Gewässern ermöglichen grüne Verbindungen und können Belange von Biodiversität, Erholung und Klimaanpassung verbinden. Hierfür ist eine vorausschauende Planung notwendig, bei der solche Strukturen frühzeitig identifiziert, gesichert und behutsam entwickelt werden. Durch die Förderung von urbaner Landwirtschaft – von der professionellen Landwirtschaft bis zum privaten Gärtnern – können Transportwege von Nahrungsmitteln verkürzt und Rohstoffkreisläufe hergestellt werden. Mit Programmen zur Gebäudebegrünung können nachhaltige Konzepte im öffentlichen oder privaten Gebäudesektor strategisch gefördert und erweitert werden, darunter fallen z.B. Maßnahmen zum innovativen Regenwassermanagement, der Förderung biologischer Vielfalt – an und um Gebäude – sowie energetische Klimaanpassung. Darüber hinaus können Kommunen auf eigenen Flächen bei Konzeptverfahren und städtebaulichen Wettbewerben, oder auch durch die Auszeichnung privaten Engagements, nachhaltige gebäudebezogene Ansätze unterstützen.

Wirtschaftliche Entwicklung stärken

Ziel, Hintergrund und Handlungsansätze des Ziels wirtschaftliche Entwicklung stärken.

Standorte, Stadtquartiere und ganze Städte für ihre Bewohnerinnen und Bewohner sowie als Standort für Unternehmen attraktiver machen.

Stadtquartiere und ganze Städte stehen als Orte des Lebens und Arbeitens untereinander im Wettbewerb. Eine qualitätsvolle urbane grüne Infrastruktur trägt zur Attraktivität, Profilierung und höheren Anziehungskraft für Wohnen, Arbeiten und Tourismus bei. Sie ist ein wichtiger „weicher“ Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen und kann die touristische Attraktivität von Städten erhöhen. Auch im Arbeitsumfeld sind positive Wirkungen möglich, z. B. in Hinblick auf die Zufriedenheit und Gesundheit von Beschäftigten. Für Wirtschaftsunternehmen wie für Städte kann der Einbezug naturbasierter Lösungen (z. B. bei der Stadtentwässerung) ökonomisch günstiger sein als eine konventionelle technische Infrastruktur. 

Städtische oder regionale Freiraumkonzepte, Freiräumliche Leitbilder oder Masterpläne bieten die Chance, die grün-blaue Infrastruktur als Potenzial für die städtische Identität, touristische Nutzung und damit auch als wirtschaftlichen Faktor zu positionieren. Hierbei kann die gesamte Vielfalt der grünen Infrastruktur, von historischen Grünanlagen bis zur urbanen Wildnis genutzt werden, um das Image der Stadt zu prägen. Hierfür sind klare Leitbilder, eine ansprechende und verständliche Kommunikation in Texten und Bildern oder auch einprägsame Metaphern wie Grüngürtel oder ähnliche Figuren hilfreich. Wenn es gelingt, die grüne Infrastruktur als identitätsprägend zu etablieren, gibt es die Chance für einen stärkeren lokalpolitischen und gesellschaftlichen Rückhalt. Bei der Weiterentwicklung oder Neuentwicklung von Gewerbestandorten sind Gewerbeentwicklungskonzept Instrumente, um Arten-, Umwelt- und Klimaschutz in die Planung zu integrieren und nicht nur die Eingriffe möglichst gering zu halten, sondern auch eine positive Entwicklung für die Biodiversität vor Ort anzustoßen.

Die Inhalte dieser Seite basieren auf dem F+E-Vorhaben „Grüne Infrastruktur im urbanen Raum: Grundlagen, Planung und Umsetzung in der integrierten Stadtentwicklung“ (BfN, 2017) und wurden in Teilen geringfügig verändert und ergänzt.

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