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Bundesamt für Naturschutz

Biosphärenreservate

Biosphärenreservate sind nach § 25 Abs. 1 BNatSchG "einheitlich zu schützende und zu entwickelnde Gebiete". Zur Umsetzung der verschiedenen Ziele und Funktionen sind Biosphärenreservate räumlich in drei Zonen gegliedert.

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Die 18 deutschen Biosphärenreservate dienen dem großräumigen Schutz von Natur- und Kulturlandschaften. Zudem werden in Biosphärenreservaten naturverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweisen getestet. Aktuell nehmen sie 3,9 Prozent der Landesfläche Deutschlands ein.

Biosphärenreservate

Biosphärenreservate sind nach § 25 Abs. 1 BNatSchG "einheitlich zu schützende und zu entwickelnde Gebiete, die

  1. großräumig und für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch sind,
  2. in wesentlichen Teilen ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets, im Übrigen überwiegend eines Landschaftsschutzgebiets erfüllen,
  3. vornehmlich der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt, einschließlich Wild- und früherer Kulturformen wirtschaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflanzenarten, dienen und
  4. beispielhaft der Entwicklung und Erprobung von die Naturgüter besonders schonenden Wirtschaftsweisen dienen."

Im Rahmen des internationalen Programms "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) werden seit 1976 Biosphärenreservate von der UNESCO anerkannt. Ziel der UNESCO-Biosphärenreservate ist es, eine ausgewogene Beziehung zwischen Mensch und Biosphäre zu fördern sowie beispielhaft darzustellen (DEUTSCHES MAB-NATIONALKOMITEE 2004). Das weltweite Netz der UNESCO-Biosphärenreservate setzt sich aus 714 Gebieten in 129 Staaten zusammen (Stand: Oktober 2020).

Nach den Internationalen Leitlinien für das Weltnetz haben Biosphärenreservate folgende Funktionen (UNESCO 1996):

  1. Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt;
  2. Entwicklung: Förderung einer wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung, die soziokulturell und ökologisch nachhaltig ist;
  3. Logistische Unterstützung: Förderung von Demonstrationsprojekten, Umweltbildung und -ausbildung, Forschung und Umweltbeobachtung im Rahmen lokaler, regionaler, nationaler und weltweiter Themen des Schutzes und der nachhaltigen Entwicklung.

In Deutschland wurden für die Anerkennung und Überprüfung der UNESCO-Biosphärenreservate nationale Kriterien entwickelt.

Auf dem vierten Weltkongress der Biosphärenreservate im März 2016 in Lima wurde ein neuer Aktionsplan für die Weiterentwicklung des Weltnetzes der UNESCO-Biosphärenreservate im Zeitraum 2016 bis 2025 verabschiedet.

Die Gesamtfläche der 18 Biosphärenreservate in Deutschland beträgt 2.028.346 ha, abzüglich der Wasser- und Wattflächen der Nord- und Ostsee (666.046 ha) entspricht dies 3,9 % der terrestrischen Fläche Deutschlands. In Deutschland hat die UNESCO bislang 16 der insgesamt 18 Biosphärenreservate anerkannt.

Zur Umsetzung der verschiedenen Ziele und Funktionen sind Biosphärenreservate räumlich in drei Zonen gegliedert. Die Zonen können aus mehreren Teilflächen bestehen, die in sich ökologisch funktionsfähig sein müssen.

Kernzone

In der Kernzone soll sich die Natur vom Menschen möglichst unbeeinflusst entwickeln, menschliche Nutzungen sind auszuschließen. Der Schutz natürlicher bzw. naturnaher Ökosysteme genießt höchste Priorität. Die Kernzone muss groß genug sein, um die Dynamik ökosystemarer Prozesse zu ermöglichen. Die Kernzone sollte mindestens 3 % der Gesamtfläche eines Biosphärenreservates einnehmen. Das Betreten ist in der Regel nur zum Zwecke der Forschung, des Monitorings oder der Bildung zulässig.

Pflegezone

Die Pflegezone umgibt die Kernzone und dient der Erhaltung und Pflege von Ökosystemen, die durch Nutzung entstanden oder beeinflusst sind. Ziel ist vor allem, extensiv genutzte Kulturlandschaften zu erhalten, die ein breites Spektrum verschiedener Lebensräume für eine Vielzahl naturraumtypischer Tier- und Pflanzenarten umfassen. Pflege- und Kernzone zusammen sollen mindestens 20 % der Gesamtfläche des Biosphärenreservats betragen.

Entwicklungszone

Die Entwicklungszone umgibt die Pflegezone und dient der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung. Alle Nutzungs- und Wirtschaftsformen werden umwelt-, natur- und sozialverträglich praktiziert. Auch in der Entwicklungszone werden Forschung und Monitoring durchgeführt.

