Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

Förderschwerpunkt Hotspots der biologischen Vielfalt

Hotspots der biologischen Vielfalt sind Regionen in Deutschland mit einer besonders hohen Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten, Populationen und Lebensräume.

Als Grundlage für die Ermittlung der Hotspots dienten bundesweit vorliegende Daten zu FFH-Lebensraumtypen und Daten zum Vorkommen verschiedener Artengruppen, wie beispielsweise Gefäßpflanzen, Säugetiere, Schmetterlinge, Amphibien und Reptilien. In einem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN wurden die Daten ausgewertet, dabei wurden die Seltenheit und die Gefährdung von Arten und Lebensräumen gewichtet. So entstand in enger Abstimmung zwischen BMU, BfN und den Bundesländern, eine Liste mit 30 Hotspots, welche einen besonderen Reichtum charakteristischer Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten aufweisen - sie sind unsere Schatzkästen der Natur. Diese Hotspots nehmen insgesamt elf Prozent der Fläche der Bundesrepublik ein. Hierzu gehören zum Beispiel die Allgäuer Alpen, das Mittelrheintal mit den Seitentälern Nahe und Mosel sowie Usedom und die Ostvorpommersche Küste.

Hotspots der biologischen Vielfalt

Projekte können im Förderschwerpunkt Hotspots dann gefördert werden, wenn sie sich räumlich auf die Hotspots, die in der Karte dargestellt sind, beziehen oder zumindest einen maßgeblichen Teil eines Hotspots abdecken.

Projekte in diesem Förderschwerpunkt müssen einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und Optimierung des gesamten Hotspots leisten. Für jeden Hotspot soll ein Konzept erarbeitet sowie beispielhafte Maßnahmen umgesetzt werden. Diese sollen Prozesse in die Wege leiten, die helfen, die naturraumtypische Vielfalt von Landschaften, Lebensräumen und Lebensgemeinschaften sowie die gebietstypische, natürlich und historisch entstandene Artenvielfalt zu erhalten bzw. zu verbessern. Regionale Partnerschaften aus Städten und Gemeinden, Naturschutzakteuren sowie Wirtschafts- und Sozialpartnern sollen so eine langfristige Sicherung der Hotspots gewährleisten.

Kurzbeschreibungen der Hotspots

Die Kurzbeschreibungen dieser Hotspots umfassen die Rahmendaten zu den Regionen und stellen besondere Charakteristika der Landschaftsräume heraus

Landschaftsräume

Allgäuer Kalkalpen, Nördliche Kalkwestalpen, Ochsenkopf-Weiherkopf-Schnipperkopf

Fläche (km2)

419,64

Landkreise

Oberallgäu, Ostallgäu

Beschreibung

Das Gebiet umfasst als Kern die Allgäuer Hochalpen mit dem Südwesteil des Hinteren Bregenzer Waldes (Ifen, Piesenkopf) und dem Südosten des Vilser Gebirges (Sorgschrofen, Aggenstein).

Die Allgäuer Alpen stellen den an Flora und Fauna artenreichsten Teil der bayerischen Alpen dar, bei vielen Arten auch mit den deutlich größten Populationen. Eine ganze Reihe alpiner Floren- und Faunenelemente kommt in Bayern ausschließlich hier vor und der Anteil zentralalpiner Artvertreter ist nirgends so hoch. Eine wesentliche Ursache für die ökologische Sonderstellung der Allgäuer Alpen  sind die geologischen Formationen der Allgäuschichten (Fleckenmergel), die bis in die höchsten Lagen eine in Bayern einzigartige Vegetation ermöglichen (z. B. besonders markant im Gipfelmassiv der Höfats).

Das breite und qualitativ hochwertige Lebensraumspektrum enthält neben großflächigen alpinen Rasengesellschaften, z. B. die bedeutendsten Hochlagenvermoorungen der bayerischen Alpen, Schwerpunktvorkommen von Schlucht- und Blockwäldern, aber auch xerotherme Felsstandorte und artenreiche Buckelfluren. 

Landschaftsräume

Hohes Ammergebirge, Klammspitzkamm und Ettaler Mandl, Niederwerdenfelser Land

Fläche (km2)

487,85

Landkreise

Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Ostallgäu

Beschreibung

Dieses Teilgebiet des mittleren bayerischen Alpenraums vereint ein großes Spektrum an Lebensraumtypen. Neben weitläufigen und wenig erschlossenen Gebirgslagen des Ammergebirges beinhaltet es vor allem die artenreichsten Talräume der bayerischen Alpen. Herausragende Beispiele in den Tallagen sind gut erhaltene Moorkomplexe (Pulvermoos, Ettaler Weidmoos, Pfrühlmoos), ausgedehnte Alpenmagerwiesen (z.B. Ammertaler Wiesmahdhänge) und Magerrasen mit internationaler Bedeutung (Mittenwalder Buckelfluren), beide oft in enger Verzahnung von Trocken- und Feuchtstandorten.

Für die Biodiversität herausragende Sonderstandorte sind Wildflussauen, neben der Isar, auch Loisach, Linder oder Friedergries. Die Wälder weisen einen hohen Anteil naturnaher Waldgesellschaften auf, z.B. Hang-Schluchtwälder im Graswangtal. Aufgrund der klimatischen Begünstigung durch den Föhnstrich findet sich im Niederwerdenfelser Land der Schwerpunkt thermophiler Artvorkommen in den bayerischen Alpen, z.B. in den floristisch und faunistisch reichhaltigen Schneeheide-Kiefernwäldern.

Landschaftsräume

Voralpenland zwischen Mangfall und Inn

Fläche (km2)

323,95

Landkreise

Miesbach, Rosenheim

Beschreibung

Der westliche Teil des Inn-Chiemsee-Hügellandes wird naturschutzfachlich geprägt von den ausgedehnten Stammbeckenmooren (z. B. Koller- und Hochrunstfilze), den Tälern von Mangfall und Leitzach mit Quellbereichen, Flachmooren, Buchen- und Schluchtwäldern sowie dem fast vollständig bewaldeten Molassevorberg des Taubenbergs mit tannenreichen Waldgesellschaften und dealpinen Artelementen.

Landschaftsräume

Ammer-Loisach-Hügelland mit Oberlauf der Isar, Kempter Wald, Lech-Vorberge mit Oberlauf des Lech, Moorlandschaft im südlichen Ammer-Loisach-Hügelland

Fläche (km2)

2734,51

Landkreise

Bad Tölz-Wolfratshausen, Fürstenfeldbruck, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech, München, Oberallgäu, Ostallgäu, Starnberg, Weilheim-Schongau

Beschreibung

Die Eiszerfallslandschaft des voralpinen Moränenlandes weist eine Vielzahl naturschutzfachlich herausragender Gebiete auf, insbesondere ein breites Spektrum an Moortypen und Moorlandschaften. Ein bedeutender Teillebensraum der großflächigen Moorkomplexe sind artenreiche Streuwiesen, die hier noch in großem Umfang und hoher artenschutzbezogener Qualität vorhanden sind. Eng mit Moorlebensräumen verflochten sind z. B. naturnahe Stillund Fließgewässer, Verlandungsbereiche, Buchenwälder und selbst Magerrasen. Wichtige Lebensraumachsen bilden die Durchbruchstäler von Lech und Isar.

Zu den wertvollsten Kerngebieten zählen z. B. Murnauer Moos, Staffelseemoore, Loisach-Kochelseemoore, Kirchseemoore, Rothenrainer Moore, Grasleitner Moorlandschaft, Magnetsrieder Hardt, Sulzschneider Moore, Kempter Wald, Osterseen, Ammersee, Starnberger See, Komplexlebensräume mit Kalkmagerrasen zwischen Ammersee und Starnberger See sowie die Täler von Lech und Isar.

Landschaftsräume

Adelegg, Pfänder, Westallgäuer Hügelland

Fläche (km2)

816,59

Landkreise

Bodenseekreis, Lindau (Bodensee), Oberallgäu, Ravensburg

Beschreibung

Das Gebiet ist eine von glazialen Becken, Seen und Mooren durchsetzte Jungmoränen­landschaft mit zahlreichen Kuppen und Senken. Im Osten schließt das glazial nicht über­formte tertiäre Bergland der Adelegg (einschließlich Kürnacher Wald) an, das die umgebenden Bereiche deutlich überragt und deshalb am Westrand durch tief eingeschnittene Täler und steile Hänge charakterisiert ist. Prägend für die Jungmoränenlandschaft ist der durch die Topographie bedingte kleinräumige Wechsel von Waldflächen (überwiegend Fichtenforste) und intensiv landwirt­schaftlich genutzten Flächen (überwiegend Grünland, jedoch zunehmend Ackerbau), in die extensiv genutzte oder nicht genutzte Feuchtgebiete eingestreut sind. Dabei handelt es sich um Hoch- und Niedermoore mit Moorwäldern, Streuwiesen und Naßwiesen, sowie Quellmoore, Seen und Weiher, die durch Fließgewässer miteinander verbunden sind.

Im Bereich der Adelegg sind Steillagen mit extensiver Weidewirtschaft und z. T. sehr naturnahe montane Hangwäldern sowie Alpen in den Hochlagen landschaftsbestimmend. Insbe­sondere die totholzreichen Hangwälder und die Hochlagen begünstigen eine sehr arten­reiche Avifauna.

Landschaftsräume

Alb-Wutach-Gebiet, Dinkelberg, Hochschwarzwald (Südlicher Schwarzwald)

Fläche (km2)

2285,14

Landkreise

Breisgau-Hochschwarzwald, Freiburg im Breisgau, Lörrach, Schwarzwald-Baar-Kreis, Waldshut

Beschreibung

Der Hotspot „Schwarzwald mit Alb-Wutach-Gebiet“ umfasst den Südlichen Schwarzwald, das Alb-Wutach-Gebiet im Osten und die Hänge zum Hochrhein im Süden. Im Südlichen Schwarzwald (Hochschwarzwald) gehen die höchsten Erhe­bungen über 1400 m ü. NN, darunter der Belchen und der mit 1493 m ü. NN höchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen, der Feldberg.

