Neobiota
Gebietsfremde Arten
Gebietsfremde Arten haben das Potential, bestehende Lebensgemeinschaften und deren Funktion nachhaltig zu ändern. In solchen Fällen spricht man im Naturschutz auch von invasiven Arten. Aufgrund des von ihnen ausgehenden Gefährdungspotentials und der durch die Globalisierung zunehmenden Gefahr ihrer Einschleppung wurden nichtheimische Arten als ein eigener Deskriptor zur Zustandsbeschreibung der Meeresumwelt in die Meeresstrategierahmenrichtlinie (MSRL) aufgenommen. Ihre Beobachtung und Bewertung bilden damit einen elementaren Bestandteil der Beurteilung des Umweltzustands unserer heimischen marinen Ökosysteme.
Monitoring von Neobiota im Meer
Neben der Verbindung von Gewässersystemen durch Kanäle stellen der globale Schiffsverkehr und die Aquakultur die bedeutendsten Vektoren für die Verbreitung von Neobiota im Meer dar. Da sich einmal etablierte Arten kaum mehr mit vertretbarem Aufwand und ohne Schädigung der nativen Gemeinschaften aus marinen Ökosystemen entfernen lassen, liegt der Fokus der Maßnahmen auf der Verhinderung der Ansiedlung weiterer Arten. Zur Etablierung eines effektiven Monitorings sind Häfen am besten geeignet, da die meisten nichtheimischen Arten dort zuerst ankommen. Seit 2009 gibt es ein entsprechendes, auf benthische Organismen ausgerichtetes Erfassungsprogramm für Neobiota, welches seit 2011 vom BfN gefördert wird. Für dieses Neobiota-Monitoring wurde ein festes Netz von Stationen entlang der Küsten von Nord- und Ostsee eingerichtet.
Schnellerfassung an 14 Stationen
Bislang werden im Rahmen dieses vom BfN finanzierten Erfassungsprogramms einmal jährlich 8 Stationen in Häfen an der Nordseeküste und 6 Stationen in Häfen an der Ostseeküste beprobt.
Untersucht werden vor allem künstliche Hartsubstrate, wie zum Beispiel Hafenmolen und Pontons, da die festsitzenden Arten hier geeigneten Siedlungsgrund finden. Aber auch Weichböden (Sande, Schlicke) und natürliche Hartböden werden mit untersucht.
Das für Neobiota entwickelte Schnellerfassungsprogramm liefert Erkenntnisse zu:
- dem Auftreten neuer, bisher im Gebiet nicht vorkommender nichtheimischer Arten
- der Entwicklung des Bestands nichtheimischer Arten in einem Gebiet insgesamt und
- der Ausbreitung dieser Arten.
In Verbindung mit der von Lackschewitz et al. (2014) erarbeiteten Liste von bisher in deutschen Gewässern detektierten nichtheimischen Arten steht dadurch eine wichtige Grundlage zur Entwicklung eines Bewertungssystems für Neobiota zur Verfügung.
Basierend auf den drei oben genannten Parametern wurde ein Trend-Indikator für nichtheimische Arten entwickelt, der derzeit national und international abgestimmt wird.
Ein bis zwei neue Arten pro Jahr
Im Zeitraum zwischen 2009 und 2013 wurden 83 nichtheimische Benthosarten in der deutschen Nord- und Ostsee festgestellt. Dabei gilt ein Großteil von ihnen als sekundär eingeschleppt, das heißt diese Arten sind heimisch in einem Gebiet außerhalb Europas, traten zuerst in einem anderen Land Europas auf und haben sich von dort aus auch in deutsche Gewässer ausgebreitet. Ein bis zwei Arten pro Jahr werden in Deutschland als neue, nichtheimische Arten identifiziert.