Opens an external page Link to the homepage

Bundesamt für Naturschutz

Gesund sein und bleiben

Gesundheit und Wohlbefinden sind auf das Engste mit der Natur verbunden. Auch wenn es im Alltag mitunter nicht bewusst wahrgenommen wird, liefert die Natur dem Menschen doch täglich die Lebensbasis. Zur Gesunderhaltung tragen neben physischen auch psychische Faktoren bei.

Ein zufriedener, aktiver, erholter, sozial integrierter und zuversichtlicher Mensch ist auf Dauer gesünder. Wenn er sich regelmäßig in der Natur aufhält, kann der Mensch seine Gesundheit in jeder Hinsicht stärken. Der Schutz von Natur und Landschaft dient somit nicht nur dem Erhalt bestimmter Lebensräume, sondern auch der Gesundheitsvorsorge des Menschen. Intuitiv ist vielen bekannt, dass ein Waldspaziergang oder in städtischen Parks das Wohlbefinden steigert. Auch die Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudien, die das BfN und das BMU alle zwei Jahre in der Bevölkerung Deutschlands (ab 18 Jahren) durchführt, unterstreichen den persönlichen Wert von Natur für „Erholung und Entspannung“, „Gesundheit“ und „Lebensqualität“.

Seit ca. 25 Jahren gibt es eine wachsende Zahl empirischer Studien, die aufzeigen, wie wichtig Natur und Naturkontakt für menschliches Wohlbefinden und die Gesundheit sind. Beteiligt an diesen Arbeiten sind vor allem Akteure aus Medizin, Psychologie und Sozialwissenschaften.

Bewegung und Gesundheit

Bewegungsmangel ist eine der wichtigsten Ursachen der so genannten Zivilisationskrankheiten. Laut einer WHO-Studie (Guthold et al. 2018) bewegen sich mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung zu wenig. Vor allem in reichen Ländern stellt dies ein Problem dar. In Deutschland trifft dies auf über 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu (TK Stressstudie 2016). Laut aktueller Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewegen sich 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend. Zudem ließen sich mehr als fünf Millionen vorzeitige Todesfälle jedes Jahr vermeiden, wenn sich die Bevölkerung weltweit mehr bewegen würde. Aus diesem Grund hat die WHO 2020 neue Aktivitätsempfehlungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen herausgegeben.

Allerdings bewegt sich noch immer ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland zu wenig. Fast jeder 2. Bundesbürger ist ein Sportmuffel oder betreibt überhaupt keinen Sport. Nur knapp 30 Prozent der Bevölkerung sind Gelegenheitssportler, die ca. 2,5 Stunden pro Woche moderat trainieren (TK-Bewegungsstudie 2016). Nach den Ergebnissen des DVK-Reports 2018 ist nicht einmal die Hälfte der Deutschen körperlich ausreichend aktiv. Ältere Erwachsene ab 66 Jahren weisen die geringste körperliche Aktivität im Vergleich zu anderen Altersgruppen auf. Erwachsene sollten nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation pro Woche mindestens 150 Minuten moderater Aktivität (zum Beispiel zügiges Gehen) oder 75 Minuten intensiver Aktivität nachgehen (zum Beispiel Joggen). Allerdings erreichten nur 43 Prozent der Befragten dieses empfohlene Mindestmaß. 2010 waren es noch 60 Prozent. Gesundheitspolitische Strategien, die zu mehr Sport und Bewegung auch im Alltag motivieren wollen, sind daher als wichtige Interventionen anzusehen.

Erholung und Wohlbefinden

Die Natur wirkt positiv auf Stimmung und Konzentration des Menschen, schafft Kontrasterlebnisse und ermöglicht Stressabbau durch umfassende psychische und emotionale Entspannung. Natürliche Reize, die Stimulation der Sinne, Naturerlebnisse – all diese Faktoren können dem Menschen helfen, vom Alltag abzuschalten und Abstand zu Problemen zu gewinnen.

Gesundheitsförderliche Natur-Räume sind ebenso Wälder wie Stadtparks und städtische Grünzüge, therapeutische und gesundheitsförderliche Landschaften, Heilgärten und Großschutzgebiete. Jede Form von Grünräumen stellt eigene gesundheitsförderliche Potenziale bereit, und jeder Mensch entscheidet individuell, welcher Naturraum ihm die beste Erholung bietet. Neuere Forschungsergebnisse belegen, dass der Aufenthalt in der Natur die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol reduziert.

Ein Waldbesuch hat nachgewiesene positive Effekte auf das soziale Wohlbefinden und die physische und psychische Gesundheit des Menschen.

Wirkungen des Waldes auf das physische Wohlbefinden

  • FilterwirkungBäume filtern Stäube aus der Luft und sorgen so für ein befreites Durchatmen
  • Klimatische WirkungSchatten und Windschutz sorgen für angenehme Temperaturen im Wald
  • Evapotranspiration: die Verdunstung von Boden- oder Wasseroberflächen (Evaporation) und Pflanzen (Transpiration) hat einen positiven Einfluss auf ein angenehmes Waldklima
  • Geruchswirkung: Waldluft enthält Spuren ätherischer Öle, die als wohltuend empfunden werden
  • Entspannung: Bäume filtern Lärm und schaffen eine ruhige Umgebung
  • Bewegung: Wald als Bewegungsraum fördert körperliche Aktivität, vor allem bei Kindern

Wirkungen des Waldes auf das psychische Wohlbefinden

  • Stressabbau: weniger Hektik, Ausgleich zum Alltagsstress durch Ruhe und Verweilen
  • Ablenkung: Formen- und Farbenvielfalt, Gerüche, Geräusche und Lichtspiele beschäftigen die Sinne
  • Wohlbefinden: ein Aufenthalt im Wald wird in der Regel mit positiven Gefühlen verbunden

Therapie und Rehabilitation

Eine Verbindung von Gesundheit und Naturschutz liegt in der Heilwirkung der Natur. So werden Arzneimittel und Heilverfahren aus und in der Natur für Therapie und Rehabilitation von Krankheiten genutzt. Die Anwendungsmöglichkeiten natürlicher und naturbezogener Arzneimittel und Heilverfahren sind vielfältig, ihre Verwendung etabliert. Doch es bestehen Gefahren für das Heilmittelpotenzial der Natur, wenn es nicht bewusst nachhaltig genutzt wird.