Der Hochschwarzwald fällt im Westen steil zum Oberrheingraben ab, im Osten ist der Abfall sanft (danubisches Relief). Höchste Lagen sind glazial überformt mit Kar­bildungen und Mooren, darunter das Hinterzartener Moor als großes Hochmoor. Im westlichen und zentralen Teil des Südlichen Schwarzwalds sind Wald, darunter vielerorts noch ursprüngliche Tannen-Buchenwälder, sowie großflächige Weidfelder mit Borstgrasrasen vorherrschend. Die höchsten Erhebungen des Südlichen Schwarzwalds beherbergen zahlreiche, z. T. außerhalb der Alpen nur hier vorkommende Eiszeitrelikte bei Flora und Fauna. Sie sind bereits subalpin angehaucht.

Im Osten und weitergehend im Alb-Wutach-Gebiet prägt die tief einge­schnittene Schlucht der Wutach nach Ablenkung des Wutachverlaufs von Ost (ehemaliger Donauzufluss) nach Süd (Rheinzufluss) das Bild. Hier herrschen Wiesen- und Ackerflächen vor, die, v. a. wenn sie feucht sind, zahlreiche seltene Arten enthalten. Im Wutachgebiet treten neben Eiszeitrelikten auch solche aus der nacheiszeitlichen Wärmezeit auf, z. B. Pflanzen aus östlichen Steppengebieten. Im Süden weisen die Hänge zum Hochrhein submediterranen Charakter auf z. B. mit Halbtrockenrasen und Flaumeichenbeständen.

Landschaftsräume

Albvorberge des Südwestlichen Albvorlandes, Baaralb, Hohe Schwabenalb, Oberes Donautal, Vorberge und Randhöhen der Mittleren Kuppenalb

Fläche (km2)

2055,37

Landkreise

Alb-Donau-Kreis, Esslingen, Göppingen, Ostalbkreis, Reutlingen, Schwarzwald­Baar-Kreis, Sigmaringen, Tübingen, Tuttlingen, Zollernalbkreis

Beschreibung

Der Hotspot „Schwäbische Alb“ reicht vom Oberen Donautal im Südwesten bis zu den Vorbergen und Randhöhen der Mittleren Kuppenalb im Nordwesten. Die Höhenlage beträgt etwa 500 m ü. NN im Norden und steigt auf über 1000 m ü. NN im Bereich der Hohen Schwabenalb.

Landschaftsprägend ist der Albtrauf, der durch stark verzweigte Stirntäler des Vorlandes durchdrungen wird. Hier bilden Ausliegerblöcke des Weißjura schmale Brücken mit der Albhochfläche. Die oberflächige Entwässerung erfolgt hier neckarseits durch sehr steile und tief eingeschnittene Täler, die durch Hang-Buchenwälder, Schluchtwälder, Felsen, zahlreiche Schichtquellen und Kalksinterterrassen charakterisiert sind. An den weniger steilen Hängen gedeihen ausgedehnte Streuobstwiesen oder auf mageren Standorten Magerrasen und Wacholderheiden. Die Hochflächen sind durch Kuppen und typische Karstformen, wie flachmuldige Trockentäler, Höhlen, und Dolinen charakterisiert. Prägend für die Hochflächen ist eine enge Verzahnung von extensivem Grünland, Magerrasen, Wachholderheiden, Felsbiotopen und Trockenwäldern.

Insbesondere im Bereich der Hohen Schwabenalb existieren noch sehr artenreiche Berg-Mähwiesen (mit Potentilla alba und Galium boreale). Im Südwesten wird die Albhochfläche durch das Tal der Donau unterbrochen. Landschaftsprägend sind hier insbesondere die steilen Talhänge mit Felsbändern, Terrassen, Höhlennischen, herauspräparierten Felstürmen und überwiegend naturnahen Laubmischwäldern. Kennzeichnend für die Flora der Schwäbischen Alb sind neben den extensiven Grünlandbereichen, Streuobstwiesen und Hangwäldern vor allem die Fels­standorte mit einer Mischung von mitteleuropäischen Arten mit dealpinen, sub­mediterranen und gemäßigt kontinentalen Pflanzenarten. Zudem gibt es vor allem im Südwesten, nach Nordosten ausklingend, einen hohen Anteil an Reliktarten der Zwischen- und Nacheiszeit.

Landschaftsräume

Hinterer Bayerischer Wald

Fläche (km2)

1059,46

Landkreise

Cham, Freyung-Grafenau, Regen

Beschreibung

Charakteristische und vielfach natürliche und naturnahe Lebensräume des Hinteren Bayerischen Waldes, vor allem im Kerngebiet des Nationalparks, sind Hochlagen-Fichtenwälder, Bergmischwälder (z.T. Urwälder), Blockhalden, Moore, Moorwälder, ehemalige Hochweiden (Schachten), Schluchttäler, Bäche und Seen. Die Kulturlandschaft des Bayerischen Waldes ist reich an verschie­denen extensiven Grünlandgesellschaften und einem naturnahen System von Fliessgewässern (z. B. mit Vorkommen von Fischotter, Flußperlmuschel). Eine Reihe boreoalpiner Arten besitzt im Bayerischen Wald ihre größten Vorkommen Deutschlands außerhalb der Alpen.

Die Flächengröße, die weitgehende Unzerschnittenheit sowie insbesondere die Naturnähe der Waldbereiche (im Zusammenhang mit dem Böhmerwald) führen zu einem hohen Maß an Ungestörtheit, von dem u. a. der Luchs profitiert, der hier ein Schwerpunktvorkommen innerhalb Deutschlands aufweist.

Landschaftsräume

Nördliche Frankenalb, Veldensteiner Forst

Fläche (km2)

1086,39

Landkreise

Amberg-Sulzbach, Bayreuth, Forchheim, Nürnberger Land

Beschreibung

Das Gebiet umfasst in etwa die südliche Hälfte der Nördlichen Frankenalb. Die Landschaft der Dolomitkuppenalb prägen Komplexe aus Felsfluren, Kalkmagerrasen und wärmeliebenden Säumen im Verbund mit Buchen- und Dolomit-Kiefernwaldgesellschaften. Eine besondere Artenfülle zeigt sicht im Veldensteiner Forst, einem großen geschlossenen Waldgebiet mit einer hohen Vielfalt an Sonderstandorten. Wichtige Verbundachsen sind die Täler von Wiesent und Pegnitz mit ihren Fließgewässern, extensiven Auebereichen und felsdurchsetzten Steilhängen mit Wacholderheiden und thermophilen Wäldern.

In der großen Vielfalt an Lebensräumen sind weiterhin besonders gebietstypisch Quellfluren und Kalkflachmoore, Flachlandmähwiesen und Kalkscherbenäcker sowie Gebüsche und Hecken.

Landschaftsräume

Hardtebenen, Jägersburg-Gernsheimer Wald, Käfertal-Viernheimer Sand und Lampertheimer Sand, Mainz-Ingelheimer Rheinebene,Neckarried, Seeheimer Rinne und Einhäuser Rinne, Nördliche Oberrheinniederung, Pfungstadt-Griesheimer Sand und Griesheimer-Weiterstädter Sand

Fläche (km2)

2286,78

Landkreise

Alzey-Worms, Bad Dürkheim, Baden-Baden, Bergstraße, Darmstadt-Dieburg,
Germersheim, Groß-Gerau, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mainz, Mainz-Bingen, Mannheim, Neustadt an der Weinstraße, Ortenaukreis, Rastatt, Rheingau-Taunus-Kreis, Rhein-Neckar-Kreis, Speyer, Südliche Weinstraße, Worms

Beschreibung

Die Nördliche Oberrheinebene umfasst die Mäanderzone des Oberrheins sowie große Teile des gesamten Oberrheinischen Tiefelandes. Die Rheinaue wird durch die ehemalige Ausformung durch den mäandrie­renden Rhein mit ausufernden Hochwassern sowie Erosion und Sedimentation durch die Abflussdynamik und natürlichen Nährstoffreichtum geprägt. Sie gliedert sich in die rezente Überflutungsaue sowie die Altaue. In der Überflu­tungsaue existieren durch Hochwasserdynamik noch heute naturnahe Berei­che, Reste von Auwäldern (Weich-, Hartholzaue) mit großer Arten- und Strukturvielfalt und Dynamik sowie einer daran angepassten typischen Tier- und Pflanzenwelt.

Im Rheinabschnitt zwischen Bingen und Mainz ist der sogenannte „Inselrhein“ noch natürlichen Abtragungs- und Sedimentationsprozessen unterworfen. Die Altaue umfasst ausgedeichte Bereiche ohne Hochwasserdynamik, aber mit Druckwasser bei Rheinhochwasser, Stillgewässer mit Verlandungszonen, Reste von Niedermooren in den Gestadebuchten, z. T. ausgedehnte Niederungswiesen (Stromtalwiesen) sowie ehemalige Flutrinnen mit Röhrichten. Die Hardtplatten sind gegenüber der Rheinaue deutlich abgesetzt durch das Hochgestade (= alte Rheinufer). Auf den Hardtplatten sind Flugsandflächen und Dünen mit Sandrasen, lockeren Kiefern- und eichenreichen Wäldern mit an Trockenheit angepasster Tier- und Pflanzenwelt zu finden, die sich in Hessen im Jägersburger/Gernsheimer Waldes sowie im Lorscher und Lampertheimer Wald fortsetzen. Hinzu kommen vermoorte alte Flussrinnen der Rhein-Zuflüsse aus dem Pfälzer Wald und dem Schwarzwald in der Hardtebene mit Feuchtwiesen, Röhrichten und Bruchwäldern. Dazu gehören z. B. die Flächen des Neckarriedes in Hessen, die Kinzig-Murg-Rinne in Baden-Württemberg. oder die Bachauen der Haardtrandbäche sowie der dort gelegenen Dreieckswälder. Im Vorderpfälzer Tiefland sind es zudem die Schwemmfächer von Rehbach, Speyerbach und Modenbach westlich Speyer, der Queichschwemmfächer zwischen Landau und Germersheim, die Kling- und Erlenbachniederungen zwischen Herxheim bei Landau und Kandel sowie die Otterbach- und Lauterniederung zwischen Schweighofen und Wörth. Kennzeichnend sind einerseits Auenwälder, ande­rerseits Buchen-, Eichen- und Kiefernwälder mit Magerrasen auf Sandrücken, Schotterflächen, Feucht- und Nasswiesen sowie zahlreiche verschiedene Gewässertypen (Tümpel, Telmen, Bäche, Altarme, Schluten und Sekundärgewässer). Flugsandfelder und Binnendünen des „Mainzer Sandes“ mit ihren Steppen- und Sandrasen sind von herausragender internationaler Bedeutung. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten der Lebensgemeinschaften trocken-warmen Klimas befinden sich hier an der West- bzw. Nordgrenze ihrer Verbreitung. Häufig stehen die Mainzer Sandrasen sowie die der pfälzischen Rheinniederung in Kontakt mit Kiefern- und Eichen-Kiefern-Dünenwäldern und ihren Säumen.

