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Bundesamt für Naturschutz

Bromus grossus - Dicke Trespe

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1882
Artengruppierung
Farn- und Blütenpflanzen
Synonyme
Bromus grossus var. velutinus, Bromus multiflorus, Bromus velutinus, Bromus nitidus, Bromus segetalis var. multiflorus, Bromus secalinus var. multiflorus, Bromus secalinus subsp. grossus, Bromus secalinus subsp. multiflorus, Bromus secalinus subsp. veluti
Status Rote Liste Deutschland
(Metzing et al. 2018): 2 (Stark gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bilz et al. 2011): DD (Daten ungenügend)
Verantwortlichkeit
(Metzing et al. 2018): In besonders hohem Maße verantwortlich

Beschreibung

Menschliche Nähe tut ihr gut

Die Dicke Trespe ist nur in Mitteleuropa beheimatet. Vorkommen in Deutschland sind aus Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Als typisches Ackerwildkraut ist die Art in höchstem Maße auf die Ackerbewirtschaftung angewiesen. So ist die Dicke Trespe nur in der Nähe von Getreideäckern oder auf grasigen Feldwegen und Wiesen zu finden. Sie stellt keine speziellen Anforderungen an Standort, Boden oder Klima. Die Bewirtschaftungsform von Winterfrüchten, wie zum Beispiel Winterweizen, Dinkel und Raps, passt am besten zu den Ansprüchen der Dicken Trespe.

Lebensraum

Das Vorkommen der Dicken Trespe ist auf Mitteleuropa beschränkt. In Deutschland ist sie bislang nur aus Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Man findet sie als Begleitart in Winter-Getreideäckern. Besondere Ansprüche an bestimmte Boden- oder Klimabedingungen stellt sie nicht. Da die Art schwer zu bestimmen ist und ihr Vorkommen nie systematisch erforscht wurde, könnte die Verbreitung noch viel größer sein als bisher angegeben.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Man findet die Dicke Trespe fast ausschließlich in Getreidefeldern, an Ackerrändern, benachbarten grasigen Feldwegen und Wiesen. Sie ist nicht an bestimmte Standorte, Böden oder klimatische Bedingungen gebunden (Hügin 2001). Vielmehr ist eine grundlegende Abhängigkeit vom menschlichen Getreideanbau festzustellen. Sie kann sogar hohe Düngergaben und viele Herbizide weitgehend ertragen (Hauke 2003). Positiv wirkt sich scheinbar eine bodenschonende oder pfluglose Bearbeitung der Felder aus. Die Dicke Trespe wächst nicht nur in Dinkelfeldern, man findet sie auch beim Anbau von Roggen und Wintergerste.

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Die Dicke Trespe ist wie fast alle Ackerwildkräuter eine einjährige Art. Die Vermehrung der Dicken Trespe erfolgt über Samen. Als Herbstkeimer ist sie vor allem in der Nähe von Winterfrüchten zu finden. Sie blüht im Sommer von Juni bis Juli. Die Samen reifen in den anschließenden Wochen, fallen zu Boden und bilden eine Samenbank oder werden mit dem Getreide abgeerntet. Die Ausbreitung der Samen erfolgte hauptsächlich mit dem Erntegut. Allerdings ist diese Ausbreitungsform durch die perfektionierte Saatgutreinigung kaum mehr gewährleistet. Allein die Eigensaatgutgewinnung mancher Landwirte stellt hier eine geeignete Möglichkeit zur Ausbreitung der Dicken Trespe dar. In geringerem Maße kann die Art auch über Dreschreste des Mähdreschers ausgebreitet werden. Häufig findet man die Art allerdings bei Ausputzdeponierungen (Druschabfälle). Als Lichtkeimer ist die Dicke Trespe darauf angewiesen, dass ihre Samen an der Bodenoberfläche bleiben, um dort erfolgreich keimen zu können. Bodenwirksame Bewirtschaftung sowie tiefes Pflügen sind daher ungünstig für die Art.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Die lokale Population ist entsprechend der Bewirtschaftungseinheit („Ackerschlag“) abzugrenzen. Fallweise können auch mehrere Bewirtschaftungseinheiten eines Bewirtschafters zusammengefasst werden, wenn diese unmittelbar aneinander angrenzen.

