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Bundesamt für Naturschutz

Häufig gefragt: Naturbewusstsein

Die Notwendigkeit der Wiederherstellung von Ökosystemen und die Bedeutung des natürlichen Klimaschutzes sind fest im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Dies zeigt die bundesweit repräsentative Naturbewusstseinsstudie 2023, die das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz jetzt veröffentlicht haben. Die aktuelle Veröffentlichung ist seit 2009 die achte Umfrage der Studienreihe im zweijährigen Rhythmus und präsentiert Daten zum Bewusstsein von Erwachsenen und Jugendlichen im direkten Vergleich.
Grüne Moorlandschaft mit blauem Himmel
Moorlandschaft

Wer wurde befragt?

Befragt wurden 2.411 Erwachsene ab 18 Jahren sowie 1.003 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Die Erhebungen wurden von Ende Oktober bis Mitte Dezember 2023 durchgeführt. Die dargestellten Ergebnisse sind für die Bevölkerung in Deutschland repräsentativ. 

Was sind die zentralen Erkenntnisse der aktuellen Studie?

Die Wahrnehmung, dass ein umfassender, transformativer Wandel nötig ist, um der Natur-, Umwelt- und Klimakrise zu begegnen, hat in der Bevölkerung deutlich zugenommen (vgl. Studie, S. 47 ff.): Im Jahr 2023 sind fast drei Viertel der Erwachsenen sehr oder zumindest eher von der Dringlichkeit überzeugt („ja“ und „eher ja“: 74 Prozent), deutlich mehr als noch 2021 (60 Prozent). Auch Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren sehen mit zwei Dritteln mehrheitlich die Notwendigkeit des transformativen Wandels, wobei hier zwischen den Erhebungen weniger Veränderung stattgefunden hat (2023: 66 Prozent, 2021: 64 Prozent).

In Deutschland befinden sich viele Ökosysteme in einem schlechten Zustand und die auf diese Lebensräume angewiesenen Tier- und Pflanzenarten sind in ihrer Erhaltung bedroht. Die Naturbewusstseinsstudie zeigt, dass die Bevölkerung sich dieser Tatsachen bewusst ist. Eine Mehrheit ist überzeugt, dass sich der Zustand von Natur und Landschaft in den letzten 20 Jahren verschlechtert hat. Der Anteil der Menschen, die das so wahrnehmen, wächst: Aktuell sehen 53 Prozent der erwachsenen Bevölkerung eine Verschlechterung, 2021 waren es nur 50 Prozent, 2011 sogar nur 27 Prozent (vgl. Studie, S. 62 ff.).

85 Prozent der Erwachsenen und 80 Prozent der Jugendlichen sind vor diesem Hintergrund deutlich oder zumindest eher der Meinung, dass die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe ist (vgl. Studie, S. 65 ff.).

Welche Bedeutung schreiben die Befragten dem Naturschutz im Kontext der Klimakrise zu?

Fast alle Befragten der Naturbewusstseinsstudie verstehen, dass Naturschutz notwendig ist, um dem Klimawandel zu begegnen. 94 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen stimmen hier voll und ganz oder zumindest eher zu. Vergleichbares gilt für das Verständnis, dass der Klimawandel die biologische Vielfalt bedroht (Erwachsene: 90 Prozent, Jugendliche: 89 Prozent, vgl. Studie, S. 57 ff.).

Die Angst, dass die Klimakrise und Naturzerstörung den persönlichen Lebensstil beeinträchtigten werden, äußern 53 Prozent der Erwachsenen und 59 Prozent der Jugendlichen deutlich oder zumindest eher (vgl. Studie, S. 59 ff.). Hier ist seit der letzen Erhebung ein deutlicher Anstieg bei den Erwachsenen zu verzeichnen (2021: 47 Prozent), die Besorgnis der Jugendlichen ist gleichbleibend hoch (2021: 59 Prozent).

Die Bevölkerung steht vor diesem Hintergrund auch klar hinter staatlichen Fördermaßnahmen zum natürlichen Klimaschutz in bestimmten Lebensräumen (vgl. Studie, S. 54 ff.): 88 Prozent der Erwachsenen und 84 Prozent der Jugendlichen stimmen dem voll oder zumindest eher zu.

