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Bundesamt für Naturschutz

Wiederansiedlung Europäischer Störe

Der Europäische Stör, Acipenser sturio, kam historisch in allen europäischen Meeren, auch in der Nordsee und ihren Zuflüssen, vor. Der letzte natürliche Bestand der Art lebt in der französischen Gironde, muss inzwischen aber auch durch bestandserhaltende Maßnahmen unterstützt werden.
Europaweit werden große Anstrengungen unternommen, diesen seltenen Wanderfisch zu schützen, u.a. mit dem Pan-Europäischen Aktionsplan (2019) und in Deutschland mit dem bereits 2010 in Kraft getretenen Nationalen Stör-Aktionsplan.

Nationaler Aktionsplan für den Europäischen Stör

Der Störaktionsplan der Bundesregierung wurde 2010 veröffentlicht (siehe Marginale rechts). Er basiert auf dem internationalen Aktionsplan für Acipenser sturio des ständigen Ausschusses der Berner Konvention (2007) und schafft den Rahmen für Schutz- und Wiederansiedlungsmaßnahmen für die Tierart. Der Aktionsplan bildet die Grundlage für das Management dieser bedrohten Wanderfischart; er besteht im Wesentlichen aus vier Komponenten:

  1. Schutz des Störes in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet, also in Flüssen wie in den Meeren.
  2. Aufbau von Elterntierbeständen in Gefangenschaft und die Nachzucht von Jungfischen für den Besatz.
  3. Schutz der Lebensräume.
  4. Internationale Zusammenarbeit für die weiteren koordinierten Arbeiten unter Punkt 1 und 2. Insbesondere für einen effektiven Schutz im natürlichen Verbreitungsgebiet ist eine Zusammenarbeit über Staats- und Landesgrenzen hinweg unabdingbar, da die Tiere im Meer über tausende Kilometer wandern.

Pan-Europäischer Aktionsplan für Störe

Im Rahmen des Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume (Berner Konvention) haben 50 europäische Staaten im Ständigen Ausschuss der Berner Konvention Ende 2018 einen länderübergreifenden gesamteuropäischen Stör-Aktionsplan für acht verschiedene Störarten unterzeichnet. Weitreichender Schutz ist dringend erforderlich, denn weltweit sind rund 80 % der Störarten vom Aussterben bedroht - Störe gehören damit gemäß IUCN zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen der Erde. Der Pan-Europäische Aktionsplan gilt für acht in Europa vorkommende Störarten: Europäischer Stör (Acipenser sturio) und Baltischer Stör (Acipenser oxyrinchussowie Russischer Stör, Adriatischer Stör, Glatt-Stör, Sternhausen, Beluga-Stör und Sterlet. Ziel des Plans ist es, die letzten lebenden Populationen zu sichern, Lebensräume wiederherzustellen und die Störe wieder in ihren ehemaligen Heimatgewässern anzusiedeln. Auch sollen die Wilderei und der illegale Handel mit Störprodukten stärker eingedämmt werden.

Störe werden erst sehr spät geschlechtsreif, mit ca. 9-18 Jahren, je nach Art und Geschlecht (Männchen eher als Weibchen). Die ersten Jungstöre wurden beispielsweise in der Elbe im Jahr 2008 ausgewildert. Aufgrund der langen Zeit bis zur Geschlechtsreife - also 15 bis 18 Jahre bei den Weibchen - ist mit einer Rückkehr der ersten laichbereiten Tiere in ihr Heimatgewässer wahrscheinlich erst ab 2023 zu rechnen. Intensive Monitoringmaßnahmen sind erforderlich, um die Wanderung der Elterntiere und den Erfolg möglicher natürlicher Vermehrungen abschätzen zu können.

Engagement für die Störe

Eine Fachjury wählte im September 2013 das Stör-Projekt als Beispielprojekt für die UN Dekade zur Biologischen Vielfalt aus. Frau Dr. Elsa Nickel (damals BMU) hat die Auszeichnung am 25.09.2013 in Burg Lenzen an der Elbe überreicht. Fünf Jahre nach dem Erstbesatz im Elbegebiet, der an dieser Stelle stattfand, ist dabei auch der zehntausendste Stör im Rahmen einer begleitenden Besatzaktion in die Elbe entlassen worden.

„30 Jahre lang fehlte der Stör in Deutschland - nun wird er wieder eingebürgert“ hat Dr. Elsa Nickel anlässlich der Preisverleihung bestätigt. „Dieser einzigartige Wanderfisch soll wieder durch unsere Flüsse und angrenzenden Meere schwimmen und eine Heimat finden. Der Stör ist ein lebendes Fossil und soll für unsere nachfolgenden Generationen als ein Teil der Evolutionskette wieder zu bewundern sein. Ich wünsche den Projektpartnern weiterhin viel Durchhaltevermögen und Erfolg bei der Aussiedlung dieser beeindruckenden Tierart und gratuliere zur Auszeichnung!“

Das BfN unterstützte die Stör-Projekte seit 1996 für viele Jahre

Das Bundesamt für Naturschutz und sein Meeresschutzfachgebiet als langjähriger Projektpartner engagiert sich seit 17 Jahren für die Störe. „Wir haben die einzelnen Projekte sehr gern unterstützt, denn das Gesamtvorhaben ist ein vorbildliches Beispiel für eine sehr gut begleitete Wiedereinbürgerung“, so Dr. Henning von Nordheim (BfN). „Seine Erfolgsgeschichte ist beispielhaft auf vielen Ebenen. Wir freuen uns mit den Projektpartnern!“, hob Dr. von Nordheim während des Aussetzens hervor.

Störe sind quasi „Wanderer zwischen den Welten“: viele Jahre ihres Lebens verbringen sie als adulte Tiere im Meer, zum laichen wandern sie im Alter von 12-16 Jahren kilometerweit die Flüsse hinauf. Insbesondere die Jungfische benötigen naturbelassene, strukturreiche und saubere Fließgewässer zum Aufwachsen, bevor sie dann ins Meer ziehen. Auf ihren Wanderrouten und in den Nahrungsgebieten in Meer und Fluss benötigen Störe ideale Lebensbedingungen, sie stehen damit beispielhaft für andere Wanderfische und weitere Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen.

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