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Bundesamt für Naturschutz

Asplenium adulterinum - Braungrüner Strichfarn

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
4066
Artengruppierung
Farn- und Blütenpflanzen
Synonyme
Braungrünstieliger Streifenfarn, Bastard-Streifenfarn,Braungrüner Serpentin-Streifenfarn, Grünspitziger Streifenfarn
Status Rote Liste Deutschland
(Metzing et al. 2018): 2 (Stark gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bilz et al. 2011): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
(Metzing et al. 2018): In besonders hohem Maße verantwortlich

Beschreibung

Spezialist auf Serpentinit

Auf einen ausgefallenen Lebensraum hat sich der Braungrüne Strichfarn spezialisiert. Er wächst ausschließlich auf Serpentinit. Dies ist ein Gestein, auf dem nicht allzu viele Pflanzen wachsen können. Böden auf Serpentinit sind arm an Nährstoffen, enthalten dafür aber reichlich Schwermetalle. In Deutschland findet man Serpentinit und damit den Braungrünen Strichfarn nur in Bayern und Sachsen. An seinen Wuchsorten ist er durch den Abbau des Gesteins, aber auch durch Beschattung und Konkurrenz durch andere Pflanzenarten und Moose gefährdet.

Lebensraum

Die Vorkommen der Art sind mit Ausnahme eines völlig isolierten Vorkommens in Westkanada auf Europa beschränkt und dort disjunkt verbreitet. Halbschattige, ursprüngliche Serpentinit-Felsen und alte bäuerliche Steinbrüche bieten dem Braungrünen Strichfarn geeignete Wuchsorte. Serpentinkuppen in Magerrasen boten einst gute Bedingungen für den Farn.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Der Braungrüne Strichfarn wächst in Deutschland ausschließlich auf Serpentin enthaltenden Felsen und Geröll. Er besiedelt schattige bis halbschattige, luftfeuchte Serpentinitfelsen (Vogel & Breckle 1992) und alte, bäuerliche Steinbrüche. Serpentinit wird seit Jahrhunderten abgebaut und inzwischen gibt es auch aufgelassene Steinbrüche. Diese kann der Braungrüne Strichfarn jedoch nur besiedeln, wenn die nötigen Kleinstrukturen (Relief und Klima) vorhanden sind (Vogel & Breckle 1992). Diese sind meist nur in den kleinen bäuerlichen Steinbrüchen gegeben, nicht allerdings in den großen industriellen. In Sachsen konnten serpentinithaltige Abraumhalden vom Braungrünen Strichfarn neu besiedelt werden.

Die deutschen Vorkommen sind auf die hügelige (kolline) bis bergige (montane) Stufe beschränkt. Besonders häufig findet man den Braungrünen Strichfarn in Deutschland in Höhenlagen zwischen 500-600 m ü. NN. Die Wuchsorte weisen oftmals eine starke Neigung von 60-90 % auf (Horn et al. 2001). Ein gehäuftes Vorkommen bei einer bestimmten Ausrichtung der Felsen ist jedoch nicht zu beobachten. Lediglich unbeschattete, südexponierte Hänge werden gemieden, während schattige, luftfeuchte Stellen bevorzugt werden (Vogel & Breckle 1992).

Der Braungrüne Strichfarn besiedelt frische bis mäßig frische Böden. Zumeist befinden sich die Wuchsorte im unteren Bereich von Hängen, wo die Böden schon weiter entwickelt sind und damit einen ausgeglicheneren Wasserhaushalt aufweisen, als die Hanglagen. Die Böden, auf denen der Farn zu finden ist, sind stets sauer, aber relativ stickstoffreich (Horn et al. 2001). 

Wie die meisten Farnpflanzen ist auch der Braungrüne Strichfarn eher konkurrenzschwach. Dafür kann er an schattigen Standorten gut wachsen. An die Hälfte der deutschen Wuchsorte gelangt weniger als 20 % des Tageslichts und im Extremfall kommt der Braungrüne Strichfarn auch mit nur 3 % des Tageslichts aus (Horn et al. 2001). Optimal sind für den Strichfarn die Belichtungsverhältnisse in lichten Kiefernaltbeständen; aber auch in dunklen Forsten kann er überleben. Dennoch ist zu starke Beschattung eher abträglich für die Vitalität der Art, ebenso wie volle Besonnung.

