Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

NSG Doggerbank

Das Naturschutzgebiet Doggerbank ist seit 2004 als FFH-Gebiet (geschützt nach EU Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) gemeldet und Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. Es wurde 2017 national als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Kurzbeschreibung

Die Doggerbank ist mit einer Fläche von rund 18.000 km² die größte Sandbank der gesamten Nordsee. Sie erstreckt sich über 320 km vom Festlandsockel Großbritanniens bis in niederländische, deutsche und dänische Meeresgebiete. Im deutschen Teil dieser einzigartigen Sandbank liegt das Schutzgebiet Doggerbank und umfasst 1.624 km² bei einer Tiefe von 29 m bis etwa 48 m.

Ständig unter Wasser befindliche Sandbänke erscheinen auf den ersten Blick sehr gleichförmig. Doch je nach Korngröße des Sediments, Tiefe und Strömungsbedingungen beherbergen sie eine Vielzahl an unterschiedlichen Lebensgemeinschaften. 

Reichhaltiges Plankton im freien Wasser, millimetergroße Tiere in den Sandlücken des Bodens, eine Vielzahl von Muscheln und Würmern, stark gefährdete Schneckenarten, Stachelhäuter und Krebse bilden auf der Doggerbank ein dicht verwobenes Nahrungsnetz. Viele von ihnen bilden die Nahrungsgrundlage zahlreicher Fischarten. Der aus dem Mittelalter stammende Name Dogger verweist bereits auf den Fischreichtum: Er bezeichnet ein Fischerboot, das insbesondere für den Kabeljaufang genutzt wurde. Besonders herausragend ist die Bedeutung der Doggerbank für Wale, Delfine und Robben, die hier regelmäßig in hohen Konzentrationen gesichtet werden.

Die Abbildung zeigt die 3 Naturschutzgebiete in der AWZ der Nordsee mit der Verbreitung der Lebensräume „Sandbank“ und „Riff“ sowie mit den dort vorkommenden Arten, die zur Unter-schutzstellung der Gebiete führten Vergrößern
Das NSG Doggerbank liegt weit draußen in der ausschließlichen Wirtschaftszone der deutschen Nordsee und hat eine besondere Bedeutung für Meeressäuger.

Belastungen und Management

Im Naturschutzgebiet Doggerbank wird der Meeresboden unter anderem durch die grundberührende Fischerei massiv geschädigt – mit fatalen Folgen für die einzigartigen Lebensgemeinschafen und das gesamte Nahrungsnetz. Die Sandaal-Fischerei auf der Doggerbank entzieht den Vögeln und Meeressäugern eine wichtige Nahrungsgrundlage. Regulierungen der Fischerei in Schutzgebieten der ausschließlichen Wirtschaftszone bedürfen Einigungen auf EU-Ebene im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik. Die Maßnahmenvorschläge zur Regulierung der grundberührenden Fischerei für das NSG Doggerbank befinden sich derzeit in einem komplizierten, mehrphasigen nationalen und europäischen Abstimmungsprozess.

Aktuell ist das NSG Doggerbank besonders durch den fortschreitenden Ausbau der Windkraft auf See inner- und außerhalb der deutschen Gewässer belastet. Im Schutzgebiet Doggerbank selbst gibt es ebenfalls Planungen für die Errichtung von Windparks. Aber auch die geplanten Windparks in der Nähe des Schutzgebiets sowie bestehende Anlagen in den Gewässern der Nachbarstaaten und die damit einhergehenden Störungen wie Kabelverlegungen und Serviceverkehr sind eine zunehmende Belastung, vor allem für Vögel und Meeressäuger. Das BfN setzt sich dafür ein, dass ein Ausbau der Offshore-Windkraft nur naturverträglich und unter Berücksichtigung der Schutzziele erfolgen kann.

Auch die Aufsuchung und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen stellt eine Gefährdung für die sensiblen Arten dar.

