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Bundesamt für Naturschutz

Gymnocephalus baloni - Donau-Kaulbarsch

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
2555
Artengruppierung
Fische und Rundmäuler
Status Rote Liste Deutschland
(Freyhof 2009): * (Ungefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Freyhof & Brooks 2011): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Verborgen lebender Fisch

Der Donau-Kaulbarsch kommt im Gewässersystem der Donau sowie der osteuropäischen Flüsse Dnjestr und Dnjepr vor. Er galt lange Zeit als Kreuzung zwischen Flussbarsch und Kaulbarsch, erst 1974 wurde er als eigene Art entdeckt und beschrieben (Holčík & Hensel 1974). Auch seine versteckte Lebensweise führt dazu, dass über ihn nicht viel bekannt ist.
Es handelt sich um eine strömungsliebende Art, die jedoch zur Fortpflanzung auf strömungsberuhigte Nebengewässer angewiesen ist.

Merkmale des Donau-Kaulbarschs

Der Donau-Kaulbarsch ähnelt dem Gemeinen Kaulbarsch, ist aber an 4-6 Querbändern zwischen unregelmäßigen Flecken zu erkennen. Der Donau-Kaulbarsch ist  bis 13 cm lang.

Verbreitung

In der EU kommt die Art nur in der Donau und einigen Nebenflüssen vor, wobei die exakte Verbreitung noch unbekannt ist. In Deutschland besiedelt der Donau-Kaulbarsch Abschnitte der Donau (bei Vilshofen) und deren unmittelbaren Nebenflüssen inklusive der Uferbereiche. I. d. R. ist Unterwasservegetation vorhanden.

Lebensraum

Der Donau-Kaulbarsch ist eine strömungsliebende Art, die die Brachsen- und Barbenregion besiedelt (Steinmann & Vischer-Leopold 2006). Besonders zur Laichzeit ist er in Nebengewässern und Altarmen anzutreffen (Spindler 1997), die eine reiche Gliederung an Lebensraumelementen wie Totholz, Wasserpflanzen und variierende Strömungsgeschwindigkeiten aufweisen (Siligato 1999). In fließendem Wasser benötigt er Versteckplätze, wie Baumstämme (Specziár & Vida 1995) sowie vermutlich auch untergetauchte Pflanzen (Bohl et al. 2003).

Fortpflanzung/Biologie

Von April bis Mai wandern die laichbereiten Tiere in die Nebengewässer ein. Reich strukturierte Nebenarmabschnitte mit variierenden Strömungsgeschwindigkeiten stellen das bevorzugte Laichhabitat dar. Die Eier werden oberflächlich auf Stein und Kies abgelegt. Zuckmückenlarven- und puppen stellen die Hauptnahrung dar.

Ökologie der Art

Der Donau-Kaulbarsch gilt als strömungsliebende Art, hält sich aber während der Fortpflanzungszeit in ruhigen Nebengewässern und Altarmen auf (Spindler 1997). Er ernährt sich vor allem von kleinen bodenlebenden Wirbellosen, wobei die Zusammensetzung im Jahreslauf stark variiert, Zuckmückenlarven und –puppen machen jedoch den Hauptbestandteil aus (Specziár & Vida 1995).

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Die Männchen pflanzen sich erstmals mit 1-2 Jahren, die Weibchen mit 2-3 Jahren fort (Kottelat & Freyhof 2007). Mit Ausnahme der Paarungszeit sind die Donau-Kaulbarsche Einzelgänger (Specziár & Vida 1995). Von April bis Mai wandern die Meisten der Tiere in die Nebengewässer um dort abzulaichen. Hierbei handelt es sich überwiegend um Altarme, wobei nach Siligato (1998) reich gegliederte Abschnitte mit variierenden Strömungsgeschwindigkeiten bevorzugt werden. Dort legen sie die Eier an der Oberfläche von Steinen und Kies ab (Spindler 1997).

