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Bundesamt für Naturschutz

21. Vilmer Sommerakademie

Internationale Naturschutzakademie
Gesellschaft
Tagung
Wälder im Stress: Naturschutz im Wald unter sich radikal ändernden Bedingungen
Datum, Uhrzeit
30.05.2022 (Mo.) 16:00 Uhr
 
03.06.2022 (Fr.) 09:00 Uhr
Veranstaltungsort
Internationale Naturschutzakademie Insel Vilm
Veranstalter*in
Bundesamt für Naturschutz (BfN), Universität Tübingen, Universität Kiel
Leitung
Prof. Dr. Thomas Potthast, Dr. Simon Meisch, Dr. Lieske Voget-Kleschin (Universität Tübingen), Prof. Dr. Konrad Ott (Universität Kiel), Jutta Stadler (BfN) und unter Mitarbeit von Dr. Anke Höltermann (BfN)
Zielgruppe
Vertreter*innen aus Naturschutzbehörden und -verbänden, Wissenschaft, Förster*innen, Waldbesitzer*innen sowie alle anderen an der Thematik Interessierten
Veranstaltungssprache
Deutsch

Die Vilmer Sommerakademie widmet sich Grundsatzfragen des Naturschutzes und sucht dazu den Dialog zwischen Theorie und Praxis und zwischen unterschiedlichen Disziplinen. Im Ergebnis entstehen die "Vilmer Thesen", die zur Diskussion anregen möchten.

Derzeit findet ein als radikal wahrgenommener Wandel der Rahmenbedingungen statt, unter denen Wald geschützt und genutzt wird. Dies bezieht sich auf mehrere und miteinander verknüpfte Ebenen, die erhebliche (naturschutz-) politische Relevanz haben:

  1. Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt in Wäldern zu erkennen: Veränderungen des Wasserhaushalts, Hitzeperioden, Verschwinden und biogeographische Verschiebungen von Arten und Lebensräumen etc.; davon sind sowohl genutzte als auch (streng) geschützte Wälder betroffen. Zugleich sollen Wälder eine entscheidende Rolle als CO2-Senke im Rahmen von Klimaschutzmaßnahmen spielen.
     
  2. Holz als ökonomisch relevantes Produkt wird auf extrem volatilen Märkten gehandelt, mit extremen Preisschwankungen in beide Richtungen. Der Holzbedarf dürfte erwartbar noch stark zunehmen; die Nachfrage betrifft klassische und neue (‚Bioökonomie‘) stoffliche Nutzungen.
     
  3. Es ist ein quantitativer und qualitativer Wandel des nichtstofflichen Besuchs-Nutzungsverhaltens im Wald zu beobachten: neben zunehmender klassischer Erholungsnutzung wie Sommer- und Winter-Wandern, Radfahren und Skilanglauf nun Waldbaden, E-Mountainbiking etc.; dieser Wandel betrifft nicht nur, aber gerade auch Schutzgebiete (vom LSG über NSG/FFH bis Nationalparke).

Insgesamt also nehmen die genannten ‚Stressoren‘ zu bzw. wirken intensiver auf Waldökosysteme ein. Damit einher gehen zugleich erhebliche Unsicherheiten dahingehend, wie genau sich die Rahmenbedingungen ändern und wie (radikal) sich diese geänderten Rahmenbedingungen auf den Wald, den Waldnaturschutz sowie die Nutzungsmöglichkeiten, einschließlich angestrebter ‚nature-based solutions‘, auswirken können hinsichtlich Artenzusammensetzung, Produktivität, Anfälligkeit für Extremereignisse etc. 

Gerade für den Naturschutz stellen sich einige alte Fragen in neuer Dringlichkeit: 

  • Welche Nutzungsformen sind mit Naturschutzzielen im Wald kompatibel, welche eher weniger oder nicht: Baumartenwahl, Waldbauliche Maßnahmen, Holz-Erntetechnik etc.?
     
  • Wie soll die Verhältnisbestimmung von Nutzungsformen und Naturschutz aussehen, und zwar lokal, regional, national?
     
  • Wie lassen sich überhaupt bei ökologischen Waldzykluszeiten von mehreren Jahrzehnten bis hin zu Jahrhunderten sinnvolle Planungen und „eine die Zukunft berücksichtigende und sichernde Vorsorge" (Hegel) bewerkstelligen?

Zudem stellen sich Fragen, ob und inwiefern unter Bedingungen von radikalem Wandel und Ungewissheit auch grundsätzlich neu zu denken ist hinsichtlich bestehenden

  • Naturschutz-Zielen (welche Waldgesellschaften sollen wo erhalten werden?) im Verhältnis zu und in Abstimmung mit anderen Ansprüchen an Wälder, z. B. als Holz-Ressource und für den Klimaschutz,
     
  • Mitteln (Schutzgebietsmanagement, raum-zeitlich dynamische Schutzgebiete, Arten der Nutzung etc.) und möglichen Resultaten (wie sieht der Wald der Zukunft aus?)
     
  • Kriterien, nach denen diese mögliche Neuausrichtung für Nutzungsaspekte und Naturschutz und deren Verhältnisbestimmung zu ermitteln wären.

Die Sommerakademie fokussiert diese drei Grundsatzfragen und wird zugleich konkrete Fallbeispiele und Ansätze für produktive Möglichkeiten des Umgangs mit den Herausforderungen in den Blick nehmen.

Kontakt im BfN

Jutta Stadler
Dipl.-Biologin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, aktuelle Schwerpunkte: CBD, ipbes, Klimawandel, Gesundheit, Vilmer Sommerakademie
038301 86-134
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