Hierzu hat die befragte erwachsene Bevölkerung differenzierte Ansichten (vgl. Studie, S. 55 ff.): Eine Wiedervernässung mit nasser Nutzung (Paludikultur) wird durch eine Mehrheit begrüßt (52 Prozent). Eine Wiedervernässung zur Wiederherstellung von Mooren als Lebensraum für Tiere und Pflanzen überzeugt ein gutes Drittel (38 Prozent). Die Beibehaltung land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung von trockengelegten Flächen ist mit 10 Prozent Zustimmung weit abgeschlagen.

Die Themen natürlicher Klimaschutz und Klimaanpassung spielen mit Blick auf die Ressource Wasser überhaupt eine wichtige Rolle: Dürresommer demonstrieren die schwerwiegenden Folgen von Wassermangel, Extremwetterereignisse die gravierenden Folgen von Hochwasser. Um die Verfügbarkeit von Wasser und den Schutz vor Hochwasserereignissen zu gewährleisten, stehen natürliche Maßnahmen wie die Wiederherstellung von Flußläufen und Auen bei den Befragten hoch im Kurs. 54 Prozent der Erwachsenen und 50 Prozent der Jugendlichen stimmen entsprechenden Maßnahmen voll und ganz zu, und weitere 32 Prozent aus beiden Gruppen zumindest eher.

Was denkt die Bevölkerung über Wildnis in Deutschland?

Im Bewusstsein der Bevölkerung liegt Wildnis im Trend: Sowohl der Anteil wahrgenommener Wildnis als auch der Wunsch nach noch mehr Wildnis haben seit der ersten Erfassung im Jahr 2013 zugenommen (vgl. Studie, S. 70 ff.): Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der erwachsenen Bevölkerung sind der Meinung, dass es bereits Wildnis in Deutschland gibt (2013: 64 Prozent; Jugendliche, erstmals in 2023: 67 Prozent). Dass es noch mehr Wildnis geben sollte, finden 61 Prozent der Erwachsenen (2013: 42 Prozent). 

Vor dem Hintergrund des Klimawandels sind Wildnisgebiete – also ausreichend große, weitgehend unterzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete – zudem „Laboratorien“, mit denen gelernt werden kann, wie die Natur sich den neuen Klimabedingungen anpasst. Die Ausweisung von Wildnisflächen als solche Freilandlabore wird von gut drei Vierteln der Bevölkerung voll und ganz oder zumindest eher unterstützt (79 Prozent), Jugendliche sind mit 84 Prozent sogar noch etwas häufiger dieser Meinung (vgl. Studie, S. 73 ff.).

Wie bewertet die Bevölkerung Naturschutz im Kontext der wirtschaftlichen Entwicklung?

Die Verbindungen zwischen Ökonomie und Naturschutz sind vielfältig und der überwiegende Teil der Wirtschaft ist in hohem Maße von der biologischen Vielfalt abhängig. Die Studie legt nahe, dass sich die Bevölkerung darüber im Grunde im Klaren ist: Dass Naturschutz wichtig für die Wirtschaft ist, sagen 64 Prozent der Erwachsenen und 61 Prozent der Jugend (vgl. Studie, S. 95 ff.). Allerdings ist auch etwa ein gutes Drittel der Bevölkerung der Meinung, dass die Natur der wirtschaftlichen Entwicklung nicht im Weg stehen darf. Diese Meinung hat über die letzten Erhebungen hinweg deutlich zugenommen (Erwachsene, 2023: 39 Prozent, 2021: 33 Prozent, 2019: 26 Prozent; Jugendliche, 2023: 33 Prozent, 2021: 29 Prozent, 2020: 19 Prozent).

Dass der Naturschutz dennoch auch in Krisenzeiten eine ausreichende finanzielle Förderung durch den Staat erhalten soll, wird von einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung geäußert: 83 Prozent der Erwachsenen und 78 Prozent der Jugendlichen sprechen sich voll und ganz oder zumindest eher dafür aus. 

Wie steht die Bevölkerung mit Blick auf den Naturschutz zur Energiewende?