Auswirkungen von Landnutzungsaktivitäten und damit einhergehende bedeutende Gefährdungsursachen sind für den Donau-Kaulbarsch nicht bekannt. Möglicherweise wirken sich Abtrennung und Zerstörung von Altwässern negativ auf ihn aus, da seine Laichgebiete verloren gehen, wie auch durch den Bau von Staustufen und Fließgewässerbegradigung die benötigte Strömung nicht mehr vorhanden ist (Jurajda & Černý 1997, Lelek 1987).

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Da über den Donau-Kaulbarsch nur wenig bekannt ist, und sich die aktuelle Datenlage als unzureichend erweist (Freyhof & Kottelat 2008), ist die Abgrenzung der lokalen Population zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Großräumig lässt sich sagen, dass der Donau-Kaulbarsch nur in der mittleren und unteren Donau und im Mittel- und Unterlauf einiger ihrer Zuflüsse (Holčík & Hensel 1974, Ladiges & Vogt 1978, Lelek 1987) sowie in den Flüssen Dnjestr und Dnjepr vorkommt. Zum Ablaichen wandert er aus dem Hauptstrom in die strömungsberuhigten Nebengewässer ein (Siligato 1998, Specziar & Vida 1995). Die Entwicklung der Population ist unbekannt (Freyhof & Kottelat 2008).

Gefährdung

Als Gefahr werden Veränderungen wie z. B. Dammbau und Fließgewässerbegradigung vermutet. Auch die Trennung der Altwässer vom Hauptstrom wirkt sich wahrscheinlich negativ aus, da dadurch potenzielle Laichgebiete nicht mehr erreicht werden können.

Gefährdungsursachen

Der Donau-Kaulbarsch ist weit verbreitet und als ungefährdet eingestuft. Bedeutende Gefährdungsursachen sind nicht bekannt (Freyhof & Kottelat 2008). Dennoch wird durch die Abtrennung und Zerstörung von Altwässern der Zugang zu den Laichplätzen zerstört, die von essenzieller Bedeutung für die Fortpflanzung sind. Weiterhin ist die Art in Deutschland durch den Bau von Staustufen und den daraus resultierenden Lebensraumverlust gefährdet.

Sonstige

  • Änderung der Strömungsverhältnisse durch Querbauwerke und Fließgewässerbegradigung
  • Veränderung von Lauf und Struktur der Fließgewässer

Schutz

Da die Gefährdungsursachen derzeit nahezu unbekannt sind, können keine Maßnahmen zum Schutz der Art vorgeschlagen werden. Generell sollten die Fließgewässer durchgängig passierbar sein. Auch geeignete Altarme sollten als potenzielle Laichgebiete an den Strom angebunden werden.

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population des Donau-Kaulbarschs

Der Donau-Kaulbarsch ist eine weit verbreitete Art, für die keine bedeutenden Gefährdungsursachen bekannt sind und somit auch keine notwendigen Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Dennoch sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Erhaltung und Wiederanbindung von Altwässern
  • Förderung des Fließgewässercharakters mit einhergehender hoher Strömungsvielfalt und einem Mosaik verschiedener Lebensraumelemente wie Kehrwasser, Seitenbuchten, schwach überströmte Kiesbänke etc.

Erhaltungszustand

  • Kontinentale Region: ungünstig - unzureichend

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsmöglichkeit der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+

Projekte im Internet

  • Projektseite des LIFE-Natur-Projektes „Hang- und Schluchtwälder im oberen Donautal“, eine deutsch-österreichische Kooperation, bei der unter anderem der Donau-Kaulbarsch gefördert wird.

Literaturhinweise

verändert nach:
Steinmann, I. und Vischer-Leopold, M. (2005): Gymnocephalus baloni (Holèik & Hensel, 1974). In: Petersen, B. und Ellwanger, G. (Bearb.): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 3: Arten der EU-Osterweiterung. - Bonn-Bad Godesberg (Landwirtschaftsverlag) - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69(3)

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Dr. J. Freyhof
Leibnitzinstitut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Müggelseedamm 310
12587 Berlin

Autoren

Egbert Korte & Elisabeth Heigl
Büro für fisch- und gewässerökologische Studien
Plattenhof
64560 Riedstadt

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