Bewertung der Auswirkung von Windenergieanlagen der neuen Generation auf das Kollisionsrisiko von Fledermäusen
Beschreibung
FKZ 3519 86 0700
Ziele
Im Rahmen diese F+E Vorhabens wurden neue Entwicklungen im Bereich von Windenergieanlagen (WEA) recherchiert und aus Naturschutzsicht bewertet. Dabei sollten mögliche Gefährdungsursachen in Bezug auf die neuen Anlagetypen (Fokus auf Rotordurchmesser, Gesamthöhe (Nabenhöhe), geringerem unteren Rotordurchlauf) erarbeitet werden.
Vorgehen
Grundlage des Vorhabens war eine bundesweite Recherche. Dabei wurden die bestehenden Regelungen und Empfehlungen in den Länderleitfäden zur Berücksichtigung des besonderen Artenschutzes zusammengefasst. Weiterhin wurden Literaturdaten zu Erkenntnissen zur Ökologie und WEA-spezifischen Gefährdung von Fledermäusen mit einbezogen. Außerdem erfolgte die Durchführung von Experten-Workshops, um bisher nicht veröffentlichte Erkenntnisse sowie Experteneinschätzungen zu Gefährdungsaspekten und Forschungsansätzen zu ermitteln.
Ergebnisse
Unter Berücksichtigung der Ökologie und des aktuellen Kenntnis- und Forschungsstandes zur Artengruppe der Fledermäuse wurden im Hinblick auf das Kollisionsrisiko mögliche Gefährdungsursachen durch die neuen Anlagentypen hinsichtlich Rotordurchmesser, Gesamthöhe (Nabenhöhe) und geringerem unteren Rotordurchlauf in Form einer Risikoanalyse erarbeitet und herausgestellt. Hierzu wurden auch (anonymisiert aufgearbeitete) Fallbeispiele zu installierten Schwach- und Starkwindanlagen der neueren Generationen und deren Berücksichtigung von artenschutzrechtlichen Anforderungen (Tötungsverbot nach § 44 (1) Nr. 1 BNatSchG) recherchiert und dargestellt.
Mortalitätsgefährdung strukturungebundener hochfliegender und wandernder Arten (Abendsegler, Kleinabendsegler, Zweifarb- und Rauhautfledermaus):
Für diese Arten ist eine hohe Kollisionsgefahr an herkömmlichen WEA belegt. Mit Zunahme der Gesamthöhe tritt keine Risikoverringerung ein. An WEA mit geringem unteren Rotordurchgang besteht ebenfalls ein hohes Risiko, da der zur Jagd genutzte Höhenbereich größtenteils vom Rotor durchstrichen wird. Werden bei beiden Anlagentypen Konfigurationen mit großen Rotoren genutzt, erhöht sich das Kollisionsrisiko nochmals.
Mortalitätsgefährdung überwiegend strukturungebundener, jedoch auch strukturnah jagender nicht fernwandernder Arten (Zwerg-, Mücken-, Breitflügel- und Nordfledermaus):
Die Situation für Zwerg- und Mückenfledermaus sowie Breitflügel- und Nordfledermaus ist ähnlich wie für strukturungebundene Arten. Jedoch sind die Flughöhen nach gegenwärtigem Kenntnisstand begrenzt, so dass an sehr hohen WEA gegenüber herkömmlichen WEA über die bereits hohe Gefährdung hinaus keine Risikoerhöhung stattfindet. Allerdings ist unklar, inwieweit auch hohe Anlagen bis in kollisionsgefährliche oder mit dem Risiko eines Barotraumas verbundene Höhen in Erkundungsverhalten einbezogen werden. An WEA mit geringem unteren Rotordurchgang besteht ebenfalls ein hohes Risiko, da der zur Jagd genutzte Höhenbereich größtenteils vom Rotor durchstrichen wird. Werden bei beiden Anlagentypen Konfigurationen mit großen Rotoren genutzt, erhöht sich das Kollisionsrisiko nochmals.