Der Hotspot umfasst damit die gesamte Bandbreite an naturschutzfachlich hochwertigen Lebensräumen von trockenen kiesigen Sanden bis zu den feuchten oder nassen Flussniederungen, die sich in der Regel von Nord nach Süd in der Rheinebene erstrecken. Das Gebiet ist Lebensraum u. a. seltener und gefährdeter Fischarten sowie Brut-, Rast- und Überwinterungsplatz internationaler Bedeutung für Wat- und Wasservögel und wesentlicher Trittstein zwischen den Rastplätzen in Nord- und Süddeutschland.

Landschaftsräume

Dahner Felsenland, Donnersberg, Haardtrand-Weinstrasse

Fläche (km2)

868,06

Landkreise

Bad Dürkheim, Donnersbergkreis, Kaiserslautern, Neustadt an der Weinstraße, Südliche Weinstraße, Südwestpfalz

Beschreibung

Das Gebiet umfasst von Nord nach Süd einen östlichen Abschnitt des Saar­Nahe-Berglands mit dem zentralen Donnersbergmassiv sowie das im Süden angrenzende Haardtgebirge, Teile des nördlichen Pfälzerwaldes, den Wasgau im südlichen Pfälzerwald an der Grenze zu Frankreich mit dem zentralen Dahner Felsenland sowie den Haardtrand als Ostabfall des Pfälzerwaldes zur Oberrheinebene.

Das Saar-Nahe-Bergland ist ein vielgestaltiges Berg- und Hügelland mit einem Mosaik aus Wald und Offenland. Neben markanten Bergkuppen und Höhenrücken vulkanischen Ursprungs wie dem Donnersberg prägen zahlreiche felsige Kerbtäler das Landschaftsbild. Bei großer Standortsvielfalt sind der Donnersberg, seine steil abfallenden Randbereiche und die tief eingeschnittenen Täler von naturnahen, teils kleinräumig wechselnden, teils großflächigen altholzreichen Laubwaldgesellschaften bedeckt. Die Waldbiotope bilden eng­räumige Mosaike mit reich strukturierten Offenlandkomplexen aus Magerrasen und extensiv genutzten Wiesen und Gebüschen. Diese Strukturvielfalt sowie Höhlen und Stollen bieten einer Vielzahl von Arten Lebensraum.

Der Pfälzerwald ist Deutschlands größtes zusammenhängendes Waldgebiet. Der Untergrund des stark zertalten Mittelgebirges besteht überwiegend aus mittlerem Buntsandstein. Im nördlichen Teil des Pfälzerwaldes sind langgestreckte Höhenzüge und Bergstöcke durch Kerbtäler gegliedert. Im südlichen Teil, dem Wasgau, bestimmen eindrucksvolle Felsformationen aus Buntsandstein, vor allem im Dahner Felsenland, bewaldete Kegelberge, kurze Bergrücken und breite Kastentäler das Landschaftsbild. Typisch sind Burgen und Burgruinen, Wässer-/Schemelwiesen, Wooge und Triftbäche. An den Hängen wachsen überwiegend bodensaure, artenarme Buchenwälder, Mischwälder und von der Waldkiefer dominierte Nadelholzforste, auf den südexponierten Hanglagen lichte Wälder.

Der Pfälzerwald gehört in Rheinland-Pfalz zu den Gebieten mit der größten Vielfalt an unterschiedlichen Lebensraumtypen trockener bis feuchter Standorte. Die Anzahl der im Gebiet vorkommenden, auch deutschlandweit seltenen Pflanzen- und Tierarten ist außergewöhnlich. Die Klimagunst vereint mediterrane mit borealen Elementen. Der Haardtrand bildet als Vorgebirge den östlichen Übergang vom Bunt­sandsteingebirge des Pfälzerwaldes zur Vorderpfälzer Tiefebene. Lichte Wäl­der mit einem Gürtel aus Edelkastanien bilden die Waldrandzone. Die klima­begünstigte intensiv genutzte Kulturlandschaft des Haardtrandes beherbergt an den Hängen Reste typischer Trockenbiotopkomplexe. Diese mit extensiv genutzten Weinbergen und Weinbergsbrachen eng verzahnten und durch Trockenmauern und Strauchbestände reich gegliederten Trocken- und Halbtrockenrasen unterschiedlicher Ausprägung sind als Lebensräume wärme- und trockenheitsliebender Arten von überregionaler Bedeutung. Insbesondere die Avifauna (u. a. Zaunammer) ist bemerkenswert. Die in Ost-Westrichtung verlaufenden zahlreichen Bäche mit begleitendem extensiv genutztem Feuchtgrünland sind wichtige Vernetzungsachsen zwischen dem Pfälzerwald und der Rheinniederung.

Landschaftsräume

Bergland von Münster am Stein, Nahetal, Oberes Mittelrheintal, Rheinhunsrück, Unteres Moseltal, Unteres Nahehügelland

Fläche (km2)

1062,68

Landkreise

Bad Kreuznach, Birkenfeld, Cochem-Zell, Donnersbergkreis, Koblenz, Mainz- Bingen, Mayen-Koblenz, Rheingau-Taunus-Kreis, Rhein-Hunsrück- Kreis,Rhein­Lahn-Kreis

Beschreibung

Das Obere Mittelrheintal ist durch die natürlich geformte Flusslandschaft des Rheins, das trocken-warme Klima und den in der Region seit Jahrhunderten betriebenen Weinbau geprägt. Zeugnisse dieser einmaligen kulturhistorischen Landschaft sind unter anderem die noch zahlreich erhaltenen Burgen und Ruinen sowie Trockenmauern und Terrassen, die bis zum Hochmittelalter für den Steillagenweinbau angelegt wurden. Das mannigfaltige Naturraumpoten­zial mit einem vielfältigen, kleinräumig wechselnden Mosaik aus Trocken- und Gesteinshaldenwäldern, Trockengebüschen, Halbtrocken- und Trockenrasen und Felsen ist eine einzigartige historische Kultur- und Naturlandschaft. Sie be­herbergt viele seltene Pflanzen- und Tiervorkommen, darunter einige Arten aus dem Mittelmeerraum und den Steppengebieten Südeuropas. Hierzu zählen z. B. die Mauereidechse, der Segelfalter oder die Zippammer. Zahlreiche Mittelgebirgsbäche bahnen sich ihren Weg durch die höheren Terrassenflächen hinunter zum Rhein. Je nach Exposition und Standort sind in den Kerbtälern verschiedene altholzreiche Buchen- und Eichenwälder sowie Feuchtbiotope mit Auencharakter entwickelt.

Auf den östlichen Hunsrückausläufern sind vielfältige Waldtypen und Offenlandbiotope mosaikartig miteinander verzahnt. Die Natur- und Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal gehört seit dem Jahr 2002 zu den UNESCO-Welterbestätten Deutschlands.

Die Mosel mäandriert in einem tief ins Grundgebirge eingeschnittenen Engtal zwischen der Eifel im Norden und dem Hunsrück im Süden. Die schmale Flussaue geht über eine ebenfalls schmale Niederterrasse in steil ansteigende, felsenreiche, hohe Hänge über. Die Steilhänge werden durch zahlreiche tief eingeschnittene, enge Kerbtäler mit naturnahen Fließgewässern gegliedert. Das sommerwarme und wintermilde Klima, verbunden mit einem Reichtum an kleinräumig wechselnden und auch großflächigen Trockenstandorten macht das Moseltal zu einem der in Deutschland wenigen herausragenden Gebieten seltener und gefährdeter wärme- und trockenheitsliebender Lebensgemeinschaften, darunter viele mediterrane Arten. Die Biotopmosaike der Hänge aus Weinbergen und Weinbergsbrachen mit Terrassenmauern, Felsfluren, Geröllhalden, Halbtrocken- und Trockenrasen, Trockengebüschen und lichten Trockenwäldern sind mosaikartig mit je nach Standort und Exposition kühl-feuchten bis trocken­warmen Laubwaldgesellschaften verzahnt. Die vielfältigen alt- und totholzreichen Wälder finden sich vor allem im Übergangsbereich zu und auf den Hochflächen. In den bewaldeten Kerbtälern der Moselzuflüsse dominieren Eichen­Hainbuchen-Niederwälder. Der Eichen-Niederwald hat hier seinen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland.

Auch das Nahetal mit dem nordwestlich angrenzenden Unteren Nahehügel­land und dem südöstlich angrenzenden Bergland von Münster am Stein zählt zu den klimatisch begünstigten trocken-warmen Regionen. Von der Sobernheimer Talweitung mit magerem und intensiv genutztem Grünland, Weinbergsbrachen, Streuobstbeständen und Halbtrockenrasen geht das Nahetal flussabwärts in das enge, tief eingeschnittene Nahe-Alsenz-Felsental über mit steilen Felswänden und einem sehr vielfältigen Mosaik unterschiedlicher Felsgrusfluren, Trockenrasen und Trockengebüsche sowie ausgedehnten Laubwäldern an den Hangschultern. Die trocken-heißen Südhänge sind Refugien einer großen An­zahl von auf extreme Trockenstandorte oder Felsen spezialisierten Arten. Viele dieser Arten erreichen hier die West- bzw. die Nordgrenze ihrer Verbreitung. Zahlreiche Stollen an den Hängen sind bedeutende Überwinterungsquartiere für Fledermäuse.

