Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

NSG Doggerbank

Die Doggerbank ist mit einer Fläche von rund 18.000 km² die größte Sandbank der Nordsee. Sie gehört zu einer eiszeitlichen Moräne, die sich über 320 km vom Festlandsockel Großbritanniens bis in die dänische ausschließliche Wirtschaftszone zieht. Ständig unter Wasser befindliche Sandbänke erscheinen auf den ersten Blick sehr gleichförmig. Doch je nach Korngröße des Sediments, Tiefe und Strömungsbedingungen beherbergen sie eine Vielzahl an Lebensgemeinschaften. Gerade an der Doggerbank zeigt sich das Zusammenspiel der Arten auf eindrückliche Weise: Reichhaltiges Plankton im freien Wasser, millimetergroße Tiere in den Sandlücken des Bodens, eine Vielzahl von Muscheln und Vielborstern, stark gefährdete Schneckenarten, Stachelhäuter und Krebse gehören zu den kleinen Lebewesen eines dicht verwobenen Nahrungsnetzes. Viele von ihnen bilden die Nahrungsgrundlage zahlreicher Fischarten und bedrohter Meeressäugetiere, die die besonderen Lebensbedingungen an der Doggerbank anzieht.

Fakten zur Naturschutzgebiet Doggerbank 2017 als NSG national unter Schutz gestelltes Natura 2000-Gebiet

Steckbrief Doggerbank
EU-Code: DE 1003-301
 
Geschützte benthische Lebensräume / Fläche Sandbänke
(FFH-Lebensraumtyp, § 30 Biotop BNatSchG)
1.624 km²
  Artenreiche Kies-, Grobsand- und Schillgründe
(kurz KGS) (§30 BNatSchG)
50 km²
Arten/Anzahl Schweinswal
(Phocoena phocoena)
ca. 2.000 im Sommer 2019*; SDB; 1001-10.000
  Zwergwal
(Balaenoptera acutorostrata)
Nutzung als Nahrungshabitat
  Weißschnauzendelfin
(Lagenorynchus albirostris)
Nutzung als Nahrungshabitat
  Seehund
(Phoca vitulina)
Nutzung als Nahrungshabitat

Wichtige Merkmale des Naturschutzgebiets

Das einzigartige, rund 1.600km² große NSG bietet einer artenreichen Fischfauna Lebensraum, die wiederum zahlreiche Meeressäugetiere und Seevögel anzieht.

Der deutsche Teil dieser einzigartigen Sandbank umfasst mit einer Größe von 1.624 km² die auslaufenden Flanken der Doggerbank von 29 m bis etwa 48 m Wassertiefe. Aufgrund des Vorkommens des schützenswerten FFH-Lebensraumtyps „Sandbänke“ ist er vollständig als FFH-Schutzgebiet gemeldet worden. Diese typische Sandbank mit größtenteils schillreichen Feinsanden ist repräsentativ für das offene küstenferne Sublitoral.

Durch ihre Lage in der zentralen Nordsee und das Zusammentreffen unterschiedlicher Wassermassen stellt die Doggerbank ein biogeographisches Grenzgebiet dar: im Norden dominieren kälteangepasste Benthosarten, im Süden die wärmebevorzugenden Formen. Im NSG Doggerbank siedelt auf den sandigen Bereichen des Schutzgebietes eine besondere, küstenferne Ausprägung der Feindsand-Bodentiergemeinschaft, die Bathyporeia-Fabulina (Flohkrebs-Tellmuschel)-Gemeinschaft. Bei den gefährdeten Arten im Gebiet handelt es sich vor allem um große und langlebige Mollusken-Arten wie die Islandmuschel (Arctica islandica), die Wellhornschnecke (Buccinum undatum) oder die Schwertförmige Messerscheide (Ensis ensis). Weitere der im NSG vorkommenden Arten der deutschen Roten Listen sind z. B. der Violette Herzigel (Spatangus purpureus) oder die elliptische Trogmuschel (Spisula elliptica). Auch die seltene Nordsee-Zylinderrose (Cerianthus lloydii) kommt an der Doggerbank vor.

