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Bundesamt für Naturschutz

Coregonus oxyrinchus - Schnäpel

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
Artengruppierung
Fische und Rundmäuler
Synonyme
Coregonus lavaretus oxyrinchus
Status Rote Liste Deutschland
(Freyhof, J. 2009): 0 (Ausgestorben oder verschollen)
Status Rote Liste Europa
(Freyhof & Brooks 2011): VU (Gefährdet)

Beschreibung

Silbrigglänzender Wanderfisch

Aktuellen Untersuchungen zufolge, kam der Schnäpel Coregonus oxyrinchus (L., 1758) lediglich im Rheineinzugsgebiet, der Maas und der Schelde vor. Da die Art seit den 1940er Jahren nicht mehr nachgewiesen werden konnte, gilt sie als ausgestorben (Schöter 2002).
Dies bedeutet, dass der Name Coregonus oxyrinchus in der FFH-Richtlinie irrtümlich verwendet wird. Mit der in der Richtlinie als Coregonus oxyrinchusbezeichneten Art sind nach heutigem taxonomischen Verständnis nur die Nordsee-Populationen des Schnäpels Coregonus maraena gemeint. Die Küstengewässer der Nordsee und das Wattenmeergebiet gehören zum ursprünglichen Lebensraum dieses Schnäpels, der auch in der Ostsee vorkommt und in deutschen Gewässern nur im Peene-Oder-Gebiet überlebt hat. Die natürlichen Populationen von Coregonus maraena in der deutschen Nordsee sind verschollen; allerdings ist unklar, ob sich die Schnäpelbestände in Schleswig-Holstein möglicherweise etabliert haben und unabhängig von Besatzmaßnahmen existieren (Freyhof 2009). Anfang der 1980er Jahre beschränkte sich das Vorkommen auf eine Population im dänischen Fluss Vidau (Berg et al. 1994). Seit 1987 werden in Deutschland Besatzmaßnahmen im Unterlauf der Treene mit Tieren aus der Vidau durchgeführt (Jäger 1999). Zur Zeit ist aber noch keine natürliche Reproduktion nachgewiesen.

Lebensraum

Die Küstengewässer der Nordsee und das Wattenmeergebiet stellen die Lebensräume des Schnäpels dar. Als wandernde Fischart zieht er zum Laichen die Flüsse hinauf (Grøn 1987, Ribe Amt, Sønderjyllands Amt and Danmarks Fiskeriundersøgelser 1998, Hansen 2010).

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Der Schnäpel lebt in den Küstengewässern der Nordsee und steigt zum Laichen in die Unterläufe größere naturnaher Flüsse auf, die sowohl Kies- und Sandbänke als auch angebundene Nebengewässer (Altarme) aufweisen (Hansen 2006). Er kommt auch in tiefen, nährstoffarmen Seen (oligo- bis mesotroph) vor (Kottelat & Freyhof 2007).

Die Nahrung der Larven und Jungfische besteht zunächst aus tierischem Plankton. Die ausgewachsenen Schnäpel ernähren sich von Kleinlebewesen wie Flohkrebsen und Jungfischen (Thienemann 1922, Redeke 1934, Jäger 1999).

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Der Schnäpel steigt vor allem im Herbst und Winter zum Laichen in die Flüsse auf (Berg et al. 1994, Scheffel 1999). Die Eiablage erfolgt in einem Zeitraum von 2-3 Wochen vorwiegend im November und Dezember in Bereichen mit starker Strömung, wobei die klebrigen Eier sich an Kies, Steinen oder Wasserpflanzen anheften. Die Jungfische, die von Februar bis März schlüpfen, halten sich in Stillgewässerbereichen (z.B. angebundene Nebengewässer, Flutmulden) auf, um dann von April bis Mai ins Wattenmeer abzuwandern (Hansen 2006). 

Der Rückgang des Schnäpels in der Nordsee und in Deutschland ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Während des Aufenthalts im Meer gelangt er in die Netze der Berufsfischerei, der Aufstieg zu den Laichplätzen wird durch Wehre und Dämme verhindert, durch Feinsedimenteintrag werden die Laichplätze und Brutstätten vernichtet, zudem stellte die Gewässerverschmutzung, mit den einhergehenden Sauerstoffdefiziten und Schadstoffbelastungen für die Art ein Problem dar, da dadurch die Eientwicklung beeinträchtigt wurde. Die Verbesserung der Wasserqualität in den letzten Jahren ermöglicht dem Schnäpel wieder eine erfolgreiche Reproduktion, wie Belege aus Nordrhein-Westfalen zeigen (MUNLV 2006)

Gefährdung

Allgemeine Gefährdungsursachen

  • Gewässerverschmutzung
  • Dämme und Wehre, die in den Flüssen den Zugang zu den Laichgründen verhindern und durch eine Veränderung der Fließgeschwindigkeiten zur Verschlammung der Laichplätze führen
  • Veränderung von Lauf und Struktur der Fließgewässer und damit einhergehende Abtrennung von Stillgewässerlebensräumen, die dem Schnäpel als Kinderstube dienen (Hansen 2006)
  • Netze und Reusen der Wattenmeerfischerei (Beifang)
  • Feinsedimenteintrag, der zur Vernichtung von Laichplätzen und Brutstätten führt
  • Durch die Regulierung der Flüsse infolge des Ausbaggerns der Sand- und Kiesbänke werden die Laichplätze des Schnäpels vernichtet.

Erhaltungsmaßnahmen

Allgemeine Maßnahmen

  • Verbesserung der Wasserqualität
  • Verbesserung der Durchgängigkeit der Laichgewässer
  • Durchführung von Revitalisierungsmaßnahmen
  • Vernetzung potenzieller Aufwuchsgewässer mit dem Hauptstrom
  • Nachhaltiges fischereiliches Management zur Verminderung des Nordseeschnäpels als Beifang
  • Verminderung von Feinsedimenteintrag

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Dr. J. Freyhof
Leibnitzinstitut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Müggelseedamm 310
12587 Berlin

Autoren

Egbert Korte & Elisabeth Heigl
Büro für fisch- und gewässerökologische Studien
Plattenhof
64560 Riedstadt

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