Von Bad Kreuznach bis zur Einmündung in den Rhein verläuft die Nahe innerhalb der beidseits der Aue angelegten Hochwasserschutzdämme. Die naturnahen und strukturreichen Fluss-, Ufer- und Auenbiotope folgen einer natürlichen Dynamik und beherbergen eine artenreiche Fischfauna bzw. das typische Artenspektrum der Auen. Die Feuchtbiotopkomplexe der bei Hochwasser überfluteten Aue gehen auf den trockeneren Standorten entlang der Hochwasserdämme in artenreiche Halbtrockenrasen über. Das Offen- und Halboffenland des Unteren Nahehügellands ist geprägt durch Obstbäume und von überregionaler Bedeutung für die Avifauna. Vielfältige alt- und totholzreiche Wälder sind im Gebiet vor allem im Übergangsbereich zu und auf den Hochflächen zu finden. Die dominierenden Waldformen sind Buchenwälder und Traubeneichen- und Eichen-Hainbuchenwälder. An weniger steilen, nach Süden geneigten Hängen stocken lichte, an schattigen Hängen und in Schluchten edellaubholzreiche Schluchtund Hangmischwälder in sehr guter Ausprägung.

Landschaftsräume

Baumholder Hochland, Hoch-und Idarwald, Hochwaldvorland, Oberes Nahebergland, Saar-Ruwer-Hunsrück, Unteres Saartal

Fläche (km2)

1462,49

Landkreise

Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Kusel, Merzig-Wadern, Saarlouis, Sankt Wendel, Trier-Saarburg

Beschreibung

Der Hotspot umfasst das Untere Saartal, den Saar-Ruwer-Hunsrück, den Hoch- und Idarwald und die Idarvorberge und Baumholder (Oberes Nahebergland). Das Untere Saartal gliedert sich in eine abwechslungsreiche Folge von en­gen steilen Talabschnitten, ehemaligen Mäanderbögen mit Prall- und Gleithängen, Umlaufbergen und Resten verschiedener Terrassenniveaus. Die Talräume der Saar sowie der Zuflüsse Leuk und Serriger Bach sind von überregionaler Bedeutung als Vernetzungskorridore. Auf den Hängen und einzelnen Bergkuppen stocken strukturreiche Wälder mit großer Standortvielfalt. An klimatisch weniger extremen Standorten der Talhänge, am Hangkopf sowie auf den sich anschließenden Hochflächen dominieren Buchenwälder. An den sonnenexponierten Hängen ist der Anteil an Trocken- und Gesteinshaldenwäldern hoch. Im unteren Bereich wachsen lichte Eichen-Hainbuchenwälder. Die Wälder bilden vielfältige und engräumige Mosaike mit Trocken- und Haltrockenrasen und Felsbiotopen.

Im Saar-Ruwer-Hunsrück bildet die Ruwer mit ihren Nebenbächen eines der größten Bachsysteme im Rheinischen Schiefergebirge. Die gute Wasserqualität, die Gewässerstruktur, die Vollständigkeit der typischen Lebensräume und der Artenzusammensetzung sowie die Großräumigkeit und Naturnähe machen das Fließgewässersystem der Ruwer bundesweit bedeutsam. Stark gefährdete Tierarten, insbesondere Tagfalter, der teils großflächigen Nass- und Feuchtwiesen kommen in teilweise einmaligen Populationsgrößen vor. Dies gilt auch für die Arten der Borstgrasrasen, Zwergstrauchheiden und trockenen Magerwiesen. Ausgeprägte Quellzonen (Brücher) innerhalb geschlossener Wälder, tragen auch heute noch ein kleinflächig verzahntes Mosaik aus Sümpfen, Mooren, Bruchwäldern, Quellfluren und Quellbächen. Die ausgedehnten Wälder sind Lebensraum von Arten mit großen Raumansprüchen wie der Wildkatze. Die Höhenrücken des Hoch- und Idarwalds sind reich strukturiert und fast vollständig bewaldet. Die störungsarmen großflächig zusammenhängenden und altholzreichen Buchenwälder und Fichtenforste sind sehr bedeutende Le­bensräume für Arten mit großen Raumansprüchen wie die Wildkatze, Rotwild und für Altholzbewohner, z. B. Schwarzspecht, Rauhfußkauz und Bechsteinfledermaus. Vielfältige Standorte und Biotopkomplexe aus Borstgrasrasen, Nass-, Feucht- und Bergmähwiesen, eng verbunden mit den Waldlebensräumen be­herbergen eine außergewöhnliche Artenvielfalt (z. B. der Tagfalter),. Charakteristisch sind die zahlreichen Brücher und Hangmoore, die sich an flächigen Quellaustritten der Unterhänge entwickelt haben. Lichte Birkenmoorwälder, Erlenbruchwälder, Flachmoore und Übergangsmoore bilden hier reich strukturier­te und abwechslungsreiche Biotopkomplexe mit kleine Moortümpeln und anderen Offenlandbiotopen sowie Waldlebensräumen.

Die Vorberge von Hoch- und Idarwald mit der Oberen Nahe zeichnen sich durch eine herausragende Standort-, Struktur- und Artenvielfalt aus. Zahlreiche naturnahe Mittelgebirgsbäche mit Ursprung im Hoch- und Idarwald fließen zur Oberen Nahe. Fast senkrechte Felswände und -klippen säumen die steilen Hänge der stark gewundenen und tief eingeschnittenen Durchbruchstä­ler. Sonnenexponierte Talhänge tragen lichte und felsige Eichen- und Eichen­Hainbuchen-Trockenwälder, schattige Hänge Schlucht- und Hangmischwälder. Die vielfältigen Laubwaldgesellschaften sind eng verzahnt mit kleinflächigen mageren Halbtrocken- und Trockenrasen, Borstgrasrasen mageren Wiesen und Weiden, trockenwarmen Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüschen. Hier leben viele in Rheinland-Pfalz und dem Saarland vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Arten, in den Niederwäldern z. B. das Haselhuhn. Auf dem Truppenübungsplatz Baumholder lösen sich Grünland- und Waldgesellschaften trockener bis feuchter Standorte in sanften Übergängen ab. Die Offenlandstandorte mit Gebüschen beherbergen bedeutende Populationen z. B. von Orpheusspötter, Heidelerche oder Warzenbeißer. 

Landschaftsräume

Kyllburger Waldeifel, Nördliche Kalkeifel, Nördliche Vulkaneifel, Schneifel , Duppacher Rücken und Grenzwaldrücken, Südliche Kalkeifel

Fläche (km2)

956,25

Landkreise

Bitburg-Prüm, Daun, Euskirchen

Beschreibung

Das Gebiet der Kalk- und Vulkaneifel zeichnet sich durch eine große Strukturvielfalt und außerordentlichen Artenreichtum aus. Kalkkuppen und ­hänge mit orchideenreichen Halbtrockenrasen, Schlehengebüschen und Kalk-Buchenwäldern wechseln mit Kalkäckern in den Mulden und naturnahen Tälern der Urft-, Erft- und Ahrzuflüsse mit Feucht- und Nassgrünland ab.

Das grenzüberschreitende Ahrtalsystem ist von bundesweiter Naturschutzbedeutung. Die Vielfalt u. a. an Biotoptypen, Pflanzengesellschaften, Pflanzenarten, Schmetterlingen und Heuschrecken ist bedeutend. Die Talhänge tragen blumenreiche Kalkmagerrasen, Bergmähwiesen und naturnahe Buchen und Eichenmischwälder. Die nördliche Kalkeifel beherbergt zahlreiche Höhlen und Stollen mit bedeutenden Fledermausquartieren. Viele Pflanzen- und Tierarten haben in der Kalkeifel ihren Verbreitungsschwerpunkt in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die Wälder sind Streifgebiet der Wildkatze. Der Rotmilan nutzt den Wechsel zwischen Wald und Offenland als Brut- und Nahrungshabitat. Die Kalkmulden bieten Lebensräume für zahlreiche Tagfalterarten, insbesondere auf gut ausgeprägten Halbtrockenrasen.

Die geologische und geomorphologische Vielfalt des Gebietes bedingt ein reich strukturiertes Mosaik an naturnahen Waldlebensräumen und wertvollen Offenlandlebensräumen der Kulturlandschaft. Auf den Schneifelrücken finden sich großflächig zusammenhängende, störungsarme Wälder im Komplex mit eingestreuten Heide- und Moorlebensräumen.

Landschaftsräume

Hohe Rhön, Östliches Rhönvorland, Westliche und östliche Kuppenrhön

Fläche (km2)

1827,5

Landkreise

Bad Kissingen, Fulda, Hersfeld-Rotenburg, Main-Kinzig-Kreis, Rhön-Grabfeld, Schmalkalden-Meiningen, Wartburgkreis

Beschreibung

Die im Drei-Länder-Eck von Bayern, Hessen und Thüringen gelegene Rhön zählt zu den abwechslungsreichsten Kulturlandschaften Deutschlands. In der flachwelligen Hohen Rhön blieb eine weitgehend geschlossene Basaltdecke erhalten. Hier sind insbesondere großflächige extensive Grünlandgesellschaften bestehend aus Borstgrasrasen, Berg-Goldhaferwiesen und Trollblumen-Feuchtwiesen und -weiden (oft kleinflächig verzahnt mit Quellstellen) im Wechsel mit montanen Buchenwäldern, aber auch größere Blockhaldenwälder zu finden.