 

Gefährdung

Hauptgefährdung für die Dicke Trespe sind die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft, insbesondere die Änderung des Getreideanbaus.

Landwirtschaft

  • Kurz- und mittelfristiger Verlust einer keimfähigen Samenbank durch Intensivierung von Bodenbearbeitung (> 10 cm tief pflügen), chemische Unkrautbekämpfung (Herbizide und Nacherntebehandlung)
  • Bewirtschaftung nach Keimung im Herbst
  • Mulchen der Wegränder vor der Fruchtreife
  • Entwässerung feuchter Senken
  • Beseitigung von Bewirtschaftungshindernissen wie Stufenraine

Sonstige

  • Bebauung von Ackerflächen
  • Flächenstilllegung und -umwandlung zu Grünland
  • Geringe Berücksichtigung der Art, da sie kaum erkannt und dadurch übersehen wird
  • Über Schutzgebietsausweisung schlecht erfassbar, daher sind gezielte Schutzmaßnahmen erforderlich

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population der Dicken Trespe

Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen der Dicken Trespe gehen vor allem von der industriellen Landwirtschaft aus. Um Beeinträchtigungen durch Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Landwirtschaft

  • Anbau von Wintergetreide generell förderlich
  • Kein Herbizideinsatz
  • Verzicht auf Maisanbau auf Flächen mit der Dicken Trespe
  • Änderung der Technologie und Fruchtfolge in der Landwirtschaft, wünschenswert ist die Rückkehr zur traditionellen Agrarwirtschaft
  • Bodenschonende oder pfluglose Bearbeitung (grubbern statt pflügen)
  • Möglichst wenig düngen (Richtwert: max. 50 kg Stickstoff/Jahr)
  • Geringere Saatdichte am Rand der Ackerfläche (größerer Reihenabstand), Synergieeffekte mit Lerchenfenster etc.
  • Fruchtfolge: winterfruchtbetont (wo möglich: Dinkel)
  • Bodenbearbeitung für Wintergetreide wie ortsüblich im Herbst; möglichst lange Stoppelphase zur Ausreifung der Trespen-Samen auf der Fläche
  • Mulchen oder Mähen der Acker- und Wegränder vor der Fruchtreife unterlassen (Fruchtreife der Dicken Trespe fällt mit Dinkelernte zusammen), Mähgut abräumen
  • Extensivere Bewirtschaftung in Gebieten, in denen die Dicke Trespe zurückgeht (integrierte Landwirtschaft, Verzicht auf Pflanzenschutzmittel)
  • In unregelmäßigen Abständen Brachejahre einschieben (ein- bis zweijährige Brachen)
  • An Ackerrändern keine Neubepflanzungen mit Bäumen
  • Keine Verschlechterung des Wasserhaushaltes (z.B. Drainage)

Sonstige Maßnahmen

  • Gezieltes Management und Monitoring für Bromus grossus-Gebiete
  • Ausgleichsmaßnahmen auf langfristige Effizienz prüfen
  • Saatgut aus gesicherten Herkünften bevorraten und in geeigneten Projekten einsetzen
  • Ackerwildkrautreservate einrichten
  • Gezielter Vertragsnaturschutz
  • Mähen von Weg- und Grabenrändern sowie von Grünstreifen vor der Fruchtreife unterlassen 
  • Verzicht auf den Ausbau von Graswegen

Erhaltungszustand

  • Kontinentale Region: ungünstig - schlecht

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie.
  • Internetseite der Europäischen Union zur Förderung des Umwelt- und Naturschutzes und von entsprechenden Projekten.
  • Förderwegweiser des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)
  • Förderwegweiser von Agrarumweltmaßnahmen (AUM) des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV): Vertragsnaturschutzprogramm (VNP/EA). 

Projekte im Internet

  • Artenschutzprojekt Dicke Trespe in Rheinland-Pfalz
  • Ackerwildkräuter schützen und fördern - Perspektiven einer langfristigen Finanzierung und Bewirtschaftung
  • Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Martin Engelhardt
Ebertstr. 37
72072 Tübingen

Martin Weiß
Brühlstr. 50
73467 Kirchheim/Ries

Autoren

Steffen Heelemann, Christina Meindl, Martin Engelhardt, Martin Weiß, Peter Poschlod

Unter Mitarbeit von

Christoph Reisch, Otto Elsner

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