Durch die besondere Wasserzirkulation (zum Beispiel Wirbelbildung) und die relativ geringe Wassertiefe der Doggerbank findet sogar bis in Bodennähe eine hohe biologische Produktion statt. Sie gewährleistet Fischpopulationen gute Wachstumsbedingungen und sorgt somit für eine artenreiche Fischfauna. Sie besteht vor allem aus Grundeln (Gobidae), Sandaalen (Ammodytidae), Dorschen (Gadus morhua), Wittlingen (Merlangius merlangus) sowie vielen Plattfischarten wie z.B. Scholle (Pleuronectes platessa), Seezunge (Solea solea) oder Flunder (Platichthys flesus).

Der Fischreichtum dient wiederum anderen Konsumenten wie Seevögeln und Meeressäugetieren als Nahrungsgrundlage.

Seehunde und Kegelrobben werden regelmäßig an der Doggerbank gesichtet, die sie als Nahrungshabitat und als Trittstein auf ihren Wanderungen zwischen Großbritannien, Helgoland und den Wattenmeer-Nationalparken nutzen. Für Schweinswale ist die Doggerbank ein wichtiger Teil ihrer Aufzucht- und Fortpflanzungsgebiete in der deutschen Nordsee, wie die Sichtungen von Mutter-Kalb-Paaren belegen. Sie werden vor allem von den reichen Vorkommen an Sandaalen angelockt. Auch Zwergwale und Weißschnauzendelfine kommen des Öfteren vor.

Die Schutz- und Erhaltungsziele für das NSG Doggerbank ergeben sich aus § 3 der Schutzgebietsverordnung (NSGDgBV). Dazu gehören insbesondere die Erhaltung und Wiederherstellung:

  • der spezifischen ökologischen Funktionen, der biologischen Vielfalt und der natürlichen Hydro- und Morphodynamik des überregional bedeutenden Gebietes;
  • eines günstigen Erhaltungszustandes des Lebensraumtyps „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ Code: 1110 mit seinen charakteristischen und gefährdeten Lebensgemeinschaften und Arten;
  • eines günstigen Erhaltungszustandes folgender FFH-Arten und ihrer Habitate: Schweinswal und Seehund.
  • der Funktion als besonders artenreiches biogeographisches Grenzgebiet zwischen der nördlichen und südlichen Nordsee.

Im Gebietsmanagementplan des NSG Doggerbank werden die Nutzungen identifiziert und bewertet. Hierzu gehört neben der Aufsuchung und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen insbesondere die mobile grundberührende Fischerei mit Baumkurren, Waden- und Grundschleppnetzen. Es wurden Beeinträchtigungen der Bodenstruktur und des Makrozoobenthos sowie der Gemeinschaft der bodenlebenden Fische (insbesondere Sandaale, Scholle, Seezunge und andere Plattfische) festgestellt. Letztere sind eine bedeutende Nahrungsgrundlage für Seevögel und Schweinswale. Regulierungen der Fischerei bedürfen Einigungen auf EU-Ebene im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik. Die Maßnahmenvorschläge befinden sich derzeit in einem komplizierten, mehrphasigen nationalen und europäischen Abstimmungsprozess.

Die Doggerbank ist mit 18.000 km² die größte Sandbank in der Nordsee. Das deutsche Naturschutzgebiet Doggerbank umfasst eine Fläche von 1.700 km². Neben der artenreichen Sandbodengemeinschaft ist der Fischreichtum des Gebiets von besonderer Bedeutung. Der Nahrungsreichtum zieht Meeressäugetiere und Hochseevögel gleichermaßen an.
Veröffentlichung: 12.06.2020

weiterführender Inhalt

Ausgewählte Karte

weiterführender Inhalt

Ausgewählte Publikation

BfN Schriften 477 - Die Meeresschutzgebiete in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee – Beschreibung und Zustandsbewertung –

Tim Bildstein, Dr. Bastian Schuchardt, Dr. Maike Kramer, Steffen Bleich, Dr. Sabine Schückel, Alke Huber, Dr. Volker Dierschke, Sven Koschinski und Dr. Annick Garniel
BfN-Schriften
2017
Die förmliche Unterschutzstellung auch nach nationalem Recht erfolgte 2017 durch die Erklärung der drei Gebiete „Borkum Riffgrund“,... mehr lesen
Zurück nach oben