Die Triaslandschaft der Vorderrhön (Kuppenrhön) wird von zahlreichen Basalt-Kegel- und Tafelbergen geprägt. Sie wird in den Talungen von naturnahen Fließgewässern durchzogen. Die Basaltkuppen sind von naturnahen Waldmeister-Buchenwäldern und ausgedehnten Blockschuttwäldern (Schlucht- und Hangmischwäldern), in die häufig offene, kryptogamenreiche Basaltblockhalden eingestreut sind, sowie Extensivgrünland bedeckt. Die Vorderrhön zählt zu den Gebieten, die aufgrund der hohen Standort- und Nutzungsartenvielfalt (bei langer Nutzungstradition) überdurchschnittlich viele Arten beherbergt, darunter mit der Rhön-Quellschnecke auch einen Endemit1. Die Höhenzüge des Muschelkalkes sind mit größeren Orchideen-Buchenwäldern bestockt. In ihrer Art und Ausdehnung einmalig in Deutschland sind die durch Schafhutung geprägten Kalkmagerrasen mit hervorragender räumlicher Vernetzung. Sie sind oft von Wacholderheiden, einigen Kalktuffquellen und Kalkquellmooren durchsetzt und beherbergen eine große Anzahl gefährdeter Arten. In der Muschelkalklandschaft treten auch einige Kalkfelsen mit Kalk-Schutthalden auf. Eine Besonderheit stellen tiefe Erdfälle dar, die was­sergefüllt sind oder Moorbildungen aufweisen.

Der bayerische Ostabhang der Rhön wird geprägt durch naturnahe alte Laubwälder (Bergahorn-Buchenwälder, Linden-Ahorn-Schluchtwälder) mit eingestreuten Basaltblockhalden und dem Übergang zu Kalkbuchenwäldern mit vor gelagerten Kalkmagerrasen. Die steilen, völlig naturnah erhaltenen Bacheinschnitte sind die Hauptverbreitungsgebiete seltener montaner Hochstaudenfluren. Das renaturierte Rote Moor in Hessen mit ausgedehnten Karpatenbirkenwäldern steht zusammen mit dem Schwarzen Moor, dem Großen Moor und dem Kleinen Moor in Bayern für die bedeutenden Hochmoore der Rhön.

Landschaftsräume

Ilm-Saale- und Ohrdrufer Platte, Jena, Mittlerer Thüringer Wald, Nordwestlicher Thüringer Wald, Paulinzellaer Vorland, Waltershauser Vorberge mit Hörselbergen

Fläche (km2)

1585,05

Landkreise

Eisenach, Gotha, Hildburghausen, Ilm-Kreis, Jena, Saale-Holzland-Kreis, Saalfeld-Rudolstadt, Schmalkalden-Meiningen, Suhl, Wartburgkreis, Weimarer Land

Beschreibung

Der Mittelgebirgsteil (Thüringer Wald, mit dem Biosphärenreservat „Vessertal-Thüringer Wald“) beinhaltet ein abwechslungsreiches Mosaik aus zum Teil großen zusammenhängenden Buchen- bzw. Bergmischwäldern, Gebirgs­bachökosystemen mit zahlreichen naturnahen Fließgewässern (mit reicher und bemerkenswerter Limnofauna), Bergwiesen, eingestreuten Mooren und oft kryptogamenreichen Silikatfelsen sowie am südwestlichen Gebirgsrand aus vorgelagerten Zechsteinbiotopen mit orchideenreichen Kalk-Halbtrockenrasen und Wacholderheiden. Einbezogen sind außerdem die wertvollsten Bereiche der nördlichen Vorländer bis zum Südrand des Thüringer Beckens mit seinen kontinental getönten Keuperhügeln und Teilen der zertalten Ilm-Saale-Ohrdrufer Muschelkalkplatte vom Truppenübungsplatz Ohrdruf bis zum Mittleren Saaletal sowie Feuchtgebieten des Paulinzellaer Buntsandstein-Waldlandes.

Im Bereich der Keuperhügel von Seeberg und den Drei Gleichen sind die kontinentalen Trockenrasen und Trockenwälder von besonderer Bedeutung im Bereich der teilweise stark zertalten Muschelkalkplatte die größeren, teilweise orchideenreichen Kalkmagerrasen, ausgedehnte Bergstürze mit Kalkfelsen und Schutthalden, einige Kalktuffquellen und Kalkquellmoore sowie Kalk-Buchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder mit einer Konzentration wärmebedürftiger, südlich verbreiteter Arten. Der Mittlere Thüringer Wald und die Ilm-Saale-Ohrdrufer Platte zählen zu den Gebieten Thüringens, die überdurchschnittlich viele Arten beherbergen2.Für den Mittleren Thüringer sind dies vor allem Arten der montanen Lagen. In den einbezogenen Vorländern sind es Arten wärmebegünstigter Trockenstandorte.

Landschaftsräume

Hoher Meißner, Kaufunger Wald, Tal der Werra, Unteres Werratal

Fläche (km2)

871,77

Landkreise

Eichsfeld, Göttingen, Unstrut-Hainich-Kreis, Wartburgkreis, Werra-Meißner-Kreis

Beschreibung

Der Hotspot wird durch die Auenbereiche der Werra mit landschaftsprägen­den Grünland-Heckenstrukturen, Streuobstbeständen und kulturhistorischen Kirschenplantagen sowie die Werrahänge im Osten mit naturnahen und hoch­wertvollen Kalkbuchenwäldern sowie die angrenzenden Bergländer charakterisiert.

Der Hohe Meißner zeichnet sich durch Relikte submontaner Vegetation, Borstgrasrasen, ausgedehnte Talzüge, traditionelle Bewirtschaftung und insbeson­dere seine Unzerschnittenheit aus. Im Meißner Vorland, aber auch im Umfeld der Kalkbuchenwälder schließen sich Bereiche mit naturschutzfachlich wertvollen Kalkmagerrasen an.

Der Kaufunger Wald erstreckt sich linksseitig der Werra und ist im Wesent­lichen von den Schichten des Mittleren Buntsandsteins geprägt. Der von Natur aus das Gebiet prägende Hainsimsen-Buchenwald, naturnahe Bachläufe und deren Täler mit Extensivgrünland sowie Übergangsmooren und feuchten Borst­grasrasen im Bereich des Hühnerfeldes machen den Naturschutzwert dieses Mittelgebirgszuges aus. Rechtsseitig der Werra bestimmen artenreiche Waldmeister- und Orchideen-Buchenwälder auf Muschelkalk (u. a. mit bedeutenden Frauenschuh-Vorkommen) den Naturschutzwert des Hedemündener Gemeindewaldes.

Das Werrabergland und das südliche Eichsfeld stellen eine von der Werra und zahlreichen Seitenbächen tief eingeschnittene Muschelkalkplatte dar, die eine ausgesprochen reiche landschaftliche Gliederung mit vielen wertvollen Biotopen und hohem Artenreichtum aufweist. Die Landschaft ist geprägt von Bergstürzen mit Kalkfelsen und Kalk-Schutthalden, an denen sich naturnahe Waldgrenzstandorte mit Kalk-Trockenrasen, Säumen trockenwarmer Standorte und Trockengebüschen ausgebildet haben. Daran schließen sich oft Orchideen-Buchenwälder an (u. a. mit dem größten thüringischen Vorkommen der Eibe). Neben ausgedehnten Waldmeister-Buchenwäldern gehören zum Biotopmosaik der abwechslungsreichen Kulturlandschaft u. a. auch Kalk-Halbtrockenrasen, Wacholderheiden, Reste artenreichen Frisch- und Feuchtgrünlandes sowie Kalkäcker mit ihrer Wildkrautflora, die zu den artenreichsten in Thüringen zählt.

Landschaftsräume

Dün und Hainleite, Kyffhäuser, Nördliches Unstrut-Berg- und Hügelland, Südharzer Zechsteingürtel, Südwestliches Harzvorland

Fläche (km2)

1045,16

Landkreise

Eichsfeld, Kyffhäuserkreis, Nordhausen, Göttingen, Sangerhausen

Beschreibung

Der Hotspot umfasst den Südharzer Zechsteingürtel, den Kyffhäuser und die Hainleite. Der Südharzer Zechsteingürtel stellt das größte und bedeutendste Gipskarstgebiet Mitteleuropas dar. Es umfasst den gesamten Formenschatz einer Gipskarstlandschaft mit teils wassergefüllten Erdfällen, Höhlen, Dolinen, Karrenfeldern, Quellkuppen, Quellen, Bachschwinden, Abrissklüften und jungen Bergrutschen. Auf Grund dieses bewegten Kleinreliefs kommen die verschiedensten Arten und Lebensräume vor. Bemerkenswert sind vor allem Gipsfelsen mit Felsfluren und Gips-Schutthalden wie z. B. am Sachsenstein so­wie artenreiche Halbtrocken- und Trockenrasen mit Steppenpflanzen wie dem Frühlings-Adonisröschen oder dem Haar-Pfriemengras sowie Orchideen-Buchenwälder. Die ausgedehnten Buchenwälder unterschiedlichster Ausprägung, wärmeliebenden Eichenwälder und kühlfeuchten Schlucht- und Hangmischwälder wurden teilweise forstwirtschaftlich kaum genutzt, sodass an steilen Hängen teils totholzreiche alte Waldbestände erhalten geblieben sind.

Erwähnenswert sind weiterhin Feuchtlebensräume wie naturnahe Fließgewässer mit Erlen-Eschen-Auwäldern sowie die naturnahen, sehr alten Klosterteiche des ehemaligen Zisterzienserklosters Walkenried sowie die Rhumequelle als eine der ergiebigsten Karstquellen Mitteleuropas. Bedingt durch die Harzrandlage werden mehrere Klimastufen berührt. Das Gebiet liegt im humiden Klimabereich in einer Übergangszone vom subatlantischen zum subkontinentalen mitteldeutschen Binnenklima. Die besonderen klimatischen Bedingungen sind neben den geologischen Gegebenheiten Ursache für die Herausbildung der vielfältigen, teils sehr spezialisierten Flora und Fauna, insbesondere der Fledermaus-, Amphibien- und Schmetterlingsarten sowie der Gefäßpflanzen, Moose, Flechten und Pilze.

Der Südharzer Zechsteingürtel wird durch die Goldene Aue mit dem Kyffhäusergebirge verbunden. Der in der Goldenen Aue liegende Helmestausee („Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“) hat sich zu einem bedeutenden Rastplatz für Wat- und Wasservögel entwickelt. Zusammen mit den angrenzenden Feuchtwiesen und -weiden sowie Röhrichten, Großseggenrieden und Hochstaudenfluren ist dieser Bereich ein wertvolles Gebiet für den Wiesenbrüterschutz.

