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Bundesamt für Naturschutz

Barbastella barbastellus - Mopsfledermaus

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1308
Artengruppierung
Fledermäuse
Status Rote Liste Deutschland
(Meinig et al. 2020): 2 (Stark gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Temple & Terry 2007): VU (Gefährdet)
Verantwortlichkeit
(Meinig et al. 2020): In hohem Maße verantwortlich

Beschreibung

Vorliebe für vergessene Wälder

Die Mopsfledermaus verdankt ihren deutschen Namen der gedrungenen Nase, die denen der Hunderasse „Mops“ sehr ähnlich sieht. Ihre Lebensräume liegen bevorzugt in reich gegliederten, insektenreichen Wäldern mit abwechslungsreicher Strauchschicht und vollständigem Kronenschluss. Die Wochenstubenquartiere befinden sich in erster Linie im Wald in Baumspalten und hinter abstehender Borke an abgestorbenen Bäumen. An Gebäuden nutzt sie regelmäßig Versteckmöglichkeiten hinter Fensterläden und Hausverkleidungen als Quartiere.
Bei der Nahrungswahl hat die Mopsfledermaus ganz spezielle Vorlieben entwickelt, denn ihre Hauptnahrung besteht aus Nacht- und Kleinschmetterlingen.
Auf dem Flug in die Jagdgebiete orientiert sich die Art stark an Leitelementen, wie Hecken oder Baumreihen entlang von Flüssen, die eine Verbindung zwischen den Quartieren und den Jagdgebieten herstellen.

Lebensraum

Die Mopsfledermaus besiedelt Mittelgebirgsregionen ebenso wie das Tiefland (Meschede & Heller 2000). Sie lebt dabei bevorzugt in waldreichen Gebieten und hat ihre Kolonien in der Nähe von oder in Wäldern. Natürliche bzw. naturnahe Wälder haben für die Mopsfledermaus eine hohe Bedeutung als Lebensraum. Sie bewohnt insbesondere produktive, reich gegliederte Wälder mit hohem Anteil an Laubwaldarten und vollständigem Kronenschluss, einer im Sinne von Artenvielfalt, Höhe und Abstufung abwechslungsreichen Strauchschicht, sowie einem großen Insektenvorkommen (Gleich 2002, Greenaway 2004, Greenaway & Hill 2004). Außerdem stellen Grenzlinien im Inneren oder am Rand der Waldbestände z.B. durch Felsen, Gewässer, Schneisen und Wege ein häufiges Merkmal ihres Lebensraumes dar. Die Mopsfledermaus kommt aber ebenfalls in Gebieten mit mosaikartigem Vorkommen von Waldstücken und in von baumreichen Gärten und Parks geprägten Randbereichen von Ortschaften vor. Lediglich stark genutzte Kiefern- und Fichtenwälder meidet sie (Rudolph et al. 2003, Schober & Grimmberger 1998, Siemers et al. 2001, Zöphel & Meisel 2009).

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Die Mopsfledermaus hat ihre Wochenstubenquartiere ursprünglich fast ausschließlich im Wald in durch Blitzschlag hervorgerufenen Baumspalten und hinter abstehender Borke toter oder absterbender Bäume oder Äste. Regelmäßig findet man sie in Spaltenverstecken an Gebäuden, hinter Fensterläden, Hausverkleidungen und besonders an Scheunen (Heddergott 1992, Podany 1995, Richarz 1989, Rudolph et al. 2003, Sierro 2003, Simon et al. 2004, Steinhauser 2002). Die Wochenstuben sind typischerweise relativ klein, häufig nur bestehend aus 10-25 Weibchen, selten bis 80 Weibchen (Spitzenberger 1993, Weidner 2000). Gelegentlich werden sogar nur einzelne erwachsene Weibchen oder kleine Gruppen mit 2-3 Weibchen mit Jungtieren in Spaltenquartieren gefunden. Die Wochenstubenquartiere werden fast täglich gewechselt (Steinhauser 2002). Die Männchen sind in dieser Zeit in kleinen Gruppen in Spaltenquartieren an Bäumen oder Gebäuden zu finden (Rydell & Bogdanowicz 1997, Schober & Grimmberger 1998). 

