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Bundesamt für Naturschutz

Ökonomischer Gesamtwert

Natürliche und naturnahe Ökosysteme, Landschaften aber auch Nutzökosysteme erbringen vielfältige Leistungen und haben unterschiedlichste Werte für den Menschen. Werte und Leistungen lassen sich zum Teil auch monetär erfassen. Dadurch wird es z. B. möglich, den Nutzen naturnaher Ökosysteme den Kosten ihrer Erhaltung oder Neuentwicklung gegenüberzustellen. 

Konzept des ökonomischen Gesamtwertes (Total Economic Value)

Zur Bestimmung des ökonomischen Werts von Ökosystemen und Biodiversität verwendet die Ökonomie das Konzept des ökonomischen Gesamtwertes (Total Economic Value). Der ökonomische Gesamtwert umfasst neben tatsächlichen oder potentiellen Gebrauchswerten (use-values) auch sogenannte Nicht-Gebrauchswerte (non-use-values), die der einzelne bzw. die Gesellschaft der Existenz eines Ökosystems unabhängig von einer gegenwärtigen oder zukünftigen Nutzung zurechnet.

Gebrauchswerte

Bei den Gebrauchswerten (use-values) unterscheidet man den direkten Gebrauchswert, den indirekten Gebrauchswert, sowie den sogenannten Optionswert. Direkte und indirekte Gebrauchswerte ergeben sich durch die tatsächliche gegenwärtige oder zukünftige Nutzung. "Direkt" meint dabei die unmittelbare Nutzung von "Gütern" als Rohstoff zur Weiterverarbeitung oder zum direkten Konsum (Holz, landwirtschaftliche Produkte, aber auch das "Gut" Erholung etc.). Mit "indirekt" werden dagegen Gebrauchswerte bezeichnet, die sich aus den sogenannten regulierenden Ökosystemleistungen ergeben, wie beispielsweise die Wasserrückhaltekapazität und deren Hochwasserschutzwirkung oder die Funktion der Grundwasserneubildung, der Schadstoffabbau oder der Klimaausgleich. Der Optionswert erfasst dagegen die Tatsache, dass Menschen z. B. zu Gunsten der Erhaltung besonders eindrucksvoller Naturdenkmale auch dann eine substanzielle positive Zahlungsbereitschaft äußern, wenn ein zukünftiger Besuch eher unwahrscheinlich ist. Der Optionswert misst den Wert, der sich allein durch die Möglichkeit einer späteren Nutzung ergibt.

Nicht-Gebrauchswerte

Die Nicht-Gebrauchswerte (non-use-values) basieren auf dem ethisch oder religiös begründeten Wunsch, die Natur "um ihrer selbst willen" zu schützen (Existenzwert, existence value) oder für die Nachwelt zu erhalten (Vermächtniswert, bequest value). Der Existenzwert bezieht sich auf die Zahlungsbereitschaft von Menschen, bestimmte Ökosysteme oder Arten (z. B. Regenwald, Wildtiere etc.) erhalten zu wollen, ohne jemals für sich selbst einen konkreten direkten oder indirekten Nutzen daraus zu ziehen. Der Vermächtniswert bezieht sich dagegen auf die Bereitschaft, die Natur als "Erbe" auch für die Nachwelt bewahren zu wollen. Nicht-Gebrauchswerte spiegeln insofern eine Form des Altruismus gegenüber der Natur oder zukünftigen Generationen wider. Empirische Studien zeigen, dass oft weit mehr als die Hälfte des Wertes bedrohter Ökosysteme auf Nicht-Gebrauchswerte zurückzuführen sind.

Zur Erfassung dieser Werte bestehen zahlreiche Methoden, die ständig weiterentwickelt werden und inzwischen eine Vielzahl von Ergebnissen zum Wert von Natur und Landschaft erbracht haben. Eine wichtige aktuelle Arbeit, die die Ergebnisse von Einzeluntersuchungen weltweit beispielhaft präsentiert, ist die von Deutschland und der EU initiierte und weiteren Staaten und Institutionen unterstützte internationale TEEB-Studie zur "Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität". Seit 2012 wird eine ähnliche Studie unter dem Titel "Naturkapital Deutschland - TEEB DE" auch bezogen auf Deutschland erstellt.

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