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Bundesamt für Naturschutz

Riffe

Riffe entsprechen in der deutschen AWZ dem durch Anhang I FFH-RL geschützten Lebensraumtyp „Riffe“ (Code 1170).

Definition und Beschreibung

Die europaweit gültige Definition und Beschreibung dieses Biotoptyps ist dem Interpretation Manual der Europäischen Kommission zu entnehmen (Narberhaus et al.). Ein Monitoringkennblatt einschließlich einer Kartieranleitung für Riffe befindet sich derzeit in der Entwicklung und wird nach Fertigstellung im Monitoringhandbuch des Bund/Länder-Messprogramms publiziert. Ein Bewertungsschema für den nationalen Bericht gem. FFH-Richtlinie wurde vom Bund-Länder-AK „FFH-Berichtpflicht Meere und Küsten“ erarbeitet.

Charakteristische Merkmale von Riffen

Riffe (EU Code 1170) in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee.

  • Riffe sind vom Meeresboden schwach bis stark aufragende mineralische Hartsubstrate wie Felsen, Geschiebe, Steine, hauptsächlich auf Moränenrücken mit Block- und Steinbedeckung in kiesig-sandiger Umgebung
  • oder biogene Hartsubstrate wie zum Beispiel Sandkorallen-Riffe und Miesmuschelbänke;
  • sie sind dauerhaft überflutet und
  • häufig mit Muscheln und einer charakteristischen Makrofauna bewachsen, in der Ostsee auch mit Großalgen.
Biotoptyp Riffe: Eine charakteristische Art in der Ostsee ist die Miesmuschel (Mytilus sp.)
Biotoptyp Riffe: Eine charakteristische Art in der Ostsee ist die Miesmuschel.

Ergebnisse der Forschungsarbeiten

Riffe und riffartige Strukturen fanden Wissenschaftler in vielen Bereichen der Nord- und Ostsee. Als ökologisch besonders wertvoll erwiesen sich in der Nordsee Gebiete im Bereich des Borkum-Riffgrundes, des östlichen Hanges des Elbe-Urstromtales sowie des Helgoländer Steingrundes, abgesehen von dem ohnehin für die südliche Nordsee einmaligen Helgoländer Felssockel. Auf dem Borkum-Riffgrund wurden über 165 Makrozoobenthosarten (Bodentierarten) nachgewiesen, darunter über 20 Rote-Liste-Arten. Die Verzahnung von kleinräumigen Riffen mit dem Lebensraumtyp Sandbank führt hier zu einer besonders hohen Artenvielfalt bei mehreren typischen Benthos-Lebensgemeinschaften. 

Am östlichen Hang des Elbe-Urstromtales haben sich zum Teil markante Riffe ausgebildet. Diese sind überwiegend in einer Tiefe von etwa 25-40m zu finden. Sie sind Lebensraum einer großen Artenzahl festsitzender Lebewesen wie zum Beispiel Seescheiden, Seenelken, See-Anemonen, Moostierchen, Muscheln und vieler Meereswürmerarten. 

In der AWZ der Ostsee treten Riffe und riffartige Strukturen überwiegend als Blockfelder auf Moränenrücken auf. Sie wurden vor allem im Bereich des Adlergrundes, der Rönnebank, der Kadetrinne und des Fehmarnbelts festgestellt. Dort liegen auch ausgeprägte Miesmuschelbänke mit ihren Begleitarten, die für die Ostsee vergleichsweise hohe Artenzahlen aufweisen. Von herausragender Bedeutung ist hier zusätzlich der Pflanzenbewuchs mit großen Algen, vor allem mit Laminarien (Zuckertang), Rotalgen oder der Meersaite. In der Kadetrinne kommen sie bis in eine Tiefe von über 20m vor.

Wichtige ökologische Funktionen von Riffen

  • Lebensraum und Rückzugshabitat zum Teil seltener und zum Beispiel durch Fischerei gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.
  • Aufwachsgebiet („Kinderstube“) mit hoher Artenvielfalt.
  • Lebensraum, Laichplatz und Nahrungshabitat von Fischen.
  • Nahrungshabitat für Vögel und Meeressäugetiere.
  • Trittstein- und Regenerationsreservoir bei der Ausbreitung von Benthosorganismen.
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