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Bundesamt für Naturschutz

Chlidonias niger - Trauerseeschwalbe

Geschützt nach
Anhang I Vogelschutzrichtlinie
Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): 3 (Gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Trauerseeschwalben sind mit einer Flügelspannweite von 56-62 cm deutlich kleiner als Flussseeschwalben und weisen kürzere, schwächer gekerbte Schwänze auf. Ihre Oberseite ist einfarbig dunkelgrau, Kopf und Körper sind im Prachtkleid schwarz. Schnabel und Beine sind ebenfalls dunkel, lediglich die Schwanzunterseite ist weiß. Im Schlichtkleid ist die Unterseite weiß, der Kopf weist eine ausgedehnte schwarze Kappe auf und an der Brustseite findet sich ein auffälliger dunkler Fleck. Das Jugendkleid ähnelt dem Schlichtkleid, jedoch wirken Mantel und Flügeldecken bei Jungvögeln geschuppt. Die Flugweise der Sumpfseeschwalben, zu denen auch Trauerseeschwalben gehören, unterscheidet sich von der anderer Seeschwalbenarten durch einen trägeren, schaukelnderen Flug. Bei der Nahrungssuche picken Trauerseeschwalben im Flug Insekten von der Wasseroberfläche. Im Flug äußern sie raue, fast mehrsilbig klingende Rufe (Svensson 2023).

Verbreitung

Die Nominatform der Trauerseeschwalbe brütet sehr lückenhaft von der Iberischen Halbinsel über West- und Mitteleuropa und von Osteuropa flächendeckend ostwärts bis zum Jenissei. Im Norden reichen die Vorkommen bis in das südliche Finnland, im Süden bis an das Mittelmeer. Getrennt davon brütet die Unterart surinamensis in Nordamerika. 

Die Schwerpunktvorkommen der Trauerseeschwalbe liegen in Deutschland im Nordostdeutschen Tiefland, direkt anschließend an die geschlossene Verbreitung in Polen und Osteuropa. Hervorzuheben sind dabei die Vorkommen im Odertal, in der Uckermark, der Spreeniederung, im Einzugsgebiet der Peene sowie im Mittleren Elbetal und in der Unteren Havelniederung. Nur unregelmäßig verbreitet ist die Trauerseeschwalbe hingegen im Nordwestdeutschen Tiefland. Gute Bestände weist hier die schleswig-holsteinische Westküste auf. Lediglich kleine Brutpaarzahlen erreichen Kolonien in wiedervernässten Hochmooren im Norden Niedersachsens. Küstenfern bestehen im Binnenland lediglich zwei Vorkommen am Bienener Altrhein sowie am Dümmer (Gedeon et al. 2014, Heath et al. 2020).

Lebensraum

Brutgebiet

Trauerseeschwalben besiedeln Niederungslandschaften mit eutrophen flachen Stillgewässern. In Deutschland sind vor allem breite, strukturreiche Talauen und Niederungen mit eutrophen, an Wasserpflanzen reichen Gewässern Brutlebensräume der Trauerseeschwalbe. Die Art ist vor allem in flachen, geschützten Buchten größerer Seen, auf Altwassern sowie in überschwemmten Wiesen zu finden. Doch auch Sekundärlebensräume in beweideten Grünlandarealen, Teichanlagen oder wiedervernässten Abtorfungsflächen werden besiedelt. Wasserstandsverhältnissen und dynamischer Verlandungssukzession kommt eine entscheidende Bedeutung zu (Südbeck et al. 2005, Gedeon et al. 2014).

Zugweg und Überwinterungsgebiet

Trauerseeschwalben sind Langstreckenzieher und verlassen die Brutgebiete Mitte Juli bis Mitte September. Nach der Brutzeit fliegen mittel- und osteuropäische Trauerseeschwalben zunächst an Mauserplätze in den Niederlanden und von dort entlang der Atlantikküste südwärts, nur teilweise über das westliche Mittelmeer Richtung Afrika. Die Brutvögel Eurasiens verbringen den Winter vor allem an den Küsten von Westafrika bis nach Südafrika. Der Frühjahrszug führt abweichend über die westafrikanische Sahara und das Mittelmeer zurück nach Europa. Die Rückkehr in die deutschen Brutgebiete erfolgt ab Ende April (Südbeck et al. 2005, Bairlein et al. 2014).

Fortpflanzung/Biologie

Die Geschlechtsreife wird mit knapp 2 Jahren erreicht, doch brüten einige Individuen erst deutlich später erstmals. Es werden monogame Saisonehen eingegangen. In Deutschland dominieren kleine bis mittlere Kolonien von unter 50 Brutpaaren, selten kommt es zu Einzelbruten. Auf Bülten im offenen Wasser, Wasserpflanzen oder schwimmenden Pflanzenteilen wird das Schwimmnest meist aus nassen oder faulenden Wasserpflanzen gebaut. Als Neststandort spielen regional zunehmend Nistflöße eine wichtige Rolle. Es wird eine Jahresbrut durchgeführt, Nachgelege sind jedoch bei frühen Gelegeverlusten möglich. Die 2-3 Eier werden für 20-22 Tage von beiden Partnern bebrütet. Nach 2-3 Wochen verlassen die Küken das Nest für längere Zeit und werden im Alter von 25-28 Tagen flügge. Sie werden weiterhin gefüttert und verlassen den Brutplatz im Alter von etwa 6 Wochen gemeinsam mit den Altvögeln (Südbeck et al. 2005, Bauer et al. 2012).

Gefährdung

Die Entwertung von Altwässern, flachen Seen sowie Feuchtgebieten und Überschwemmungsflächen durch Entwässerung oder Grundwasserabsenkung, führt zum Verlust geeigneter Bruthabitate. An Fließgewässern kann die natürliche Dynamik durch Flussausbau verloren gehen. Intensivnutzung der Gewässer sowie Gewässerverschmutzungen haben durch Entfernen bzw. Rückgang von Wasserpflanzen ebenfalls negative Folgen auf den Lebensraum der Trauerseeschwalbe. Zunehmende Eutrophierung und Intensivierung der Landwirtschaft führen zu Verlusten wichtiger Nahrungsgebiete und einem Rückgang der Insekten als Hauptnahrungsquelle. Durch Freizeitaktivitäten und landwirtschaftliche Bearbeitung kann es zu Störungen der Brutkolonien kommen. Auch durch Viehtritt können Brutverlusten auftreten. Hinzu kommen natürliche Ursachen wie Überflutung, interspezifische Nistplatzkonkurrenz und Prädation (Bauer et al. 2012). Beeinträchtigungen sind auch durch Windenergieanlagen möglich (Langgemach & Dürr 2023). Die Trauerseeschwalbe wird auf der Artenliste des nationalen Artenhilfsprogramms des BfN als vom Ausbau der erneuerbaren Energien besonders betroffene Art geführt.

Schutz

Wichtige Grundlage ist der Erhalt und Schutz geeigneter Bruthabitate an Flussniederungen und Niedermooren sowie die Wiedervernässung trockengelegter Gebiete durch Aufstauung und das Zulassen großräumiger Überschwemmungen. Eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung ist ebenfalls förderlich. In störungsarmen Gebieten mit intakter Schwimmblattvegetation kann Brutplatzmangel durch das Ausbringen künstlicher Bruthilfen gefördert werden. Störungen sollten durch die Einrichtung von Schutzgebieten und Besucherlenkung minimiert werden. Durch Zäune lässt sich Viehtritt verhindern (Bauer et al. 2012).

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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