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Bundesamt für Naturschutz

Dryomys nitedula - Baumschläfer

Geschützt nach
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1342
Artengruppierung
Sonstige Säugetiere
Status Rote Liste Deutschland
(Meinig et al. 2020): R (Durch extreme Seltenheit gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Temple & Terry 2007): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
(Meinig et al. 2020): Allgemeine Verantwortlichkeit

Beschreibung

Der Schläfer mit der Maske

Der Baumschläfer ist die seltenste Schläferart Deutschlands. Gesicherte Nachweise der Art liegen nur aus den Tälern von Isar und Inn in Bayern vor. Die letzten Nachweise stammen aus dem Zeitraum 1976-1987. Aufgrund seiner extremen Seltenheit gilt der Baumschläfer in Deutschland als gefährdete Art.
Die kleinen, in ihrer Körperform an ein Eichhörnchen erinnernden Tiere erreichen ungefähr die Größe einer Waldmaus. Baumschläfer sind geschickte Kletterer, sie leben in Wäldern mit dichtem Unterholz. Der größte Teil ihrer Nahrung besteht aus Insekten, daneben werden auch Knospen, Blätter und ölhaltige Samen gefressen.

Der nachtaktive Baumschläfer ist gut an seiner schwarzen Gesichtsmaske zu erkennen. Auf hellbraunem bis grauem Grund zieht sie sich von den Augen bis zum Vorderrand der Ohren. Ein weiteres deutliches Erkennungsmerkmal der Art ist der einfarbige buschige Schwanz, der etwas grauer als der Rücken ist.

Daten zur Ökologie des Baumschläfers in Deutschland beschränken sich auf die Kenntnis seiner Vorkommensgebiete, ihrer Höhenlage und Pflanzenartenzusammensetzung, weitere Angaben liegen nicht vor. Der Baumschläfer wurde in Bayern in Höhen zwischen 600 und 1.400 m ü. NN (Faltin 1988) in unterholzreichen Wäldern mit Eberesche, Zitterpappel, Haselnuss und Wildkirschen nachgewiesen. Trockene Kiefernwälder hingegen werden gemieden (Schedl 1968). Die nächstgelegenen Vorkommen, zu denen darüber hinaus gehende Angaben vorliegen, befinden sich in Tschechien und Österreich (Gaisler et al. 1977, Spitzenberger 2001). Dort tritt der Baumschläfer hauptsächlich in Fichten-Buchenwäldern und Fichtenhochwäldern auf. Auffällig bei der Beschreibung der mitteleuropäischen Lebensräume ist die übereinstimmende Aussage, dass eine starke Bindung an unterwuchsreiche, feuchte und kühle Lebensräume besteht (z.B. Spitzenberger 2001, Tester & Müller 2000). Tester & Müller (2000) vermuten für einige Gebiete einen Zusammenhang zwischen Maßnahmen, die zu einer Veränderung im Wasserregime durch Trockenlegung geführt haben und dem Rückgang des Baumschläfers.

Die Nahrung des Baumschläfers besteht zum überwiegenden Teil aus Insekten, daneben werden auch Samen, Knospen und Blätter gefressen, gelegentlich auch die Nestlinge von Höhlenbrütern (Storch 1978, Angermann 1963). Im Freiland wurde ein Höchstalter von mindestens vier Jahren festgestellt (Gaisler et al. 1977).

Lebensraum

Der Baumschläfer lebt ausschließlich in Wäldern. In seinem großen, bis weit nach Asien reichenden Verbreitungsgebiet, wird eine Vielzahl von Waldtypen besiedelt. Nur trockene, unterholzarme Kiefernwälder werden gemieden (Schedl 1968). In den Ostalpen wurde der Baumschläfer in feuchten, unterholzreichen Fichten- und Fichten-Buchenwäldern nachgewiesen (Spitzenberger 2001). Das einzige noch bestehende Vorkommen in der Schweiz liegt in einem nordexponierten Bachtal. Die Tiere wurden dort in einem bachbegleitenden Gehölz festgestellt, das sich aus Grauerlen, Traubenkirschen, Waldreben und anderen Gebüscharten zusammensetzt (Tester & Müller 2000).

