Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

Indikator Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Unter der Bezeichnung „Entwicklung der Bestände ausgewählter Tierarten“ wurde in der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2002 erstmalig der Prototyp eines Indikators publiziert, der bundesweit Aussagen über den Zustand von Natur und Landschaft ermöglichen sollte (Die Bundesregierung 2002). In zwei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN wurde dieser Prototyp ausgearbeitet und im Kontext der Nachhaltigkeitsstrategie in den folgenden Jahren als Nachhaltigkeitsindikator für die Artenvielfalt benannt. Für die Berichterstattung im Kontext des Naturschutzes wurde ab 2006 die Bezeichnung in Indikator für Artenvielfalt und Landschaftsqualität geändert.

Beschreibung des Indikators

Um den Zustand von Natur und Landschaft unter dem Einfluss vielfältiger Nutzungen auf der gesamten Fläche Deutschlands in zusammenfassender Form abzubilden, bilanziert der Indikator die Veränderungen der Bestände ausgewählter Vogelarten, die die wichtigsten Nutzungs- und Landschaftstypen in Deutschland repräsentieren. Steigt die Qualität der Lebensräume in Folge einer Verringerung von Belastungen, einer Verbesserung der Nachhaltigkeit von Nutzungen oder einer erfolgreichen Umsetzung von Maßnahmen des Naturschutzes, drückt sich dies in zunehmenden Bestandszahlen der ausgewählten Vogelarten und damit in einer positiven Entwicklung des Indikators aus. Da neben Vögeln auch andere Arten an eine reichhaltig gegliederte Landschaft mit intakten, nachhaltig genutzten Lebensräumen gebunden sind, bildet der Indikator indirekt auch die Entwicklung zahlreicher weiterer Arten in der Landschaft und die Nachhaltigkeit der Landnutzung ab.

Der Berechnung des Indikators liegt die bundesweite Entwicklung der Bestände von derzeit 51 Vogelarten zugrunde, die den Zustand der wichtigsten Nutzungs- und Landschaftstypen in Deutschland anzeigen (Teilindikatoren zum Agrarland, zu Wäldern, Siedlungen, Binnengewässer sowie Küsten und Meere). Die Bilanzierung des Teilindikators zu den Alpen ist vorübergehend ausgesetzt, da die Datengrundlage zurzeit noch nicht ausreichend belastbar ist. Die Artenauswahl wurde in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Vogelschutzwarten der Länder und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten unter folgenden Gesichtspunkten getroffen:

  • überregionale Relevanz
  • Repräsentativität für bestimmte Lebensräume und Nutzungsformen
  • Verfügbarkeit von bundesweit aussagefähigen Daten über die bisherige Bestandsentwicklung

Der Indikator wurde in den Jahren 2019 - 2022 im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens des BfN überprüft und angepasst (Dröschmeister et al. 2025). Es wurden unter anderem die Zielwerte des Indikators sowie die Artenauswahl unter Einbeziehung aktueller Rahmenbedingungen erneuert. Die Datenreihen wurden nach der Überarbeitung des Indikators rückwirkend neu berechnet.

Aufbau des Indikators

Abbildung zu Aufbau des Indikators Artenvielfalt und Landschaftsqualität Vergrößern
Abbildung zu Aufbau des Indikators Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Aktuelle Entwicklung

Der Indikatorwert für den Gesamtindikator liegt im Jahr 2023 bei 80 Prozent und damit in der Nähe des Zielbereichs. Über die letzten zehn Berichtsjahre (2013 bis 2023) ist kein statistisch signifikanter Trend feststellbar. Eine Zielerreichung bis zum Jahr 2030 ist für den Gesamtindikator nur mit erheblichen Anstrengungen möglich. Der Gesamtindikator zeigte zuletzt einen Trend weg vom Ziel. Die Gründe für die Änderung bezüglich der Trendrichtung müssen genauer untersucht werden. In Betracht kommen dabei sowohl Änderungen hinsichtlich der Nutzungspraktiken als auch Faktoren wie die Wirkung des Klimawandels.

Fachstudien nennen als die wichtigsten Ursachen für die bestehende Belastung der Artenvielfalt und Landschaftsqualität in der Fläche die intensive landwirtschaftliche Nutzung, die Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft, die Bodenversiegelung sowie großräumige Stoffeinträge (zum Beispiel Säurebildner oder Nährstoffe). Deshalb ist ein weiteres Umsteuern hin zu einer naturverträglichen Nutzung der Kulturlandschaft geboten. Naturnahe Wälder und die natürliche Waldentwicklung müssen gefördert werden, um die Ziele des Schutzes biologischer Vielfalt zu erreichen. Eine Bereitstellung von Flächen für eine natürliche Gewässerdynamik dient dem Schutz spezialisierter Arten und Lebensräume und mindert auch das Risiko von Hochwasserereignissen. Im Siedlungsbereich wirken sich Verluste an naturnahen Flächen und dörflichen Strukturen negativ aus. Der Ausbau von Infrastruktur (v. a. Straßen und Windenergieanlagen) führt in allen Lebensräumen zur Zerschneidung, die Auswirkungen müssen deshalb nach Möglichkeit zunächst vermieden oder ausgeglichen werden. Gefährdungsfaktoren für Lebensräume an der Küste sind Störungen durch eine hohe Freizeitnutzung, intensive landwirtschaftliche Nutzung und die Verbauung, z. B. durch Küstenschutzmaßnahmen und den Ausbau von Windenergieanlagen. Um beim Gesamtindikator und bei allen Teilindikatoren einen positiven Trend zu erreichen und die in Strategien und Gesetzen zum Naturschutz und zur Nachhaltigkeit festgelegten Ziele zu erreichen, bedarf es erheblicher zusätzlicher Anstrengungen von Bund, Ländern und auf kommunaler Ebene in allen relevanten Politikfeldern. Ein besonderer Fokus sollte dabei auf die Agrarlandschaft gelegt werden.
 

Berichterstattung

Die Bundesregierung publiziert den Indikator Artenvielfalt und Landschaftsqualität in zahlreichen Berichten und Strategien, u.a.:

  • Fortschreibung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS 2030)
  • Indikatorenberichte 2023, 2019 und 2014 sowie Rechenschaftsberichte 2021 und 2017 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt
  • Indikatorenberichte 2021, 2018 und 2016 zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland
  • Weiterentwicklung 2021 sowie Neuauflage 2016 der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie

weiterführender Inhalt

BfN-Schriften 737 - Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ : Zielwerte für 2030

Rainer Dröschmeister, Helmut Schlumprecht, Sven Trautmann, Elisa Braeckevelt, Malte Busch, Bettina Gerlach, Anne Graser, Kees Koffijberg, Martin Ludwig, Melanie Mewes, Katharina Müller, Christoph Sudfeldt und Wiebke Züghart
BfN-Schriften
2025
In 2004 wurde der Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ – seinerzeit unter dem Namen „Nachhaltigkeitsindikator für die... mehr lesen

Kontakt im BfN

Dr. Melanie Mewes
Stellvertretende Leitung Fachgebiet II 1.3 Monitoring der terrestrischen Biodiversität
0341 30977-254
Alte Messe 6, 04103 Leipzig
Zurück nach oben