Zahlen und Fakten

NameFFH-Gebiet DoggerbankEU CodeGröße
DoggerbankFFH-GebietEU-Code: DE 1003-3011.624 km²

 

Arten und Lebensräume Umfang oder Zahlen (2024)
Geschützte benthische Lebensräume / Fläche

Sandbänke

(FFH-Lebensraumtyp, § 30 Biotop BNatSchG)

1.624 km²

Artenreiche Kies-, Grobsand- und Schillgründe

(kurz KGS) (§30 BNatSchG)

50 km²
Arten/Anzahl

Schweinswal

(Phocoena phocoena)

ca. 16.500 im Sommer 2023

Zwergwal

(Balaenoptera acutorostrata)

Nutzung als Nahrungshabitat

Weißschnauzendelfin

(Lagenorynchus albirostris)

Nutzung als Nahrungshabitat

Seehund

(Phoca vitulina)

Nutzung als Nahrungshabitat

Kegelrobbe  

(Halichoerus grypus)

Nutzung als Nahrungshabitat

 

Charakteristik

Das Naturschutzgebiet zeichnet sich durch eine hohe Produktivität und besondere Lebensgemeinschaften aus. Sein Fischreichtum ist vor allem für zahlreiche Meeressäuger, aber auch für Seevögel von großer Bedeutung.

An der Doggerbank, die sich gegenüber der tieferen Umgebung deutlich erhebt, treffen unterschiedliche Wassermassen aufeinander. Dies spiegelt sich auch im Vorkommen der Arten wider: Im Norden überwiegen kälteangepasste, im Süden wärmebevorzugende Arten.  Im Schutzgebiet siedelt eine besondere küstenferne Feinsand-Bodentier-Gemeinschaft, die in dieser Zusammensetzung in den anderen beiden Nordsee-Schutzgebieten nicht zu finden ist. 

Die gefährdeten Arten im Gebiet sind vor allem große und langlebige Weichtierarten wie die Islandmuschel (Arctica islandica) oder die Wellhornschnecke (Buccinum undatum). Auch der gefährdete Violette Herzigel (Spatangus purpureus) und die seltene Nordsee-Zylinderrose (Synarachnactis lloydii) kommen auf der Doggerbank vor. 

Durch eine besondere Wasserzirkulation und die relativ geringe Wassertiefe der Doggerbank findet sogar bis in Bodennähe eine hohe biologische Produktion statt. Sie gewährleistet den Fischen gute Wachstumsbedingungen und sorgt somit für eine artenreiche Fischfauna. Sie besteht vor allem aus Grundeln, Sandaalen, Kabeljau (Gadus morhua), Wittlingen (Merlangius merlangus) sowie vielen Plattfischarten wie z.B. Scholle (Pleuronectes platessa), Seezunge (Solea solea) oder Flunder (Platichthys flesus).

Der Fischreichtum dient wiederum anderen Konsumenten wie Seevögeln und Meeressäugetieren als Nahrungsgrundlage.

Schweinswale kommen in großer Zahl ins Schutzgebiet – im gesamten Sommer des Jahres 2023 waren es 16.500 Tiere. Sie nutzen das Gebiet zur Nahrungssuche und Fortpflanzung sowie Aufzucht ihrer Jungtiere. Sie werden vor allem von den reichen Vorkommen an Sandaalen angelockt. Regelmäßig werden auch Seehunde und Kegelrobben bei Nahrungssuche und Wanderung gesichtet. Sogar Riesenhaie, Zwergwale und Weißschnauzendelfine sind hier anzutreffen. 

Bei einer Forschungsfahrt im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) wurden im Mai 2024 als Momentaufnahme neben 111 Schweinswalen 42 Zwergwale und 121 Weißschnauzendelfine gezählt – so viele wie noch nie. Dabei wurde auch erstmals ein Buckelwal im Gebiet gesichtet. Die Sichtungen unterstreichen den einzigartigen Charakter des Gebietes und zeigen, warum sein Schutz so wichtig ist. Die gesamte Doggerbank zählt laut der Weltnaturschutzunion IUCN zu den weltweit bedeutendsten Gebieten für den Schutz von Meeressäugern. 

weiterführender Inhalt

Karte
Die Doggerbank ist mit 18.000 km² die größte Sandbank in der Nordsee. Das deutsche Naturschutzgebiet Doggerbank umfasst eine Fläche von 1.700 km². Neben der artenreichen Sandbodengemeinschaft ist der Fischreichtum des Gebiets von besonderer Bedeutung. Der Nahrungsreichtum zieht Meeressäugetiere und Hochseevögel gleichermaßen an.
Veröffentlichung: 12.06.2020
Zurück nach oben