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Bundesamt für Naturschutz

Wirkstoffe der Natur

Unsere Großmütter wussten noch, dass gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen ist: Thymian bei Husten, Fenchel für die Verdauung, Arnika bei Verstauchungen, Schöllkraut bei Warzen und Johanniskraut bei Schlafstörungen. Weniger bekannt als die Heilkraft der Pflanzen ist hierzulande die der Tiere. Doch schon nach kurzem Nachdenken werden Ihnen Schlangengift, Honig und vielleicht auch Propolis einfallen. Erfahren Sie hier mehr über pflanzliche und tierische Wirkstoffe und welche Arten eine Gefahr für unsere Gesundheit darstellen können.

Medizin aus der Natur

Seit dem Altertum verwenden Menschen Heilpflanzen und Substanzen von Tieren als Arzneimittel. Weltweit werden schätzungsweise bis zu 70.000 Pflanzenarten zu Heilzwecken eingesetzt und Wirkstoffe von einigen tausend Tier- und hunderten Pilz- und Bakterienarten für traditionelle und moderne Medizin genutzt. Doch der Rückgang von Pflanzen- und Tierarten gefährdet die Herstellung pflanzlicher Medikamente und die Entwicklung neuer Arzneimittel. Daher ist das Thema sowohl aus Sicht der Gesundheitsversorgung als auch aus Sicht des Naturschutzes von großer Bedeutung.

Viele pflanzliche und tierische Naturstoffe sind Grundlage oder Vorbild für Arzneimittel. Die Acetylsalicylsäure (ASS) beispielsweise, bekannt als Wirkstoff der Marke Aspirin™, basiert auf einer Substanz aus der Rinde der Silberweide. Erstaunliche Wirkungen erzielen auch einige Stoffe, die von Tieren produziert und für die Medizin direkt genutzt oder synthetisiert werden. So gibt es zum Beispiel einen Wirkstoff gegen Leukämiezellen, der aus in Schwämmen lebenden Pilzen gewonnen wird. Ebenso erstaunlich sind Nervengifte der Kegelschnecke, die bei neurologischen Erkrankungen vielversprechend sind.

Leider gefährdet der Rückgang von Pflanzen- und Tierarten die Herstellung naturbasierter Medikamente und die Entwicklung neuer Arzneimittel. Schätzungen sprechen von einer Bedrohung von über 20 Prozent der weltweit genutzten Heil- und Aromapflanzen. Ursachen dafür sind der Lebensraumverlust durch Umwandlung in Siedlungs- und Kulturflächen oder die Intensivierung der Landwirtschaft, der internationale Handel und die Übernutzung der Bestände.

Gesundheitsgefährdende Arten

Die meisten Arten verändern kontinuierlich die Areale, in denen sie leben. Oftmals sind das natürliche Prozesse, wie beispielsweise die Wiedereinwanderung von Arten nach einer Eiszeit. Durch anthropogene Einflüsse wie Verkehr, Handel oder durch eine beabsichtigte Einfuhr von Arten können jedoch ebenfalls Ausbreitungsprozesse und Arealverschiebungen stattfinden. Das kann dazu führen, dass sich Arten sehr weit außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete ansiedeln. Entsprechende Pflanzenarten werden als Neophyten bezeichnet, Tierarten als Neozoen.
Inzwischen werden Neophyten und Neozoen von Naturschutzbehörden zunehmend als problematisch wahrgenommen. Invasive Tier- und Pflanzenarten können einheimische Arten in deren natürlichen und naturnahen Biotopen durch Konkurrenz und Verdrängung gefährden.

Zwei Neophyten besitzen besondere Relevanz für die menschliche Gesundheit: der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) und die Ambrosie oder Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia). Hautkontakt mit Riesenbärenklau in Verbindung mit Sonnenlicht kann zu schmerzhaften und schwer heilenden Blasen führen. Die Pollen der aus Nordamerika stammenden Ambrosie können heftige Allergien mit Symptomen wie Atemnot und Krankheiten wie Asthma auslösen.

Auch Neozoen können Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben und Krankheiten oder Parasiten auf den Menschen übertragen. So fungiert zum Beispiel der Bisam (Ondatra zibethicus) als Zwischenwirt von Katzen- und Hundebandwurm (Hydatigera taeniaeformis und Dipylidium caninum), und der Waschbär (Procyon lotor) als Überträger des Waschbärspulwurms (Baylisascaris procyonis).

Teile Deutschlands waren zudem bis Mitte der 1950er Jahre episodisch Malaria-Gebiete: Wenn sich die Entwicklungs- und Ausbreitungsmöglichkeiten für die Anopheles-Mücke in Deutschland klimabedingt verbessern, kann das Risiko steigen, sich auch hier durch ihre Stiche mit dem Malaria-Erreger zu infizieren. Die Tigermücke (Aedes albopictus), Überträger des Dengue-Fiebers und ursprünglich in Asien beheimatet, wurde bereits in Deutschland entdeckt.

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