Entwicklung und Standardisierung eines Bodenorganismentests für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen
Beschreibung
FKZ
3512 89 0200
Problemstellung und Ziele
Nach dem EU-Gentechnik-Recht sollen mögliche Auswirkungen gentechnisch veränderter Organismen (GVO) auf die Natur und Umwelt in den jeweiligen EU-weiten Zulassungsverfahren nahezu abschließend geprüft werden. Die Bundesregierung hat sich in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt 2007 das Ziel gesetzt, dass auch in Zukunft von GVO keine Gefährdung für die biologische Vielfalt, insbesondere in Schutzgebieten, ausgehen soll.
Deshalb ist es erforderlich, Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsaspekte konsequent bei der Zulassung von GVO zu berücksichtigen. Für eine fundierte Umweltverträglichkeitsprüfung braucht es adäquate Methoden, die dem Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen.
Dazu gehören auch standardisierte Tests zur Bewertung der Wirkungen auf Nichtzielorgansimen, wie Bodenlebewesen.
Das Projekt
Bislang gibt es nur eine begrenzte Anzahl an geeigneten und standardisierten Ökotoxizitätstest für die Umweltverträglichkeitsprüfung gentechnisch veränderter Pflanzen (GVP). Die derzeit für die Zulassung von GVP verwendeten Tests wurden für die Prüfung von Chemikalien und Pestiziden entwickelt. Nur wenige können ohne Anpassungen für die GVP-Prüfung verwendet werden, weil sie beispielsweise nicht für die Untersuchung von Pflanzenmaterial konzipiert sind (Römbke et al. 2010).
Um den Bestand an geeigneten Tests zu erweitern, wurde das aktuelle Forschungs- und Entwicklungsvorhaben initiiert. Zu Projektbeginn war zu entscheiden, für welche Tierart ein geeigneter Test entwickelt werden soll. Dafür wurde auch auf die Ergebnisse eines Expertenworkshops im BfN zurückgegriffen, in dem ein Verfahren zur Auswahl von Testorganismen für die Risikoprüfung von GVP erprobt wurde (Hilbeck et al. 2014).
Die Wahl fiel auf die Trauermückenart Bradysia impatiens (Diptera, Sciaridae). Bodenbewohnende Trauermücken kommen in Ackerböden häufig vor und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Bradysia impatiens lebt als Larve im Boden und trägt dort zu den Abbauprozessen bei. Außerdem dienen die adulten Mücken insektenfressenden Arten als Beute. Trauermücken eignen sich damit gut als Indikator, um schädliche Wirkungen von GVO auf Bodenlebewesen und die Bodenfunktion vor einer Zulassung erkennen zu können.
In diesem Vorhaben wurde eine Testmethode entwickelt, bei der Trauermückenlarven bis zum Schlupf der geschlechtsreifen Insekten dem zu untersuchenden Pflanzenmaterial ausgesetzt sind und es nachweislich fressen. Dabei wird der Schlupf der Larven und deren Entwicklungszeit gemessen. Die Methode ist für die Untersuchung unterschiedlicher Pflanzenmaterialien, wie z.B. Mais und Kartoffeln, geeignet.
Das Vorhaben endete im April 2016 mit der Vorlage eines Richtlinienentwurfes, der die Grundlage für die weitere Standardisierung bildet.