Heilbäder und Kurorte sind Gebiete und Orte mit bevorzugter klimatischer Lage und besonderen natürlichen Gegebenheiten. So erfüllen sie beispielsweise hohe Anforderungen an die Luftqualität. Deutschlands klimatische Verhältnisse sind sehr vielfältig. Wetterelemente wie Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind, Licht und Strahlung stellen sich im Flachland anders dar als im Mittelgebirge, im Alpenvorland oder in den Alpen. Seeheilbäder bieten durch ihre Lage an der Meeresküste ein therapeutisch bewährtes Bioklima. Heilbäder und Kurorte fördern die Gesundheit neben den Heilbehandlungen bereits durch die körperliche Anpassung an die spezifischen Klimaverhältnisse. Bei den Behandlungen werden natürliche Heilmittel des Bodens, des Klimas und des Meeres angewendet. Im Sinne einer ganzheitlichen Therapie kommen natürliche Reize wie Licht, Luft, Kälte, Wärme, Ruhe und Bewegung zum Einsatz.

Heilgärten

Bereits die Ägypter nutzten Gärten zur Erholung. In Europa sind die mittelalterlichen Klostergärten ein frühes Beispiel für Heilgärten, vor allem durch den Anbau von Heilpflanzen. Hildegard von Bingen (1098–1179) schuf ein bis heute gültiges medizinisch-philosophisches Konzept zur Naturheilkunde, wozu die "Hildegard-Gesundheitsgärten" gehören.

Heilende Gärten entstehen häufig in Krankenhausparks, bei Alten- und Pflegeheimen oder anderen Versorgungseinrichtungen. Heilende Gärten sind so angelegt, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigt werden – beispielsweise im Krankenhaus von Patient*innen, Ärzt*innen, Pflegepersonal und Besucher*innen). Für einzelne Erkrankungen existieren spezielle Heilgarten-Konzepte. So stimulieren Heilgärten für Alzheimer-Erkrankte die Sinne positiv, um angenehme Gefühle und Erinnerungen zu wecken.

Heilgärten müssen so gestaltet sein, dass sie Menschen Anreize bieten, sich darin aufzuhalten. Es sollen Orte sein, an denen der Mensch sich wohlfühlt. Im Interesse des Naturschutzes sollten Heilgärten nicht zu stark modelliert sein und überwiegend einheimische Pflanzen und Tiere beherbergen. Auch Firmen nutzen immer häufiger Gartenelemente, um den Arbeitsalltag von Mitarbeitern zu verbessern. Dazu zählen natürliche Anlagen und Dachgärten, begrünte Innenhöfe und Eingänge. Eine solche Begrünung kann ebenso positive Effekte auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter haben wie eine attraktive Wirkung auf Kunden und Geschäftspartner.

Community-Gärten stellen eine besondere Form der kollektiven Gartenarbeit auf öffentlichen oder halböffentlichen Flächen besonders in größeren Städten dar. Wichtige Effekte von Community-Gärten sind die Entstehung und Pflege sozialer Kontakte, vielfältige Gelegenheiten zu Erholung, Bewegung, Therapie und Bildung, die Reduzierung von Kriminalität und ein besseres Stadtklima.

Therapeutische Landschaften

Der Begriff der Therapeutischen Landschaften („Therapeutic Landscapes“) wurde zu Beginn der 1990er Jahre durch den Medizingeographen Wilbert Gesler geprägt. Dem Konzept liegt die Hypothese zugrunde, dass Landschaften eine Bedeutung für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden haben können. Als „Therapeutic Landscapes“ werden Landschaften verstanden, die mit physischer, mentaler oder spiritueller Heilung assoziiert werden.

Darüber hinaus versteht sich das Konzept der Therapeutischen Landschaften als geographische Metapher, um das Verständnis dafür zu fördern, wie sich Gesundheitsprozesse an Orten, also in Situationen, Milieus und Schauplätzen, entfalten. Es spannt einen weiten Bogen von natürlichen, physisch-realen Landschaften und Landschaftselementen über eine Reihe von Landschaftsmetaphern – jeweils von großer Bedeutung für die Gesundheit des Menschen.

Therapeutische Landschaften werden aufgrund ihrer symbolischen Bedeutung vornehmlich mit imposanten Naturlandschaften, spirituellen Landschaften oder ästhetisch ansprechenden traditionellen Kurlandschaften sowie mit Heimat assoziiert. Die Forschung diskutiert Therapeutische Landschaften auch zunehmend salutogenetisch, also hinsichtlich ihrer gesundheitsförderlichen Potentiale für die Gesellschaft.

Ulrich Gebhard, Thomas Kistemann (Hrsg.): Landschaft, Identität und Gesundheit. Zum Konzept der Therapeutischen Landschaften. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Wiesbaden) 2016. 220 Seiten. ISBN 978-3-531-19722-7

To the top