Die Weibchen nutzen Laubwälder und deren lineare Elemente innerhalb des Waldes als Jagdgebiete, wohingegen die Männchen offene Landschaften und Waldränder bevorzugen (Hillen et al. 2011). Die Mopsfledermaus jagt vor allem im freien Luftraum, meist dicht über Baumkronen. Die Jagdgebiete können bis zu 8 km vom Wochenstubenquartier entfernt liegen (Poszig et al. 2000, Simon et al. 2004). Auf dem Flug in die Jagdgebiete orientiert sie sich stark an Leitelementen wie Hecken, Feldgehölzen und Baumreihen entlang von Flüssen, die eine Verbindung zu den Jagdgebieten herstellen (Greenaway 2004). Sie weist zwei unterschiedliche Jagdflugverhaltensweisen auf. Zum einen jagt sie in mäßig schnellem Flug unter- und oberhalb der Baumkronen in Achten und Kreisen, zum anderen in äußerst schnellem Flug entlang von Waldwegen, mit Abstechern in den Waldbestand in 1,5-6 m Höhe (Schober & Grimmberger 1998, Siemers et al. 2001, Steinhauser 2002). Die Mopsfledermaus ist ein typischer Jäger von fliegenden Insekten und bevorzugt als Hauptnahrung Klein- und Nachtschmetterlinge. Weitere Beutetiere sind Netzflügler, Käfer, Spinnen und Zweiflügler (Siemers et al. 2001, Sierro & Arlettaz 1997, Steinhauser 2002). 

Die Mopsfledermaus ist ortstreu. Die weiteste in Europa nachgewiesene Wanderung betrug 290 km (Kepka 1960). 

Die Winterquartiere befinden sich meistens in vom Außenklima beeinflussten Höhlen, Stollen, Tunneln, Gewölben und Kellern. Sie finden sich aber auch an Gebäuden in Spalten zwischen der Außenmauer und der inneren Lehmwand eines Fachwerkhauses oder hinter abstehender Borke an Bäumen (Nagel & Braun 2003, Podany 1995, Spitzenberger 1993, Weidner & Geiger 2003). Die Mopsfledermaus gilt als besonders kälteharte Art. Sie wählt ihre Hangplätze zum Überwintern häufig in den überfrierenden Eingangsbereichen ihrer Winterquartiere mit Temperaturen von 2-5°C. Man findet die Mopsfledermaus sowohl in engen Spalten, als auch frei an der Wand oder Decke hängend. Meistens sind es weniger als 10 Tiere, mitunter hängen sie aber auch in großen Gruppen. In sehr großen Winterquartieren können es zum Teil über 1.000 Tiere sein (Hübner et al. 2006, Richarz 1989, Schober 2003, Sierro 2003, Spitzenberger 1993). Das größte bekannte Winterquartier in der Slowakei in einem alten Eisenbahntunnel beherbergt 6.800-7.800 Individuen (Uhrin 1995). In vielen Quartieren ist ein auffälliges Überwiegen der Männchen festzustellen (Weidner 2000). 

Das nachgewiesene Höchstalter beträgt 21 Jahre und 8 Monate (Abel 1960).

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Ab Mai werden die Wochenstubenquartiere bezogen. In der Regel bekommt ein Weibchen ein bis zwei Junge (Schober & Grimmberger 1998, Weidner & Geiger 2003). Direkt nachdem die Jungtiere flugfähig sind, lösen sich die Wochenstuben im August auf (Spitzenberger 1993, Steinhauser 2002). Die Männchen verbringen den Sommer in der Nähe der Wochenstuben meist einzeln oder in kleinen Gruppen. Im Herbst erfolgt die Paarung und zumindest teilweise noch in den Winterquartieren (Schober & Grimmberger 1998). Die Mopsfledermaus hält sich von Ende Oktober bis Anfang April, vorwiegend in den Kälteperioden Ende Dezember bis Mitte Februar, in den Winterquartieren auf. Die Weibchen fliegen später als die Männchen in die Winterquartiere ein (Schober 2003, Sierro 2003). Oft suchen die Tiere zunächst andere Quartiere auf und dann erst bei Kälteeinbruch das eigentliche Überwinterungsquartier (Hübner et al. 2006, Sierro 2003). Auch außerhalb der Wintermonate halten sich die Tiere regelmäßig in unterirdischen Quartieren wie Gewölben und Stollen auf (Spitzenberger 1993).

