Deutschlandflora 2.0: Florenkartierungen gehen online
Hintergrund
Die Erhaltung der Biologischen Vielfalt ist heute ein allgemein durch Gesellschaft und Politik anerkanntes Ziel. Umfangreiche und aktuelle Kenntnisse über Verbreitung und Bestandsentwicklung der Arten sind eine unabdingbare Grundlage dafür. In der Naturschutz-Offensive 2020 der Bundesregierung wird daher auch die Schaffung eines zentralen, öffentlich zugänglichen Informationssystems für Flora und Fauna als Entwicklungsziel benannt.
Wissenschaftlich fundierte Datengrundlagen werden für alle Organismengruppen überwiegend ehrenamtlich durch Fachvereine und –verbände erarbeitet. Diese sind meist in vielen, inhaltlich und strukturell heterogenen, oft nur regionalen Datenbeständen verstreut. Die Erstellung bundesweiter Verbreitungskarten aller Pflanzenarten, wie sie im FloraWeb des BfN öffentlich zugänglich gemacht werden, konnte daher bislang nur mit hohem Aufwand erreicht werden.
Das Projekt
Im Projekt Deutschlandflora 2.0 wurde daher am Beispiel der Pflanzen eine Internet-Plattform für die Kartierung beliebiger Organismengruppen aufgebaut. Ausgangspunkt war ein Vorgängerprojekt, in dem rund 30 Millionen Datensätze aus Regional- und Bundesländer-Datenbanken auf einer bundesweiten Plattform zusammengeführt wurden. Damit konnten die Verbreitungsdaten aktualisiert und ein Verbreitungsatlas für Deutschland publiziert werden, der Ende 2013 erschien. Dabei wurden rasch die Vorteile einer in dieser Form erstmals praktizierten, internetbasierten Arbeitsweise erkannt und der Bedarf für eine Verstetigung formuliert.
Diesem wurde im anschließenden Projekt „Deutschlandflora 2.0" Rechnung getragen, das Ende 2016 abgeschlossen wurde. Die Internet-Plattform ist seitdem unter der Adresse „deutschlandflora.de" in produktivem Einsatz. Sie wird vom Verein NetPhyD e. V. herausgegeben. NetPhyD nutzt das System mit dem bundesweiten Portal unter deutschlandflora.de als zukunftsfähige Integrationsplattform für die bundesweite Erhebung, Zusammenführung und Darstellung von Daten zu Vorkommen und Verbreitung der Farn- und Samenpflanzen. Damit kann eine fortlaufende und dauerhafte Aktualisierung dieser vom BfN bereitgestellten Verbreitungsdaten ohne den in der Vergangenheit erforderlichen hohen Aufwand ermöglicht werden.
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Aufgrund der verwendeten Systemarchitektur eines „Baukasten-Systems" und einem ausbaufähigen Datenspeicher ist eine breite Anwendbarkeit für alle Artenkartierungen möglich. Die Realisierung im Rahmen des Deutschlandflora-Projektes ermöglicht die Anwendbarkeit für beliebige Organismengruppen und die Erstellung gruppenspezifisch gestalteter Portale.
Ausblick
Mit der Entwicklung des Deutschlandflora-Systems hat NetPhyD im Rahmen des Förderprojektes wesentliche Bausteine zu einer Standardisierung und Austauschbarkeit im Bereich der Artenkartierungen geschaffen. NetPhyD ist bestrebt, damit die bundesweite Florenkartierung weiter zu befördern und darüber hinaus das System für weitere Organismengruppen zu öffnen. Mit der begonnenen Entwicklung einer Kartierungs-App soll auch die mobile Geländeerfassung in das System integriert werden.
Damit stehen jetzt zeitgemäße Werkzeuge zur Verfügung, die von ehrenamtlichen Kartierungsinitativen für eine effektive Erfassung von Daten zur Verbreitung und Bestandssituation der Arten in Deutschland genutzt werden können.
Publikationen / weiterführende Links
Brück, J., Caspari, S. & Später, A. (2012): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands – Konsolidierung heterogener Verbreitungsdaten mittels einer Korrektur-Anwendung im Internet. – Floristische Rundbriefe 45/46: 37-49.
Netzwerk Phytodiversität Deutschland & Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2013): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Landwirtschaftsverlag, Münster. ISBN 978-3-7843-5319-7
Laufzeit
7/2013 – 12/2016
Förderprogramm
F+E: Deutschlandflora 2.0: Internetplattform für die floristische Kartierung Deutschlands (FKZ 3513 86 0300)
Projektträger
Netzwerk Phytodiversität Deutschlands (NetPhyD) e. V.
Beteiligte Partner
AG Geobotanik Schleswig-Holstein und Hamburg
Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland (BAS)
Fachbetreuung im BfN
Rudolf May, FG II 1.2