Schutz von Feuchtgebieten im Kontext der Ramsar-Konvention
Zustand und Gefährdung der Feuchtgebiete
Seit 1970 sind 35% aller Feuchtgebiete der Welt verschwunden. Zu diesem gravierenden Ergebnis kommt der „Global Wetland Outlook“, der globale Bericht über den Zustand der Feuchtgebiete. Die jährliche Verlustrate natürlicher Feuchtgebiete ist aktuell dreimal so hoch wie die Verlustrate natürlicher Wälder. Ebenfalls seit 1970 sind 81% der Bestände der an Frischwasser-Feuchtgebiete gebundenen Tier- und Pflanzenarten zurückgegangen. Treiber für den Verlust von Feuchtgebieten und ihrer biologischen Vielfalt sind unter anderem Trockenlegung und Landumwandlung, Entnahme von Wasser und anderen natürlichen Ressourcen, Infrastrukturentwicklung und Belastung durch Nähr- und Schadstoffe, die Ausbreitung invasiver Arten und die Folgen des Klimawandels.
Die Ramsar-Konvention
Das Übereinkommen über Feuchtgebiete wurde am 2. Februar 1971 als internationales Abkommen in der iranischen Stadt Ramsar verabschiedet. Seit 1977 wird jedes Jahr an diesem Tag der Weltfeuchtgebietstag gefeiert. Inhaltliche Schwerpunkte der Ramsar-Konvention sind der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Feuchtgebieten („wise use“). Aber auch die Kommunikation und Weiterbildung zur Bedeutung von Feuchtgebieten und die internationale Zusammenarbeit sind wichtige Aspekte. Die Ausweisung von „Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung“, auch Ramsargebiete genannt, ist ein Instrument der Konvention, um besonders bedeutende Feuchtgebiete eines Mitgliedsstaates der Konvention anzuerkennen.
Umsetzung der Ramsar Konvention in Deutschland
Deutschland ist seit 1976 Mitgliedsstaat der Ramsar Konvention und hat mit der in 2021 erfolgten Ausweisung der „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ 35 Ramsargebiete gelistet.
Das BfN unterstützt die Umsetzung der Ramsar-Konvention seit vielen Jahren auf nationaler und internationaler Ebene. Unter anderem ist das BfN sowohl die nationale Kontaktstelle für den Wissenschaftlich und Technischen Ausschuss der Konvention (Scientific and Technical Review Panel, STRP) als auch für das Programm für Kommunikation, Kapazitätsentwicklung, Bildung, Partizipation und Öffentlichkeitsarbeit (Communication, Capacity development, Education, Participation and Awareness CEPA).
Ein Fokus liegt seit der letzten Vertragstaatenkonferenz (COP 14, 2022) auf der stärkeren Einbeziehung junger Menschen in die Arbeit der Konvention (Resolution XIV.12). Um dies zu erreichen wurde u.a. eine Youth Working Group gegründet. Außerdem sind alle Vertragsstaaten dazu aufgerufen eine*n nationale*n Jugendvertreter*in, den Ramsar Youth Focal Point, zu nominieren, der für die Belange junger Menschen im Kontext der Konvention Ansprechperson und Multiplikator*in ist. Auch Deutschland möchte diese Rolle für zwei Jahre ehrenamtlich besetzen – Bewerbungen von jungen Menschen zwischen 18 und 35 Jahren werden bis zum 31.10.2024 angenommen.
Moore in Europa und weltweit erhalten, wiedervernässen und nachhaltig nutzen
Moore nehmen nur ca. 3% der globalen Landfläche ein, speichern aber fast doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Entwässerte Moore dagegen setzten große Mengen von Treibhausgasen frei. Die besondere Bedeutung der Moore für den natürlichen Klimaschutz wurde seitens der Ramsar-Konvention u.a. 2018 mit einer Resolution bekräftigt. Das BfN unterstützt die internationalen Aktivitäten der Ramsar-Konvention im Kontext Moorschutz insbesondere durch die Ausrichtung von Austausch- und Vernetzungsveranstaltungen. Dazu gehören z.B zwei internationale Workshops in 2019 zur Förderung von Synergien für Moore sowie zum Thema Moorschutzstrategien in Europa.
Flussauen und Küstenfeuchtgebiete für Biodiversität und Klima
Neben Mooren können auch Flussauen und Küstenfeuchtgebiete wertvolle Beiträge zum natürlichen Klimaschutz sowie zur Klimafolgenanpassung leisten und bieten zudem einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten wichtige Lebensräume. Daher wurden „Riverine and coastal wetlands“ zum Schwerpunktthema der Europäischen Fachkonferenz zu Biodiversität und Klimawandel 2023 ausgewählt. Es handelt sich um die fünfte Konferenz in einer Reihe, die das BfN seit 2011 in Kooperation mit dem Netzwerk der europäischen Naturschutzagenturen (ENCA) veranstaltet, um den Austausch und die Vernetzung europäischer Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis zu fördern.
Fernerkundung für Feuchtgebietsmanagement in Afrika
In enger Kooperation mit afrikanischen Akteurinnen und Akteuren der Ramsar Konvention hat das BfN die Anwendung von Fernerkundung für das Feuchtgebietsmanagement unterstützt. Kostenfrei abrufbare Satellitendaten können von Managern vor Ort unter anderem dafür genutzt werden, Feuchtgebiete zu klassifizieren, Landnutzungsänderungen zu kartieren, Gefährdungen und Trends zu bewerten sowie erforderliche Maßnahmen besser zu planen und zu kommunizieren. Gemeinsam mit afrikanischen Expertinnen und Experten wurden hierfür im Rahmen eines BfN-geförderten Vorhabens jeweils ein Konsultations- und Capacity Development Workshop durchgeführt und ein englischsprachiges Handbuch entwickelt.