Grundsätzlich wird die Energiewende im Jahr 2023 von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt, 59 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen finden sie richtig (vgl. Studie, S. 97 ff.). Die Erwachsenen schließen nach dem Rückgang der Zustimmung im Jahr 2021 (48 Prozent) damit wieder an das vorherige Niveau an (z. B. 2019: 60 Prozent). Die Jugendlichen liegen im Jahr 2023 zwar gleichauf, haben sich jedoch - nach ehemals besseren Werten - den Erwachsenen angepasst (2021: 64 Prozent, 2020: 66 Prozent). Die aktuelle Naturbewusstseinsstudie belegt einen sehr hohen Rückhalt für eine naturverträgliche Umsetzung der Energiewende: Für 80 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen ist diese sehr oder zumindest eher wichtig (vgl. Studie, S. 100). Dies bedeutet aus Sicht des BfN Rückenwind für Naturschutzakteure, Naturschutz- und Biodiversitätsaspekte der Energiewende weiterhin deutlich zu kommunizieren, neben den häufig dominierenden Klimaargumenten.

Bei der Bereitschaft zum Energiesparen werden allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Generationen sichtbar: 70 Prozent der Erwachsenen sind voll und ganz oder zumindest eher dazu bereit, aber nur 52 Prozent der Jugendlichen (vgl. Studie, S. 100 ff.).

Wie steht es um die persönliche Naturbeziehung und das eigene Naturschutzengagement?

Die Menschen in Deutschland verbinden Natur überwiegend mit positiven Gefühlen. Die Naturbewusstseinsstudie 2023 fragt erstmals ein breites Spektrum von Emotionen ab. Dabei zeigt sich: Natur wird in überwältigender Mehrheit mit positiven Emotionen verbunden, wobei Jugendliche etwas „gedämpfter“ antworten als Erwachsene. Am häufigsten wird (mit voller Zustimmung oder zumindest eher) genannt, dass Menschen in der Natur Beruhigung (Erwachsene: 90 Prozent, Jugendliche: 79 Prozent), aber auch Freiheit (84 bzw. 77 Prozent), Spannung (79 bzw. 71 Prozent) und Dankbarkeit finden (78 bzw. 73 Prozent). 
Negativer gefärbte Emotionen werden insgesamt seltener benannt, zudem gibt es hier geringere Unterschiede zwischen Erwachsenen und Jugendlichen (vgl. Studie, S. 79 ff.).

Hinsichtlich der empfundenen Selbstwirksamkeit von Naturschutzengagement zeigt sich, dass Menschen sich im Kollektiv erfolgreicher einschätzen („voll und ganz“ und „eher“: 83 Prozent) als nur durch persönliches Engagement (60 Prozent). Jugendliche liegen im Jahr 2023 bei kollektiven und persönlichen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen mit Erwachsenen gleichauf (84 bzw. 59 Prozent). Allerdings lässt sich auf oberster Zustimmungsstufe über die letzten Erhebungen hinweg ein Abflauen der wahrgenommenen, kollektiven Selbstwirksamkeit von Jugendlichen feststellen („voll und ganz“, 2023: 43 Prozent, 2021: 49 Prozent, 2020: 59 Prozent, vgl. Studie, S. 88 ff.).

Was ist der Gesellschaftsindikator „Bewusstsein für biologische Vielfalt“, und was sagt er aktuell aus?

Durch eine Reihe von Fragen erfasst die Naturbewusstseinsstudie im sogenannten Gesellschaftsindikator, wie sich das Bewusstsein für biologische Vielfalt über die Jahre in der erwachsenen Bevölkerung entwickelt. Der seit 2021 erfasste, neue Gesellschaftsindikator zeichnet sich durch einen noch stärkeren Fokus auf Verhaltensbereitschaft aus als der bisher von 2009 bis 2021 erfasste Indikator. Zusätzlich integriert der Indikator sechs psychologisch fundierte und neu formulierte Fragebatterien, die wissenschaftlich nachweislich Erklärungskraft für naturverträgliches Verhalten haben, konkret: soziale Identität, soziale Normen, wahrgenommene Verhaltenskontrolle, Einstellungen, Problembewusstsein und Naturverbundenheit. 

Der neue Gesellschaftsindikator zeigt, dass sich das Bewusstsein für biologische Vielfalt in der Bevölkerung deutlich erhöht hat (vgl. Studie, S. 107 ff.). Der Gesamt-Index ist von 25 Prozent im Jahr 2021 (Eichwert, Anteil der Bevölkerung mit dem höchsten Bewusstsein in 2021) auf 38 Prozent in 2023 angestiegen: ein sattes Plus von 13 Prozent.

weiterführender Inhalt

Naturbewusstsein 2023

Broschüre
2024
Naturbewusstsein 2023 ist die achte Studie in der gleichnamigen Reihe der Bevölkerungsumfragen, die das Bundesministerium für Umwelt, ... mehr lesen
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