Projekte und Maßnahmen umsetzen
Maßnahmen können vielfältig sein – von der Unterschutzstellung einer Biotopfläche, über die Anlage eines neuen Freiraums, die ökologische Pflege vorhandener Grünflächen bis hin zu Bildungsangeboten oder Aktionen zur Beteiligung. Die Maßnahmen bzw. Stadtnatur-Projekte können aus strategischen Planungsinstrumenten abgeleitet werden oder unabhängig von übergeordneten Strategien entstehen.
Wenn Maßnahmen aus Planungsinstrumenten abgeleitet werden, sollten sie die dort formulierten Ziele realisieren. Maßnahmen, die unabhängig von gesamtstädtischen oder anderweitig übergeordneten Planungen umgesetzt werden, sollten zu mehreren der Ziele für biologische Vielfalt sowie zu weiteren Zielen der Stadtentwicklung beitragen. Auch Fragen der Prozessgestaltung sollten bei Umsetzung von Maßnahmen bedacht werden: wer ist wie wann zu beteiligen? Welche Ressourcen werden benötigt und wie können diese beschafft werden?
Die Entwicklung der grünen Infrastruktur einer Kommune ist ein langfristiges und komplexes Unterfangen, das sich aus vielen unterschiedlichen Strategien und großen wie kleinen Maßnahmen zusammensetzt. Diese sollten im Zusammenspiel nicht nur die Breite der Themen und Aufgaben abdecken, sondern sollten auch ein breites Spektrum an Steuerungsansätzen abdecken. Das bedeutet, dass top-down organisierte Ansätze genauso wie bottom-up bzw. informelle Projekte aus der Stadtgesellschaft dazu gehören. Top-down-Ansätze gehen von der Stadtverwaltung aus und sind in der Regel wichtig, um übergeordnete Ziele zu verfolgen und unterschiedliche Aufgaben zu koordinieren. Auch bei bottom-up-Ansätzen, die durch Eigeninitiative der Zivilgesellschaft entstehen, sollte die Stadtverwaltung unterstützend tätig werden, damit Einzelprojekte besser zur Entwicklung der grünen Infrastruktur beitragen. Wenn grüne Infrastruktur als Gemeinschaftsprojekt verstanden und das Spektrum der Handlungsansätze und Kooperationsformen erweitert wird, entstehen vielfältige Chancen für Projekte, die von den für Grün- und Freiflächen zuständigen Ämtern alleine nicht realisiert werden könnten.
Des Weiteren ermöglichen multifunktionale Planungsansätze die Vielfältigkeit an Bedarfen und Interessen im Freiraum mitzudenken. Die Idee der Multifunktionalität erstreckt sich auch auf die systematische Betrachtung aller bestehenden und potenziellen Grün- und Freiflächen, um ein vielfältiges Flächenmosaik mit unterschiedlichen Prioritäten von Funktionen und Nutzungen zu entwickeln. Dabei sollen Konflikte vermieden und Synergien zwischen verschiedenen Nutzungsansprüchen geschaffen werden. Dieser Ansatz wird als Multifunktionalität oder Multicodierung bezeichnet. Beispielweise gelingt mit einer Erhöhung des Baumanteils eine Kombination von Klimaanpassung und Schaffung von Lebensräumen. In historischen Altstädten, wo oft Konflikte zwischen Denkmalschutz und Begrünung auftreten, können denkmalgerechte Lösungen wie traditionelle Spaliergehölze, Rankpflanzen, Pergolen oder begrünte Überdachungen genutzt werden.
Initiative ergreifen
Für die Umsetzung von Maßnahmen braucht es einen Anlass oder Bedarf. Anlässe können sich aus der Umsetzung einer Grüne Infrastruktur-Strategie oder einer anderen Planungsstrategie, durch Engagement der Fachämter sowie durch Planungsvorhaben anderer Fachbereiche wie z. B. größere Stadtentwicklungsprojekte ergeben. Für ambitionierte und neuartige Stadtnatur-Projekte werden oft zusätzliche Finanzmittel durch Förderung genutzt. Gerade kleinere Kommunen zeigen sich jedoch auch innovativ bei der Nutzung der kommunalen Flächen und eigenen Mittel, z. B. im Rahmen der Essbaren Stadt bzw. der Einbindung von Bürger*innen in die Gestaltung und Unterhaltung von öffentlichen Freiflächen. Solche Umsetzungsprozesse können im Kleinen beginnen, beispielsweise mit einem Pilotprojekt. Durch solche Projekte können Erfahrungen gesammelt und dann ähnliche Maßnahmen an anderer Stelle umgesetzt werden – auch ganz ohne übergeordnete Planungsstrategie.
Bottom-up-Projekte können entweder eigenständig von Bürger*innen geplant und umgesetzt werden oder es kommt zu Kooperationen zwischen Stadtverwaltung und zivilgesellschaftlichen Gruppen.
Maßnahmen multifunktional gestalten
Die Multicodierung und Vielseitigkeit von Maßnahmen helfen bei der Verschränkung von sozialen, ökologischen und ökonomischen Funktionen. Dabei können durch intensiv und extensiv genutzte oder gepflegte Bereiche unterschiedliche Zonen geschaffen werden, in denen eine Nutzung oder Funktion Vorrang hat, z. B. als Lebensraum für Tiere oder für die Erholungsnutzung.
Um den Zugang zur Stadtnatur zu fördern, sollten Flächen möglichst zugänglich sein. Die Erschließung von naturschutzfachlich wertvollen Flächen kann z. B. über Maßnahmen zur Lenkung der Besuchenden umgesetzt werden. Eine effiziente bauliche Nutzung der vorhandenen Flächen bei gleichzeitigem Erhalt und Ausbau innenstädtischer Freiflächen fördert eine verbesserte Freiraumversorgung und Vernetzung der Freiräume. Dies kann beispielsweise mit Konzepten zur dreifachen Innenentwicklung umgesetzt werden