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Der Braungrüne Strichfarn ist ein mehrjähriger Farn mit kurzem Wurzelspross. Im Frühjahr treiben die Fiederblätter und anschließend auch die sporenproduzierenden Blätter aus. Durch seine farntypische, niedrige Stoffwechselrate ist auch der Braungrüne Strichfarn konkurrenzschwach und wird schnell von Moosen und wüchsigen Pflanzen überwuchert. Dies wird vor allem durch Nährstoffeinträge gefördert (Vogel & Breckle 1992). Viele Standorte sind von Sukzession, d.h. zunehmendem Gehölzaufkommen betroffen. Die optimalen Beschattungsverhältnisse zu schaffen ist schwierig, da zu starke Beschattung nachteilig ist, aber auch zu starke Freistellung der besiedelten Felsen (Horn et al. 2001). Besonders die Konkurrenz von Schlagflurarten und Gräsern wirkt sich negativ auf den Braungrünen Strichfarn aus.

Die Sporen reifen im Sommer (Juli bis August) aus (Käsermann 1999) und besitzen eine hohe Keimfähigkeit (Bennert 1999). Aus den Sporen entwickeln sich Vorkeime, sogenannte Prothallien oder Gametophyten, welche Keimzellen ausbilden. Nach der Befruchtung dieser Keimzellen, welche nur in Anwesenheit von Wasser stattfinden kann, entsteht eine neue Farnpflanze, der sporenproduzierende Sporophyt. Dieser Zyklus und damit die Verjüngung der Bestände werden jedoch verhindert, wenn die alten Farnstöcke durch Kräuter, Gräser und Moose überwachsen werden. So kommt es vor, dass sich trotz hoher Sporenproduktion der Altpflanzen und hoher Keimfähigkeit der Sporen, keine neuen Pflanzen entwickeln können, wenn die Standorte nicht ausreichend gepflegt werden.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Aktuell sind 19 Populationen des Braungrünen Strichfarns in Deutschland bekannt (17 in Bayern, 2 in Sachsen). Es gibt kaum Standorte mit über 50 Individuen. 40 % der deutschen Populationen umfassen sogar weniger als 10 Individuen. Ebenso ist die besiedelte Fläche pro Population oftmals kleiner als ein Quadratmeter und erreicht nur in 3 Fällen mehr als 1.000 m². Die deutschen Serpentingebiete, auf welche die Vorkommen des Farns beschränkt sind, haben jeweils nur eine geringe Ausdehnung und bilden kleinflächige, isolierte Mosaike. Als lokale Population ist nach Experteneinschätzung jeder besiedelte Felskopf in einem Serpentinitgebiet zu betrachten.

Gefährdung

Der Braungrüne Strichfarn ist durch die direkte Zerstörung seiner Wuchsorte durch Serpentinabbau gefährdet, aber ebenso durch fortschreitende Verbuschung, sowie die Förderung von konkurrenzstarken Arten durch Nährstoffeinträge.

Land- und Forstwirtschaft

Folgende Bewirtschaftungsmaßnahmen der Land- und Forstwirtschaft können sich ungünstig auf Vorkommen des Braungrünen Strichfarns auswirken:

  • Nährstoffeinträge aus intensiver Landwirtschaft erhöhen die Konkurrenz durch andere Arten (Gräser, Kräuter, aber auch Moose)
  • Starke Beschattung durch Aufforstungen (70-80 % Baumdeckung, bei Fichte auch schon bei geringeren Deckungen) und direkt konkurrierende Arten wirken sich nachteilig auf den Farn aus
  • Nutzungsaufgabe von Magerrasen (Mahd, Beweidung)