Der Kyffhäuser weist eine in Mitteleuropa einmalige Naturausstattung mit einer starken Häufung gefährdeter Arten und Lebensräume auf. Einen herausragenden Wert besitzt der Zechsteingürtel am Südabhang des Kyffhäusers mit seinem stark reliefierten Gipskarst- und Kalkbergland. Es ist ein beeindrucken­des Karstgebiet mit ausgedehnten Höhlen, Felsbildungen, Gips-Schutthalden, Erdfällen, Senken, Gipsquellkuppen und weiteren Kleinformen und beherbergt großflächige kontinentale Kalk-Trockenrasen, wärmeliebende Säume, Trockengebüsche, Eichen-Hainbuchenwälder und Orchideen- Buchenwälder mit zahlreichen Arten östlicher und südöstlicher Verbreitung. Die Wälder des Kyffhäusers gehören zu den submontanen und kollinen Buchen-Wäldern. Diese gehen in den Hangbereichen in geophytenreiche Hangwälder mit Sommer-Linde, Berg-Ahorn und Berg-Ulme über. Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Streuobstwiesen, die teilweise aus alten Lokalsorten aufgebaut sind.

Die Hainleite als Teil der nördlichen Randhöhen des Thüringer Beckens ist überwiegend bewaldet (mit großflächigen repräsentativen Waldmeister- und Orchideen-Buchenwäldern), weist aber auch äußerst bedeutsame Offenlandbiotope auf wie ausgesprochen orchideenreiche Kalk-Halbtrockenrasen sowie kontinentale Trockenrasen, Kalkpionierrasen, Kalkfelsen und -Schutthalden.

Landschaftsräume

Mittelharz, Unterharz

Fläche (km2)

1452,81

Landkreise

Aschersleben-Staßfurt, Goslar, Nordhausen, Osterode am Harz, Quedlinburg, Sangerhausen, Wernigerode

Beschreibung

Weithin sichtbar erhebt sich der steil ansteigende Harz mit seiner höchsten Erhebung, dem Brocken (1141 m ü. NN) aus der umgebenden Landschaft hervor. Waldflächen, Moore und Bergwiesen bestimmen das Bild der Gebirgslandschaft. Zu den charakteristischen Elementen der Hochlagen des Harzes gehören die teilweise hervorragend erhaltenen Hoch- und Übergangsmoore sowie Klippen und Blockhalden aus Silikatgestein mit z. T. seltenen Flechtenbe­ständen. In den höchsten Lagen, so auf dem Brockengipfel, wird das Land­schaftsbild durch subalpine Matten und Heiden bestimmt. In den hochmontanen Regionen oberhalb von 750-800 m kommen natürliche Berg-Fichtenwälder vor, so die Wollreitgras- Fichtenwälder auf mineralischen Standorten, torfmoosreiche Fichtenwälder auf vermoorten Standorten sowie Fichten-Karpatenbirken-Blockwälder auf Blockhalden. Diese Wälder zeichnen sich besonders durch eine reiche Moos- und Flechtenvegetation aus. Unterhalb der Fichtenzone schließen montane Fichten-Buchenwälder an, die aber nur in Restwäldern erhalten geblieben sind. Als Schatthang-, Schlucht- und Blockhaldenwald besitzen der Eschen-Bergahorn-Schluchtwald und der Spitzahorn-Linden- Blockhaldenwald besondere Bedeutung. Von besonderer Bedeutung sind auch die artenreichen montanen Wiesen des Harzes, die beispielsweise um St. Andreasberg und Hohegeiß in sehr guter Ausprägung vorkommen.

Das Gebiet umfasst ferner Teile naturnaher Fluss- und Bachtäler, insbesondere das Oder- und das Siebertal, sowie das Oberharzer Teichgebiet mit diversen oligotrophen bis mesotrophen Stauteichen aus der Zeit des historischen Harzer Bergbaus. Mesophile und bodensaure Buchenwälder gehören zu den weit ver­breiteten Waldgesellschaften der tieferen Lagen des Harzes. Von bundesweiter Bedeutung sind die großflächigen, naturnahen Buchenwälder der Nord- und Südharzabdachung. Besonders bemerkenswert sind die Buchenwälder im Bereich des Nord- und des Südabfall des Harzes, die eng zertalt sind und von Silikatfelsen mit Silikat- Schutthalden an den Steilhängen durchsetzt sind und von tief eingekerbten Tälern mit naturnahen Fließgewässern, Hochstaudenfluren und Bachauenwäldern durchzogen werden. Am nördlichen Harzrand und auf den Felswänden der Durchbruchstäler von Bode und Selke kommen Eichen-Trockenwälder vor, die teilweise extrem nährstoffarme Silikatstandorte besiedeln. Hier hat auch die Wald-Kiefer natürliche Reliktstandorte.

Der Harz weist neben einer artenreichen Flora und Vegetation auch eine sehr artenreiche Tierwelt auf. Besonders bemerkenswert sind u. a. Arten, die sonst nur für Hochgebirgsregionen typisch sind, wie beispielsweise die Ringdrossel oder die Alpen-Smaragdlibelle.

Landschaftsräume

Heide- und Teichgebiet zwischen Hoyerswerda-Radeburg-Ruhland, Königsbrücker Heide, Lausitzer Neißetal, Oberlausitzer Teichland, Rothenburger-Nieskyer Heideland

Fläche (km2)

2055,16

Landkreise

Bautzen, Hoyerswerda, Kamenz, Niederschlesischer Oberlausitzkreis, Oberspreewald-Lausitz, Riesa-Großenhain

Beschreibung

Der Hotspot umfasst die südöstlichsten Teile des nordostdeutschen Tieflandes von Radeburg und Königsbrück im Westen bis zur Neiße im Osten und damit im Wesentlichen die Heide- und Teichgebiete der Oberlausitz inklusive einiger Flächen ehemaliger Braunkohlentagebaugebiete. Er setzt sich zwischen Ortrand und Hosena auf brandenburgisches Gebiet fort und schließt damit auch die Heide- und Teichgebiete südlich Ruhland mit ein.

Der abgegrenzte Landschaftsraum umfasst eine Reihe hochkarätiger Schutzgebiete. Zu nennen sind hier insbesondere die „Königsbrücker Heide“ mit ausgedehnten Prozessschutzflächen auf ehemaligem Truppenübungsplatz, die „Teiche bei Zschorna“ als bedeutendes Nahrungs-, Rast- und Brutgebiet für Wasservogelarten, das „Teichgebiet Biehla-Weißig“ mit ausgedehnten Verlandungszonen, das „Dubringer Moor“ als bedeutendstes Durchströmungsmoor im Altmoränengebiet zwischen Elbe und Oder, der Spreeniederung Malschwitz, das „Niederspreer Teichgebiet“ mit mustergültigen Verlandungsstadien und schließlich als zentraler und repräsentativer Bestandteil des Hotspots das über 30.000 ha große Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ mit Kernflächen wie der Daubaner Heide.

Die Vogelwelt verzeichnet im Hotspot die größte Zahl an Rote Liste-Arten in Sachsen, z. B. Seeadler, Wespenbussard, Fischadler, Kranich, Rohrdommel, Ziegenmelker, Wiedehopf, Heidelerche und Sperbergrasmücke. Bei den Säugetieren sind z. B. Wolf, Biber und Fischotter fest etabliert. Die Messtischblatt-Quadranten mit den höchsten Zahlen an nachgewiesenen Libellenarten (bis zu 50) in Sachsen befinden sich in der Oberlausitz. Die gewässerreiche Landschaft ist für Amphibien, wie Kammmolch, Rotbauchunke, Wechselkröte oder Laubfrosch ebenso bedeutend. Der Hotspot begründet sich im Wesentlichen durch den kleinräumigen Wechsel sehr trockener und sehr feuchter Flächen und der engen Verzahnung von Teichen, Wald, Mooren, Heiden und sonstigen Offenlandflächen sowie einer insgesamt extensiveren Nutzung.

Landschaftsräume

Bielefelder Osningkamm, Senne, Westliches Eggevorland

Fläche (km2)

267,98

Landkreise

Gütersloh, Lippe, Paderborn

Beschreibung

Die Senne gehört zum Ostmünsterland. Sie wird geprägt durch Sandböden und stellt das nährstoffärmste Gebiet in Nordrhein-Westfalen dar. Die Kernbereiche werden als Truppenübungsplätze genutzt. Bemerkenswert ist v. a. die großflächig erhalten gebliebene historische Heidelandschaft Westfalens mit Heiden, Magerrasen, Mooren, naturnahen Fließgewässern und Wäldern.

Der Landschaftsraum beherbergt ein hervorragendes Inventar für Arten der extensiv genutzten Offenlandschaft. Komplettiert wird das Gebiet durch den geschlossenen Waldzug des Teutoburger Waldes, der sich direkt an die Senne anschließt. Der Großteil dieses Gebietes wird von Buchenwäldern eingenommen. Die große geologische Vielfalt und unterschiedliche Bodentypen bedingen die besonders vielfältige Ausprägung der Wälder. Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Höhlen, Felsen sowie in Teilbereichen eine bemerkenswerte Konzentration von Quellbächen. Die geschlossene Mittelgebirgswaldregion zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt von Arten natürlicher Lebensräume wie Wälder und Höhlen aus.

Landschaftsräume

Achmer Vorland, Amtsvenn und Gildehäuser Venn, Grafschaft Bentheim, Mittleres und Aschendorfer Emstal, Nördliche Westmünsterländer Parklandschaft, Tinner/Staverner Dose

Fläche (km2)

1087,9

Landkreise

Borken, Emsland, Grafschaft Bentheim, Steinfurt

Beschreibung

Der Hotspot umfasst wesentliche Teile des südlichen Emstales, der angrenzenden Sandebenen mit bedeutenden Mooren sowie Teile der westfälischen Bucht. Im Norden wird das Gebiet durch die Tinner Dose begrenzt, die als eines der am Besten erhaltenen Hochmoore Mitteleuropas gilt. Das Gebiet stellt einen Verbreitungsschwerpunkt als Brut-und Nahrungshabitat für Korn- und Wiesenweihe in Niedersachsen dar. Weiterhin hat das Gebiet eine herausragende Bedeutung für Offenland bewohnende Limikolen (z. B. Bekassine, Großer Brachvogel, Rotschenkel) und Kleinvogelarten der Offen- und Halboffenlandschaft.