Nach den Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate soll der Zustand eines jeden Biosphärenreservats in einem zehnjährigen Turnus durch die jeweilige nationale Beratungs- und Koordinierungsstelle (in Deutschland das MAB-Nationalkomitee) überprüft werden (UNESCO 1996). Zwischen 2001 und 2010 erfolgte eine Evaluierung aller deutschen UNESCO-Biosphärenreservate, mit Ausnahme der beiden erst 2009 Anerkannten. 2011 wurde mit einem neuen Evaluierungsdurchgang begonnen. Aus den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen können unter anderem folgende Optimierungserfordernisse für die deutschen UNESCO-Biosphärenreservate benannt werden:

  • Intensivere Kommunikation des Biosphärenreservat-Konzeptes; Stärkung der Identifikation der örtlichen Bevölkerung mit "ihrem" Biosphärenreservat.
  • Verstärkte Förderung der nachhaltigen Regionalentwicklung sowie Förderung und Bündelung der Forschung in den Biosphärenreservaten.

Biosphärenreservate eignen sich besonders, um nachhaltige, umweltgerechte Landnutzungskonzepte sowie regionale Vermarktungsstrukturen für nachhaltig erzeugte Produkte zu etablieren. So trägt z.B. im Biosphärenreservat Rhön die Vermarktung regionaler Produkte wie das Rhönschaf, alte Apfelsorten und das Biosphärenrind zur Erhaltung der artenreichen Kulturlandschaft bei. Im Biosphärenreservat Bliesgau beträgt der Anteil des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlichen Nutzfläche mittlerweile 12,2 %, im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin 33 % und im Biosphärenreservat Spreewald sogar 70 % (Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland 2017: 8,2 %).

Biosphärenreservate in Deutschland

Südost-Rügen Extensiv genutzte, reich gegliederte und vielgestaltige Kulturlandschaft Rügens, Boddenlandschaft mit großflächigen extensiven Schaftriften auf Moränenkernen, alten Laubwälder (Vilm, Granitz) und Niedermooren. Vorkommen von Seeadler (Haliaeetus albicilla), Fischadler (Pandion haliaetus), Raubseeschwalbe (Sterna caspia) und Kreuzkröte (Bufo calamita).

Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen,

Hamburgisches Wattenmeer,

Niedersächsisches Wattenmeer

Weltweit einzigartiges Wattenmeer, neben der Hochregion der Alpen letzte Naturlandschaft in Mitteleuropa. Sand - und Schlickwatt, Salzwiesen, Dünen, Strände und das Meer sind die prägenden Lebensräume. Wichtiges Watvogel-Rastgebiet (bis zu 1,3 Mio. Vögel, über 30 Arten), z.B. Alpenstrandläufer (Calidris alpina), Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Austernfischer (Haematopus ostralegus), Brandgans (Tadorna tadorna). Insgesamt über 2.000 Tierarten, darunter zahlreiche Endemiten; Vorkommen von Kegelrobbe (Halichoerus grypus), Seehund (Phoca vitulina) und Schweinswal (Phocoena phocoena).
Schaalsee Von den Eiszeiten geprägte Kulturlandschaft; kalkreiche, tiefe Seen und Sümpfe, Moore, Bruchwälder, Erlen-Eschenwälder, Trockenrasen, Buchenwälder, halboffene Weidelandschaften. Vorkommen von Seeadler (Haliaeetus albicilla), Rotbauchunke (Bombina bombina) und Großer Maräne (Coregonus lavaretus).
Schorfheide-Chorin Glazial überformte Landschaft (Grund- und Endmoränen, Sander) mit Buchen- und Kiefernwäldern (z.T. alte Hutewälder), Mooren und oligotrophen Seen. Vorkommen von Schreiadler (Aquila pomarina), Kranich (Grus grus) und Sumpfschildkröte (Emys orbicularis).
Flusslandschaft Elbe Letzter naturnaher Strom Deutschlands; naturnahe Hart- und Weichholz-Auwaldkomplexe, Bruch- und Niederungswälder an den Zuflüssen, in der Aue weite Überschwemmungsflächen mit Stromtalwiesen, Sandufer, Altwasser und Binnendünen mit Sandtrockenrasen. Lebensraum für den Elbe-Biber (Castor fiber albicus), hohe Weißstorchdichte (Ciconia ciconia), wichtiger Zugkorridor für nordische Gastvögel.
Drömling Niedermoorlandschaft mit zahlreichen Wasserläufen, Feuchtgebieten und naturnahen Bruch- und Feuchtwäldern, welche als Durchzugs- und Rastgebiet für Kraniche, Gänse, Schwäne, Enten und Brachvogel dienen. Darüber hinaus stellt der Drömling ein Beispiel für die erfolgreiche Wieder- und Neuansiedlung von gefährdeten Arten wie dem Fischotter (Lutra lutra), Biber (Castor fiber) und Seeadler (Haliaeetus albicilla) dar.
Spreewald Großes Niederungsgebiet mit naturnahen Erlenbruchwaldkomplexen, extensiven Feuchtwiesen und einem weit verzweigten Fließgewässernetz. Vorkommen von Schwarzstorch (Ciconia nigra), Fischotter (Lutra lutra) und zahlreichen Libellenarten.
Karstlandschaft Südharz Vielfältige, typische Karsterscheinungen, wie Erdfälle, Dolinen, Felsabbrüche, Karstquellen und Höhlen; ausgedehnte naturnahe Buchen- und Laubmischwälder und bedeutende Reste einer kleinbäuerlichen Kulturlandschaft mit großflächigen Trockenrasen und Streuobstwiesen. Lebensraum bundesweit bedeutender Arten wie Ebensträußiges Gipskraut (Gypsophila fastigiata) und Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata), Hirschkäfer (Lucanus cervus) und Schwalbenschwanz (Papilio machaon).
Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft Teil des größten deutschen Teichgebietes eingebettet in eine von Kiefernforsten, Mooren und Binnendünen geprägten Heidelandschaft; Reproduktionsschwerpunkt des Fischotters (Lutra lutra) in Deutschland, Vorkommen des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus).
Thüringer Wald Großflächiges Waldgebiet mit Resten naturnaher Bergmischwälder mit Tanne (Abies alba) an ihrer nördlichen Arealgrenze, Silikatblockhalden, Felsen, Hochmooren, eingestreuten Bergwiesen und einem dichten Netz naturnaher Fließgewässer. Vorkommen von Birkhuhn (Tetrao tetrix), Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Nordischer Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda).
Rhön Großflächige naturnahe Laubwälder auf Kalkstein und Basalt, Schlucht- und Blockschuttwälder, offene Basalt-Blockschutthalden, Moore, großflächige Bergmähwiesen (Goldhaferwiesen und Borstgrasrasen) und beweidete Halbtrockenrasen, naturnahe Mittelgebirgsbäche mit ihren Auen. Außeralpines Vorkommen des Birkhuhns (Tetrao tetrix), Vorkommen von Raubwürger (Lanius excubitor) und Berghexe (Chazara briseis).
Bliesgau Typische Trockenrasenlandschaften mit ihrer submediterranen Flora und Fauna, wertvolle Streuobstbestände, artenreiche Wiesentypen, ausgedehnte Buchenwälder und die von der Blies durchzogene Auenlandschaft. Vorkommen zahlreicher Orchideenarten, hohe Populationen des Skabiosenscheckenfalters (Euphydryas aurinia) und des Steinkauzes (Athene noctua).
Pfälzerwald Laubwaldgebiet mit artenreichen Wiesentälern, Bruchwäldern, Nass- und Feuchtwiesen, Nieder- und Zwischenmooren, Quellbereichen. Vorkommen von Wanderfalke (Falco peregrinus), Wildkatze (Felis sylvestris) und Luchs (Lynx lynx).
Schwäbische Alb Steil abfallender Albtrauf mit Hang- und Schluchtwäldern, Albtäler mit naturnahen Fließgewässern, traditionelle Kulturlandschaft der Albhochfläche mit ihren Wacholderheiden, Magerrasen, Wiesen, Weiden, Ackerflächen und Wäldern sowie Streuobstwiesen im Albvorland. Wertgebende Arten sind z. B. Rotmilan (Milvus milvus), Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und Heidelerche (Lullula arborea) sowie zahlreiche Orchideen- und Enzianarten.
Schwarzwald Vielfältige Kulturlandschaft im südlichen Schwarzwald mit naturnahen Buchen- und Buchen-Tannenwäldern der sub- bis hochmontanen Lagen, Schluchtwäldern, extensiv genutzten Weidfeldern, Sonderstandorten wie Moore, Lawinenbahnen, Felsen und Blockhalden sowie zahlreichen Fließgewässern.
Berchtesgadener Land Typische Landschaft der nördlichen Kalkalpen mit Bergmischwäldern und montanen Fichtenwaldkomplexen, Gewässern, Rasengesellschaften, Felsschuttfluren. Vorkommen von Steinadler (Aquila chrysaetos), Schneehuhn (Lagopus mutus) und Murmeltier (Marmota marmota).
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