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Bundesamt für Naturschutz

Biodiversität und Unternehmen

Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen sind Grundlage gesellschaftlichen Wohlergehens und Wohlstands und somit auch Wirtschaftsgrundlage nahezu aller Unternehmen.

In verschiedenem Ausmaß sind sie von der Natur abhängig, üben gleichzeitig aber auch einen großen Einfluss auf diese aus. Im Falle einer anhaltenden Abnahme der biologischen Vielfalt und der Leistungsfähigkeit der Ökosysteme ist mit verschiedenen Risiken für die Wirtschaft zu rechnen

Risiken

  • Physisch operative Risiken (z. B. Verfügbarkeit und Kosten von pflanzlichen und tierischen Rohstoffen sowie von Betriebsmitteln wie sauberes Wasser, Einbußen beim ästhetischen Wert der Natur).
  • Regulatorische und rechtliche Risiken (etwa Auflagen zur Regulierung der Entnahme tierischer Rohstoffe [z. B. Fangquoten] oder für die Nutzung von Umweltmedien [z. B. Emissionsgrenzwerte], Umweltschadenshaftung).
  • Marktrisiken (z. B. Veränderung des Einkaufsverhaltens durch eine stärkere Berücksichtigung von Biodiversitätsaspekten durch den Verbraucher).
  • Reputationsrisiken (z. B. Stigmatisierung von Unternehmen bzw. Branchen aufgrund negativer Auswirkungen auf die Biodiversität).
  • Finanzierungsrisiken (z. B. Anpassung von Kreditbedingungen an Natur- und Biodiversitätskriterien [z. B. Höhe der Kreditzinsen]; Rückgang der finanziellen Performance).

Biodiversitätsschutz

Durch einen Schutz der Biodiversität können die oben genannten Risiken in Chancen gewandelt werden, z. B. zu Marktvorteilen durch First-Mover-Effekte oder neuen Absatzmöglichkeiten. Biodiversitätsschutz birgt Chancen und Innovationspotentiale für Unternehmen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend gestärkt und der Erfolg von Unternehmen langfristig gesichert werden können. Der Schutz von Biodiversität stellt somit, ebenso wie der bereits stärker etablierte und oft damit verknüpfte Klima- und Gewässerschutz, eine wichtige Aufgabe für Unternehmen dar. So ist die biologische Vielfalt bei einigen Unternehmen ein immanenter Bestandteil des Geschäftsmodells. Hier kann v. a. auf Unternehmen der Bio- & Öko-Branchen verwiesen werden. 

Thematik „biologische Vielfalt“

Für zahlreiche Unternehmen anderer Branchen bedeutet die Berücksichtigung von Biodiversität allerdings eine besondere Herausforderung. Die Thematik „biologische Vielfalt“ an sich und insbesondere die Wechselwirkungen der biologischen Vielfalt mit unternehmerischen Aktivitäten sind komplex. Zudem gibt es für viele Wirkungsbereiche noch keine etablierten Erfassungs-, Abschätzungs- und Bewertungsmethoden. Einige Unternehmen stellen sich dieser Herausforderung und führen dennoch freiwillig Aktivitäten zum Schutz der Biodiversität durch. Dabei ist nicht in erster Linie an Sponsoring von Naturschutzprojekten zu denken. Vielmehr werden neue Wege gegangen, um die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen direkt im Unternehmensumfeld zu erhalten und zu fördern. 

Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität

Beispiele sind eine naturnahe Gestaltung des Firmengeländes, die Durchführung von zusätzlichen Maßnahmen neben denen, die i. R. der Eingriffsregelung zu erfolgen haben, wie das Anlegen heimischer Streuobstwiesen, Renaturierung von Gräben oder aber das Anlegen von Feuchtbiotopen und Feldgehölzpflanzungen. 

Unternehmenstätigkeit und ihre Auswirkungen auf Biodiversität

Auch die Unternehmenstätigkeit kann auf ihre Auswirkungen auf die Biodiversität analysiert werden, um so direkte und indirekte Eingriffe entlang der Produkt- und Wertschöpfungskette zu minimieren und das Umweltmanagementsystem entsprechend auszurichten. Die Berücksichtigung geeigneter Standards und Zertifikaten bei der Auswahl der Zulieferer oder eine Anpassung der Investmentstrategie können hier geeignete Maßnahmen darstellen.

Unternehmen für den Biodiversitätsschutz begeistern

Die Zahl der für Biodiversität engagierten Unternehmen ist bislang gering. Die dauerhafte Erhaltung der biologischen Vielfalt und der damit verbundenen Leistungen der Ökosysteme kann jedoch nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Gesellschaft und auch der Wirtschaft gelingen. Dementsprechend fordern die CBD, die europäische und auch die deutsche Biodiversitätsstrategie eine verstärkte Einbeziehung der Unternehmen beim Schutz der biologischen Vielfalt. Daher werden in Deutschland seit einigen Jahren Maßnahmen ergriffen, weitere Unternehmen für den Schutz der biologischen Vielfalt zu aktivieren. 