Die Mopsfledermaus ist eine stark waldgebundene Fledermausart mit einem umfangreichen Bedarf an Baumquartieren (Wochenstuben mit häufigen Quartierwechseln, Männchen-, Balz-/Paarungs- und Winterquartiere). Ein Einschlag von Alt- und stehendem Totholz führt daher zwangsläufig zum Verlust von Quartieren und somit auch zu einer starken Beeinträchtigung der Wochenstuben. Bäume mit abstehender Borke und Rissbildung sind als potenzielle zukünftige Quartierbäume von großer Bedeutung (Greenaway 2004, Russo et al. 2010). 

Die Mopsfledermaus nutzt Laubwälder und deren lineare Elemente sowie offene Landschaften und Waldränder als Jagdgebiete (Hillen et al. 2011). Sie jagt vor allem im freien Luftraum, vorwiegend dicht über Baumkronen. Auf dem Flug in die Jagdgebiete orientiert sie sich stark an Leitelementen wie Hecken, Feldgehölzen und Baumreihen entlang von Flüssen, die eine Verbindung zu den Jagdgebieten herstellen (Greenaway 2004). Zusammenhänge mit der Landnutzung ergeben sich daher aus allen Nutzungen, die die Nahrungsverfügbarkeit, vor allem in der Zeit der Jungenaufzucht, verringern. Dies können forstwirtschaftliche Maßnahmen wie die Umwandlung insektenreicher Laubmischwälder in Fichtenforste, Rückbau naturnaher Waldränder, Verringerung der Strauchschicht, Gifteinsatz zur Bekämpfung von Insekten u.ä. sein. Auch im Offenlandbereich kann die Vereinheitlichung der Landschaft durch Bewirtschaftung immer größerer Flächen und den einhergehenden Verlust an insektenreichen Landschaftsbestandteilen wie Hecken, Feldgehölzen und Säumen zur Reduktion der Nahrungsgrundlage führen.

Insektizideinsatz in jedweder Form führt nicht nur zur Verringerung der Nahrungsgrundlage der Mopsfledermaus, sondern auch zu einer Vergiftung der Fledermäuse.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Die Abgrenzung der lokalen Population erfolgt nach Gruppen von Fledermäusen, die in einem lokalen Maßstab eine räumlich abgrenzbare Funktionseinheit (zu bestimmten Jahreszeiten) bilden, die wiederum für die Art von Bedeutung ist. 

Als lokale Population der Mopsfledermaus ist im Sommer die Wochenstube anzusehen. Häufig ist die Kolonie relativ klein, meist bestehend aus nur 10-25 Weibchen, selten bis 80 Weibchen (Spitzenberger 1993, Weidner 2000). Die Wochenstuben sind im Grundsatz einfach gegeneinander abgrenzbar und werden von Dietz et al. (2006) als Grundeinheit bei der Bewertung des Zustandes von Populationen angesehen. Bei der Mopsfledermaus werden die Wochenstubenquartiere fast täglich gewechselt (Steinhauser 2002). Nutzt eine Wochenstube mehrere Quartiere, so bezeichnet man die Gesamtheit der genutzten Quartiere als Quartierverbund. Im Regelfall ist dieser räumlich auch innerhalb eines Waldgebietes klar abgrenzbar. Alle Individuen eines solchen Verbundes sind als Angehörige einer lokalen Population anzusehen. Aufgrund der Nutzung solcher Quartierverbunde und der versteckten Lebensweise der Tiere, ist eine Ermittlung der Koloniegröße als lokale Population in der Regel nur durch eine fachgutachterliche Untersuchung möglich. 

