Welttag der Feuchtgebiete: Die Zeit drängt
Feuchtgebiete wie Auen, Quellen, Sümpfe, Küsten, Bachläufe und Seen leisten eine Vielzahl ökologischer Aufgaben: Sie sind Lebensräume für gefährdete Arten, spielen eine wichtige Rolle im Wasserkreislauf und tragen nicht nur zur Sicherung unseres Trinkwassers und zum Hochwasserschutz bei, sondern sind als Kohlenstoff-Speicher auch ganz entscheidend für den Klimaschutz. Allerdings sind sie auch das am stärksten bedrohte Ökosystem der Erde: Feuchtgebiete gehen derzeit dreimal schneller verloren als Wälder. Seit 1970 sind weltweit mindestens 35 Prozent der Feuchtgebiete verschwunden.
Um den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Feuchtgebieten zu gewährleisten, wurde am 2. Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar die internationale Feuchtgebietskonvention (Ramsar-Konvention) unterzeichnet. Auch Deutschland hat sich mit seinem Beitritt 1976 verpflichtet, zum Erhalt von Feuchtgebieten auf nationaler Ebene und durch internationale Zusammenarbeit beizutragen. Die Ausweisung von „Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung“, auch Ramsar-Gebiete genannt, ist ein Instrument der Konvention, um die Bedeutung von Feuchtgebietskomplexen eines Mitgliedsstaates anzuerkennen und besonders auch der Öffentlichkeit bewusst zu machen.
Jedes Jahr finden am 2. Februar rund um den Globus hunderte Veranstaltungen anlässlich des „UN-Welttags der Feuchtgebiete“ statt, um die Wichtigkeit dieser Ökosysteme breiter in die Gesellschaft zu tragen. Da für Renaturierungsmaßnahmen u.a. auch Flächen zur Verfügung gestellt werden müssen, ist es besonders wichtig die Akzeptanz in der Gesellschaft für diese Maßnahmen zu erhöhen.
Besonders viele Aktivitäten gibt es seit vielen Jahren im grenzüberschreitenden Ramsar-Gebiet „Oberrhein/Rhin Supérieur“ (D/Fr). Es ist seit 2008 Feuchtgebiet internationaler Bedeutung und zeichnet sich durch eine sehr gute länderübergreifende Zusammenarbeit mit Frankreich aus. Anlässlich des Welttags der Feuchtgebiete werden auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von Veranstaltungen, u. a. eine Fachkonferenz, auf der auch das BfN vertreten ist, durchgeführt.
Hintergrund
Das Ramsar-Gebiet „Oberrhein/Rhin Supérieur“
Das Ramsar-Gebiet „Oberrhein/Rhin Supérieur“ besteht aus einer Vielfalt verschiedener Lebensräume und zählt zu den artenreichsten Landschaften Deutschlands. Das Gebiet zieht sich durch beide Länder entlang des Oberrheins. Auf deutscher Seite umfasst es weite Teile der Oberrheinebene von Weil am Rhein bis Karlsruhe, sowie angrenzende Feuchtgebiete. Eine herausragende Bedeutung besitzt das Gebiet für den Schutz der wenigen noch verbliebenen Weichholz- und Hartholzauenwälder. Sie zählen im Westen Deutschlands zu den letzten großflächigen Auenwaldbeständen. Durch Wiederherstellungsmaßnahmen wurden viele Altarme des Rheins im Rahmen verschiedener Maßnahmen verbunden und so ein Teil der Flächen wieder in das auentypische Überschwemmungsregime zurückgeholt. Durch die Absenkung von Dämmen wurde die Aue teilweise reaktiviert, wodurch der Oberrhein bei der naturnahen Flutprävention stromabwärts gelegener Gebiete eine bedeutende Rolle einnimmt. Da im Untergrund der Oberrheinebene eines der größten natürlichen Trinkwasserreservoirs Mitteleuropas liegt und die Rheinaue in engem Austausch mit dem Grundwasser steht, wirkt sich der Schutz des Gebiets außerdem positiv auf die Grundwasserbildung und Trinkwasserqualität aus.
Ramsar-Konvention
Schon seit über 51 Jahren setzt sich die Ramsar-Konvention für Feuchtgebietsschutz ein. Es handelt sich damit um die älteste internationale Konvention, die sich mit dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beschäftigt. Die 172 Vertragsstaaten treffen sich alle drei Jahre, um sich über den Fortschritt beim Schutz, der Wiederherstellung und der nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten auszutauschen und das gemeinsame Abkommen weiterzuentwickeln. Die Ziele werden unter anderem durch ein globales Netzwerk von derzeit 2471 Feuchtgebieten internationaler Bedeutung umgesetzt.
Die Ausweisung von „Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung“, auch Ramsar-Gebiete genannt, ist ein Instrument der Konvention, um besonders bedeutende Feuchtgebiete eines Mitgliedsstaates der Konvention anzuerkennen. Deutschland ist seit 1976 Mitgliedsstaat und hat mit der in 2021 erfolgten Ausweisung der „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ 35 Ramsar-Gebiete (869.000 Hektar).
Auch international setzt sich Deutschland für die Erhaltung, die Wiederherstellung, die Vernetzung sowie das nachhaltige Management von Feuchtgebieten ein. In diesem Jahr wird im Rahmen eines Vorhabens zum Schwerpunktthema Feuchtgebiete u.a. eine Europäische Fachkonferenz „Biodiversität und Klimawandel“ organisiert.
Online-Dialog „Moore und Feuchtgebiete“ am 7. Februar
Moore und Feuchtgebiete werden auch Thema der ersten beiden sogenannten Online-Dialoge im Rahmen der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen in diesem Jahr sein. Der erste Online-Dialog findet am 7. Februar 2023 von 16 Uhr bis 17:30 Uhr statt. Schwerpunkte sind insbesondere die nationale Moorschutzstrategie, das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz und die damit verbundenen Chancen für intakte Ökosysteme und natürlichen Klimaschutz.