Bergbaufolgelandschaften


Im Zuge des Braunkohlentagebaus wurden in Mittel- und Ostdeutschland umfangreiche Flächen in Anspruch genommen. Durch diesen Abbau entstanden völlig neue Landschaftstypen, die durch ein eigenes und charakteristisches Relief, teilweise bizarr anmutende Oberflächenformen und das Fehlen menschlicher Nutzungen geprägt sind.
Die Besonderheit der ostdeutschen Reviere liegt darin, dass am Anfang der 90er Jahre ein Sanierungsdefizit von über 50% bestand und viele Flächen über mehrere Jahre, teils Jahrzehnte nahezu unberührt blieben. Mittlerweile sind die Sanierungsarbeiten jedoch vorangeschritten. In den letzten Jahren hat sich zunehmend ein breites Interesse der Akteure des Naturschutzes an den Bergbaulandschaften Ostdeutschlands herausgebildet, da diese heute in Teilen einen hohen Naturschutzwert und einmalige Entwicklungspotentiale aufweisen. Diese liegen vor allem in den verschiedenen Entwicklungsstadien, die seit Aufgabe des aktiven Tagebaues entstanden sind.
So konnten sich eigene charakteristische Lebensräume entwickeln, die durch Heterogenität, Unzerschnittenheit, Nährstoffarmut, Standortdynamik und das Vorkommen zahlreicher, teils seltener Tier- und Pflanzenarten gekennzeichnet sind. Die Möglichkeit des Erhaltens dieser Strukturen ist dabei als wichtiges Zeitdokument anzusehen.
Im Zuge der Sanierungs- und Rekultivierungsarbeiten wird die Landschaft nochmals stark überformt. Die Arbeiten sind dabei grundsätzlich auf Gefahrenabwehr ausgerichtet und führen vor allem durch Maßnahmen der Böschungssicherung, Bodenverbesserung, Erosionsminderung und durch Flutung der Restlöcher zumeist zum Verlust der Einzigartigkeit von Bergbaufolgelandschaften.
Die Umsetzung des Naturschutzwissens bei der Sanierung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dennoch muss festgestellt werden, dass sich die Maßnahmen in den meisten Fällen am Leitbild der Schaffung einer Kopie der unverritzten Kulturlandschaft orientieren. Damit ist nicht nur das Verschwinden naturschutzfachlich hoch bedeutsamer und für die Bergbaufolgelandschaft typischer Lebensräume, sondern gleichzeitig der unwiederbringliche Verlust eines entscheidenden "Markenzeichens" dieser Region verbunden.