Sonstige

  • Bindung der Vorkommen an Serpentinit, ohne Möglichkeit auf Ersatzlebensräume auszuweichen
  • Ausweitung von Steinbrüchen in den Serpentinitgebieten. Ein industrieller Abbau mit großen, wenig gegliederten Felswänden als Ergebnis bietet dem Farn keine neuen Ansiedlungsflächen
  • Ablagerung von Müll
  • Populationsgenetische Gefährdung (Inzuchteffekte) aufgrund individuenschwacher Populationen mit teilweise unter 10 Individuen ist zu vermuten

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population des Braungrünen Strichfarns

Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen des Braungrünen Strichfarns gehen, neben der Hauptgefährdungsursache - dem Gesteinsabbau, in geringem Maße von Land- und Forstwirtschaft aus. Um Beeinträchtigungen durch Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Landwirtschaft

  • Offenhalten von Magerrasen:
    • Manuelle Entfernung von Gehölzen und manuelle Mahd haben sich als gut geeignet erwiesen (Horn et al. 2001)
    • Extensive Schaf- oder Ziegenbeweidung wären ebenfalls möglich
  • Freistellung von Felsen und aufgelassenen bäuerlich genutzten Steinbrüchen

Forstwirtschaft

  • Auflichten von Waldbeständen und Freistellung von Serpentinfelsen, -kuppen und -hängen

Allgemein gilt für bewirtschaftete Flächen

  • Auflichten von Waldbeständen und Freistellung von Serpentinfelsen, -kuppen und -hängen

Sonstige Maßnahmen

  • Erhaltung von Wuchsorten durch Verhinderung von Steinbrucherweiterungen
  • Ausweisung von Schutzgebieten bei individuenreichen Vorkommen
  • Ex-situ-Vermehrung zur anschließenden Wiederbesiedlung geeigneter Standorte bzw. Stärkung kleiner Populationen (umfangreiche Erfahrungen zur In-vitro-Vermehrung und Ex-situ-Kultur liegen aus Polen vor (Zolnierz et al. 2008))

Erhaltungszustand

Kontinentale Region: ungünstig – unzureichend

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Internetseite der Europäischen Union zur Förderung des Umwelt- und Naturschutzes und von entsprechenden Projekten.
  • Förderwegweiser des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)
  • Förderwegweiser von Agrarumweltmaßnahmen (AUM) des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV): Vertragsnaturschutzprogramm (VNP/EA). 

Projekte im Internet

  • Internetseite des Bundesamtes für Naturschutz - Artensteckbrief für den Braungrünen Strichfarn.
  • Merkblätter Artenschutz des Nationalen Zentrums für die Kartierung der Schweizer Flora (Farn- und Blütenpflanzen).
  • Flyer und Internetseite mit Informationen zu Verbreitung, Biologie, Gefährdung und Schutz des Braungrünen Streifenfarns und des Prächtigen Dünnfarns in Sachsen. Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (2007). 

Literaturhinweise zu Artenhilfsprogrammen

  • Horn, K., Strobel, C. & Bennert, H. W (2001): Die Bestandssituation gefährdeter Farnpflanzen (Pteridophyta) in Bayern – ein erster Bericht über Planung und Durchführung von Schutz- und Pflegemaßnahmen. – BayLfU 156: 139-168.
  • Jeßen, S. (2000): Erste Ergebnisse des regionalen Artenschutzprogramms zum Erhalt der Serpentinstreifenfarne (Asplenium adulterinumA. cuneifolium und A. x poscharskyanum) unter besonderer Berücksichtigung der ökologischen Bindung und genetischer Aspekte. – In: Arten- und Biotopschutzbericht der Region Chemnitz-Erzgebirge. Chemnitz, 113-126.
  • Zolnierz, L., Kromer, K. & Swierkosz, K. (2008): Ladder spleenwort (Asplenium adulterinum Milde) in Poland - distribution, population state and conservation plan framework. – In: Szczêniak, E. & Gola, E. (Hrsg.): Club mosses, horsetails and ferns in Poland - resources and protection. – Polish Botanical Society & Institute of Plant Biology, University of Wroclaw, Wroclaw: 29-45.

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Karsten Horn
Frankenstr. 2
91077 Dormitz

Autoren

Juliane Drobnik, Peter Poschlod

Unter Mitarbeit von

Christina Meindl, Karsten Horn, Burkhard Beinlich, Matthias Dolek

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