Neben den Wochenstuben sind im Sommer die Männchenvorkommen und im Spätsommer Gruppen von Männchen und Weibchen in Paarungsquartieren als lokale Population anzusehen. Diese sind meist verstreut verteilt und lassen sich aufgrund fehlender Kenntnisse der Quartiere nur schwer als lokale Population abgrenzen. Häufig ist die Abgrenzung nur über die Ermittlung geeigneter Lebensräume (z.B. alle Individuen in einem Waldgebiet) möglich.

Im Winter ziehen sich die Tiere einzeln oder in Gruppen in die Winterquartiere zurück. Da sich Tiere verschiedener Kolonien in einem Winterquartier versammeln können, entspricht die lokale Population im Winter nicht mehr der sommerlichen lokalen Population. Winterquartiere können sowohl während eines Winters, als auch im Verlauf der Jahre gewechselt werden. Daher bezieht sich je nach Winterquartiervorkommen die Abgrenzung der lokalen Population punktuell auf das einzelne Winterquartier oder auf den Raum eng (etwa < 100 m) beieinander liegender Winterquartiere.

Gefährdung

Die Mopsfledermaus ist hauptsächlich durch ihre sehr starke Anpassung an den von ihr bevorzugten Lebensraum (unbewirtschaftete oder nur wenig durchforstete Wälder) mit Quartieren hinter abstehender Borke vor allem an stehendem Totholz und durch die Spezialisierung auf Nacht- und Kleinschmetterlinge als Nahrungsressource gefährdet. Sie ist bei Lebensraum-, Quartier- und Nahrungsknappheit weniger flexibel als andere Fledermausarten und kann kaum ausweichen.

Land- und Forstwirtschaft

  • Verlust von Leitelementen (Feldgehölze, Hecken, Baumreihen, etc.) durch Zusammenlegung von Flächen zu größeren Schlägen
  • Verringerung des Insektenreichtums durch den Einsatz von Insektiziden (besonders gegen die Raupen der Nachtfalter) und Herbizide in der Land- und Forstwirtschaft und indirekte Vergiftung der Mopsfledermaus (Anreicherung der Giftstoffe im Fettgewebe und in der Muttermilch) (Sierro 2003, Sierro & Arlettaz 1997)
  • Mehrfache Mahd insektenreicher Wiesen, Verringerung des Bracheanteils aufgrund erhöhter landwirtschaftlicher Nutzung von insektenreichen Brachen oder Umwandlung von Grünland in insektenärmeres Ackerland, führt zur Abnahme des Kleinschmetterlingsvorkommens als Nahrungsgrundlage der Mopsfledermaus (Sierro & Arlettaz 1997)
  • Quartierverlust durch die Entnahme von Alt- und stehendem Totholz (vor allem von Bäumen mit Spaltenquartieren z.B. hinter abstehender Borke, durch Riss- oder Zwieselbildung) und zu geringem Anteil an stehendem Alt- und Totholz in den Wäldern (z.B. durch Brennholz-Selbsterwerber)
  • Verlust von Jagdgebieten und Flugrouten durch Reduktion natürlicher oder naturnaher, stufen- und gehölzreicher Waldränder und gebüschreicher, lichter Wälder mit Gewässern und Waldwiesen
  • Verlust von Individuen durch Fällung von Bäumen mit abstehender Borke, hinter der die Mopsfledermaus in ihren Winter- oder Sommerquartieren nicht bemerkt wird
  • Verschlechterung des Nahrungsangebotes (vor allem nachtaktive Kleinschmetterlinge) in Wäldern durch Reduktion natürlicher oder naturnaher Wälder (auch Altholzbestände) durch großflächige, intensive Hiebmaßnahmen und durch Aufforstung mit nicht standortheimischen Baumarten (z.B. Douglasie (Goßner 2004)), die zu einer Verarmung der Insektenvielfalt führen
  • Verschlechterung/Verlust von Winterquartieren durch Verdichtung, Verfüllung, Freistellung oder Aufforstung im Umfeld von Felsbildungen und unterirdischen Hohlräumen im Wald, so dass diese nicht mehr als Winterquartier genutzt werden können

