WeideVielfalt



Bündnis für Weidevielfalt: mit Innovationen und Wissenstransfer zu mehr Arten- und Strukturreichtum
Hintergrund
Beweidetes Grünland gehört bei einer angepassten Nutzungsweise zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Jedoch ist artenreiches Grünland mittlerweile stark rückläufig. Neben seinem Erhalt ist es daher dringend notwendig, auf aktuell struktur- und artenarmen Flächen Maßnahmen umzusetzen, die zu mehr Biodiversität führen. Diese Maßnahmen müssen praktikabel und wirtschaftlich sein, damit sie auch auf größeren Flächenkomplexen umgesetzt und von den Landnutzenden in die Praxis übernommen werden können. Einen wesentlichen Beitrag kann dabei eine an grünlandspezifische Zielarten (z. B. Wildbienen, Tagfalter) angepasste Beweidung leisten, die durch ergänzende Maßnahmen zur Förderung von Zielarten im Grünland unterstützt wird.
Projekt
In einem Verbund von sechs Projektpartnern aus Wissenschaft, Naturschutz und Landwirtschaft sollen innovative Lösungen zur Förderung der Struktur-, Pflanzen- und Insektenvielfalt auf beweidetem Grünland entwickelt und auf Demonstrationsflächen der Projektpartner in Sachsen-Anhalt umgesetzt werden. Darauf aufbauend wollen die Projektpartner ein umfassendes Beratungsangebot schaffen, um weitere Landnutzende für die Umsetzung erfolgversprechender Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität auf ihren Flächen zu gewinnen.
Gemeinsam Herausforderungen angehen
Das Verbundvorhaben WeideVielfalt wird in sieben Modell-Weidegebieten in Sachsen-Anhalt mit einer großen Vielfalt an Weideformen, Weidetieren und Lebensräumen durchgeführt. Dabei stehen drei aktuelle Herausforderungen im Mittelpunkt:
- Floristische und faunistische Zielarten sollen auf aktuell struktur- und artenarmen Grünländern oder Brachen mittels Anpassungen im Beweidungsregime und der Anlage innovativer Etablierungsfenster mit Wiesendruschmaterial und/oder zertifiziertem Wildpflanzensaatgut erfolgreich etabliert werden.
- Der Wissenstransfer von Lösungsansätzen und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteursgruppen sollen durch eine zielorientierte Mediation und umfassende Öffentlichkeitsarbeit unter Einsatz moderner Kommunikationsinstrumente verbessert werden.
- Ein weiterer Rückgang der extensiven Weidetierhaltung soll aufgehalten werden. Die Vergabe einer Plakette WeideVielfalt soll die Motivation der Landnutzenden fördern und ihre Gemeinwohlleistungen honorieren. Web-Tutorials und der Aufbau eines Weiterbildungsangebotes an der Hochschule Anhalt werden zudem eine bundesweite Nutzung der Projektergebnisse gewährleisten.
Konkrete Maßnahmen
Die Projektmaßnahmen gliedern sich in sechs verschiedene Arbeitspakete:
- Durch die Anlage von Demonstrationsflächen und Anpassungen im Beweidungsregime soll der Struktur-, Blüten- und Insektenreichtum auf frischen bis wechselfeuchten Weidestandorten erhöht werden. Zwölf Demonstrationsflächen (ca. 100 Hektar) werden beispielhaft durch die Wiederansiedelung von floristischen Zielarten aufgewertet. Dies beinhaltet zum Beispiel ehemalige Intensivweiden, auf denen floristische Zielarten lokal ausgestorben sind oder ehemalige Ackerflächen, auf die die Zielarten auch nach längeren Zeiträumen unter extensiver Beweidung nicht einwandern konnten. Das verwendete Artenspektrum soll neben einer Förderung von Insekten wie Wildbienen und Tagfaltern auch eine angemessene Biomasseproduktion in den immer häufiger werdenden Trockenjahren gewährleisten.
- FFH-Lebensraumtypen sollen wiederhergestellt und aufgewertet werden. Im Fokus stehen dabei Kalk-Trockenrasen und Steppenrasen auf Ziegenweideflächen im Unteren Saaletal und die Binnensalzstelle Hecklingen.
- Im Rahmen des Projekts sollen zudem landes- und bundesweite Beratungsangebote unter Einbezug vielfältiger Demonstrationsflächen aufgebaut und eine Plakette WeideVielfalt zur Auszeichnung der Leistungen für das Gemeinwohl und die Biodiversität entwickelt werden.
- Auf den zur Verfügung stehenden Demonstrationsflächen ist ein breites Spektrum an Weidetieren vertreten (u.a. Burenziegen, Exmoor-Ponys, Galloways, Heckrinder, Koniks, Schafe, Wasserbüffel), um die verschiedenen Vorgehensweisen beim Weidemanagement berücksichtigen zu können.
- Die Öffentlichkeitsarbeit beinhaltet die Organisation von zielgruppenspezifischen Workshops, Feldtagen und Bürgerexkursionen, das Erstellen eines Beweidungsleitfadens und einfachen Bestimmungshilfen für typische Wildkräuter auf Weideflächen, als auch moderne Online-Beratungstool mit Web-Tutorials/Lehrvideos. Im Verlauf des Projektes sollen Landnutzende in Sachsen-Anhalt beraten und zur Umsetzung von Maßnahmen motiviert werden.
- Im Sinne eines adaptiven Managements wird die Entwicklung von Weideflächen über die gesamte Projektlaufzeit durch die Hochschule Anhalt evaluiert und auf der Grundlage der Ergebnisse das Management fortlaufend optimiert.
Erwartete Ergebnisse
Ein adaptives Weidemanagement bietet die Möglichkeit, die Biodiversität auf den Weideflächen zu erhöhen. Wesentliche Steuerungsgrößen sind eine temporäre Veränderung der Besatzstärke oder temporär ergänzende Mahd-Maßnahmen zur Zurückdrängung unerwünschter Pflanzenarten und Dominanzbestände von Gräsern. Aber auch die Auskoppelung von Schutzzonen während der Flugzeit von Insekten und die Entwicklung von blütenreichen Saumstrukturen sowie das gezielte Belassen von überständiger Vegetation als Überwinterungshabitat für Insekten sind wesentliche Steuerungsgrößen. Ziel ist ein Mosaik aus unterschiedlichen Vegetationsstrukturen, das den Habitatansprüchen möglichst vieler charakteristischer Pflanzenarten sowie Insekten entspricht und nicht nur auf einzelne Arten oder Artengruppen fokussiert.