Biodiversity in Good Company

Unternehmensnetzwerke

So sind erste Unternehmensnetzwerke entstanden, die explizit die verstärkte Berücksichtigung von Biodiversität in unternehmerischen Entscheidungen voranbringen möchten. Im Rahmen der CBD-Präsidentschaft Deutschlands 2008 wurde durch Förderung des BMU die 'Biodiversity in Good Company' Initiative gegründet. Mittlerweile ist die Initiative ein selbstständiger Verein, der sich aktiv um die Förderung wirtschaftlichen Engagements für den Erhalt biologischer Vielfalt bemüht. Auf europäischer Ebene ist die Europäische Business & Biodiversity Kampagne mit dieser Aufgabe befasst.

Im Rahmen der deutschen Fortführung des internationalen TEEB-Prozesses ist eine Broschüre für Unternehmen erstellt worden. Diese konkretisiert, als Pendant zur internationalen „TEEB for Business“ Broschüre, den Komplex Biodiversität, Ökosystemleistungen und unternehmerisches Handeln für den deutschen Kontext.

Biodiversity in Good Company' Initiative

Um den Austausch von Wirtschaft, Naturschutz und Politik im Feld „Biodiversität und Unternehmen“ zu erleichtern und um weitere Schritte gemeinsam zu definieren, wurde durch das Bundesumweltministerium mit Unterstützung von BDI, DIHK, BMWi, 'Biodiversity in Good Company' Initiative, econsense, Global Nature Fund, UBA und BfN eine dynamische Dialog-­ und Aktionsplattform initiiert: Unternehmen Biologische Vielfalt 2020. Die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Naturschutz und die Eigeninitiative der Unternehmen steht im Mittelpunkt. Weitere Wirtschafts- und Naturschutzverbände unterstützen dieses Vorhaben. Informationen über das Projekt sind in einem Basispapier zu finden, welches kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Forschungsvorhaben der Thematik "Biodiversität und Unternehmen"

Das BfN widmet sich i. R. verschiedener Forschungsvorhaben der Thematik "Biodiversität und Unternehmen": Beispielsweise ließ es unternehmensrelevante Informationen über Biodiversität zusammenstellen und konkrete Handlungsempfehlungen und -anleitungen, z. B. zu Biodiversität in Einkauf, Marketing oder Liegenschaften, erarbeiten.

Naturwert - Naturnahe Firmengelände als Einstieg in biodiversitätsförderndes Umweltmanagment

Das Forschungsvorhaben zeigt Ansatzpunkte und Potenziale für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Bereich des Liegenschaftsmanagements von Unternehmen auf. Anhand der Broschüre "Wege zum naturnahen Firmengelände - 21 Ideen für mehr Artenvielfalt auf Unternehmensflächen: Von einfach bis aufwendig" und eines Videotrailers möchte das Vorhaben Unternehmen für die Notwendigkeit des Erhalts der biologischen Vielfalt auf Firmengelände sensibilisieren. Der Videotrailer kann für Präsentationen über das BfN angefordert werden. Eine im Rahmen eines Vorhabens entstandene Online-Plattform erläutert verschiedene Märkte für biologische Vielfalt.

Weitere Vorhaben

Auch auf den Bereichen Indikatoren für Biodiversität sowie biologische Vielfalt in Zertifikaten und Produkt-Ökobilanzen liegt ein Fokus. So soll in einem laufenden Vorhaben eine Methode entwickelt werden, durch die Auswirkungen von Produkten auf die biologische Vielfalt in Ökobilanzen integriert werden können. Ein anderes Vorhaben untersuchte Biodiversitätsstandards in der Lebensmittelbranche, mit dem Ziel, Biodiversität und biologische Vielfalt in bestehende Labels und Qualitätssysteme zu integrieren. Hierzu wurden Handlungsempfehlungen mit konkreten Kriterien zum Schutz der biologischen Vielfalt erarbeitet. Die i. R. eines Vorhabens um Biodiversität und Ökosystemleistungen erweiterten Kohlenstoffzertifikate "MoorFutures"  liefern eine erste konkrete Möglichkeit, Biodiversität und Ökosystemleistungen in Zertifikaten des freiwilligen Kohlenstoffmarkts zu integrieren. Schließlich begleitet das BfN ein Tagungsprojekt zum Thema „Ressourceneffizienz und biologische Vielfalt“, welches in dieser Legislaturperiod

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