Sonstige

  • Besonders starke Störung der Tiere durch ihr exponiertes Überwinterungsverhalten an Höhleneingängen durch Besucher (Geocaching), Abenteurer, Kletterer oder Lagerfeuer in den Winterquartieren
  • Beeinträchtigung von Quartieren und Störung der Tiere durch die Anlage von Radwegen in alten, nicht mehr genutzten Eisenbahntunneln, die häufig als Winterquartiere, im Sommer aber auch als Männchen- oder Paarungsquartiere genutzt werden (Meinig et al. 2009)
  • Verlust von Winterquartieren durch Umnutzung oder nicht sachgemäße Sanierung von Kellern, Durchlässen etc.
  • Verlust von Quartieren und Quartiermöglichkeiten in Siedlungen, an Scheunen, Forsthäusern, jagdlichen Einrichtungen durch unsachgemäße Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an Gebäuden (z.B. Verschwinden von Fensterläden durch Modernisierungen)
  • Verlust von Flugrouten und Jagdmöglichkeiten durch Reduzierung insektenreicher Landschaftsbestandteile (Hecken, Feldgehölze, Säume, Brachen, naturnahe, breite Gewässerrandstreifen mit Gehölzen und Einzelbäumen)
  • Möglicherweise Verluste an Windkraftanlagen durch direkte Kollision mit den Rotorblättern und Schädigung durch starke Druckveränderungen im Einflussbereich der Rotoren (Barotrauma) (Baerwald et al. 2008). Verlust von Quartieren und Jagdgebieten durch Anlage von Windkraftanlagen im Wald
  • Verkehrsopfer an Straßen (oft mit beidseitigem Randbewuchs, die als Flugrouten genutzt werden)

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population der Mopsfledermaus

Um Beeinträchtigungen der Mopsfledermaus durch land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Landwirtschaft

  • Erhaltung/Förderung kleinparzelliger und insektenreicher Kulturlandschaften mit linienförmigen Elementen wie Hecken, Feldgehölzen, Säumen und Baumreihen auch entlang von Flüssen als Flugrouten für die Mopsfledermaus
  • Bereitstellung von Flächen entlang von Flugrouten mit krautigen Pflanzen, die für das Vorkommen vieler Nachtfalter günstig sind (z.B. Wegerich, Ampfer, Labkraut)
  • Minimierung des Insektizid- und Herbizideinsatzes in der Landwirtschaft zur Sicherung der Nahrungsgrundlage der Mopsfledermaus
  • Erhaltung/Entwicklung artenreicher Mähwiesen, sogenannten extensivem Grünland, mit höchstens zweischüriger Mahd und Verzicht auf Insektizid-, Herbizid- und Düngereinsatz entlang von Flugrouten

