Entwicklung eines Biosphärenreservates „Indawgyi-See“ (Myanmar)
Hintergrund
Der Indawgyi-See im Norden Myanmars ist der größte Süßwassersee des Landes und drittgrößter in Südost-Asien. Die Region beherbergt eine Vielzahl gefährdeter Vogel-, Fisch-, Wasserschildkröten- und Säugetierarten – bspw. Weißbrauengibbon, Schweinshirsch und Saruskranich. Wegen seiner Funktion als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für Wasservögel wurde der Indawgyi-See 2016 als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung unter der Ramsar-Konvention ausgezeichnet. 2017 erfolgte die Anerkennung des Sees und der ihn umgebenden Sumpfgebiete und subtropischen Regenwälder als UNESCO-Biosphärenreservat. Deutschland hat Myanmar bei der Nominierung des Indawgyi-Sees als Biosphärenreservat unterstützt. Damit konnten wir unseren internationalen Naturschutzverpflichtungen u.a. aus der Biodiversitätskonvention und der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt nachkommen.
Das Projekt
Das Projekt zur Entwicklung des Biosphärenreservates Indawgyi-See in Myanmar zielte auf die erfolgreiche Nominierung des Gebiets als Biosphärenreservat im Rahmen des UNESCO-Programms "Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) ab.
Langfristig soll mit der Ausweisung des Gebietes die biologische und kulturelle Vielfalt der Region erhalten und nach dem Inle-See eine zweite Modellregion für nachhaltige Entwicklung in Myanmar geschaffen werden.
Der Indawgyi-See eignete sich zur Biosphärenreservats-Entwicklung aufgrund seiner großen Bedeutung für den internationalen Naturschutz, des bereits vorhandenen Schutzgebiets mit entsprechender Verwaltung und aufgrund der existierenden traditionellen Kulturlandschaft. Förderlich war außerdem das Bewusstsein der örtlichen Bevölkerung für die Notwendigkeit der Lösung von Umweltproblemen. Ein derartiges Projekt mit Beteiligung betroffener Gruppen vor Ort war nur durch den politischen Wandel in Myanmar möglich, im Zuge dessen auch der Naturschutz partizipativer werden konnte. Die Ausgangssituation am Indawgyi-See war gekennzeichnet durch Bevölkerungswachstum und damit einhergehend einem zunehmenden Druck auf die Ökosysteme durch naturunverträgliche Landnutzung. Der hohe ökologische Wert der Region und kulturelle Besonderheiten wie die Shwemyintzu-Pagode im Zentrum des Sees schufen ideale Voraussetzungen für nachhaltige Tourismusentwicklung.
Zwischen 2014 und 2016 wurden Grundlagendaten zu Biodiversität und Landnutzung erhoben, Konzepte alternativer Landnutzungs- und Einkommensmöglichkeiten erarbeitet (z. B. zu Ökotourismus, nachhaltigem Reisanbau und Agroforstwirtschaft) sowie Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Weiterhin entstanden ein Zonierungs- und ein Monitoring-Konzept für das Biosphärenreservat und erste Regulierungen der Fischerei für den See und seine Zuflüsse. Bei allen Prozessen wurden die relevanten Akteure auf verschiedenen Verwaltungsebenen Myanmars beteiligt. Hauptergebnis des Projekts stellt das umfassende Dossier zur Biosphärenreservats-Nominierung dar, die im Juni 2017 durch die UNESCO-Anerkennung mit dem erwünschten Erfolg gekrönt wurde.
Ausblick
Nach erfolgreicher Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat gilt es nun, die notwendigen Maßnahmen für das Schutzgebiet zu implementieren. Nächste Schritte beinhalten die Umsetzung von Pilotprojekten zu nachhaltiger Landnutzung, die Etablierung lokaler Governance-Strukturen, eine breit angelegte Kampagne zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Reduzierung der negativen Folgen des Bergbaus. Begleitforschung zur Mensch-Umwelt-Beziehung und nachhaltiger Nutzung kann weiterhin zum künftigen Erfolg des jungen Biosphärenreservats beitragen.
Publikationen / weiterführende Links
- Projektwebseite der Michael Succow Stiftung
- Wikipedia-Artikel zum Indawgyi-See (entstand im Rahmen des Projekts)
- Pressemeldung zur Anerkennung des Biosphärenreservats Indawgyi-See
- Pressemeldung von Fauna & Flora International zur Anerkennung des Biosphärenreservats Indawgyi-See
- Biosphärenreservat Indawgyi-See in der UNESCO-Datenbank
- International bedeutsames Feuchtgebiet Indawgyi-See in der Ramsar-Datenbank
- Filmbericht der Deutschen Welle über Tourismus und Umwelt am Indawgyi-See
Laufzeit
11/2014 bis 03/2016
Förderprogramm
Internationale Zusammenarbeit im Naturschutz
Projektträger
Michael Succow Stiftung
Beteiligte Partner
- Fauna & Flora International
- Ministry of Environmental Conservation and Forestry (Myanmar)
- Vertreter deutscher Biosphärenreservate (Spreewald, Flusslandschaft Elbe und Niedersächsisches Wattenmeer)
Fachbetreuung im BfN
Dr. Bettina Hedden-Dunkhorst, AG I 2.3 Internationaler Naturschutz