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Bundesamt für Naturschutz

Entstehung und Zustand

Bis ins 17. Jahrhundert waren die für den Menschen lebensfeindlichen und unzugänglichen Moore weitgehend unberührte Wildnis. Im Zuge der Industrialisierung wurden zunehmend Moore entwässert, um sie land- oder forstwirtschaftlich nutzen zu können. Heute sind die verbliebenen Moorlebensräume stark gefährdet und damit viele der moortypischen, hoch spezialisierten Tier- und Pflanzenarten.
Palsa-Moor in Finnland
Lebende Moore stellen vielseitige Ökosystemleistungen bereit

Was sind Moore?

Moore sind Ökosysteme, in denen durch Niederschläge, Grundwasserzufluss, Oberflächen- oder Quellwasser der Boden permanent wassergesättigt ist. Abgestorbenes organisches, Material kann aufgrund von Sauerstoffmangel daher nicht, oder nur unvollständig abgebaut werden. Die Produktion organischer Substanz verläuft folglich schneller als deren Abbau. Auf diese Weise entsteht Torf (Anteil organischer Substanz > 30 %), der mit der Zeit an Mächtigkeit zunimmt und die Grundlage der Moore bildet. Je nach Ausprägung des Moores entwickeln sich hier sehr unterschiedliche, teilweise hoch spezialisierte Pflanzengesellschaften und Tiergemeinschaften.

Moortypen

Die Entstehung und weitere Entwicklung eines Moores sind von vielen Faktoren abhängig. So ist es in seiner Ausprägung durch das Klima, die Geologie, das Relief, sowie den Wasser- und Stoffhaushalt beeinflusst. 

Basierend auf der Herkunft des Wassers im Moorkörper lässt sich eine grundsätzliche Einteilung in Hoch-, Zwischen- und Niedermoor vornehmen. So beziehen Hochmoore (ombrogene Moore) ihren Wasserüberschuss allein aus Niederschlägen, während Niedermoore (geogene Moore) von Grund- und Oberflächenwasservorkommen gespeist werden. 

Bei einem Zwischenmoor sind die oberen Torfbodenschichten aufgrund des Höhenwachstums bereits von ihrem Zufluss entkoppelt und somit von Niederschlagswasser abhängig, während die unteren Torfschichten noch immer vom Grund- oder Oberflächenwasser beeinflusst sind.

Naturnaher Hochmoorkern mit Moorauge (Foto: Uwe Riecken)
Dürrenbühler Hochmoor

Bedeutung der Moore für den Biodiversitätsschutz

Die extremen standörtlichen Bedingungen, in Bezug auf den Wasser- und Nährstoffhaushalt sowie die Bodenreaktion der Moore, erfordern eine gute Anpassung der hier lebenden Arten. Hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten bilden folglich die charakteristischen Lebensgemeinschaften der Moore. Aufgrund ihrer Spezialisierung sind sie außerhalb der Moore konkurrenzschwach und meist nicht überlebensfähig. Darunter finden sich teilweise auch Glazialreliktarten die heute nur noch an Sonderstandorten, wie z.B. in Mooren vorkommen. Die Artenzusammensetzung und -vielfalt ist jedoch abhängig von dem jeweiligen Moortyp und unterscheidet sich - insbesondere in den verschiedenen Klimazonen - stark. So gehören tropische Moorlandschaften zu den Ökosystemen mit der höchsten biologischen Vielfalt der Erde, während Moore in Europa vergleichsweise wenige dafür aber seltene Arten aufweisen. Mit der Zerstörung der Moore verlieren diese charakteristischen Arten ihren Lebensraum, so dass die meisten Moorarten stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind. Moore sind folglich wertvolle Lebensräume für viele seltene Arten.

Situation und Erhaltungszustand der Moore

Weltweit

Weltweit erstrecken sich Moore über eine Fläche von etwa 4 Millionen km² und finden sich in 90 % aller Staaten. Die Verteilung auf der Erde ist sehr inhomogen, so liegen die größten Flächen in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Sibirien und Südostasien. Noch fast 80% der weltweiten Moorfläche ist im natürlichen Zustand. Ein Großteil dieser intakten Moore liegt in nur dünn besiedelten, landwirtschaftlich schlecht nutzbaren Gebieten, vor allem in Kanada, Alaska und Sibirien. In Erdteilen mit hohem Bevölkerungsdruck und Flächenbedarf, wie in Europa und Südostasien, gibt es jedoch kaum noch ungestörte Moore. Hier wurden große Teile für die landwirtschaftliche oder forstliche Nutzung entwässert, der Torf abgebaut, oder als Siedlungs- oder Infrastrukturfläche bebaut. In Indonesien und Malaysia wurden in den letzten 20 Jahren in großem Umfang Moorwälder entwässert und in Ölpalm- und Acacia-Plantagen umgewandelt. Etwa 900.000 km² Moore sind weltweit so stark zerstört, dass keine Torfbildung mehr stattfindet und der Torf teilweise oder ganz verschwunden ist. Jährlich verringern sich die weltweiten Torfvorräte um ungefähr 0,2 % (Joosten, 2012).