Forstwirtschaft

  • Naturnahe Waldwirtschaft mit Prozessschutz zur Erhaltung und Wiederherstellung von Misch- bzw. Laubwaldbeständen mit lichtem Unterwuchs und einem langfristig gesicherten Altersklassenmosaik (lange Umtriebszeiten) zur Sicherung ausreichender Quartiermöglichkeiten
  • Erhöhung/Verbesserung der Quartierdichte für die Mopsfledermaus durch:
    • Erhaltung und Förderung von Bäumen mit abstehender Borke als potenzielle Quartierbäume in der Zukunft zur langfristigen Verbesserung der Quartiersituation (Russo et al. 2007) (10-20 entsprechende Bäume ab 20-30 cm Stammdurchmesser pro Hektar Wald) (Boye & Meinig 2004)
    • Erzeugung eines dauerhaften Angebotes an Starkholz mit abstehender Borke durch Verzicht auf die Nutzung von Bäumen mit minderer Holzqualität
    • Erhaltung/Förderung von mindestens 10 geeigneten Quartierbäumen/ha in Defiziträumen
    • Erhaltung aller bekannter Quartierbäume mit einer Schutzzone von einer Baumlänge, damit der Quartierbaum bei Einschlägen nicht versehentlich mitgerissen wird
  • Einschlag nur im Winter und nur nach Kontrolle potenzieller Quartierbäume (in Wäldern mit Mopsfledermaus-Sommervorkommen)
  • Förderung der Lebensraumqualität der Mopsfledermaus durch:
    • Erhaltung/Entwicklung stufenreicher Wälder mit Strauchschicht und gestuften, naturnahen Waldrändern mit einheimischen Gewächsen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes
    • Förderung schmetterlingsreicher Baumarten, insbesondere Stiel- und Traubeneiche und Weichhölzer, zur Verbesserung des Nahrungsangebotes
    • Erhaltung/Förderung von Altholzinseln mit einem Flächenanteil von mindestens 15 % des Waldbestandes (Boye & Meinig 2004)
    • Erhaltung und Schutz (Sicherung) bestehender großflächiger, zusammenhängender und unzerschnittener Waldgebiete als Jagdgebiete für die Mopsfledermaus → Aufbau eines Waldverbundsystems (Meschede & Heller 2000)
    • Erhöhung der Umtriebszeiten in ausgewählten Beständen (Buche >200 Jahre, Eiche > 300 Jahre)
    • Einrichtung von Naturwaldparzellen (Herausnahme aus jeglicher Nutzung, mindestens 10 ha in bekannten Quartierkomplexen → 10 % aus der Nutzung nehmen)
    • Keine Kahlschläge und Abholzung von Unterwuchs in bekannten Jagdgebieten der Mopsfledermaus
    • Erhaltung/Förderung von Auwäldern bzw. deren Renaturierung (am besten mit Kronenschluss über dem Fließgewässer) und Wiedervernässung von Altarmen als ideale Flugrouten für die Mopsfledermaus 
    • Verzicht auf jegliche Form der Entwässerung in Wäldern
    • Verzicht auf jegliche Insekten-Bekämpfungsmaßnahme in Wäldern zur Verbesserung des Nahrungsangebotes
    • Selektive Fällung (Einzelstammentnahme) in den Jagd- und Quartiergebieten über lange Zeiträume hinweg, um einen vollständigen Kronenschluss mit maximal kleinen Lücken zu gewährleisten

Lesen Sie mehr zu forstwirtschaftlichen Schutzmaßnahmen für die Mopsfledermaus bei Greenaway (2004).

Fischereiwirtschaft

  • Erhaltung von Altbäumen an Teichdämmen und -ufern
  • Erhaltung/Entwicklung naturnaher Gewässer im Bereich von Wäldern zur Sicherung der Nahrungsgrundlage

Sonstige Maßnahmen

  • Wege (Fuß- und Wanderwege, Feldwege) im Offenland am besten beidseitig mit möglichst hohen Hecken bepflanzen und somit als Flugroute für die Mopsfledermaus nutzbar machen
  • Wegbepflanzungen immer im Jahreswechsel wechselseitig zurückschneiden, damit die Flugroute erhalten bleibt
  • Erhaltung/Förderung von Hecken, Feldgehölzen und Alleen in Kulturlandschaften zur Steigerung des Insektenreichtums durch Windberuhigung in diesen Gebieten
  • Flussläufe mit möglichst beidseitigem, natürlichem Bewuchs als Flugroute fördern bzw. erhalten.
    Lesen Sie mehr zur Förderung der Vernetzung von Waldgebieten als Überlebenshilfe für die Mopsfledermaus unter Greenaway (2004).
  • Schutz der Winterquartiere vor Störungen und Vandalismus durch ganzjährige Vergitterung der Eingänge (sommerliche Nutzung möglich) 
  • Einrichtung von Fahrradwegen in Eisenbahntunneln nur dann, wenn diese nachweislich nicht von Mopsfledermäusen als Quartier (Sommer-, Winter- oder Paarungsquartier) genutzt werden
  • Ausweisung von Schutzgebieten (Mindestgröße 3.000 ha) in den Schwerpunktgebieten der Mopsfledermaus mit größeren, stabilen Populationen im südlichen Brandenburg (Fläming), in Thüringen (Altenburger Land, Helme-Unstrut-Niederung, Vorland des Thüringer Waldes), Bayern (Fichtelgebirge, Frankenwald, Südostoberbayern, Bayrischer Wald), Rheinland-Pfalz (Seitentäler der Mosel, Hunsrück) (Meschede & Heller 2000)
  • Öffentlichkeitsarbeit zur Aufklärung der Hausbesitzer mit Gebäudequartieren der Mopsfledermaus, um deren Erhaltung zu fördern
  • Anbringen von Hohlblocksteinen als Hangplatz zum Überwintern in Winterquartieren
  • Erhaltung und Schaffung von Spaltenquartieren an (landwirtschaftlichen) Gebäuden (Holzverkleidungen, Fledermausbretter → gute Erfahrungen in Österreich südlich von Linz (vgl. Deschka 2006))
  • Erhaltung/Förderung von Gebäudequartieren bei Sanierungs- und Renovierungsarbeiten (vgl. Dietz & Weber 2000)
  • Verwendung fledermausfreundlicher Holzschutzmittel.
  • Vermeidung von Zerschneidung des Lebensraums und von Verkehrsopfern durch den Bau z. B. von Unterführungen, Grünbrücken etc. beim Bau von Straßen
  • Verzicht auf Straßenneubaumaßnahmen im Umkreis von 10 km um bekannte Wochenstubenquartiere (Boye & Meinig 2004)
  • Vermeidung von Windkraftanlagen in Waldgebieten mit Mopsfledermausvorkommen

