NSG Fehmarnbelt
Kurzbeschreibung
Das etwa 280 km² große Naturschutzgebiet „Fehmarnbelt“ liegt in der westlichen Ostsee rund 5 km nördlich der Insel Fehmarn. Es umfasst eine bis zu 35 m tiefe, gleichnamige Meerenge zwischen Deutschland und Dänemark, durch die rund 70–75 % des Wasseraustausches zwischen Nord- und Ostsee erfolgt. Diese besonderen hydrologischen Verhältnisse führen dazu, dass das Schutzgebiet eine bedeutende ökologische Schlüsselfunktion für den Austausch und die Verbreitung mariner Arten in der Ostsee besitzt.
Durch seine westliche Lage finden sich hier im Vergleich zu den anderen beiden küstenfernen Naturschutzgebieten in der deutschen Ostsee die meisten „echten“ Meeresarten, die einen höheren Salzgehalt im Wasser tolerieren oder sogar darauf angewiesen sind.
Der Süden des Schutzgebiets „Fehmarnbelt“ ist gekennzeichnet durch große, bis zu 3 m hohe Sandrippel auf dem Meeresboden, die seltenen Megarippel. Die Steinriffe im Schutzgebiet beherbergen einige der artenreichsten Lebensgemeinschafen der deutschen Ostsee. Besonders typisch für das Gebiet sind auch die ausgedehnten Schlickgründe im östlichen Bereich.

Belastungen und Management
Wie die gesamte Ostsee leidet auch das Schutzgebiet unter der Eutrophierung und den Folgen des Klimawandels, wie steigenden Wassertemperaturen und den damit einhergehenden biochemischen Veränderungen der Meeresumwelt. Die Folgen sind in den Lebensgemeinschaften bereits spürbar. Großalgen beispielsweise kommen nur noch in geringeren Wassertiefen vor, da die Wassertrübung so stark zu- und die Lichtverfügbarkeit entsprechend abgenommen hat.
Im NSG „Fehmarnbelt“ findet die intensivste Nutzung durch die Schifffahrt statt: hier verläuft in West-Ost-Richtung auf einem rund 4 km breiten Streifen eines der Hauptverkehrstrennungsgebiete der Ostsee. In mehr als der Hälfte des Gebiets beträgt die mittlere Schiffsdichte zwischen 30 und 80 Schiffen pro km² und Tag. Das wirkt sich vor allem negativ auf Meeressäugetiere, insbesondere Schweinswale aus. Aber auch Seevögel sind betroffen, die durch die sich nähernden Schiffe aufgescheucht oder vertrieben werden.
Das Gebiet wurde sowohl durch kommerzielle als auch durch Freizeitfischerei stark genutzt. Im westlichen Teil des Fehmarnbelts befindet sich aus diesem Grund eine durch die Schutzgebietsverordnung festgelegte Regulierungszone für die Freizeitfischerei. Dieser etwa 65 km² große Bereich ist ganzjährig für die Freizeitfischerei geschlossen. Er beherbergt besonders schützenswerte Riffe und Sandbankbereiche, die auch wichtige Aufwachsgebiete für Jungfische darstellen. Im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der EU wurden als Ergebnis von jahrelangen Bemühungen des BfN im November 2024 nun auch Einschränkungen für die kommerzielle Fischerei im Schutzgebiet „Fehmarnbelt“ erlassen.
Insgesamt zielt das Schutzgebietsmanagement darauf ab, das Überleben und die Fortpflanzung der in der Vogelschutz- und der FFH-Richtlinie aufgeführten Arten und Lebensräume durch Maßnahmen zur Vermeidung negativer Auswirkungen und durch Wiederherstellungsaktivitäten zu sichern.