Fortpflanzung/Biologie

Der Baumschläfer verbringt den Winter von Oktober bis April im Winterschlaf. Hierzu graben sich die Tiere Erdhöhlen bis in 40-60 cm Tiefe (Schlott 1941). Nach dem Winterschlaf beginnt die Paarungszeit, die bis Juni andauert. Zwischen Juni und Juli werden 2-6 Junge geboren (Gaisler et al. 1977), die sich nach einem Monat selbständig ernähren können, aber häufig noch bis zum Herbst bei der Mutter verbleiben. Den Sommer verbringen Baumschläfer überwiegend in selbst gebauten, freistehenden kugelförmigen Nestern aus Blättern und Zweigen, daneben werden auch alte Vogelnester, Baumhöhlen und Nistkästen als Unterschlupf genutzt. Teilweise dringen die Tiere auch in Gebäude ein. Durchforstungsmaßnahmen während des Winters mit schwerem Gerät können den Baumschläfer in seinem Winterquartier gefährden. Das Entfernen forstwirtschaftlich wertloser Gebüsch- und Schwachholzbestände verringert die Nahrungsgrundlage und das Angebot nutzbarer Neststandorte.

Lokale Population

Die Abgrenzung lokaler Populationen des Baumschläfers ist auf Grundlage der vorliegenden spärlichen Untersuchungen sehr schwierig. Angaben zum Aktionsradius einzelner Tiere oder zum Ansiedlungsverhalten der Jungtiere nach dem Selbständigwerden liegen nicht vor. Näherungsweise können bei bekannten Vorkommen dicht mit Unterholz durchsetzte, feuchte, vorzugsweise nordexponierte Waldbestände als Lebensraum der Art und damit als lokale Population abgegrenzt werden.

Gefährdung

Der Baumschläfer ist unter anderem gefährdet durch forstliche Maßnahmen wie großflächigem Einschlag und Durchforstungsmaßnahmen, bei denen das Unterholz entfernt wird.

Forstwirtschaft

  • Durchforstungsmaßnahmen, bei denen die Strauchschicht entfernt wird (Verlust von vielfältigen Lebensraumelementen z.B. durch Entfernung von Unterholz oder Minderung der Gehölzartenvielfalt)
  • Lebensraumverlust durch Rodung von Wäldern
  • Ausräumen der Wälder zur Energieholznutzung (Schreddern von Kronenholz, Schwachholz)
  • Zu starker Verbiss der Strauchschicht (hohe Schalenwilddichte)
  • Entnahme von Bäumen mit Baumhöhlen
  • Mulchen von Jungwaldbeständen
  • Bewirtschaftung als Dauerwald ohne das Zulassen früher Bewaldungsstadien auf kleinflächigen Lichtungen mit artenreichem Gebüschbewuchs (fehlende Strauchschicht)
  • Einsatz von großen Forsttechnikgeräten besonders in Wintermonaten, wenn sich Winterschlafplätze in der Laub-/Streuschicht am Waldboden befinden

Sonstige

  • Lebensraumverlust und Zerschneidung von Lebensräumen durch Straßenbau, Bau von Siedlungen und Gewerbegebieten
  • Eingriffe in das Wasserregime der Oberläufe kleiner Bäche und Flüsse
  • Alle Maßnahmen die zu einer Veränderung kleinklimatischer Bedingungen führen können, insbesondere zunehmende Trockenheit
  • Konkurrenz durch Gartenschläfer
  • Durch die zu erwartende Klimaveränderung (Erhöhung der Durchschnittstemperatur, lokale Verringerung der Niederschlagsmengen) werden die wenigen Vorkommen der Art in Deutschland möglicherweise gefährdet.

Erhaltungsmaßnahmen

  • Zusätzlich können vorübergehend als ergänzende technische Maßnahme in Wirtschaftswäldern Nistkästen zur Lebensraumerhaltung/-schaffung angebracht werden

Erhaltungszustand

Alpine Region: unbekannt

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsmöglichkeit der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Sven Büchner
Ortsstr. 174
02829 Markersdorf, OT Friedersdorf

Dr. Richard Kraft
Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstr. 21
81247 München

Autoren

Holger Meinig, Sven Büchner, Dr. Jürg Paul Müller

Unter Mitarbeit von

Karola Gießelmann, Matthias Simon

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