Erhaltungszustand

  • Atlantische Region: ungünstig - unzureichend
  • Kontinentale Region: ungünstig - unzureichend
  • Alpine Region: günstig

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsmöglichkeit der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+

Projekte im Internet

  • Landesweites Artenhilfskonzept Mopsfledermaus in Hessen mit Maßnahmen zum Erhalt bestehender, bekannter Quartiere und Lebensräume der Mopsfledermaus durch Hessenforst.
  • Initiative "Artenschutz im Steigerwald". Verschiedene Initiativen zur Erhaltung, Optimierung, Neuschaffung von Quartieren, Jagdgebieten usw. für Fledermäuse.
  • Artenhilfsprogramm Fledermaus des Bayrischen Landesamtes für Umwelt zur Erhaltung und Entwicklung von Fledermausquartieren an Gebäuden.

Literaturhinweise zu Artenhilfsprogrammen

  • Brinkmann, R. (2006): Artenschutz im Innenbereich - Berücksichtigung von Fledermäusen bei der Sanierung und Nutzung alter Bauwerke und in der Bauleitplanung. Naturschutz-Info Baden-Württemberg 2/2006, 3/2006: 33-35.
  • Hammer, M. (2002): Fledermäuse in der Stadt Hof - Kontrolle potenzieller Sommerquartiere, Praktische Maßnahmen zum Schutz und zur Wiedereinbürgerung von Fledermäusen in der Stadt Hof. Bund Naturschutz in Bayern e.V. - Kreisgruppe Hof, Hof.
  • Meschede, A. & Rudolph, B.-U. (2010): 1985-2009: 25 Jahre Fledermausmonitoring in Bayern. UmweltSpezial Arten- und Lebensraumschutz. Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg.
  • Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (2008): "Gemeinsam für Knoblauchkröte, Abendsegler & Co." - Artenhilfsprogramm Schleswig-Holstein 2008, Kiel. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Kiel.
  • Reiter, G. & Zahn, A. (2006): Leitfaden zur Sanierung von Fledermausquartieren im Alpenraum. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege, München.

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Matthias Simon
Luise-Berthold-Str. 24
35037 Marburg

Gerhard Mäscher
Friedenshöhe 23
49205 Hasbergen

Dirk Steinhauser
Storchenhof 6
14476 Potsdam-Golm

Autoren

Matthias Simon, Karola Gießelmann, Heiko Köstermeyer, Sandra Brand

Unter Mitarbeit von

Lothar Bach, Martin Biedermann, Robert Brinkmann, Markus Dietz, Patrick Dohm, Matthias Hammer, Christine Harbusch, Andreas Kiefer, Karl Kugelschafter, Gerhard Mäscher, Hinrich Matthes, Frauke Meier, Angelika Meschede, Henrik Pommeranz, Wolfgang Rackow, Ulf Rahmel, Sabine Schade, Jürgen Schicker, Janna Smit-Viergutz, Dagmar Stiefel, Marco Zimmermann

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