Zahlen und Fakten
Name | FFH-Gebiet | EU Code | Größe |
---|---|---|---|
Fehmarnbelt | FFH-Gebiet | DE 1332-301 | 280 km² |
Arten und Lebensräume | Umfang oder Zahlen (2024) | |
---|---|---|
Geschützte benthische Lebensräume / Fläche | Sandbänke (FFH-Lebensraumtyp, § 30 Biotop BNatSchG) | 6,3 km² |
Riffe | 113,3 km² | |
Arten/Anzahl | Schweinswal (Phocoena phocoena) | > 100, saisonale Nutzung durch weitere migrierende Tiere |
Seehund (Phoca vitulina) | Nutzung als Nahrungshabitat |
Charakteristik
Sandbänke mit hohem ökologischem Wert und artenreiche Riff-Lebensgemeinschaften mit natürlichen Großalgenbestände kennzeichnen das Gebiet. Zahlreiche Fischarten finden ein ideales Brut- und Aufzuchtgebiet. Meeressäugetiere nutzen den Fehmarnbelt als Wanderkorridor und Nahrungsgebiet.
Die im Süden des Fehmarnbelts liegenden Megarippel mit einer Kammhöhe bis etwa 3 m stellen eine besondere Ausprägung des Lebensraumtyps „Sandbänke“ dar und sind aufgrund ihrer Seltenheit von besonderem geowissenschaftlichen und ökologischen Wert. Sie werden von kleinräumig heterogenen, artenreichen Benthosgemeinschaften besiedelt, für die unter anderem Astartemuscheln (Tridonta ssp.) typisch sind.
In den ausgedehnten Schlickgründen im östlichen Bereich lebt die gefährdete Islandmuschel (Arctica islandica), die den Sauerstoffmangel, der sich im Sommer bisweilen von den Tiefenbecken der Ostsee bis ins Küstenmeer ausweitet, erfolgreich überdauern kann.
Die im Schutzgebiet liegenden Riffe bestehen aus Steinfeldern mit teils dichten Blockpackungen. Diese sind bis in große Wassertiefen mit Braun- und Rotalgen besiedelt. Die ausgedehnten Algenbestände bilden ein wesentliches Merkmal der Riffe im Fehmarnbelt. Sie sind zusammen mit Blättermoostierchen (Flustra folicea) und Geweihschwämmen (Haliclona oculata) wichtige Strukturgeber und Habitatbildner für viele weitere Organismen. So entstehen auf den Steinen in Gesellschaft der Makrophyten für die Ostsee ausgesprochen artenreiche Benthosgemeinschaften. Bei guten und konstanten Umweltbedingungen sind hier auch besonders sensible und langlebige Arten wie Wellhornschnecke (Buccinum undatum) und Spindelschnecke (Neptunea antiqua) zu finden. Diese Arten kommen weiter östlich nicht mehr vor. Der vergleichsweise hohe Salzgehalt im NSG „Fehmarnbelt“ und seine Bedeutung für die Zusammensetzung der Artgemeinschaften wird hier also besonders deutlich.
Der Nahrungsreichtum, den die Sandbänke und Riffe bieten, sowie Strömung und Wasseraustausch in der Rinne des Fehmarnbelts mit guten Sauerstoffverhältnissen und hoher biologischer Produktion locken viele Fische an. Diese finden neben Nahrung auch Schutz und Laichplätze zwischen den dicht mit Großalgen bewachsenen Steinen. Insgesamt leben vom kleinen Klippenbarsch bis zu den großen Dorschen zahlreiche Fischarten im Schutz der Riffe.
Dies lockt wiederum Schweinswale an, für die hier ein wichtiges Nahrungsgebiet liegt. Schweinswale kommen sowohl im Schutzgebiet als auch in den unmittelbar umgebenden Gewässern rund um Fehmarn vor. Auch werden hier regelmäßig Mutter-Kalb-Paare gesichtet, was die Bedeutung des Gebiets für die Geburt und Aufzucht der jungen Schweinswale zeigt. Seehunde werden ebenfalls vom Fischreichtum angelockt und gehen im Schutzgebiet auf Nahrungssuche. Sie gehören zur dänischen und südschwedischen Seehundpopulation und suchen das Gebiet regelmäßig auf ihren Beutezügen auf. Auch Kegelrobben sind hier immer häufiger anzutreffen.