Nach Süden schließt sich, verbunden über das wenig ausgebaute und daher naturnahe Tal der Ems die Grafschaft Bentheim und die nördliche westfälische Bucht an. Diese Teile des Hotspots im Grenzbereich der Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind geprägt durch nährstoffarme Sande in einer ausgedehnten Senke, in der sich wertvolle Kernflächen der alten Heide- und Vennlandschaft noch erhalten haben. Wertgebende Elemente dieser insgesamt waldarmen Agrarlandschaft sind einige für die Norddeutsche Tiefebene besonders charakteristische Moor- und Heidegebiete sowie nährstoffarme Gewässer, Nass- und Feuchtgrünland, Heiden und die Niederungslebensräume von Flachlandbächen und der Ems wie Bruch- und Feuchtwälder oder Niedermoore.

Naturräumlich finden zahlreiche wertbestimmende Elemente ihre Fortsetzung jenseits der niederländischen Grenze. Besondere Bedeutung haben z. B. für die Moore und Heiden die Bestände von Ziegenmelker, Heidelerche, Blaukehlchen, Baumfalke, Moorfrosch, Kreuzotter und Schlingnatter, für die Feuchtwiesen und Sümpfe: die Gilde der Feuchtgrünland-Limikolen, z. B. Wiesenpieper, Bekassine, Rohrweihe, Wachtel und Laubfrosch. Die Sandniederung wird durchragt durch die westlichsten Ausläufer des Teutoburger Waldes, welche mit den wertvollen Eichen-Hainbuchenwäldern des Bentheimer Waldes, des Gutsforstes Stovern und des Samerott bedeckt sind.

Landschaftsräume

Delmenhorster Geest, Nordhümmling, Östliche Hunte-Leda-Moorniederung, Vehnemoor/Fintlandsmoor

Fläche (km2)

1233,68

Landkreise

Ammerland, Cloppenburg, Emsland, Oldenburg, Vechta

Beschreibung

Die betreffenden Landschaftsräume umfassen einen charakteristischen Ausschnitt der norddeutschen Tiefebene. Mit dem Hasbruch bei Delmenhorst im Osten beinhaltet dieser Hotspot einen der besten Stieleichenwälder mit Hutewaldcharakter Norddeutschlands. Er hat eine hohe Bedeutung für Tiergemeinschaften alter, eichenreicher Laubwälder. So finden sich hier u. a. bedeutende Vorkommen von Mittelspecht, Feuersalamander und Eremit.

Von Süden her durchschneiden die weitgehend naturnah erhaltenen Fließgewässer Delme, Hunte und Lethe sowie die Bäken der Endeler und Holzhauser Heide die Delmenhorster Geest. Während die Delme eines der letzten Bachmuschelvorkommen Nordwestdeutschlands aufweist, besitzt die Lethe mit den Ahlhorner Fischteichen eine landesweit herausragende Bedeutung für Amphibien und andere Arten und Lebensgemeinschaften der Teichlandschaft. Entlang des Küstenkanals erstrecken sich noch heute große Hochmoorflächen, die typisch für die Hunte-Leda-Moorniederung sind. Mit dem Vehnemoor ist einer der größten Hochmoorkomplexe Nordwestdeutschlands in den Hotspot integriert.

Der Südwesten des Hotspots wird geprägt durch den Übergang der Hunte­-Leda-Moorniederung in die Geestlandschaft des Hümmlings. Hier finden sich eingebettet in größeren Waldgebieten vielfältige Lebensräume der Geest mit Sandheiden, Hoch- und Übergangsmooren, historisch alten Wäldern und naturnahen Fließgewässern. Von besonderer landesweiter Bedeutung ist vor allem das Niedermoortal der Marka im Arenberger Eleonorenwald.

Landschaftsräume

Teufelsmoor, Untere Wümmeniederung, Wesermünder Geest

Fläche (km2)

1220,91

Landkreise

Bremen, Cuxhaven, Osterholz, Rotenburg (Wümme), Verden, Wesermarsch

Beschreibung

Die betreffenden Landschaftsräume werden insgesamt durch eine offene grünlanddominierte Kulturlandschaft geprägt. Die in naturnahen Mäandern verlaufende untere Wümme, mit ihren ausgedehnten Feuchtgebieten in der Niederung, ist von ausgeprägten Röhrichtzonen mit eingestreuten Weichholzauwaldresten gesäumt. Die Borgfelder und Fischerhuder Wümmeniederung ist u. a. ein repräsentatives Brutgebiet mit herausragender Bedeutung für wiesenbrütende Limikolen, Singvogelarten und Rallen (v. a. Wachtelkönig) sowie Nahrungshabitat für den Weißstorch. Die Wümme hat v. a. auch als Lebensraum des Fischotters und Laichgebiet von Meer- und Flussneunauge einen besonderen Stellenwert.

Das Hollerland ist mit seinem 900 Jahre alten Grabensystem überregional bedeutsamer Lebensraum u. a. für Schlammpeitzger, Krebsschere und Grüne Mosaikjungfer. Große Gebietsteile der durch ausgedehntes Feuchtgrünland geprägten Hammeniederung sowie des Teufelsmoors haben durch ihre Hochmoor-Restflächen, Moorwälder, Moorheidestadien und Schwingrasen in regenerierenden Torfstichen europaweite Bedeutung. Die Hammeniederung ist ein wichtiges Brutgebiet für Vogelarten des Feuchtgrünlandes und der Röhrichte (z. B. Uferschnepfe, Wachtelkönig, Tüpfelsumpfhuhn, Rohrweihe). In der Wesermünder Geest sind noch größere Moorkomplexe vorhanden. Einige Niederungsbereiche sind für den Brutvogelschutz von Bedeutung (von nationaler Bedeutung: Billerbeck und Oldendorfer Bach).

In der Wesermarsch wird das Gebiet „Rechter Nebenarm der Weser“ durch große Brack- und Süßwasserwattflächen, gesäumt von ausgedehnten Röhrichtbeständen, geprägt. Das Gebiet hat herausragende Bedeutung als Brutgebiet für Röhricht bewohnende Vogelarten (z. B. Rohrdommel, Rohrweihe, Blaukehlchen). Weiterhin hat das Gebiet eine wichtige Funktion als Rastgebiet für Gastvögel (z. B. Säbelschnäbler). Werderland und Niedervieland sind wichtige Lebensräume u. a. für Steinbeißer, Werderland auch für Krebsschere und Grüne Mosaikjungfer.

Landschaftsräume

Neustrelitzer Kleinseenland, Templiner Platte, Woldegk-Feldberger Hügelland

Fläche (km2)

2516,39

Landkreise

Mecklenburg-Strelitz, Müritz, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Uckermark

Beschreibung

Die Höhenrücken der Inneren und Äußeren Hauptendmoräne (Pommersches Stadium und Frankfurter Eisrandlage) umschließen im MecklenburgischBrandenburgisches Kleinseenland die Sandergebiete mit zahlreichen Seen, die oft perlenschnurartig als Rinnen- und Flussseen angeordnet bzw. als Binnenentwässerungsgebiete in sandig-kiesige Zwischenstaffeln eingebettet sind. Herausragende Bedeutung haben die oligotrophen und mesotrophen kalkarmen und kalkreichen Seen. Der bekannteste ist der Stechlinsee mit der endemischen Fontanemaräne. Außerdem prägen nährstoffarme, saure Torfmoosmoore und dystrophe Seen die Kleinseenlandschaft. Die kalkreichen Sümpfe und Niedermoore sind u. a. Lebensraum des Sumpf-Glanzkrautes (Liparis loeselii). Auf den Sanderflächen stocken größere Waldgebiete; die Endmoränen weisen vielfach Laub- und Laubmischwälder auf. Mit Hainsimsen-, Waldmeister- und Orchideen-Kalk-Buchenwäldern sind dort alle im norddeutschen Tiefland vor­ kommenden FFH-LRT der Buchenwälder vorhanden.

Der hohe Anteil von Naturentwicklungsgebieten bietet einer Vielzahl von seltenen, geschützten xylobionten Käferarten wie z. B. Eremit (Osmoderma eremita), Hirschkäfer (Lucanus cervus) und Heldbock (Cerambyx cerdo) Lebensraum. Die relativ naturnahen Bäche (z. B. Rhin, Polzowfließ, Küstriner Bach, Strom und Havel) bieten u. a. Bachneunauge, Rapfen, Bitterling und Steinbeißer gute Lebensbedingungen. Die Bach- und Flussauen bilden mit den angrenzenden Auwäldern, Feuchtwiesen, Sandtrockenrasen und Calluna Heiden ein artenreiches Biotopmosaik. Großflächige offene Dünenflächen existieren noch entlang der Havel im Naturschutzgebiet „Kleine Schorfheide“.

Landschaftsräume

Neuenhagener Oderinsel, Sandterrassen des unteren Odertals, Schorfheide, Templiner Platte

Fläche (km2)

1652,9

Landkreise

Barnim, Märkisch-Oderland, Oberhavel, Uckermark

Beschreibung

Das Gebiet umfasst einen repräsentativen Ausschnitt der pleistozänen Jungmoränenlandschaft im Nordosten Deutschlands. Alle bedeutsamen Oberflächenformen der Weichseleiszeit finden sich im Gebiet, das zugleich als Biosphärenreservat „Schorfheide-Chorin“ geschützt ist, wieder.

Im Norden trennt der Pommersche Moränenbogen das Uckermärkische Hügelland vom Templin-Werbelliner Seen- und Sandergebiet. Im Süden fällt das Gebiet um ca. 10 m zum Eberswalder Tal ab und umfasst einen zwischen Oder und oberer Havel gelegenen Abschnitt des Thorn- Eberswalder Urstromtals. Im Südosten des Gebiets bricht es mit einer ca. 30 m hohen Steilstufe zum Niederoderbruch ab, den oben gelegenen östlichsten Teil bildet die Neuenhagener Insel, ein eiszeitlicher Sporn, der mit der Melioration und Schiffbarmachung der Oder im 18.Jh. Inselform erhielt.

