Die Bechsteinfledermaus im Naturpark Rhein-Taunus



Integratives Modellprojekt zum Schutz der Bechsteinfledermaus im Naturpark Rhein-Taunus
Hintergrund
Die Bechsteinfledermaus hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Laubmischwäldern Mitteleuropas und besonders in Deutschland. Sie ist eine Leit- und Zielart für den Erhalt alter Waldökosysteme. Gemeinsam mit den Waldbesitzern und Waldbesitzerinnen im Projektgebiet wurden modellhafte Schutzmaßnahmen entwickelt und in die laufende forstliche Bewirtschaftung integriert.
Im Winter suchen Bechsteinfledermäuse frostsichere unterirdische Lebensräume auf. Dabei fliegen sie bis zu 40 km weit, um geeignete Strukturen aufzusuchen; meist jedoch verbringen sie den Winter in unmittelbarer Nähe der Sommerlebensräume. In den Wäldern des Projektgebiets befinden sich zahlreiche alte Schieferstollen, die als Winterquartiere für die Bechsteinfledermaus gesichert werden sollen.
Projekt
Das Projekt gilt als bundesweites Modellprojekt. Lokal und regional konnten die Erkenntnisse insbesondere über betriebliche und berufsbezogene Fortbildungen an private und öffentliche Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen sowie an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forstbetriebe vermittelt werden. Über begleitende Medienarbeit und Naturbildungsveranstaltungen zur Förderung des Waldbewusstseins bei Kindern und Jugendlichen wurde auch die regionale Öffentlichkeit einbezogen und für das Thema sensibilisiert.
Mit den Maßnahmen konnte eine flächendeckende Sicherung und Förderung der Bechsteinfledermaus auf der gesamten Fläche des Projektgebiets erzielt werden. Im Rahmen des Projekts, dessen Träger der Naturpark Rhein-Taunus ist, konnten deutlich mehr als die angedachten 20 bis 25 Wochenstubenkolonien als Kernlebensräume der Fledermausart identifiziert und gesichert werden. Auf der Basis von kartierten Vorkommen und einer Habitatanalyse wurden artspezifische Kriterien für die Waldbewirtschaftung im Projektgebiet entwickelt und implementiert. Von den Maßnahmen zum Schutz der Lebensraumstrukturen der Bechsteinfledermaus sollen auch viele andere Arten reifer Waldökosysteme profitieren.
Zum Abschluss des Projektes konnte ein Praxishandbuch vorgelegt werden, in dem Erfahrungen und Erkenntnisse von Akteuren der forstlichen Praxis ebenso eingeflossen sind wie Informationen zur Biologie der Fledermausart. Konkrete Maßnahmenvorschläge zeigen anschaulich wie eine forstliche Nutzung helfen kann Lebensräume für die Art zu erhalten und zu entwickeln. Die praxisorientierten Informationen reichen von der Darstellung von Förderinstrumenten in einzelnen Bundesländern über die mögliche Aufwertung struktureller Landschaftselemente bis zu konkreten, auf der Fläche umsetzbaren waldbaulichen Maßnahmen.
Für eine bundesweite Nutzung der Erfahrungen aus dem Projekt wurde der oben genannte Leitfaden für die forstwirtschaftliche Praxis entwickelt. Dieser enthält detailliert Angaben zu forstlichen Kennwerten und Stellgrößen für unterschiedlich beschaffene Waldausprägungen. Zusätzlich werden auf der Projektseite auch Mustervorlagen für Kartierungen und Prämien dargestellt, um auch die Vergütung von Schutzmaßnahmen zu ermöglichen, die über ein wirtschaftlich tragbares Maß hinausgehen.