Europa

Die große Bevölkerungsdichte in Europa hat einen hohen Flächen- und Energiebedarf zur Folge; der Nutzungsdruck auf die Landschaft und damit auch auf die Moore ist dementsprechend stark. Intakte Moore sind daher sehr selten geworden. Europa hat im Vergleich zu  allen anderen Kontinenten die größten Verluste zu verzeichnen. Auf 57 % der ehemaligen Moorfläche findet kein Torfwachstum mehr statt, in vielen Staaten Europas wurden die Moore sogar auf unter 10 % ihrer ursprünglichen Ausbreitung zurückgedrängt. 

In Deutschland, Großbritannien, Island, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz sind die Verluste vor allem durch den hohen Flächenbedarf für die landwirtschaftliche Nutzung begründet. In Finnland, Irland und Schweden liegt die Hauptursache des Moorschwunds im großflächigen Torfabbau für die Energiegewinnung. In anderen Staaten z. B. im Baltikum, Weißrussland und Russland spielt der Torfabbau zur Substratgewinnung für den Gartenbau und private Gärten (insbesondere in Westeuropa) eine entscheidende Rolle. 

Während in vielen Staaten nahezu alle Moore inzwischen degradiert sind, gibt es innerhalb Europas auch Regionen in denen die Moore einem geringeren Nutzungsdruck unterliegen, so ist in Norwegen noch 80 % der Moorfläche erhalten.

Deutschland

In Deutschland nehmen Moorböden ca. 4 % der Bundesfläche (14.190 km²; Succow & Joosten, 2001) ein, mit Schwerpunkt im Norddeutschen Tiefland (78 %)  sowie im Alpenvorland (20 %). Der Nutzungsdruck auf die Moore ist durch den steigenden Bedarf an Nahrung, Rohstoffen, Energie und Bauland höher denn je. Während sie bis ins 17. Jahrhundert noch weitgehend unberührt waren und Torfwachstum aufwiesen, befinden sich heute etwa 90 % der Moorböden in Nutzung (52 % Grünland, 19 % Acker, 15 % Forst). Aktuelle agrarpolitische Rahmenbedingungen, wie die Subvention des Biomasseanbaus zur Biogaserzeugung, tragen zur Intensivierung der Nutzung bei. Auch wird Torf auf einigen Flächen in Deutschland noch immer industriell abgebaut. Alle diese Nutzungen von Mooren gehen mit einer Entwässerung einher, die in der Folge zu Torfschwund, Bodensackung und somit Zerstörung der Moore führt. Noch naturnahe Moore werden durch flächendeckenden Nährstoffeintrag aus angrenzenden Nutzungen und der Luft geschädigt.

Zudem haben ausbleibende Niederschläge und der Anstieg der Jahresmitteltemperaturen im Zuge des Klimawandels negative Auswirkungen auf die Wasserbilanz und damit die Senkenfunktionen, naturnaher Moore.

Auch von den Mooren, die sich in Schutzgebieten befinden, sind große Teile degradiert. Intakte, torfakkumulierende Hochmoore sind in der BRD auf 1% (140 km²) ihrer ehemaligen Ausdehnung zurückgedrängt worden (Joosten 2012). Entsprechend sind, nach der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands, alle Moorbiotoptypen stark gefährdet und teils von vollständiger Vernichtung bedroht. Die meisten Moorlebensraumtypen stehen deshalb unter besonderem Schutz.

Gefährdung der Moorlebensräume in Deutschland

Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands 2017
Biotoptyp Rote Liste Status
Hochmoore 1!
Niedermoore (waldfrei) 1!
Übergangsmoore und Zwischenmoore 1-2
Großseggenriede (nährstoffarm) 1-2
Moor- und Sumpfheiden 1
Birkenmoorwälder 1-2
Fichten-Moorwälder 1-2
Waldkiefer-Moorwälder 1-2
Spirken-Moorwälder 2-3
Latschen-Moorwälder 2-3

 

 

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