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Bundesamt für Naturschutz

Bereich III - Oderbank

Der 1.101 km² große Bereich III liegt nördlich der Odermündung und östlich des Greifswalder Boddens in der Pommerschen Bucht. Er umfasst vollständig den deutschen Teil der Oderbank von rund 480 km². Die Oderbank ist die zentrale morphologische Struktur der Pommerschen Bucht. Vermutlich handelt es sich um einen Dünenkomplex, der beim Anstieg des Meeresspielgels nach der letzten Eiszeit überflutet wurde. Die Oderbank ist nahezu homogen mit hellen Feinsanden bedeckt, die stellenweise mit einem hohen Anteil an Schill angereichert sind. Im Kuppensystem der deutschen Ostsee nimmt diese nahezu makrophytenfreie Sandbank durch ihre Größe und Ausprägung ökologisch und geologisch eine Sonderstellung ein. Sie ist einmalig im deutschen Ostseeraum und ein hervorragendes, repräsentatives und idealtypisches Beispiel für den LRT „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“.
Die Oderbank besteht überwiegend aus Feinsanden und ist nahezu makrophytenfrei.
Die Oderbank besteht überwiegend aus Feinsanden und ist nahezu makrophytenfrei.

Fakten zur Pommersche Bucht mit Oderbank (FFH-Gebiet) – Bereich III des Komplexgebietes

 
Steckbrief FFH-Gebiet FFH-Gebiet Pommersche Bucht mit Oderbank EU-Code: DE 1652-301
Lebensraumtypen Sandbänke ca. 480 km²
Arten/Anzahl Schweinswal
(Phocoena phocoena)
251-500
  Finte
(Alosa fallax)
Nahrungs- und Überwinterungshabitat
  Baltischer Stör
(Acipenser oxyrinchus)
Nahrungshabitat

Wichtige Merkmale des Bereichs III

Artenreiche Benthosgemeinschaften finden ideale Lebensbedingungen. Ebenso wie zahlreiche Plattfischarten, die an der Oderbank aufwachsen. Auch Meeressäugetiere wie die Schweinswale der zentralen Ostsee und Kegelrobben sind hier zu finden. 

Da kein Tiefenwasser der Ostsee bis auf die Oderbank vordringen kann, sind episodische Sauerstoffmangelerscheinungen, anoxische Bedingungen und mit Schwefelwasserstoff belastetes Wasser auf der Oderbank bisher weder bekannt geworden noch zu erwarten. Wie für diesen Teil der Ostsee charakteristisch, kommen nur wenige benthische Invertebraten-Arten vor. Jedoch erlangen die vorkommenden Arten wegen der guten Sauerstoff- und Nährstoffversorgung zum Teil sehr hohe Abundanzen und Biomassen. Das bedeutet, dass die Benthosfauna zwar relativ artenarm, aber dafür sehr individuenreich ist. Insbesondere Sandklaff-, Platt- und Herzmuscheln, aber auch Polychaeten und verschiedene Krebstiere (Crustacea) kommen hier vor. Durch das langjährig bestehende Verbot der grundberührenden Schleppnetzfischerei auf einem großen Teil der Oderbank weisen die charakteristischen Arten weitgehend natürliche Verbreitungsmuster und Populationsdynamiken auf. Das Gebiet hat eine herausragende Bedeutung als dauerhaft verfügbares Nahrungsgebiet für viele Arten, beispielsweise für verschiedene Fischarten.

Flunder (Platichthys flesus) und Steinbutt (Psetta maxima) sind neben der Scholle (kein Bild) charakteristische Arten der Oderbank.

Von besonderer Bedeutung ist der Bereich III als Laich- und Aufwachsgebiet für Steinbutt, Scholle und Flunder. Viele Plattfischarten finden hier Nahrung im Überfluss. In den feinen Sanden können sich auch die unerfahrenen Jungfische schnell mit ihrem wellenartigen Flossenschlag eingraben. Manche Arten perfektionieren ihre Tarnung, indem sie ihre Pigmentierung der Farbe und Struktur des Untergrunds anpassen.

Eine besonders hohe Bedeutung hat die Oderbank auch als marines Nahrungs- und Überwinterungshabitat für Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus) und Finten (Alosa fallax). Darüber hinaus gilt sie als wichtiges potenzielles marines Verbreitungs- und Nahrungsgebiet für den in der Oder und ihren Zuflüssen wieder angesiedelten Stör (Acipenser oxyrinchus). Die an die Oder grenzende Pommersche Bucht könnte nach erfolgreicher Wiederansiedlung wieder ein wichtiger mariner Teillebensraum dieser ehemals hier ausgestorbenen Art werden. Dabei wird die Oderbank auf der Grundlage historischer Quellen als wichtiges potenzielles marines Nahrungsgebiet für Störe eingestuft. 

Störe und Finten gehören zu den anadromen Wanderfischarten, die als Anhang II Arten der FFH-Richtlinie besonderen Schutzes bedürfen. Anadrome Fische ziehen nur zum Laichen die Flüsse hinauf, die adulten Tiere hingegen leben im Meer.

Als marine Säugetierart sind auf der Oderbank Schweinswale (Phocoena phocoena) nachgewiesen worden, zum Teil sogar mit saisonalen Konzentrationen („hot spots“) im Winter. Es handelt sich hierbei um Tiere der östlichen Schweinswalpopulation der zentralen Ostsee, die zurzeit auf nur noch ca. 500 Individuen geschätzt wird und als sehr stark gefährdet gilt. Insbesondere in kalten Wintern sind die eisfreien Zonen der Pommerschen Bucht für diese Tiere überlebenswichtig, wenn sie aus eisbedeckten Gebieten der Ostsee hierher nach Süden ziehen. Der Erhaltungsgrad dieser bedrohten Kleinwale weist für die Pommersche Bucht ein starkes Defizit auf.

Mit der Zunahme des Kegelrobbenbestands in der deutschen Ostsee, insbesondere in den Gewässern um Rügen und der Greifswalder Oie, wird die Pommersche Bucht zunehmend ein wichtiges Nahrungs- und Migrationshabitat für diese Robbenart.

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