Die äußerst vielgestaltigen Landschaftsformationen und die geringe anthropogene Siedlungsdichte und Überformung haben eine au­ßerordentliche Vielfalt in Flora und Fauna hervorgebracht und erhalten. Neben dem gefährdeten Schreiadler kommt auch die Europäische Sumpfschildkröte hier vor. Der Graue Kranich hat seine in Deutschland höchste Brutdichte Die eiszeitliche Prägung hat einen Reichtum an Oberflächengewässern geschaffen: ca. 240 Seen mit mehr als 1 ha Oberfläche und mehr als 3.000 Moore in unterschiedlichen Trophiestufen charakterisieren das Gebiet. Ausgedehnte Sanderflächen im Südwesten (die Schorfheide) sind noch heute mit ihren Dünenformationen Zeugen der eiszeitlichen Landschaftsgenese. Vermoorte Schmelzwasserrinnen der späten Eiszeit gehören heute zu den wertvollsten Naturräumen im Gebiet, ebenso wie großflächig vermoorte pleistozäne Seen, Erlenbrüche und Kesselmoore der Waldkomplexe. Trotz des Reichtums an Oberflächengewässern gehört das Gebiet zu den trockensten Regionen Deutschlands mit nur 480 bis 640 mm Niederschlag jährlich. Je nach Nährkraft der Böden stocken auf den Endmoränen wertvolle, naturnahe Buchen- und Buchenmischwälder in unterschiedlichen Ausprägungen.

Ein Buchenwald auf einer Stauchendmoräne mit einer Größe von 590 ha ist seit dem Jahr 2011 Bestandteil des UNESCO- Weltnaturerbes. Die inzwischen offenen Grundmoränen werden hauptsächlich ackerbaulich genutzt, wobei insbesondere das Uckermärkische Hügelland durch unzählige Feldsölle charakterisiert wird. Trocken- und Halbtrockenrasen gehören zur Ausstattung des Areals ebenso wie artenreiche Frisch- und Feuchtwiesen. Die Neuenhagener Insel ist Ergebnis der drei letzten Eiszeiten und verdankt ihre Tonvorkommen einem Eisstausee der Saalekaltzeit. Ihr nach Süden steil abfallender bergiger Rand ist Teil der Pommerschen Eisrandlage gewesen und stellt heute Extremlebensraum mit xerothermem Charakter für eine Vielzahl seltener und bedrohter Insekten dar.

Landschaftsräume

Angeln, Schwansen und Dänischer Wohld, Schlei, Schleswig-Holsteinische Ostseeküste

Fläche (km2)

1712,72

Landkreise

Flensburg, Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg

Beschreibung

Die genannten Landschaftsräume liegen im subglazialen Bereich der Weichselvereisung mit bewegtem Relief (Jungmoränen-Bereich) im östlichen Bereich des Landesteiles Schleswig in landwirtschaftlicher Prägung mit noch typischer Knick-Struktur. Sie beherbergen biogeographisch bemerkenswerte Waldtypen, verschiedene Moorformen in den Moränensenken, zahlreiche Fließ- und Stillgewässer in biotopspezifischer Ausbildung sowie charakteristische Ostsee- Küstenformationen, die durch Förde-Einschnitte, Erosionsufer, Strandwälle und Strandseen vielfältig gegliedert sind.

Ein besonderes Wertmotiv stellt die rund 40 km ins Binnenland reichende glaziale Rinnen-Landschaft der Ostseeförde „Schlei“ dar. Sie ist stark gegliedert und weist sog. „Breiten“, „Engen“, Flachbereiche und Noore (Lagunen) auf mit einer komplexen Biotop- und Artenausstattung (Samolus valerandi, Oenanthe lachenalii, Eleocharis parvula) mit Strandwiesen, Salzweiden und Brackwasser- Riedern. Mit einbezogen ist im Nordwesten die dem Eisrand vorgelagerte und vom abfließenden Schmelzwasser geebnete Sand- und Kieslandschaft „Schäferhaus“. Die ehemals militärisch genutzte Liegenschaft wird seit über 10 Jahren von Robustrindern als halboffene Weidelandschaft gepflegt.

Landschaftsräume

Lübeck, Mecklenburgische Ostseeküste (< 30 % Flächenanteil)

Fläche (km2)

701,21

Landkreise

Bad Doberan, Lübeck, Nordwestmecklenburg, Wismar

Beschreibung

Der Hotspot umfasst die Westmecklenburgische Ostseeküste und das Lübecker Becken. Das Lübecker-Becken ist eine Grenz- und Küstenlandschaft. Sie umfasst zum einen die Wakenitz-Rinne mit Fluss- begleitenden Bruchwäldern, trockenen Sand- und Dünenfeldern, eingenommen von Heiden und Magerrasen, in enger Verzahnung mit städtischen Siedlungsfeldern. Zum anderen beinhaltet sie die Untertrave- Förde mit Lagunen, randlichen Salzwiesen, Röhrichtfeldern und spezifischen Waldtypen, Trockenrasen-geprägten Uferhängen, bis hin zur direkten Ostsee-Steilküste und zugehöriger Strand-Dünen-Nehrung.

Aufgrund der direkten Nachbarschaft verschiedener noch naturnaher Lebensräume, besonderer Standorte in lokal wärmebegünstigter Lage, mit relativ noch vorhandenem Biotopverbund bei zum Teil prägender Großstadt-Nähe und damit weniger landwirtschaftlichen Einflüssen, enthält das Gebiet partiell ein vergleichsweise herausragendes und unerwartetes Arteninventar.

Die Westmecklenburgische Ostseeküste ist Teil der Großbuchtenküste der Ostsee zwischen Lübeck und Wismar und umfasst die Travemündung, die Wismarbucht mit der Insel Poel und das Salzhaff mit der Halbinsel Wustrow. Darin eingeschlossen ist auch das abwechslungsreiche Küstenhinterland mit verschiedenen Küstenformen, Dünen, vermoorten Küstenniederungen, Endmoränenzügen, Grundmoränenflächen und Sandergebieten. Die Außenküste des Hügellandes wird von einer ausgeglichenen Steilküste gebildet. Die Wismarbucht und das Salzhaff hingegen sind durch zahlreiche Buchten und Halbinseln stark gegliedert und schließen ein vielfältiges Mosaik von Küstenformationen wie Flachküsten mit Salzwiesen, Strandwällen, Dünen, Windwattflächen und Steilküstenabschnitten ein.

Landschaftsräume

Nordmecklenburgisches Boddenland (Fischland, Darß, Zingst und Hiddensee), Rostock-Gelbensander Heide

Fläche (km2)

1.211,79

Landkreise

Bad Doberan, Nordvorpommern, Rostock, Rügen

Beschreibung

Kennzeichnend für die Vorpommersche Boddenlandschaft sind vielgestaltige Küstenbereiche mit Bodden, Wieken, Buchten, Halbinseln und Inseln. Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und die Westrügensche Boddenlandschaft sind als Grundmoränen insgesamt relativ eben und überwiegend durch Flachküsten mit Dünen und z. T. Strandseen, im Bereich des Fischlandes und des Westdarßes aber auch durch Steilküsten gekennzeichnet. Für die Boddenufer sind Salzwiesen und Salzröhrichte prägend. Die Insel Hiddensee weist im Bereich der Endmoräne ein starkes Relief auf. Die Rostocker Heide und das Südliche Boddenkettenland stellen ausgedehnte Sandgebiete mit Regen- und Kesselmooren dar.

Landschaftsräume

Usedom und Ostvorpommersche Küste

Fläche (km2)

1132,29

Landkreise

Ostvorpommern, Uecker-Randow

Beschreibung

Die Insel Usedom ist durch Endmoränenzüge, mehrere große Seen und Bodden sowie durch Niederungen an den Bodden und um die Seen geprägt. Im Gegensatz zur geradlinigen Außenküste mit Steil- und Ausgleichsküstenabschnitten sowie ausgedehnten Dünenkomplexen sind die inneren Küsten stark gegliedert. Kennzeichnend für die Ostvorpommersche Küste sind dagegen Steilküsten und ausgedehnte Küsten-Überflutungsmoore mit Salzwiesen, Strandseen, Strandwällen, Dünen und vorgelagerten Inseln. Der südliche Teil schließt das Stettiner Haff, das vermoorte Haffbruch sowie ein ausgedehntes, z. T. noch offenes Binnendünengebiet mit ein.

Kontakt

Programmbüro Bundesprogramm Biologische Vielfalt
0228 3821-1809
0228 3821-1440
Heinrich-Konen-Str. 1, 53227 Bonn

Häufig gestellte Fragen

Ja, in einem Hotspot-Gebiet können mehrere unabhängige (Hotspot-)Projekte durchgeführt werden - sowohl parallel als auch hintereinander. Die jeweiligen Ziele und Flächen müssen jedoch klar voneinander abgegrenzt sein.

Ja, aufgrund der Komplexität der Hotspot-Projekte kann bei begründetem Bedarf zunächst ein Planungsphase als gesondertes Projekt von max. 2 Jahren Laufzeit durchgeführt werden, in dem

  • Maßnahmen weiter konkretisiert werden
  • Konkret eruiert und festgelegt wird, welche Flächen für Umsetzungsmaßnahmen zur Verfügung stehen
  • Der Finanzbedarf weiter konkretisiert  wird
  • Beispielsweise das Potenzial für eine regionale Inwertsetzung (z. B. lokale Vermarktungsstrategien ökologischer Produkte) eruiert wird

Bei positivem Verlauf der Planungsphase kann anschließend die Umsetzungsphase (Projekt mit einer Laufzeit von max. 6 Jahren) beantragt werden.

Ja, wenn es zur Erreichung der Projektziele beiträgt und ein räumlich-funktionaler Zusammenhang zum Hotspot-Gebiet und den im Rahmen des Projekts umgesetzten Maßnahmen besteht, können auch Flächen oder Akteure außerhalb des Hotspot-Gebietes miteinbezogen werden. Der überwiegende Teil der Maßnahmen muss jedoch innerhalb des Hotspot-Gebietes stattfinden.

Zurück nach oben