Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

Schlüsselhabitate: Identifizierung wichtiger Lebensräume für den Schutz von Wal- und Fischarten im Nordost-Atlantik

Zustand und Schutz
Meere
Internationale Zusammenarbeit
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Welche Gebiete im Nordost-Atlantik sind besonders wichtig und wertvoll für bedrohte Fisch- und Walarten? Dieser Frage wird im FuE-Vorhaben „Schlüsselhabitate“ mittels Modellierungen auf den Grund gegangen – mit dem Ziel, zu einem verbesserten Schutz beizutragen.
Projektregionen
Europa
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 3.1 Grundlagen, internationaler Meeresnaturschutz
Laufzeit
01.11.2021 - 01.08.2023
Foto eines Blauwals an der Meeresoberfläche beim Ausatmen, was eine Nebelfontäne erzeugt.
Der Blauwal ist eine der Arten, dessen Verbreitung im Nordost-Atlantik im Projekt untersucht wird

Beschreibung

FKZ 3521 53 2209

Hintergrund

Für unterschiedliche Arten sind verschiedene Gebiete und Lebensräume im Meer von großer Bedeutung. Einige marine Arten legen weite Strecken zurück, um z. B. von ihren Nahrungsgründen in ihre Fortpflanzungsgebiete zu gelangen. Über andere Arten bzw. deren Verbreitungsschwerpunkte ist kaum etwas bekannt. Dabei bilden wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Verbreitung mariner Arten eine wichtige Voraussetzung, um diese auch ausreichend schützen zu können. Der Identifikation von Laich-, Fortpflanzungs- und Nahrungsgebieten einzelner Arten, auch Schlüsselhabitate genannt, kommt daher eine wichtige Rolle zu. Das Projekt „Schlüsselhabitate“ hat das Ziel, diese bedeutsamen Lebensräume für mehrere gefährdete Arten des Nordost-Atlantiks zu identifizieren und dadurch zu deren Schutz beizutragen.

Projekt

Meeresschutzgebiete gelten als das Fundament des Meeresnaturschutzes. Doch wo ergibt ihre Ausweisung besonders Sinn und welche Arten sind durch bereits existierende Meeresschutzgebiete ausreichend geschützt? Um diese Fragen beantworten zu können, sind wissenschaftliche Erkenntnisse über Schlüsselhabitate von gefährdeten Arten von besonderer Wichtigkeit.

Im Rahmen des Regionalabkommens zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks (OSPAR) haben die Vertragsstaaten Maßnahmen zur Umsetzung der Empfehlungen zum Schutz gefährdeter und/oder sich im Rückgang befindender Arten definiert. Eine dieser Maßnahmen, für die das BfN die Federführung übernommen hat, umfasst die Identifikation von Laich-, Fortpflanzungs- und Nahrungsgebieten verschiedener Wal-, Hai- und Rochenarten (wie z.B. Blauwal – Balaenoptera musculus, Gewöhnlicher Schweinswal - Phocoena Phocoena; Heringshai – Lamna nasus und Nagelrochen - Raja clavata) sowie des Atlantischen Lachses im Nordost-Atlantik. 

Da unser Wissen über die Biologie und die Verbreitung einiger dieser Arten noch immer unvollständig ist sowie die Datengrundlage häufig unzureichend, müssen Schlüsselhabitate bzw. Verbreitungsschwerpunkte mit Hilfe mathematischer Modelle berechnet werden. Diese Aufgabe wird im Projekt „Schlüsselhabitate“ durch die Firma Bionum umgesetzt. Es werden Modellierungsansätze entwickelt, um darüber Schlüsselhabitate im Nordost-Atlantik zu identifizieren. Da die Ergebnisse solcher Modellierungsansätze stark abhängig von den zugrundeliegenden Daten sind, wurden in einem ersten Schritt über 100 internationale Experten und Expertinnen und Institutionen kontaktiert und Datenbanken sowie Fachliteratur ausgewertet. Basierend auf den gewonnenen Informationen und mit Hilfe der entwickelten Modelle werden zurzeit in einem zweiten Schritt Schlüsselhabitate für elf gefährdete Arten im Nordost-Atlantik identifiziert und mittels Karten visualisiert. Um sicher zu gehen, dass die modellierten Schlüsselhabitate auch die Realität abbilden, sollen die Ergebnisse wiederum von Experten und Expertinnen für die jeweiligen Arten geprüft werden. Ist die Validierung der Ergebnisse abgeschlossen, erfolgt ein Abgleich der identifizierten Schlüsselhabitate mit dem OSPAR-Schutzgebietsnetzwerk, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, inwieweit Schlüsselhabitate dieser Arten bereits durch das OSPAR-Schutzgebietsnetzwerk abgedeckt sind, und um daraus ggf. Vorschläge für weitere Schutzgebiete abzuleiten. Das Projekt liefert somit einen wichtigen Beitrag zum Schutz und Erhalt verschiedener Wal, Hai- und Rochenarten sowie des Atlantischen Lachses im Nordost-Atlantik.    

Ausblick

Die gewonnen Ergebnisse helfen einerseits bei der Bewertung des OSPAR-Schutzgebietsnetzwerkes und liefern wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung bestimmter Arten und können andererseits als Grundlage für die Entwicklung weiterer Schutzempfehlungen und den Austausch mit Stakeholdern, wie bspw. der Fischerei, genutzt werden, um einen möglichst effektiven Schutz der Tiere zu gewährleisten. Gerade für weit wandernde Arten und Arten mit sich im Jahresverlauf ändernden Verbreitungsschwerpunkten kann die Identifikation von Schlüsselhabitaten eine wichtige Grundlage für deren Schutz bilden.

 

Auftragnehmende

Bionum GmbH
Finkenwerder Norderdeich 15 A, 21129 Hamburg Finkenwerder
040 18139637

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz

Kontakt im BfN

Miriam Müller
Stellvertretende Leitung Grundlagen, internationaler Meeresnaturschutz
038301 86-129
Standort Vilm, 18581 Putbus
Karte, welche die Verbreitungsschwerpunkte des Blauwals  und des Grönlandwals darstellt. Vergrößern
Vorläufige Ergebnisse der Modellierung der Verbreitung des Grönlandwals (links) und Blauwals (rechts) im OSPAR Gebiet (Validierung noch ausstehend)
Zurück nach oben