Naturschutz und Klimawandel – eine nationale Aufgabe
Das BfN wird sich in den nächsten Jahren beim Thema Klimawandel auf nationaler Ebene auf Aufgaben konzentrieren, die sowohl die Handlungsfelder „Anpassung des Naturschutzes an den Klimawandel“ als auch „Beiträge des Naturschutzes zur Anpassung und zur Minderung des Klimawandels“ beinhalten.
Moderner Naturschutz im Zeichen des Klimawandels
Der fortschreitende Klimawandel stellt traditionelle Naturschutzkonzepte vor Herausforderungen, da die bisherigen oft an statischen Leitbildern ausgerichteten Instrumentarien und Strategien des Naturschutzes nicht im Hinblick auf eine derart schnelle Veränderung der natürlichen Gegebenheiten konzipiert wurden. In Zukunft werden sich Naturschutzkonzepte an dynamischen Ökosystemen sowie an dynamischen Einflussfaktoren ausrichten müssen. Sie sollten eine hohe Flexibilität zulassen, um sich an verändernde Bedingungen anpassen zu können.
Eine besondere Bedeutung kommt hierbei dem Gebietsschutz zu, der bei einer statischen Festschreibung von Zielen und Zielarten unter den Bedingungen eines raschen Klimawandels schnell an seine Grenzen stoßen würde. Das genaue Monitoring, d. h. die wissenschaftliche Analyse der sich verändernden Rahmenbedingungen einerseits und die Anpassungen bzw. Veränderungen im Ökosystem andererseits, wird von großer Bedeutung für die Konzeption und Entwicklung von möglichen Managementmaßnahmen sein.
Durch einen Mangel an sicheren Prognosen wird es in Zukunft in zahlreichen Schutzgebieten dynamische Pflege- und Entwicklungspläne geben müssen, um damit ein so genanntes „adaptives Management“ zu ermöglichen. Auswirkungen von Entscheidungen müssen regelmäßig kontrolliert und Mechanismen für die Anpassung an unvorhersehbare Entwicklungen und neue Erkenntnisse von Anfang an mit eingeplant werden.
Herausforderung Klimawandel – die Natur als Partner
Der globale Klimawandel ist kein reines Zukunftsszenario mehr, sondern findet bereits spürbar statt. Umso wichtiger ist es, dass Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel aktiv betrieben werden. Das betrifft nicht nur die Land- und Forstwirtschaft und das Wassermanagement. Auch andere Bereiche wie die Gesundheitsvorsorge, die Stadtplanung, der Verkehr, der Tourismus genauso wie der Natur- und Umweltschutz müssen sich zunehmend an die Veränderungen des Klimas anpassen und durch geeignete Maßnahmen zum Klimaschutz beitragen.
Ökosysteme spielen dabei eine besondere Rolle, denn sie bilden mit ihren vielfältigen Funktionen (Wasser- und Klimaregulierung, Luftreinhaltung, Produktion von Nahrungsmitteln, Bereitstellung von Erholungsräumen etc.) die Grundlage unseres Lebens. Doch auch die Ökosysteme müssen sich langfristig an veränderte Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse anpassen, was nur gelingen kann, wenn sie insgesamt intakt und stabil bleiben. Gestörte Ökosysteme können viele für den Menschen wichtige Leistungen nicht mehr ausreichend erbringen. Die Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Ökosystemen bilden deshalb die Grundlage der „naturbasierten Ansätze“ für Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel.
Mit naturbasierten Ansätzen ist es möglich, Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Katastrophenvorsorge, Erhaltung der biologischen Vielfalt und nachhaltiges Ressourcenmanagement miteinander zu verbinden. Sie sind oft kosteneffizient und man kann mit ihnen in der Regel flexibel auf das sich weiter verändernde Klima und die damit verbundenen Unsicherheiten reagieren. Zudem werden gleich mehrere Ziele zur gleichen Zeit verfolgt. Sie können deshalb eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen technischen Ansätzen sein, zum Beispiel im Küsten- und Hochwasserschutz oder bei der Anpassung an den klimawandelbedingten Wärmeinsel-Effekt in Städten.
Beim naturbasierten Klimaschutz werden die Leistungen der Ökosysteme genutzt, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, Kohlenstoffspeicher zu bewahren und zu erweitern.
Bei der naturbasierten Klimaanpassung ist das Ziel, die für die Menschen notwendigen Leistungen der Ökosysteme trotz Klimawandel langfristig zu erhalten und die Folgen der zu erwartenden, für den Menschen ungünstigen Entwicklungen (z. B. heftigere Regenfälle, häufigere Überflutungen aber auch Hitzewellen und Dürreperioden) abzupuffern.
Bei beiden Ansätzen gilt es, die Leistungen der Ökosysteme und deren Nutzbarkeit stabil zu halten. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Stabilisierung bzw. Stärkung der funktionalen Beziehungen innerhalb des Ökosystems und zwischen den Arten, um auf diese Weise deren Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Dies ist durch verschiedene Maßnahmen zu erreichen, z. B. mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung sowie dem Schutz und der Wiederherstellung von Ökosystemen.
Naturbasierte Ansätze sind auch unter dem Begriff „ökosystembasierte Ansätze“ bekannt.
Das BfN betrachtet das Thema Biodiversität und Klimawandel als eine Querschnittsaufgabe. Nötige Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel lassen sich nicht pauschal bestimmen, sondern müssen durch die kontinuierliche Berücksichtigung der Problematik in allen Arbeitsbereichen des Naturschutzes – gegebenenfalls unterstützt durch Studien und Modellvorhaben – entwickelt werden.