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Bundesamt für Naturschutz

Canis lupus - Wolf

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1352*
Artengruppierung
Sonstige Säugetiere
Status Rote Liste Deutschland
(Meinig et al. 2020): 3 (Gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Temple & Terry 2007): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
(Meinig et al. 2020): Allgemeine Verantwortung

Beschreibung

Isegrimm – der Stammvater aller Hunde kehrt zurück

Während langer Zeit wurden Wölfe in Mitteleuropa durch Jagd, Fallenfang und Vergiftung verfolgt. Die in vielen Märchen eine wichtige Rolle spielende Art verschwand. Ihre ehemals weite Verbreitung ließ sich nur noch aus Orts- und Flurnamen und an sogenannten Wolfssteinen, die dort aufgestellt wurden, wo der letzte Wolf eines Landschaftsraumes getötet wurde, ablesen. Der Wolf galt als ausgestorben. Nach fast 150 Jahren sind Wölfe inzwischen nach intensiven Schutzmaßnahmen und gesetzlichem Schutz wieder zurückgekehrt. Seit dem Jahr 2000 pflanzen sie sich auch wieder in Deutschland fort.

Verbreitung

Die Art ist ursprünglich in der gesamten Paläarktis (außer Nordafrika), arabischen Halbinsel, großen Teilen des indischen Subkontinents und Nordamerika verbreitet. Heute ist sie in großen Teilen dieses Areals ausgestorben. Der Wolf kam ursprünglich in Gesamtdeutschland vor. Durch intensive Verfolgung als Nahrungskonkurrent des Menschen und als Schädling an Haustierbeständen wurde er vor ungefähr 150 Jahren ausgerottet. Danach wurden nur noch einzelne einwandernde Tiere die hauptsächlich aus Osteuropa stammten, festgestellt. Die Tiere konnten sich nicht mehr fortpflanzen, bevor sie erschossen oder überfahren wurden. Seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland wieder Wölfe, die auch regelmäßig Nachwuchs zeugen. Wölfe sind in Rudeln organisiert, die sich meist aus einem Paar und den Jungtieren der vorangegangenen zwei Jahre zusammensetzen. Die Rudel nutzen Territorien von mehreren hundert Quadratkilometern (Ansorge et al. 2011). Ausschlaggebend für die Größe eines Territoriums ist die Nahrungsverfügbarkeit, sind nur wenige Beutetiere vorhanden, werden größere Räume genutzt (Sürth et al. 2011).

Lebensraum

Wölfe haben keine speziellen Lebensraumansprüche. Wesentlich für sie ist das Vorhandensein von ausreichend Nahrung. Sie vermeiden aber nach Möglichkeit den Kontakt mit Menschen, daher bekommt man sie in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft auch nur selten zu Gesicht. Das heißt aber nicht, dass Wölfe in der Kulturlandschaft nicht zurecht kommen. Die Tiere nutzen Teilräume, in denen nur wenig Gefahr besteht, auf Menschen zu treffen oder sie verlagern ihre Aktivität in die Dämmerung oder Nacht, weil zu diesen Zeiten nur wenige Menschen in der Landschaft unterwegs sind. Große Städte mit vielen stark befahrenen Straßen können vom Wolf aufgrund der vielfältigen Störfaktoren, der Gefährdung durch den Straßenverkehr und das zu geringe Nahrungsangebot nicht besiedelt werden. Nur gering vom Menschen besiedelte Tieflandlandschaften sowie die meisten Mittelgebirge Deutschlands könnten aber zukünftig wieder zum Lebensraum des Wolfes werden.

Fortpflanzung/Biologie

Wölfe pflanzen sich meist in einem Alter von 2 Jahren das erste Mal fort. In der Regel wird in jedem Jahr ein Wurf zur Welt gebracht (Kluth & Boye 2004). In Mitteleuropa werden nach einer Tragzeit von ungefähr 63 Tagen 4-6 Junge zwischen Ende April und Anfang Mai in einer Wurfhöhle geboren (Reinhardt & Kluth 2007). Von den Welpen stirbt die Hälfte während der ersten drei Monate. Nur 2 Tiere erreichen ein Alter von mehr als einem Jahr (Jedrzejewska et al. 1996). Die Jungen werden während der ersten 6 Wochen von ihrer Mutter gesäugt, sie können aber bereits im Alter von drei Wochen auch feste Nahrung zu sich nehmen, die ihnen von den erwachsenen Rudelmitgliedern vorgewürgt wird (Grimmberger & Rudloff 2009). Bis zu einem Alter von ca. 10 Wochen sind die Welpen eng an die Geburtshöhle und ihre direkte Umgebung gebunden. Während dieser Zeit sind die Tiere ausgesprochen empfindlich gegenüber Störungen, die in Deutschland hauptsächlich in forstlichen Tätigkeiten bestehen. Danach können sie weitere Ausflüge unternehmen und wechseln später auch häufiger ihre Ruheplätze. Nach zwei Jahren wandern die jungen Wölfe ab um sich eigene Territorien zu suchen und ein eigenes Rudel zu gründen. Dabei werden häufig mehrere hundert Kilometer zurückgelegt. Wölfe können im Freiland ein Alter von bis zu 13 Jahren erreichen (Peters 1993).

