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Bundesamt für Naturschutz

Bewertung der australischen Fütterungsversuche von Mäusen mit transgenen Erbsen hinsichtlich ihrer Konsequenzen für das Prüfverfahren bei der Zulasssung gentechnisch veränderter Organismen in Europa

Biotechnologie
Gentechnik
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Australische Wissenschaftler haben die Entwicklung einer transgenen Erbse abgebrochen, nachdem Fütterungsversuche mit Mäusen zur Erkrankung der Versuchstiere führten. Das Vorhaben soll den Diskussionsstand zusammenstellen, bewerten und Vorschläge für das weitere Vorgehen liefern.
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet I 2.6 Bewertung Synthetische Biologie, Vollzug, Gentechnikgesetz
Laufzeit
1.8.2006-30.11.2006

Beschreibung

FKZ

806 64 050

Problemstellung und Ziele

Australische Wissenschaftler haben die Entwicklung einer transgenen Erbse abgebrochen, nachdem Fütterungsversuche mit Mäusen zur Erkrankung der Versuchstiere führten. Für die Erkrankungen verantwortlich gemacht wird das aus der Bohne übertragene Eiweiß (ein Alpha-Amylase-Hemmer), welches in der Erbse immunogene und/oder allergene Eigenschaften entfaltete (ev. durch Glykolisierung), die in der Ursprungspflanze nicht auftraten.

Während die grundsätzliche Möglichkeit der Übertragung allergieauslösender Eiweiße durch gentechnische Methoden vergleichsweise unumstritten ist, wird in der Fachwelt strittig diskutiert, ob:

a) das von den australischen Wissenschaftlern angewandte Untersuchungsverfahren für die Entdeckung allergieauslösender Stoffe anwendbar ist

b) die in Europa angewandten Prüfverfahren im Zulassungsverfahren für GVO geeignet wären, den festgestellten Effekt zu entdecken 

c) die Prüfverfahren im europäischen Zulassungsverfahren - in Folge der australischen Erkenntnisse einer Änderung bedürfen. 

Das Vorhaben soll den Diskussionsstand zu diesen Fragen zusammenstellen, bewerten und Vorschläge für das weitere Vorgehen liefern.

Ergebnisse

Durch die eingehende Begutachtung im Rahmen des FuE-Vorhabens wurden einige Schwächen in der Methodik und bei der experimentellen Durchführung der Prescott-Studie mit der transgenen Erbse deutlich. Dazu gehört, dass der in der Studie angewandte Test mit Mäusen nicht geeignet scheint zur Untersuchung IgE-vermittelter Immunreaktionen, zu denen die meisten Nahrungsmittel-bedingten Immunreaktionen gehören, sondern eher zur Untersuchung von Typ IV Immunreaktionen. Zudem wurde mit der Verabreichung der Testsubstanz in die Pfote der Mäuse ein nicht gängiges Expositionsszenario gewählt. Weiterhin scheinen die Autoren der Studie nicht ausgeschlossen zu haben, dass die beobachteten Effekte auf Verunreinigungen im Testprotein zurückgehen statt auf Modifizierungen durch die Transgenexpression des Proteins. Bei einigen Versuchen fehlen auch erforderliche Kontrollen.

Die Prescott-Studie zeigt aber auch, dass ein transgenes Protein unter bestimmten Bedingungen eine ungewollte immunogene Antwort mit Organerkrankung hervorrufen kann und dass es die Immunogenität anderer, nicht verwandter Proteine steigern kann, wenn beide gleichzeitig verabreicht werden. Ob ein transgenes Protein immunstimulierend auf andere Proteine wirkt, wird im Rahmen des gegenwärtigen GVO-Prüfverfahrens aber nicht abgetestet. Die Prescott-Studie weist daher auf den deutlichen Bedarf hin, das Verfahren zur Allergenitätsprüfung von GVO neu zu überdenken. 

Ob die transgene Erbse das derzeitige Verfahren zur Allergenitätsprüfung normal passiert hätte oder ob im Verlauf der Prüfung weitere Tests erforderlich geworden wären, ist nach Ansicht der Autoren des FuE-Vorhabens schwer vorherzusagen. Das ist dadurch bedingt, dass die Resultate der in vitro Verdaubarkeit und des Sequenzvergleichs sehr von den gewählten Bedingungen und Parametern abhängen. Ein im Rahmen des FuE-Vorhabens durchgeführter Sequenzvergleich ergab zumindest keine auffälligen Ähnlichkeiten zwischen der alpha-Amylase und bekannten Allergenen, so dass die Erforderlichkeit weiterer Tests auch vom Umgang mit schwachen Signale und Unsicherheiten abgehangen hätte.

Als Fazit des vorliegenden FuE-Vorhabens wiederholen die Autoren ihren Vorschlag aus früheren Arbeiten, anhand von Serumtests und mit Tiermodellen die allergene Aktivität und das Sensibilisierungspotential von GVO und Wildtyp zu vergleichen umso letztlich entscheidend zu können, ob ein GVO ein höheres allergenes Potential als der Wildtyp hat.

Zuwendung (bestimmt) für

IFZ – Inter-University Research Centre for Technology, Work and Culture
Prof. Dr. Rudolf Valenta
IFZ – Inter-University Research Centre for Technology, Work and Culture
Dr. Armin Spök

Kontakt im BfN:

Dr. Wolfram Reichenbecher
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