Schutzgebiete und Tourismus
Tourismusentwicklung in Schutzgebieten
Untersuchungen der Universität Würzburg im Rahmen von FuE-Vorhaben des BfN/BMUV belegen, dass jährlich etwa etwa 53 Millionen Menschen die deutschen Nationalparke und rund 65 Millionen die UNESCO-Biosphärenreservate in Deutschland besuchen. Diese Tendenz hin zu mehr Freizeit in und mit der Natur bedeutet aber auch ein erhöhtes Gästeaufkommen in ökologisch sensiblen Gebieten und damit einen weiter steigenden Druck auf diese Landschaften und der damit verbundenen Flächennutzung. Schutzgebiete bieten als Modellregionen die Möglichkeit, Konzepte für eine naturverträgliche Tourismusentwicklung zu erproben, ortsansässige AkteurInnen einzubinden und damit positive regionalwirtschaftliche Effekte zu erzielen Die vorgestellten Projekte des BfN dienen der Umsetzung dieser Ziele.
Ökonomische Effekte von Tourismus in Nationalen Naturlandschaften
Die regionalökonomischen Effekte von Tourismus in Nationalparken, Naturparken und Biosphärenreservaten sind für die nachhaltige Regionalentwicklung von besonderer Bedeutung und spielen eine wichtige Rolle im sozio-ökonomischen Monitoring. Ihre Messung erfordert bundesweit einheitliche Methoden.
Projekte
Im folgenden stellen wir Ihnen verschiedene Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu ökonomischen Effekten von Tourismus in Nationalen Naturlandschaften vor.
Im Rahmen eines FuE-Vorhabens wurde eine Methode zur Quantifizierung touristisch induzierter regionalökonomischer Effekte in Großschutzgebieten (GSG) erarbeitet. Die Ergebnisse des Vorhabens sind in einem Leitfaden zur Erfassung der regionalwirtschaftlichen Wirkungen von Tourismus in Großschutzgebieten, BfN-Skript 151, veröffentlicht.
In der Studie wurde die Bedeutung des Tourismus in Nationalparken für die jeweilige regionale Wirtschaft bestimmt. Dies stellt sich im Gesamtergebnis wie folgt dar: Pro Jahr besuchen ca. 53 Millionen Menschen die deutschen Nationalparke, die einen Bruttoumsatz von rund 2,8 Milliarden Euro bewirken. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass der mit Nationalparken verbundene Tourismus einen beachtlichen wirtschaftlichen Beitrag für die Region leisten kann. Des Weiteren gibt sie detaillierten Aufschluss über Besucherstrukturen und Motivation von Gästen in den Nationalparken Deutschlands und enthält wertvolle Hinweise für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Umfeld der Nationalparke. Die Ergebnisse sind in NaBiV 76 veröffentlicht.
Die Studie untersuchte anhand von sechs ausgesuchten Gebieten den Stellenwert des Tourismus in deutschen Biosphärenreservaten für die jeweilige regionale Wirtschaft. Das Ergebnis hochgerechnet auf Deutschland: Die 15 UNESCO-Biosphärenreservate zählen jährlich insgesamt rund 65 Millionen Besucher, die einen Bruttoumsatz von knapp drei Milliarden Euro bewirken. Die Studie belegt, dass der Tourismus in Biosphärenreservaten einen beachtlichen wirtschaftlichen Beitrag für die Regionalwirtschaft leistet. Gleichzeitig ist die erfolgreiche Vermarktung touristischer Angebote ein wertvoller Beitrag, um in der breiten Öffentlichkeit die Marke „UNESCO-Biosphärenreservat“ bekannter zu machen. Die Ergebnisse sind in NaBiV 134 veröffentlicht.
Aufbauend auf den vorliegenden empirischen Ergebnissen für alle deutschen Nationalparke erfolgte eine tiefer gehende Analyse mittels einer Sensitivitätsanalyse zur Abschätzung der Methode als eigenständiges Monitoringinstrument. Dabei wurden sowohl die Ergebnisse zur Bestimmung der Besucherzahl als auch die aus den Interviews gewonnen Informationen berücksichtigt. Die Ergebnisse der Analyse der empirischen Daten dienen als Basis für den Entwurf einer Monitoringkonzeption zur Bestimmung der regionalökonomischen Effekte des Tourismus in Nationalparken. Die Ergebnisse wurden als BfN-Skript 431 veröffentlicht.
In dem Projekt werden Erfolgsfaktoren für die Implementierung eines nachhaltigen Tourismus in Biosphärenreservaten (BR) sowie ökologische und sozioökologische Wirkungen identifiziert. Dabei werden modellhaft mit und für die BR partizipativ Strategien entwickelt, wie Synergien zwischen Tourismus und anderen (nachhaltigen) Landnutzungen bzw. Wirtschaftsweisen verstärkt genutzt und in existierende Schutzgebietsstrategien integriert werden können. Es wurden vier Fallstudien (BR Schwäbische Alb, BR Wattenmeer/Halligen, BR (Süd-)Schwarzwald, BR Bliesgau) für tiefergehende Untersuchungen ausgewählt.
weiterführender Inhalt
Partner der Nationalen Naturlandschaften
Nachhaltige Tourismusentwicklung in Schutzgebieten gelingt nur unter Mitwirkung der touristischen Leistungsträger und regionaler Betriebe vor Ort. Beispielhaft stehen dafür die "Partner der Nationalen Naturlandschaften" Seit 2008 haben sich in verschiedenen deutschen Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten Kooperationen zwischen Schutzgebietsverwaltungen sowie regional ansässigen, vorwiegend touristischen Unternehmen gebildet. Die Partnerbetriebe werden nach bundeseinheitlichen Qualitäts- und Umweltstandards ausgezeichnet. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Angebot qualitativ hochwertig sowie natur- und umweltverträglich zu gestalten, beständig zu verbessern und dem Gast eine ansprechende Palette an Naturerlebnissen anzubieten. Als serviceorientierte Botschafter ihres Schutzgebietes unterstützen die Partner die Schutzgebietsverwaltungen und sind Vorreiter für einen nachhaltigen Tourismus. Rund 1.400 Partnerbetriebe aus den Bereichen Hotellerie, Gastronomie, Handwerk, Führungen u.a. arbeiten inzwischen in ihren regionalen Netzwerken mit den Schutzgebietsverwaltungen zusammen und identifizieren sich mit den Schutzgebietszielen. Sie werden auf den Seiten der Nationalen Naturlandschaften geführt.
Ziele der Zusammenarbeit zwischen Schutzgebiet und Tourismus sind vor allem eine bessere Gästeinformation und -sensibilisierung sowie die Akzeptanzsteigerung der Schutzgebiete bei der einheimischen Bevölkerung, den regionalen Akteuren und politischen Entscheidungsträgern. Dabei sollen sowohl die Einheimischen als auch die Gäste von den angestrebten qualitativ hochwertigen und unter Nachhaltigkeitsaspekten gestalteten Angeboten in den Schutzgebieten profitieren. Die Schutzgebiete und Partner profitieren ihrerseits von einer stärkeren Vernetzung und verbesserten Zusammenarbeit.