Im Zeitraum 2001-2009 ernährten sich Wölfe in Deutschland hauptsächlich von wild lebenden Huftieren (Reh: 55,3 %, Rothirsch: 20,8 %, Wildschwein: 17,7 %), daneben wurden auch Hasen (2,9 %) und Haustiere (0,6 %) genommen (Wagner et al. 2012, vgl. auch Ansorge & Nowak 2011, Ansorge et al. 2011, Ansorge 2012). Übergriffe auf Haustiere kommen nur selten vor, bei ausreichendem Angebot an Wildtieren, werden diese gegenüber Haustieren bevorzugt (Meriggi et al. 1996). Die scheuen Tiere leben bevorzugt auf ausgedehnten Truppenübungsplätzen, wo sie ausreichend Ruhe für die Jungenaufzucht und genügend Nahrung finden. Da Wölfe in Abhängigkeit vom jeweiligen Nahrungsangebot sehr große Gebiete nutzen, verringern sie die Bestände ihrer Nahrungstiere nur in geringem Umfang. Außerdem bevorzugen Wölfe kranke oder geschwächte Beutetiere, so dass sie auch einen Beitrag zur Gesunderhaltung der Huftierbestände leisten.

Lokale Population

Beim Wolf wird das Rudel oder Paar als lokale Population definiert. Wolfsrudel nutzen Territorien von 150-350 km2 (Jedrzejewski et al. 2007). Da die Besiedlung neuer Gebiete über Einzeltiere vor sich geht, zu denen jederzeit ein zweites Tier kommen kann, werden längerfristige Besiedlungen durch Einzeltiere auch als lokale Population angesehen. Außer beim Vorkommen eines Rudels ist auch dann von einer lokalen Population auszugehen, wenn mehrere bestätigte Hinweise oder Nachweise (gemäß Monitoringstandards, Kaczensky et al. 2009) über einen Zeitraum von einem halben Jahr in einem Gebiet gelungen sind.

Gefährdung

Forstwirtschaft

  • Störungen durch Fäll- und Rückearbeiten, Zaunbau oder Bodenbearbeitung zur Vorbereitung von Neupflanzungen im Umfeld einer Wurfhöhle, wenn die Welpen noch klein sind

Sonstige

  • Landschaftsfragmentierung durch Verkehrswegebau
  • Verkehrstod
  • (illegale) direkte Verfolgung durch den Menschen
  • Krankheiten (Übertragung durch Hunde: Staupe, Räude)
  • Genetische Verarmung (Ursache: Kleine Bestände und unregelmäßige oder fehlende Zuwanderung nicht verwandter Tiere)
  • Störungen an der Wurfhöhle durch Wanderer oder freilaufende/streunende Hunde

Schutz

Eine breite Akzeptanz des Wolfes in der Bevölkerung ist der Schlüsselfaktor für die Erhaltung der Art, damit Abschüsse vermieden und auftretende Verluste beim Weidevieh hingenommen und entschädigt werden. Zuwanderungsmöglichkeiten insbesondere von Polen her müssen erhalten werden. Wolfsmanagement mit umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit ist unumgänglich.

Erhaltungsmaßnahmen

  • Öffentlichkeitsarbeit um das teilweise immer noch negative Image der Art bei der Bevölkerung durch Aufklärung zu verbessern
  • Schadensprävention (Koppel, Zäune, Herdenschutzhunde: weniger Risse führen zu mehr Akzeptanz und somit zu weniger illegalen Abschüssen), Entschädigungszahlungen bei Haustierrissen (vgl. Reinhardt et al. 2012)
  • Verstärkte Bemühungen zur Wiedervernetzung von durch Straßen- und Schienenwege voneinander isolierten Landschaftsräumen durch Bau von Grünbrücken und -durchlässen
  • Maßnahmen zur Vermeidung/ Verringerung von Verkehrsunfällen mit Wölfen

Erhaltungszustand

  • Atlantische Region: ungünstig - schlecht
  • Kontinentale Region: ungünstig - schlecht

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsmöglichkeit der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+

Projekte im Internet

  • Internetportal des Bundes zum Wolf in Deutschland der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf
  • Geschichte des Wolfsvorkommens in Deutschland, aktueller Bestand im Hauptverbreitungsgebiet
  • Aktuelle Informationen zu Wolfsvorkommen in Deutschland, Beobachtungen und Verluste
  • Informationen des WWF zu Wolfsvorkommen (mit Film) und Informationen zum Herdenschutz sowie eine Zusammenstellung und Bewertung von Wolfsangriffen auf Menschen in Europa
  • Informationsseite der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V.
  • Informationen zur Biologie des Wolfes, zur Geschichte der heutigen Vorkommen, Rissbegutachtung, Präventionsmaßnahmen für Weidevieh, Einfluss auf die Bestände jagdbarer Wildarten

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Prof. Dr. Hermann Ansorge
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Am Museum 1
02826 Görlitz

Jana Endel
Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“
Am Erlichthof 15
02956 Rietschen

Dr. Ingrid Hucht-Ciorga
Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung
Pützchens Chaussee 228
53229 Bonn

Gesa Kluth, Sebastian Körner, Ilka Reinhardt
Wildbiologisches Büro LUPUS
Dorfstr. 16
02979 Spreewitz

Dr. Julia Eggermann
Abteilung Biologie, Department Chemie-Biologie
Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät
Universität Siegen
Adolf-Reichwein-Str. 2
57068 Siegen

Bärbel Pott-Dörfer
NLWKN
Göttinger Chausee 76a
30453 Hannover

Autoren

Holger Meinig, Gesa Kluth, Dr. Julia Eggermann, Manfred Trinzen

Unter Mitarbeit von

Karola Gießelmann, Marko Zimmermann, Malte Götz, Susanne Jokisch

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